Dielenboden sanieren

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Jörg Ed. Hartge
Beiträge: 270
Registriert: Do 14. Aug 2014, 06:02

Dielenboden sanieren

Beitrag von Jörg Ed. Hartge »


Ich weiß zwar nicht ob ich jetzt mit meiner Frage hier so ganz richtig bin, da die Ausführung wohl nicht ganz maschinenfrei sein wird, aber ich hoffe die Betreiber mögen mir verzeihen und mich gegebenenfalls verweisen.

Also das Problem: Wir renovieren Räume mit einem gut 100 Jahre alten Dielenboden. Dielenstärke ca. 24 mm, Material offenbar Fichte, Balkenabstand ca. 80 cm. In mindestens einem Raum müssen die Dielen ausgewechselt werden in den anderen kommt vielleicht Abschleifen in Frage.

Die Fragen:

1. Wie ermittelt man die notwendige Dielenstärke in Abhängikeit von der Holzart und dem Balkenabstand für die Neuverlegung?

2. Wenn der alte Dielenboden abgeschliffen wird, geht wahrscheinlich mehr als 1 mm Material verloren. Kann ich mir das bei obigen Daten noch leisten?

Schon jetzt Danke für Eure Hilfe!

Grüße
Jörg



Johannes Thiele
Beiträge: 69
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Dielenboden sanieren

Beitrag von Johannes Thiele »

[In Antwort auf #112330]
Hallo Jörg,
wenn der alte Boden nicht irgendwelche unverwechselbaren Schönheiten aufweist würde ich wie folgt vorgehen:
- kaputten FB aufnehmen, sofern Wurm- oder Pilzbefall vorliegt
- Lager, wo erforderlich ausbessern oder ersetzen
- neuen FB aus einfachem Rauhspund auf den entsprechenden Flächen als Unterbau verlegen
- dann die komplette Fläche mit ca. 26mm neuer Hobeldiele, versetzt um 90° verlegen, möglichst verdeckt in die Feder nageln
- ringsum zur Wand Luft lassen zum Arbeiten des Holzes, Fuge zum Schluß mit neuen Fußleisten abdecken
- als Finish OSMO Hartöl 2x auftragen (nichts anderes!)

Genauso habe ich beste Erfahrungen gemacht, habe momentan gerade wieder so eine Baustelle.

Ich bin auch für das Erhalten alter Sachen, aber in so einem Fall ist die Neuverlegung sicher weniger aufwendig mit einem tollen Ergebnis.
Ach ja: die Verlegung solltest Du möglichst im ausgetrockneten Bau vornehmen, wenn´s geht bei solchen Temperaturen wie sie derzeit gerade herrschen. Dann liegt der neue Boden, vorausgesetzt die Dielen sind auf ca. 12% getrocknet und von guter Qualität, wie eine "EINS".
Noch ein letzter Tip, nein zwei:
- die Dielen müssen während der Verlegung mit einer Fußbodenpresse oder hilfsweise mittels Keilen stramm zusammengepresst werden, damit sich später möglichst keine Fugen bilden.
Und zuletzt: neuer Fußboden wird in sauberen Strümpfen verlegt, dann hast Du keine Flecken, die auf dem neuen Holz nur mühsam zu entfernen sind.
Viel Spaß!

Johannes Thiele



Johannes Thiele
Beiträge: 69
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Dielenboden sanieren

Beitrag von Johannes Thiele »

[In Antwort auf #112330]
hallo jörg,
noch ´ne Ergänzung:
- 70er gestauchte verzinkte Nägel solltest du verwenden. Alternativ Dielenschrauben: sind teurer... Ich nagele verdeckt wie beschrieben.
Und du brauchst wenige Maschinen: Handkreissäge und vielleicht für die Ecken eine Stichsäge. Das andere ist Handarbeit. Ein Hammer und ein vernünftiger Senkstift reichen!

gruß Johannes



Horst Hohoff
Beiträge: 56
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Dielenboden sanieren

Beitrag von Horst Hohoff »


Hallo Jörg!
Ich bin zwar auch nicht der große Dielenbodenexperte, aber ich habe vor ein paar Jahren in unserem Haus einen Dielenboden gewechselt. Ich habe mich bei verschiedenen Holzhändlern informiert. Die Dielenstärke liegt immer bei ca. 24 - 25 mm, egal welche Holzart. Wie groß der Balkenabstand war, kann ich nicht mehr sagen, aber viel weniger als 80 cm war es nicht. Und ich kann mir kaum vorstellen, daß nach Abschleifen von 1 mm die Gefahr besteht, durch die Dielen durchzukrachen, wenn sie ansonsten gesund sind.
Gruß
Horst Hohoff



André Schwarz

Re: Dielenboden sanieren

Beitrag von André Schwarz »

[In Antwort auf #112334]
Hallo Jörg!

Wenn du sowieso neu machen musst, solltest du schon auf 27-28 mm Dicke gehen, möglichst auch gespundet, also Nut und Feder. Man will heutzutage auch die Durchbiegung der Dielen begrenzen, und größere Dicke bringt mehr Steifigkeit.
24 mm abschleifen, vielleicht hier und da noch ein Wurmloch, da neigen manche alte Dielen schon stark zum Federn, wenn man darüber läuft. Oder dort, wo Schränke stehen und punktuell große Lasten auftreten, biegen sie sich mehr durch als in der unbelasteten Fläche.
Wenn der alte Fußboden nicht extrem wertvoll ist und du die Arbeit (und Geld) nicht scheust, bist du mit neuen stärkeren Dielen besser dran. Außerdem kannst du sie dann auch oberflächenmäßig besser behandeln nach deinen Vorstellungen.

