geölt/gewachste oberflächen entfetten

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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rüdiger

geölt/gewachste oberflächen entfetten

Beitrag von rüdiger »


hallo,
da wir scheinbar immer werkeln müssen - auch wenn wir nicht wirklich wollen, wieder eine Frage, die uns beschäftigt:

Problem:Wir sind gerade dabei, unsere vor - 10,11 oder ?? - Jahren gewachsten/geölten Weichholzmöbel neu zu behandeln.
Um eine möglichst gelichmäßige Oberfläche zu erzielen, habe ich zuerst mit Waschbenzin versucht, Wachs/Öl zu entfernen.
Funktioniert teilweise, allerdings zeigen sich beim sanften Schleifen Wachsverklebungen am Papier. Dann wird weiter mit Benzin agiert - ein mühsamer Vorgang, den wir aus naheliegenden Gründen abkürzen möchten.

Wäre vielleicht Silikonenferner die rasche Lösung?

Da wir nun schon eher lustlos daran herumdoktern, vertraue ich auf die allumfassende Weisheit von Euch.

Danke Rüdiger


Ottmar
Beiträge: 321
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: geölt/gewachste oberflächen entfetten

Beitrag von Ottmar »


Hallo Ruediger,

Das Oel, falls es sich um ein trocknendes Oel wie Leinoel oder Tungoel handelt ist unloeslich durchgetrocknet*. Wachs laesst sich mit Testbenzin, erweichen und mechanisch abreiben, mit Papierhandtuechern und diese laufend wechseln.

Ich gehe folgendermassen vor, mit einem Pinsel oder "Foambrush" (Kunstoff am Stiel)trage ich Testbenzin (Terpentinersatz) auf lasse das kurz einwirken und reibe die so angefeuchtete Flaeche (nicht groeser wie DIN A4 auf einmal) mit Papierhandtuechern ab. An den Papierhandtuechern sehe ich ob noch Wachs abgeht. So lange dies der Fall ist wiederhole ich den Vorgang. Es ist sehr Zeitraubend, egal ob du oder ich dies ausfuehren.

Das ganze liegt in der Natur des Wachses, es laesst sich mit Loesungsmitteln in eine Form bringen welche es ermoeglicht dass Wachs duenn aufzutragen. Ist das Loesungsmittel verdunstet bleibt das unveraenderte Wachs auf der Oberflaeche haften. Jeh mehr Wachs aufgetragen wurde umso laenger dauert es diese wieder zu entfernen.

Die Anwendung von Schmirgelpapier bewirkt, dass sich das Wachs an diesem anlagert, wenn nun durch Druckeinwirkung Waerme erzeugt wird loest es sich wieder, an einer kaelteren Stelle der Oberflaeche haftet es wieder, mit anderen Worte wird nur hin und her geschoben.

Hier in California wird in der Atolackiererbranche ein Silikon/Wachsentferner angeboten, welcher auf der nichtsaugenden Oberflaeche des Bleches, das Wachs leichter entfernen laesst. Auf Moebeln angewandt konnte ich keine wirklichen Unterschiede zu Testbenzin feststellen.

In einem anderen Forum las ich vor einiger Zeit, dass die Firma Trip Trap** einen Wachsentferner liefert.

Der Zauberstab, mit welchem sich beim draufklopfen auf die Oberflaeche, das Wachs in nichts aufloest, ist soweit ich informiert bin, noch nicht erfunden worden.

* Leinoel und Tungoel (Mischungen und industrielle Produkte daraus eingeschlossen) bilden einen Film welcher unloeslich ist. Ein neuer Oelauftrag haftet/verbindet sich mit dem gebildeten Film, loest diesen weder an noch auf.

** aus dem Gedaechtnis (stimmt nicht immer)

Das ganze hoert sich schwieriger an als es in der Praxis ist. Das Wichtigste dabei ist nicht die Geduld zu verlieren. Wenn ich bei einem solchen Vorhaben auf dem Falschen Weg bin, kann ich noch so schnell Rennen, ich bin nur frueher am falschen Ort.

Wuensche viel Geduld und Erfolg.

mfg

Ottmar

PS: Falls die Moebeloberflaechen nicht stark beschaedigt sind, reibe ich diese nur mit Testbenzin ab und trage eine neue Schicht Wachs auf, da erspart sich die Arbeit den alten Wachsueberzug restlos zu entfernen.

