eine Stosslade für kleine und eine für große Teile *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Friedrich Kollenrott
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eine Stosslade für kleine und eine für große Teile *MIT BILD*

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Ich habe mir zwei neue verbesserte Stoßladen gebaut und in Betrieb genommen. Auf den Bildern sieht man sie mit dem LN#9, das ist einerseits ein Luxusgegenstand, andererseits aber ein guter Hobel für diese Zwecke, aber es geht natürlich mit jedem Hobel, der eine plane, zur Sohle rechtwinklige Seitenfläche hat.

Oben: Stoßlade für kleinere Teile. Aus zwei Stücken Birke- Multiplex (19mm als Basis und 9mm draufgeleimt, das bildet die Führungskante). Die Stoßlade kann in der Vorderzange festgeklemmt werden.
Der Anschlag hinten (aus Hartholz, hier Ahorn weil ichs gerade da hatte) ist aufgeschraubt und justierbar: Die M6- Schloßschrauben stecken fest in der Grundplatte, der Anschlag hat aber 9mm- Löcher.
Die Führungskante muss etwas höher sein als der Abstand zwischen Eisen und Seitenfläche des Hobels, der Anschlag möglichst so hoch, dass der Hobel sich auch oben (mit dem Streifen Sohle neben dem Eisen) führt.
Die Gleitfläche, auf der Hobel läuft, ist wie die ganze Stoßlade mit Walnussöl behandelt. Gleitet gut, schmutzt aber sehr ein. Meine vorherige Stoßlade hatte da einen Belag aus Resopal. Der war glatt und blieb sauber, aber griff den eisernen Hobel an, das war nicht so schön.
Die Stoßlade (es ist meine dritte und bisher beste) funktioniert so sehr gut, die Genauigkeit darauf bearbeiteter Teile ist sicher besser als man das jemals braucht. Wichtig natürlich: Der Hobel muss sehr scharf sein, sonst nützt die ganze Stoßlade nichts.
Ich habe mir (auch aus Multiplex) eine aufsetzbare 45°- Führung gemacht, um Gehrungen hobeln zu können, aber noch nie benutzt.

Unten: Für eine aktuelle Fertigungsaufgabe (ganz einfache Küchen- Unterschränke aus billigem Leimholz) habe ich mir jetzt eine zweite Stoßlade für größere Teile gebaut. Die ist zweiteilig: Eine 750 mm lange Führungsschiene mit Anschlag (wieder verschraubt und justierbar), die in der Hinterzange festgeklemmt und hinten mit einer Schraubzwinge auf der Bankplatte gehalten wird. Dazu gehört eine separate zweite Werkstückauflage, auch mit Anschlag. Die wird je nach Werkstücklänge weiter links auf die Platte gesetzt und so justiert, dass ein exakter rechter Winkel gestoßen wird.

Beide Teile sind aus je zwei Streifen 9mm- Multiplex zusammengeleimt.

Damit kann ich nun Platten bis über 600 mm Breite müheloser und genauer auf Maß bringen. Zuerst wird eine Bezugskante mit der Raubank abgerichtet, dann die Länge mit der Handsäge vorgesägt (meine Tischkreissäge ist für so große Teile völlig ungeeignet)und zuletzt die Stirnseiten auf der Lade bestoßen und so das endgültige Maß hergestellt.

Es hilft.

Friedrich



Bernhard
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: eine Stosslade für kleine und eine für große T

Beitrag von Bernhard »


Hallo Friedrich,

gute Idee mit der zweiteiligen Stosslade für größere Teile. Sehr gut finde ich auch die "Führung" in der der LN #9 läuft. Ich finde übrigens, dieser Hobel ist kein Luxus, sondern ein ausgezeichnetes Weihnachtsgeschenk.....

Diesmal kommt der 9er auf Deinen Fotos besser zur Geltung.

Sag mal, mir fällt auf, Du hast keine Beilade, sehe ich das richtig?
Dann sehe ich noch Löcher in der Stosslade, haben die eine Funktion?

Gruß
Bernhard


Michael Formanek
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Re: eine Stosslade

Beitrag von Michael Formanek »


Hallo Friedrich,

nach langer arbeitsbedingter Forumsabstinenz freut es mich ganz besoners auf so einen anregenden Beitrag antworten zu können. Jetzt werde ich mir endlich auch einmal eine Stoßlade basteln [ich vermute mal, sie wird deiner sehr ähnlich werden ;-)]

Mich würde bei der Sache nur interessieren, wofür der Anschlag justierbar ist. Er kann ja doch nur sehr gering verstellt werden, wenn ich deiner Ausführung zur Konstruktion folgen konnte. Oder ist die Fixierung mittels Schrauben eher dazu gedacht, Anschläge mit anderen Winkeln montieren zu können??? Ich bitte um Aufklärung, sonst muss ich selbst zu lange darüber nachdenken ;-)

beste Grüße

Michael

ps: Bevor ichs vergesse: Die große "Stoßlade" finde ich eigentlich noch viel pfiffiger. Simpel aber funktional.