Viele Grüße, André



Jörg Ed. Hartge
Beiträge: 270
Registriert: Do 14. Aug 2014, 06:02

Re: Dielenboden sanieren

Beitrag von Jörg Ed. Hartge »


Danke für Deine Antwort.

Aber irgendwie bin ich dann hier auf Holzhändler mit wesentlich größerer Produktbandbreite gestoßen: 18 mm bis 32 mm war nichts besonderes. Nur die Baumärkte beschränken sich (zumindest in unserer Gegend) auf 21 mm.

Sicher wäre beim Abschleifen 1 mm kein Problem. Aber ich meinte, dass es unter 1mm nicht geht - es könnten teilweise auch 3 mm werden (wo die Dielen stark schüsseln). Das sind dann 15% der Stärke, was knapp 30 % Steifigkeitsverlust bedeuten würde.

Grüße
Jörg



Martin Krenzer
Beiträge: 116
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Dielenboden sanieren

Beitrag von Martin Krenzer »

[In Antwort auf #112330]
Hallo Jörg,

wir standen vor einigen Jahren vor den gleichen Fragen (ca. 110 Jahre altes Haus, Dielen vermutlich genau so alt). Nach einem Probehobeln stellte sich heraus, dass die Dielen (ebenfalls Fichte) teilweise schon ganz schön geschädigt waren (Risse, böse Macken und insbesondere Wurmbefall); da die Dielen naturfarbig sein sollten, war nur eine Neuverlegung sinnvoll.
Zu 1.: Bei der (Standard-)Dielenstärke von 24-25 mm ist ein Balkenabstand von max. 65 cm (Mitte/Mitte) empfehlenswert, da ansonsten die Dielen, gerade bei etwas schwergewichtigeren Mitbürgern und in stark frequentierten Räumen, zu stark federn und die Gläser im Schrank klingeln lassen.
Zu 2.: Sollten die alten Dielen tatsächlich erhaltenswert sein, solltest du bedenken, dass zum Abtrag der alten Lackschichten und der Beseitigung der durch Schüsselung entstandenen Unebenheiten schnell mal 3-5 mm zusammen kommen können. Zwar wird, wie Horst schon erwähnte, im Normalfall keiner durchbrechen, bei einem Balkenabstand von 80 cm kann das Ganze aber "schwabbelig" werden und bei konstanter Belastung, z. B. durch Schränke, zu Verformungen führen. Ich würde mir sehr genau überlegen, ob die vorhandenen Dielen dies und insbesondere den Aufwand für die Renovierung rechtfertigen.

Gruß

Martin



Jörg Ed. Hartge
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Re: Dielenboden sanieren

Beitrag von Jörg Ed. Hartge »


Lieber Kollegen,

danke für die Tipps. Aber noch 'ne Frage zum Verlegen mit "Pressfuge":

Ihr empfehlt bei ganz trockenem Wetter mit ganz trocknem Holz und dann auch noch gleichzeitg mit guter Fugenpressung zu verlegen. Ist das tatsächlich so günstig? Was passiert, wenn mal längere Zeit hohe Luftfeuchte ist? Nach meiner Vorstellung müsste dann irgendwas krachen - möglichweise wirft sich der Boden auf?

Wenn ich mir alte Dielenböden anschaue, haben die früher durchaus etwas Luft gelassen, was mir auch logisch erscheint.

Grüße
Jörg



Horst Hohoff
Beiträge: 56
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Dielenboden sanieren

Beitrag von Horst Hohoff »

[In Antwort auf #112339]
Hallo!
Ich habe habe es ziemlich ähnlich gemacht, wie Johannes es beschrieben hat, allerdings habe ich nicht besonders gepreßt. Ich habe die Dielen mit dem Hammer möglichst fest an die vorhergehende geschlagen und dann geschraubt ( ich bin ein Schraubenfan; wenn Du mal was wieder losmachen mußt...). Verlegt wurde im Oktober. Es knackt zwar ab und zu, besonders am Anfang war das recht häufig, aber ich habe bisher keinerlei Aufwölbungen oder Veränderungen in der Fugenbreite bemerkt. Ob die Tatsache, daß es sich um Mondholz handelt auch dazu beträgt, daß der Boden so ruhig liegt, kann ich mangels direktem Vergleich nicht sagen. Und es sollte eine Fuge von 1cm zu den Seiten gelassen werden, damit das Holz sich bei Bedarf ausdehnen kann. Die Ausdehnung in Längsrichtung ist vernachlässigbar. Oberfläche: OSMO Hartwachsöl; ich kenne nichts besseres.
Gruß
Horst Hohoff



joh. t.
Beiträge: 739
Registriert: Sa 25. Nov 2017, 13:35

Re: Dielenboden sanieren

Beitrag von joh. t. »


hallo jörg, überleg dir in welcher richtung du die neuen dielen verlegen willst. die raumwirkung ist wichtig .wenn du niedrige deckenhöhen hast solltest du mit jedem mm sparen. ich habe 1850 zwischen den balken deckenhöhe . da kann ich keinen rauhspund drunter machen. sonst verliere ich 2 cm.
und ich würde dir raten die dielen zu schrauben. und zwar bei 24 dielen schräg über der feder mit 3.5 x 40 schrauben. wenn du mal später wieder dran mußt wirst du dankbar sein. außerdem bist du mit bohrmaschine(vorbohren) und akkuschrauber für die schrauben 2x so schnell wie mit dem hammer. abgesehen von allen macken löchern durch senkstift auskitten etc.
24 dielen brauchen normalerweise 600 abstand zwischen den balken . deine vorgänger hatten wohl ein paar balken zuwenig.

kauf keinen rauhspund aus dem baumarkt. ich habe damit sehr schlechte erfahrungen gemacht . kauf im fachhandel und laß dir die holzfeuchte bescheinigen.
viele grüße joh.


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