Alte Zimmertüren schallisolieren

[Dinu]

Hallo zusammen, unser 40jähriges Haus haben wir vor 5 Jahren bezogen. Dabei haben wir u.a. alle Zimmertüren und die Rahmen wunderschön neu gestrichen. Es zeigt sich nun aber, dass die Schallisolation nicht so doll ist. D.h. man hört jeweilen, was in den einzelnen Zimmern gemacht wird. Leider passen die heutigen Normtüren aufgrund der Dimensionen nicht auf die Türrahmen und beides ersetzen wollen wir nicht. Hat jemand Erfahrung damit, Zimmertüren nachträglich zu isolieren ? Macht dies Sinn ? Bringt es überhaupt etwas ? Welche Materialien sind zu verwenden ? Besten Dank für Eure Infos. Grüsse, Dinu

[Ottmar]

Hallo Dinu,

das starre Tuerblatt wirkt wie eine Membrane, der von einer Seite auftreffende Schall wird auf der anderen Seite in Schallschwingungen abgestrahlt. Du kannst einen einfachen Versuch machen. Falte eine Steppdecke, dass sie genau in die Tueroeffnung passt, mit einigen Steppstichen fixiere die Steppdecke, so dass sie die Form der Tueroeffnung beibehaelt. Befestige mit Reisszwecken die Steppdecke profesorisch an der Tueroberkante, auf der Seite auf welcher der Schall entsteht.

Je nach der dicke der Steppdecke ist eine Verminderung des Geraeuschpegels feststellbar falls die Tuere der einzige Uebertraeger des Schalles ist. Bei manchen Wandkonstruktionen koennen auch die Waende den Schall weiterleiten.

Die Verminderung des Schalles habe ich damit ermittelt, dass ich von einem Kassettenradio immer das gleiche Lied in Zimmerlautstaerke abspielte. Damit hatte ich eine einfache fuer meinen Zweck brauchbare Bezugslaermquelle.

Ich habe vor langer Zeit in einer Mitwohnung, Haus stand unter Denkmalschutz einschliesslich Tueren, das folgendermassen geloest. Im Schneiderfachhandel besorgte ich ein Fliess, das ist das Zeug, welches zum Wattieren von Bekleidung und als Fuellmaterial fur Kissen usw benutzt wird. Dies gab/gibt es in verschiedenen Staerken. Ich klebte ein ca 50 mm(?) Fliess auf eine Daemmplatte. Die Daemmplatte befestigte ich (Fliess gegen die Tuere) Mit 6 Naegeln auf der Tuere. Auf die Daemmplatte klebte ich mit Heissschmelzkleber Eierkartons (vom Konditor in meiner Naehe), Die Eierkarons uebezog ich mit duennerem Fliess, auch mit Schmelzkleber befestigt. Das Ganze habe ich mit Nessel bezogen. Bei ausgehaengter Tuere, den Nesselstoff an der Tuerober und Unterkante, sowie auf der Anschlagseite mit Klammern (Tacker), auf der Schlosseite, punktweise mit Schmelzkleber befestigt.

Es gibt auch professionelle Loesungen, egal wie diese ausgefuehrt werden, unterliegen auch diese den Naturgesetzen der Physik bezueglich Schallausbreitung.

Da die Schallenergie sich nicht vernichten laesst, kann diese nur damit verringert werden, dass sie sich in nicht schallreflektierenden Materialien totlaeuft (hoffentlich)!

Die Schalldaemmung muss oben, unten, links und rechts dicht anliegen, so dass kein Luftschall entweichen kann. Ich war ganz erstaunt wieviel Schall unter der abgenutzen Tueschwelle durch kam, mit dem Abdichten auch unten konnte ich das unterbinden.