PPS: falls Wachs entfernt werden muss, z. B. Kerzenunfall usw, arbeite ich mit einem Buegeleisen (auf niedrige Temperatur eingestellt ca 80 Grad/C) und Loeschpapier, durch die Waermewirkung loest sich das Wachs vom Untergrund und das Loeschpapier saugt es auf. Auch hier muss das Papier laufend gewechselt werden, sonst wird das Buegeleisen mit Wachs verunreinigt und erzeugt andere Fehler.



rüdiger

Re: geölt/gewachste oberflächen entfetten

Beitrag von rüdiger »


Lieber Ottmar,

wie immer sind erhellenden Beiträge ein hilfreicher Trost. Nun also doch die lange Methode. Wie gesagt, wir probierten es mit Waschbenzin, auf Terpentinersatz wäre ich zwar (weiß nicht warum, habe ich ja literweise) nichgt gekommen. Vielleicht auch daher, weil als vorrangiges Problem die Entfettung galt.

Zumal ja einige Wasserflecken das Gesamtbild verunzieren - und wir nun eigentlich nicht mehr wachsen wollen sondern mit einer Boraxlösung imprägnieren wollen. Damit haben wir nämlich hervorragende ERfahrungen gemacht: Bei Stühlen, die abgebeizt, geschliffen und dann mit eben dieser Substanz eingelassen wurden. Seit 10 Jahren Dauerbeanspruchung keine Schäden, und immer noch ein Glanz, der fast an "Schellack gewichst" erinnert.

Und da ich eben Flecken vermeiden möchte, muß vorher eben alles runter.
In diesem Sinne herzlichen Dank, jetzt wissen wir endlich, wie wir die Zeit totschlagen können.
mit bestem Gruß
Rüdiger



Georg
Beiträge: 1254
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: geölt/gewachste oberflächen entfetten

Beitrag von Georg »


Hallo Rüdiger,
Boraxlösung im Innenraum, da hätte ich erhebliche Bedenken. Borax wird ja nur als Imprägnierung gegen Schädlinge verwendet, nicht als Oberflächenbehandlung. Nach der Boraxbehandlung ist eine Behandlung mit Leinöl, Schellack o.ä nötig um das Borax zu fixieren. Bereits durch das Abwischen mit einem feuchten Lappen wird nämlch das Borax wieder angelöst.


rüdiger

Re: geölt/gewachste oberflächen entfetten

Beitrag von rüdiger »


Hallo Georg,

danke für Deinen Hinweis - wir haben allerdings vor rund 10 Jahren einige Stühle damit eingelassen (warum ausgerechnet damit, weiß ich nicht) aber sie sind noch immer glänzend und widerstandsfähig - und ebenso wasserresistent. Allerdings handelte es sich damals um ein Produkt der Fa Auro, was also noch enthalten ist,weiß ich natürlich nicht mehr.
Wir wollen jedenfalls von den üblichen LAcken abkommen, Wachsen aber eigentlich auch nicht mehr - vielleícht ergibt sich eine andere Alternative.
Jedenfalls besten Dank für Deinen Tipp,
Grüße
Rüdiger


Georg
Beiträge: 1254
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: geölt/gewachste oberflächen entfetten

Beitrag von Georg »


Hallo Rüdiger,
Ich habe mir mal das Technische Merkblatt von Auro für die Borsalzimprägnierung Nr.111 angesehen. Das Produkt ist nur für den Schutz des Holzes gegen Frasschädlinge vorgesehen. Er sollte immer mit einem fixierenden Überzug versehen werden vor allem bei Anwendung im Innenbereich.
Vielleicht melden sich ja noch einige Oberflächen-Experten, allen voran Ottmar, zu diesem Thema.
Was ich allerdings auf der Auro-Homepage noch gefunden habe, sind Vorstreichfarben für diverse Untergründe (auch Holz)welche auch Borate enthalten.Die enthalten aber alle auch noch Pigmente, meistens Titanweiß, so daß sie nur für deckende Anstriche geeignet sind.


rüdiger

Re: geölt/gewachste oberflächen entfetten

Beitrag von rüdiger »


Hallo Georg,

danke, aber ich verblöde auch allmählich: Zufällig habe ich noch nach der Dose gekramt, ein größerer Schluck ist noch drinnen. Nur: Es handelt sich dabei nicht um Auro, sondern um "Borax-Naturharzöl-Imprägnierung" der MArke "Natural" (Hersteller:Scherzenlehner Harze, in A-4060 Linz-Leonding)Und was nun wirklich der Wahrheit entspricht: der Anstrich hält noch tatsächlich. Und ausdrücklich für die Behandlung im Feuchtbereich wie Küche, Bad, etc - und außen geeignet.

Dumme MArkenverwechsling eben,...


Ottmar
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: geölt/gewachste oberflächen entfetten

Beitrag von Ottmar »


Hallo Forumsfreunde,

Unter der Boraxloesung, verstand ich Wasserschellack, wie schon angefuehrt ist eine Braxloesung allein kein Oberflaechenschutz.

Schellack laesst sich ausser in Alkohol auch in Wasser geloestem Borax aufloesen.

mfg

Ottmar



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