Naturstammhaus Außenanstrich???

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Häfner

Naturstammhaus Außenanstrich???

Beitrag von Häfner »


Würde gerne von Fachleuten mal Ihre Meinung wissen!
Bin stolzer Besitzer eines Naturstammhauses in Naturform NICHT gefräste Stämme, nur geschält. Ich möchte gerne das vergrauen verhindern aber nicht lasieren. Ich habe seit Jahren gute Erfahrung mit Leinölfirnis bei Außenholz gemacht. Taugt das auch in dieser Anwendung? Vielen Dank schon mal.


Ottmar
Beiträge: 321
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Naturstammhaus Außenanstrich???

Beitrag von Ottmar »


Hallo Haefner,

Ich habe sehr gute Erfahrungen mit Leinoelfinis ueber laengere Zeitraeume gemacht. Den Leinoelfirnis habe ich mit einem Pinsel und ueberkopf mit einem Ballen gut nass aufgetragen. Fuer den ersten Oelauftrag habe ich den Firnis im Wasserbad auf ca 50 bis 60°/C erwaermt, damit dringt der erste Auftrag tiefer ein. Ich beobachte beim ersten Auftrag die Flaeche und wo der Lfirnis aufgesaugt ist trage ich mehr auf bis eine gleichmaessig nass glaenzende Flaeche entsteht. Nach 30 bis 60 Minuten wische ich das ueberschuessige Oelab und lasse das mindestens 24 Stunden trocknen. Nun trage ich eine weitere Lage LFirnis auf und wische das ueberschuessige Oel nach 30 bis 60 Minuten ab. In deinem Fall wuerde ich einen oder zwei weitere Lagen Lfirnis auftragen.

Der Leinoelfirnis bildet in der Holzoberflaeche einen unloeslichen Film, welcher in der Lage ist normale Holzbewegungen mitzumachen ohne zu Reissen. Dieser Film ist unloeslich und damit wasserfest. Je nach der Witterungsbedingungen erhaelt ein Auffrischungsauftrag nach 2 bis 4 Jahren die Schutzwirkung.

Ich verwende grundsaetzlich keine Verduennung, denn damit erreiche ich kein tieferes Eindringen des Firnis, im Gegenteil, da der Leinoelfirnis durch Oxidation mit dem Sauerstoff der Luft von Aussen nach Innen trocknet, ist jedwelche Verduennung in diesm Prozess hinderlich.

Das vergrauen kommt meist durch An/Auflagerung von Schmutz aller Art. Diesen Schmutz habe ich mit dem Wasserschlauch von meinem mit Firnis behandelten Gartenhaus abgespritz. In meiner Nachbarschaft befanden sich Baeume/Streucher, deren Pollen (oder was auch immer) sich auf der Holzoberflaeche festsetzte und sich verfaerbte. Dieser Anflug lies sich mit Seifenlauge (100 Gramm Kernseife in einen Liter heises Wasser raspeln) leicht entfernen, gleich nach dem Ende der Bluetenzeit.

In deinem Fall wuerde ich die Oberflaeche der Staemme beobachten und in die sich evtl bildenden Risse Leinoelfirnis einbringen (nicht zuviel).

Wird Leinoelfirnis wie ein Farbanstrich dick auf die Oberflaeche gestrichen, verhaelt er sich genauso wie Farbe, je nach Witterung reisst die Oberflaeche und schaelt sich ab. In einem solchen Fall muss die lose Schicht abgeschliffen werden fuer einen Neuanstrich..

Als Gedankenanstoss fuer dein Vorhaben

mfg

Ottmar



Jörg Ed. Hartge
Beiträge: 270
Registriert: Do 14. Aug 2014, 06:02

Re: Naturstammhaus Außenanstrich???

Beitrag von Jörg Ed. Hartge »


Leinöl ist grundsätzlich gut, weil is die Wasseraufnahme bremst. Das Vergrauen des Holzes wird er aber nicht grundsätzlich verhindern.

Denn das entsteht nicht einfach durch Ablagerung von Schmutz, den man abwischen könnte, sondern ist eine komplexe Veränderung der Holzstruktur, bei dem die UV-Strahlung der Sonne (neben den anderen Witterungseinflüssen) ein wesentliche Rolle spielt.

Aus diesem Grunde sind "Wetterschutzanstriche" immer pigmentiert, je dunkler (lichtundurchlässiger) je besser.

Leinöl ist praktisch eine Klarlasur und wird an der strahlungsbedingten Holzveränderung nichts wesentliches ändern.

Aber versuch es mal von einer anderen Seite zu sehen: Holz ist ein lebender Werkstoff und kein Edelstahl. Bewitterte Holzbauteile können ihr Alter kaum verheimlichen - es bildet eine Patina, die ihren eigenen Reiz hat. Der Versuch, das jungfräuliche Erscheinungsbild konservieren zu wollen, scheitert in der Regel.

Ich nehme an, Dein Naturstamm-Haus entspricht irgendeiner traditionellen Bauweise (alpin, nordisch oder russisch?). Dann würde ich mich auch in der Oberflächenbehandlung an dem tradionellen Vorgehen orientieren. Das kann auch heißen: gar nichts machen.

Ansonsten würde ich auch zu einer Lasur auf Leinölbasis greifen, würde aber etwas dunkel pigmentiertes nehmen. Denn (lokale) Holzverfärbungen wirst Du nicht verhindern, schon allein wegen der Rissigkeit der Stämme. Bei dunkler Pigmentierung fallen lokal unterschiedliche Verfärbungen nicht weiter auf. Außerdem ergibt sich besagter UV-Schutz.