Als Gedankenanstoss fuer dein Vorhaben.

mfg

Ottmar

[Marc Waldbillig]

Hallo Dinu,

Die Isolation unter der Türschwelle hilft manchmal schon ganz viel. Sie verbindet den Schallkörper mit dem Boden. Die Schallübertragung wird zwar nicht ganz unterbrochen, aber sie wird gedämpft, weil der Schallkörper mit dem Boden gekoppelt wird. Dazu wird die Schwelle genutet und eine Gummilippe eingeschraubt. Mit Hilfe eines einfachen Mechanismus' senkt sich die Gummilippe (wird auch Kältefeind genannt) beim Schließen und macht einen festen Kontakt mit dem Fußboden.

Wie viel das bringt müsstest du an einer Tür ausprobieren.

Ob man die Tür ausspritzen kann und ob das was bringt? Ich würd's probieren, denn dünne Deckblätter fungieren oft ungewünscht als Membranen.

Ich wünsch dir viel Glück bei deinem Vorhaben,

Marc

[Dirk Boehmer]

[In Antwort auf #112667]
Hallo,

auch bei modernen Tueren hat man das teilweise. Ich kenne das aus
eigener Erfahrung. Die Tueren sind neu, sitzen dicht im Rahmen und
trotzdem kommt viel Schall durch. Es liegt an dem Spalt zwischen
Tuer und Fussboden und an dem glatten Boden (Kork/Fliesen) auf beiden
Seiten.

Fuer sowas gibt es natuerlich Abhilfe, genannt Schallex. Es wird einfach eine
Nut in die untere Tuerkante gefraest und der Schallex dort eingesetzt. Er besteht
aus einer beweglichen Buerste, die auf den Boden drueckt, wenn die Tuer
geschlossen ist. Das wird durch 2 Pins, die durch den Tuerrahmen dann in
die Tuer gedrueckt werden und damit die Buerste auf den Boden druecken.

--
Dirk

[Heiko Rech]

Hallo,

im Prinzip dämmt man Schall am besten mit Masse, oder dadurch, dass der Schall sich totlaufen soll. Aber ich denke, das ist zum Nachrüsten nicht praktikabel, da es nicht ohne eingriff in die Optik geht.

Das beste wird wohl sein, die Türen so weit als möglich abzudichten. Dazu gehört auch eine umlaufende Dichtung, wenn noch nicht vorhanden. Diese gibt es z.B. von Tesa in verschiedenen Stärken und Farben.

Eine Bodendichtung ist auch eine gute Idee. Aber kein sog. Kältefeind. Das ist das falsche, du brauchst den erwähnten Schallex (siehe Link unten). Der Einbau erfordert aber eine Tischfräse oder eine Oberfräse mit entsprechendem Anschlag und Fräser.

Wenn du beides nicht hast, oder es dir nicht zutraust, geht zum nächsten Schreiner, der macht das mit Sicherheit auch.

Gruß

Heiko

[Dinu]

Hallo Ottmar, Marc, Dirk und Heiko: Besten Dank für Eure Tipps. Ich wünsche Euch ein schönes Weekend. Dinu

[Marc Waldbillig]

Hallo Heiko,

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Schallex und Kältefeind? Beide funktionieren identisch. Beide Male drückt eine Lippe gegen den Fußboden bei geschlossener Tür. Die Gummilippe in ihrer Konstruktionsart oder das Material?

Gruß, Marc

[Heiko Rech]

Hallo Marc,

ich kann dir den Unterschied nur aus der Sicht des Verarbeites schildern. Mit den physikalischen Unterschieden und deren Wirkung auf Schall und Kälte habe ich mich noch nie beschäftigt. Da verlasse ich mich auf den Hersteller:-)

Der Unterschied ligt laut Hersteller in den Gummiprofilen. so hat z.B. ein Schallex ein Profil, bei dem der Schall gebrochen wird, der Wind- Ex z.B. hat dies nicht. Im Prinzip könnte man einen Schallex als Windstopp einsetzen, wäre nur etwas teurer. Der Windex oder Kältefeind ist aber nicht darauf optimiert den Schall zu schlucken.

Gruß

Heiko