Holzgewindeschneider *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Jürgen zur Horst

Re: Theoretisch hat Andreas recht,

Beitrag von Jürgen zur Horst »


Hallo,

einen Gewindeschneider aus dem Metallbereich zu verwenden kann ich nicht empfehlen. Die Gewindetiefe und die Steigung sind für Holz nicht geeignet. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man ein Gewinde, das mit einem Metallwerkzeug erstellt wurde genauso belasten kann wie eines das mit einem speziellen Holzgewindewerkzeug erstellt wurde. Unter 1/2 Zoll würde ich nicht mehr mit Holzgewinde arbeiten.

Bei Metallgewindeschneidern wird die endgültige Gewindetiefe in mehreren Schneidvorgängen hergestellt. Beim Bohrer gibt es meistens drei Exemplare, die man nacheinander benutzt. Der Metallgewindeschneider schneidet in einem Arbeitsgang das Gewinde immer tiefer. Man muß die ersten Umdrehungen genau führen und gleichmäßigen Druck ausüben damit der Gewindeschneider weiter voran arbeitet.

Anders der Holzgewindeschneider. Das Gewinde wird mit einem Schnitt gemacht. Der Rest ist nur Führung in dem bereits fertigen Gewinde. Der Schneider zieht sich alleine weiter. Ich arbeite ohne Führungsdruck und ohne dass ich zusätzlichen Vorschub ausübe. Auf der Webseite von Berthold Cremer kannst Du die zwei unterschiedliche Werkzeuge in Arbeit sehen. Das bayrische Konkurenzprodukt aus Holz kenne und habe ich. Der Schneider ist ok, der Gewindebohrer ist eher mittelmäßig. Da macht mir das Werkzeug des Hausherren einen besseren Eindruck. Ich kann Dir gerne ein Stück geschnittenes Gewinde mit einer Mutter schicken, dann kannst Du Dir einen Eindruck verschaffen.

Mich würde Deine Konstruktion interessieren.

Tschüß Jürgen


Timo
Beiträge: 250
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Theoretisch hat Andreas recht,

Beitrag von Timo »


Hallo,

im Metallbereich gibt es auch sogenannte Maschinengewindebohrer, bei denen man nur ein Schneidwerkzeug braucht. Ich verwende die auch zum Gewindebohren per Hand. Habs in Holz nicht probiert, keine Anwendung für Holzgewinde bisher. Könnte mir jedoch vorstellen das es gut geht.

Gruß
Timo


Christian Meseberg
Beiträge: 177
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: OT

Beitrag von Christian Meseberg »

[In Antwort auf #113597]
Hallo Gerard,

leider kann ich den Link mit dem Bild vom Bett nicht öffnen. Ich kann mir die Konstruktion nicht vorstellen, welche Du da vor Augen hast. Wie die Sache mit den Holzschrauben angelegt ist, würde ich gerne im Bild sehen.

Beste Grüße

Christian



CONGER - The Irish diaspora in Munich
Beiträge: 458
Registriert: Mo 2. Feb 2015, 16:15

Re: OT *MIT BILD*

Beitrag von CONGER - The Irish diaspora in Munich »


Hi Christian... noch habe kein Entwurf fuer mein Bett... nur die Ueberlegung das ich Metallfreie Verbindungen machen kann mit 'Holzschrauben'... Entwurf kommt noch... -gerard- der Morgen ein Guinness in Dublin geniessen will! Slainte!



Christian Meseberg
Beiträge: 177
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: OT

Beitrag von Christian Meseberg »


Hi Gerard,

zu dem Guinnes den besten Hochgenuss. Vielleicht kommen dabei zündende Ideen.

Ich kann mir vorstellen, dass die Holzschrauben zur Sicherung von Zapfen oder Verblattungen eingesetzt werden können, wenn die Verbindung lösbar sein muss. Das ist für ein Bett notwendig, wenn es nach dem ersten Ausftellen noch einmal transportiert werden soll. Die eigentliche Statik gibt die Holzverbindung.