Grüße
Jörg


helmut hess
Beiträge: 339
Registriert: So 10. Mai 2015, 09:48
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Re: Naturstammhaus Außenanstrich???

Beitrag von helmut hess »

[In Antwort auf #112337]
Hi,
nach meiner meinung sollte ein naturstammhaus unbehandelt bleiben.
wichtiger als jeder anstrich ist ein vernuenftiger dachueberstand (den du ja sicher haben wirst) und ein natursteinsockel von mindestens 40 cm, so dass kein spritzwasser bei regen die unteren lagen permanent benetzt. bei richtiger wahl dieser massnahmen haelt dein haus mindestens 200 jahre ohne jeden anstrich.
und patina (sprich vergrauung) macht diese hauser erst richtig lebendig.
wenn dein haus auf einer betonplatte steht und die erste lage bis in bodennahe reicht, bekommst du sowieso probleme im unteren bereich, egal womit du da streichst und pinselst, weil jeder tropfen spritzwassen mikroben und pilzsporen hochschleudert...
mein haus steht auf 60cm granitsockel, ist unterlueftet, ueber 105 jahre alt und die balken sehen alle aus, wie vor 10 jahren eingebaut. allerdings ist mein haus von aussen verschalt mit panelbrettern und die sind landestypisch angestrichen (schwedisch gelb)

gruss
helmut



Martin Schwarz

Re: Naturstammhaus Außenanstrich???

Beitrag von Martin Schwarz »


Hallo Freunde,

angetan (verliebt) über ein Naturstammhaus habe ich kürzlich zugeschlagen und mir ein gebrauchtes Haus gekauft (ca. 3Jahre alt), da ich noch keinerlei Erfahrung bzg. der Pflege des Naturstammhauses habe, wollte ich mich bei Euch erkundigen, wo es entsprechende Literatur bzw. Internetlinks gibt, die Ihr empfehlen könnt.

Mit der Bitte um eine kurze Rückinfo.

Danke!

Grüße

Martin


Ottmar
Beiträge: 321
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Naturstammhaus Außenanstrich???

Beitrag von Ottmar »


Hallo Martin & Forumsfreunde,

Gratulation zu deinem neuen Haus.

Ich habe in einem vorhergehende Beitrag einige Gedanken dazu geaussert.

Aus meinen Erfahrungen moechte ich empfehlen, jeden Rat/Hinweis (meinen eingeschlossen) mit groesster Vorsicht zu behandeln. Eines kann ich dir versichern, ich will dir nichts verkaufen noch habe ich sonstige kommerzielle Absichten.

Nach dem alten Spruch "Jeder kraemer lobt seine Ware". Damit will ich kein generelles Misstrauen aussprechen. Egal wer mir etwas empfiehlt, hinterfrage ich wie oft der Ratgeber dies schon selbst ausgefuehrt hat und ob ich die ausgefuehrten Arbeiten besichtigen kann. Es ist relativ einfach etwas Aufzutragen, das Entfernen eines nicht funktionierenden Anstriches ist mit viel Aufwand verbunden.

In deinem Fall wuerde ich um Addressen von solchen Holzhausbesitzern fragen. Ein Gedankenaustausch mit solchen Hausbesitzern gibt nachvollziehbare ( oder vermeidbare) Loesungen.

Als Gedankenanstoss.

mfg

Ottmar

PS: Ein entfernter Verwandter, hat hier in den zwanziger Jahren ein Holzhaus im Nappa Valey, Nordkalifornien, erworben. Auf die Frage mit was er das Holz gepflegt hat, antwortete er mit nichts! Die Witterungsverhaeltnisse, welchen dieses haus ausgesetzt war, meterhoher Schnee im Winter, trockene Hitze im Sommer, Regen in den Uebergangszeiten. Das Dach wurde nach Bedarf erneuert, und beschaedigtes Holz an Tueren oder Fenstern ersetzt. Sein Ziel war es, dass das Haus eine graue Altersfarbe annimt, welches er auch erzielte. DAs Holz war auf der Oberflaeche ausgewittert doch strukturell stabil. An dem Haus arbeitete ich als es ca 1990 verkauft wurde. In der Nachbarschaft, befanden sich Haeuser, welche fast schwarz aussahen, diese waren mit Teer/Karbolineum (???) gestrichen. Auf mich machten diese Haeuser den Eindruck, dass es sich um Huetten, Scheunen oder Stallungen handelt.



Christian Otto
Beiträge: 236
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Naturstammhaus Außenanstrich???

Beitrag von Christian Otto »

[In Antwort auf #112343]
Hallo zusammen!

"Aus diesem Grunde sind "Wetterschutzanstriche" immer pigmentiert, je dunkler (lichtundurchlässiger) je besser."

Das stimmt nicht (mehr)! Es gibt ein Produkt, dessen vertrieb durch die Fa. Eitner erfolgt, dass diese Pigmente nicht mehr benötigt. Mehr dazu unter www.der-neue-holzschutz.de
(Nein, ich habe keine finanziellen Interessen am Verkauf der Produkte.

Sonnige Grüße,

Christian


Marc Hohnsbehn
Beiträge: 581
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Naturstammhaus Außenanstrich???

Beitrag von Marc Hohnsbehn »


Hi,Häfner
die silberpatina (ergrauen des Holzes)kann wunderschön sein -siehe bild-
Holzwurmseite :Silberhof(1612) -freilichtmuseum Kiekeberg
Gruß


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