Andreas Winkler
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Registriert: Di 30. Nov 2021, 19:21

Re: eine Stosslade für kleine und eine für große T

Beitrag von Andreas Winkler »

[In Antwort auf #113038]
Hallo Friedrich,

herzlichen Glückwunsch zu dieser tollen Vorrichtung ! Und danke für die Bilder.
Überragend - die Idee mit der Stoßlade für die großen Platten. Hast Du schon ausprobiert, ob´s funktioniert ?

Gruß, Andreas



Marc Waldbillig
Beiträge: 1247
Registriert: So 6. Okt 2013, 21:41

Stosslade

Beitrag von Marc Waldbillig »

[In Antwort auf #113038]
Hallo Friedrich,

Deine Idee, den Anschlag hinten ein wenig korrigieren zu können mit Schlossschrauben und größeren Löcheren, find ich toll. Wir wissen alle, dass Stoßladen aus dem Winkel laufen mit der Zeit und dass es fast unmöglich ist, einen genauen rechten Winkel hinzubekommen. Ich frag mich allerdings, ob die Schrauben nicht eher nachgeben als eine Variante mit Holzschrauben und Leim. Egal, tolle Arbeit!

Gruß, Marc


Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Danke, danke! *MIT BILD*

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #113038]
schön, dass es Euch gefällt.

@ Bernhard: Nein, meine Hobelbank hat wirklich keine Beilade (Ulmia). Sehr praktisch. Ich fege die Späne einfach nach hinten über die Platte. Und die Löcher in der (kleineren ) Stosslade? Da sind Einschlagmuttern dahinter. Zwei waren dafür gedacht, die Stoßlade mit Schrauben (durch die Bankhakenlöcher) zu befestigen, hab ich aber noch nie gemacht, ist mit der Vorderzange viel praktischer.Und die dritte ist zum Festschrauben einer 45 Grad- Führung. Die hab ich schon gemacht, aber noch nie wirklich angewendet.

@ Michael: Es ist schon gut, wenn der Anschlag justierbar ist. Nur um wenige mm, ja. Ich habe den Winkel so ganz genau einstellen können. Und ich kann das Ding auch mal nachstellen, wenn man mit dem Hobel reingehackt hat und er muss etwas nachgearbeitet werden (die Hobelsohle muss wirklich praktisch ohne Spalt darüberlaufen). Es ist ja kein Mehraufwand mit der Verstellbarkeit. Zu dem 45°- Anschlag: Da kann ich Dir ein Bild schicken, ich bin noch nicht so begeistert von dem, vielleicht fällt Dir da was besseres ein.

@ Andreas: Ja, natürlich funktioniert das (s. Bild, eine 600mm breite Platte). Die Erkenntnis dazu: Kein mir bekanntes Hartholz strapaziert ein Hobeleisen so wie schlichtes Fichte- Hirnholz. Mit einem Keilwinkel von 35° kam es zu heftigen Verformungen an der Schneide, bei 40° geht es. Und das ist kein schlechtes Eisen (LN A2).

@ Marc: Doch, der Anschlag hält so, diese Konstruktion ist nicht neu sondern bewährt. Es ist bei der kleineren Stooßlade allerdings M8, nicht M6 wie ich versehentlich geschrieben hatte. Und ordentlich festgezogen.

Friedrich



Ottmar
Beiträge: 321
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re:Stosslade & Wallnussoel

Beitrag von Ottmar »

[In Antwort auf #113038]
Danke Friedrich.

Fuer deine Stossladen, Beschreibung und die Abbildungen, wie immer Spitze!

Zu deiner Entteuschung bezueglich Wallnussoel moechte ich folgendes Anmerken. Wie schon bekannt ist es ein sehr langsam trocknendes Oel. In der Oelmalerei wird es den Oelfarben zugemischt, so dass diese nicht so schnell trocknen, so dass bei Unterbrechungen weitergearbeitet werden kann und sich weniger Trockenrisse bilden.. Ich verwende Wallnussoel nur fuer Gegenstaende welche nicht gehandhabt werden, oder mit der Koerperwaerme in Beruehrung kommen. Bei hoelzernen Salatschuesseln und Schneidbrettchen, wende ich das Nussoel nach jeder Benutzung an, so dass diese immer appetitlich aussehen, da kommt es dann schon mal vor, dass sich Staub auf der Oberflaeche ansammelt, in Zeiten des Nichtgebrauches.

Ich verwende Wallnussoel auf Schnitzereien, es ergibt einen unscheinbaren Glanz so dass diese wie unbehandelt wirken und macht die Oberflaechen weniger Schmutzempfindlich.

Der geringe Film welcher sich bei Wallnussoel bildet, loest sich bei eine Waerme von > 60°/C an und mit einer milden Seifenlauge laesst sich der Film aufloesen.

Fuer einen solchen Zweck, wie in der Verwendung mit der Stosslade habe ich 40+ jaehrige gute Erfahrungen mit dem Mittel „Silbergleit“ gemacht, welches auf einer Wachsbasis besteht und nebenbei noch im geringen Umfang Rostschuetzend ist. .