Die Bioconnect von Uwe sind dabei wohl eine durchaus überlegenswerte Alternative.
@ Uwe, können die Verbindungen Zugbelastungen aufnehmen, ohne dass die Schwalben ausbrechen? Ich habe sowas hier zu ersten mal gesehen, finde es sehr innovativ.

Beste Grüße

Christian



Christian Aufreiter
Beiträge: 2209
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Eine "ehrliche" Antwort ...

Beitrag von Christian Aufreiter »

[In Antwort auf #113608]
Sehr gerne hätte ich einen Gewindeschneider für Holz mit mindestens 50 mm Durchmesser. Dann würde ich die Zangen der von mir geplanten Werk-/Hobelbank mit Spindeln aus Holz ausstatten.
Wenn ich ehrlich sein darf, die Preise für diese Werkzeuge sind doch einfach „abartig hoch“. Für meine Bank würde ich maximal vier Innen- und vier Außengewinde benötigen. Anschließend käme der Gewindeschneider vermutlich bestenfalls alle fünf Jahre einmal zum Einsatz – frei nach dem Motto: „Da ich ihn schon besitze, finde ich auch ‚irgendwie’ eine Arbeit, bei der ich ihn einsetzen kann.“
Der langen Rede kurzer Sinn, so „schön“ die von Dieter angebotenen Gewindeschneider sind, in Anbetracht der exorbitant hohen Preise wundert es mich überhaupt nicht, dass mit diesen Werkzeugen sichtlich noch keiner Erfahrungen sammeln konnte.

Einen schönen Abend wünscht

Christian



Dietrich
Beiträge: 4730
Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: Eine "ehrliche" Antwort ...

Beitrag von Dietrich »


Hallo Christian,

auch mir würden Holzgewinde-Werkzeuge gut gefallen:-)
Aber die Sichtweise kann auch ganz anders lauten:
"Gewindeschneidsätze,- des Drechslers liebste Werkzeuge.
Jeder Drechslerlehrling bekommt seine persönlichen Werkzeuge, deren pflegliche Behandlung ihm immerzu nahegelegt wird.
Jede Drechslerwerkstatt hat aber auch Werkzeuge die gemeinschaftlich genutzt werden. Nie aber gar nimmer und nie sind Gewindeschneidsätze offen herumliegende Werkzeuge wie etwa Lünette oder das Pinolenbohrfutter.
Schneller als man gucken kann hat sie der Meister wieder in seine Schublade gelegt,- es weht ein eigenartiges Flair um diese Gewindewerkzeuge.
Seine Ausstrahlung des Echten, Grundsoliden und Altbewährten bekommt ein gut gebautes Spinnrad vom Drechselmeister nicht zuletzt durch die präzise funktionierenden, an den Schnittkanten glänzenden, scharfkantig geschnittenen Holzgewindespindeln für die Riemenspannung und die Spindelstockklemmung. Nicht zuletzt diese Holzgewindespindeln machen den Charme aus, den ein Spinnrad unter den flinken Händen einer Spinnerin ausstrahlt.
Jeder Hobbydrechsler von echtem Schrot und Korn wünscht sich deshalb, wenn er seine Drechselbank und seine Drehröhren und den Drehmeißel beherrscht, als erstes der wertvollen Spezialwerkzeuge Gewindeschneidsätze damit er planen und konstruieren kann, Gestalten, Entwerfen, Konzipieren.
Denn einmal im Leben will jeder Hobbydrechsler ein Spinnrad bauen. Beweis seines gestalterischen und technischen Könnens.- Inbegriff der Drechselkunst.
Und es ist für einen Drechsler der alten Schule ein grausamer Anblick, ein sonst gut gebautes Spinnrad mit Stahlgewindespindeln aus dem Baumarkt ausgerüstet zu sehen,............"
(Auszug aus dem Jahrbuch des Drechselns 1997 des Drechselzentrums Essen)

Gruß Dietrich
/dem dieser Text sehr gut gefällt,- man muss sie eigentlich irgendwann haben:-)



reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Eine "ehrliche" Antwort ...