Wuensche dir und den Forumsfreunden weiterhin viel Freude beim „Woodworken“

Mfg

Ottmar

PS Ich verwende hier Wallnussoel aus dem Reformhaus, dieses enthaelt vermutlich alle Stoffe die ausgepresst wurden, darunter befinden sich geringe Mengen an Schleimstoffen und Kernhuellenreste. Fuer den menschlichen Gebrauch von Vorteil jedoch nachteilig bei der Anwendung als finish. Ich stelle eine neue Flasche fuer einige Wochen auf das Fensterbrett meiner Werkstatt (Morgensonne), nach einiger Zeit bildet die obere Zone des Oeles einen Farbunterschied, diese Menge giesse ich vorsichtig ab oder entferne sie mit einer Pipette. Am Boden bildet sich meist ein Belag, durch vorsichtiges Abgiessen des darueber stehenden Oeles llasse ich diesen in der Flasche zurueck. Das so seperierte Oel fuelle ich in eine neue Flasche welche ich mit einem Kork verschliesse. Diesen Kork durchsteche ich mit 4-5 dicken Kanuelen von Spritzen, wie sie im Gesundheitswesen verwendet werden. Ich ueberzeuge mich dass die Kanuelen frei sind (Stahldraht) und stelle die Flasche mit dem Oel auf ein Fensterbrett welches vier bis fuenf Stunden taeglich Sonne hat (California). Fuer mehrere Monate, hin und wieder schuettele ich das Oel durch um zu verhindern dass sich in der Flasche ein Film bildet. . Ueber den Kanuelen habe ich einen Wattebausch angebracht, welcher den Staub abhaelt, jedoch den Luft/Sauerstoffzutritt nicht behindert. Damit erzeuge ich mein eigenes Standoel, welches auf Holz aufgebracht in ca vier Wochen trocknet. (Gefuehlsmaessig)

Von Windsor & Newton, kann ich ein so vorbehandeltes Oel 100 ml fertig kaufen, das kostet soviel wie eine Gallone (3,8Liter) aus dem Reformhaus



Rolf R.

Re: eine Stosslade für kleine und eine für große T

Beitrag von Rolf R. »

[In Antwort auf #113038]
Hallo Friedrich!

Wegen der Tatsache, dass ich auch mal wieder was mit Stossladen machen muss (aber derzeit wg. der leidigen Schulteroperation nicht kann!), bieten Deine Bilder schöne Ideen und eine Bestätigung.

Die Idee mit der verschiebbaren Unterlage für lange Werkstücke plus zusätzlichem Anschlag drauf ist blendend. Weit besser als das einfache Unterlegen eines passenden Stück Holzes. Nur - sollte sie nicht etwas länger sein? Und ich sehe, es war richtig, an der Rückseite meiner Hobelbank keine hohe Schürze anzubringen, so dass man leichter mit Zwingen spannen kann.

Da bleibt eine Frage: Wäre es nicht ideal, die Führungskante nur so hoch zu machen, wie das Hobeleisen von der Ecke entfernt sitzt? Oder wird das zu fragil?

Gruss

Rolf



Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: eine Stosslade für kleine und eine für große T

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Rolf,

mit dem, was evtl. etwas länger sein sollte, meinst Du die zweite Auflage mit dem kleinen Klotz drauf, nicht wahr? Die habe ich bewusst so kurz gemacht. So ist es eigentlich eine Dreipunktauflage für das Werkstück, das reicht. Und wenn man die Stosslade nicht braucht (für irgendwelche Arbeitsgänge zwischendurch) ist die Arbeitsfläche noch weitgehend frei, man braucht die Auflage nicht abzubauen (und hinterher neu zu justieren).
Die Höhe der Führungskante: Der Hobel hat einen Abstand von 6mm zwischen Seitenfläche und Eisen. Eine erste Version hatte wirklich eine Führung aus 6mm- Sperrholz. Ging gerade so, aber es blieb unten am Werkstück eine kleine ausgefranste Kante. Ich habe dann bei der zweiten 9mm Multiplex genommen (was ich gerade so kriegen konnte). Man verschenkt ein klein wenig Arbeitshöhe, aber ob man nun 51 oder 48 mm hohe Teile stoßen kann, ist wohl nur selten ein Thema. Vorteil: Hinten wo der Anschlagklotz aufgeschraubt wird, ist etwas mehr Fleisch für die Verschraubung (Senkungen für die Köpfe der Schlossschrauben), und die Schiene ist so auch etwas steifer.

Friedrich



Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

ach Ottmar,

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #113044]
wenn wir Dich nicht hätten! Es ist immer wieder erstaunlich, wozu Du was zu berichten weißt.

Ich werds mal probieren mit dem Silbergleit, danke für den Tip. Ich hatte schon mal Waxilit im Veresuch, das war völlig nutzlos, für meine (eisernen) Hobelsohlen bin ich wieder zur Stearinkerze zurückgekehrt.

Friedrich


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