Beitrag von reinhold »


hallo Dietrich,
weisst Du, dass das Drechslerzentrum Essen seit ein paar Wochen nicht mehr existiert ?

Gruss
reinhold


Andreas Winkler
Beiträge: 1137
Registriert: Di 30. Nov 2021, 19:21

Re: Eine "ehrliche" Antwort ...

Beitrag von Andreas Winkler »

[In Antwort auf #113623]
Hallo Christian,

muß zugegeben, Du hast einerseits recht - die Gewindeschneidwerkzeuge sind sehr teuer. Jedoch ist des Hausherrn Preis immer noch günstig im Vergleich zu den Preisen von Kirschen und Famag. Und etwa vergelichbar mit denen eines Anbieters von Drechselwerkzeugen.
Denke aber (weiß es nicht, da noch nie damit gearbeitet !), daß man dafür ein Werkzeug in Spitzenqualität bekommt.
Vieleicht gibt´s in einem Drechslerforum Leute, die vergleichbare Erfahrungsberichte wie Reinhold (dem vielen Dank dafür) anbieten können.

Zum Einsatz von Metallgewindeschneidern in Holz :
wenn man zum Gewindeschneiden in Holz nur den Fertigschneider nimmt, müßte es doch gehen. Im Netz sieht man ja mitunter auch Nuthobel- und Zwingenspindeln aus Holz mit einem sehr feinen Gewinde, das stark an ein Metallgewinde erinnert.
Ob es die bis 50 mm gibt, weiß ich nicht. Wenn ja, werden die wohl ähnliches kosten, wie die angebotenen Holzgewindeschneider.
Schneidkluppen für Metallrohre gibt´s soweit ich weiß nur für Außengewinde, dafür aber sicher bis 2 Zoll. Vieleicht weiß ein Installateur mehr.

Gruß, Andreas



reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Alternativen (mein Senf)

Beitrag von reinhold »


hallo,

die Anwendung von Holzgewinden setzt genaue Planung des gesamten Projektes voraus, denn Innengewinde (Muttern) lassen sich nur in Querholz sinnvoll schneiden und Aussengewinde (Bolzen) nur in Längsholz. Ausserdem geht es nur mit bestimmten Hölzern.
Das Schneiden der Holzgewinde war noch nie einfach und ein gewisser Ausschuss musste auch früher schon einkalkuliert werden. Um die Kosten für den Ausschuss niedrig zu halten und um für das Gewinde ein geeignetes Holz zu verwenden (der Rest konnte dann anderes Holz sein), war es immer schon üblich, mit eingesetzten Gewindestäben (Aussengewinde) und Muttern (Innengewinde zu arbeiten. Ich rede selbstverständlich von Holzgewinden. Eingesetzte Gewinde sind also nicht unbedingt minderwertige Arbeit, sondern handwerklich in Ordnung und ein Beispiel für vernünftigen Umgang mit Holz.

Was heisst das?

Nun, es gibt mindestens einen österreichischen Versender, der hölzerne Gewindestäbe und Muttern anbietet. Und (fast) jeder Profi-Drechsler kann derartige Teile auf Bestellung nach Maß anfertigen. Die kosten natürlich ihren Preis.
Andererseits, wenn man die Kosten für verschiedene Durchmesser von Gewindebohrern, Gewindeschneidern und Kernlochbohrern rechnet, die Zeit betrachtet, die es dauert, den Umgang mit diesen Werkzeugen zu erlernen (ist nicht einfach!) und überlegt, wie oft man das einsetzt, dann ist für mich die richtige Lösung, Gewindeeinsätze zu kaufen und im Projekt zu integrieren.

Gruss
reinhold


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