Was ist und wie verwendet man eine Kreuzaxt?

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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christof hartge

Was ist und wie verwendet man eine Kreuzaxt?

Beitrag von christof hartge »


Liebe Freunde, ich sah beim Stöbern im Internet eine Kreuzaxt angzeigt. Eine Seite ist wie ein Dechsel geformt, die andere wie ein Lochbeitel. Das Eisen sieht aus, als könne man damit sehr schnell große und tiefe Zapfenlöcher machen. Wenn man nur wüßte nwie es benutzt und geführt wird. Insbeondere ist mir nicht klar, wie es saubere Wangen geben soll, wenn man das Werkzeug schlagend führt.Kann mir jemand helfen.

Viele Grüße, Christof.



Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Was ist und wie verwendet man eine Kreuzaxt?

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Christof,
wenn Du das Ding meinst, das aus unserem südlichen Nachbarland in die Weiten der ebucht gestellt wurde: Ich denke, das ist (zumindestens nach unserem Sprachgebrauch, vielleicht nennt man das in Österrreich ja wirklich "Axt") eine Kreuzhacke, also eine Verwandte der Spitzhacke, nur auf der einen Seite keine Spitze sondern eine zweite, zur ersten kreuzförmig angeordnete grobe Schneide. Damit hackt man Boden und Gestein auf, das ist nicht zur Holzbearbeitung.

Friedrich



Marc Waldbillig
Beiträge: 1247
Registriert: So 6. Okt 2013, 21:41

Dann wäre es ein Wiedehopfkopf

Beitrag von Marc Waldbillig »


Hallo Christof, Friedrich,

Der Axtteil ist dazu bestimmt, Wurzeln durchzutrennen. Ich hab damit einen Graben um das Grundstück gezogen, als ich einzäunte. Sie ist nicht mit einer normalen Hacke zu vergleichen, es geht viel fixer und mit mehr Drehmoment. Und deine Axt bleibt wohlbehütet in der Werkstatt und wird nicht durch Steine gestumpft. Sie ist das ideale Werkzeug zum Entfernen einen Wurzelstocks. Ich würde Dir die mit der geraden Schneide an der Hacke empfehlen, die gerundete Form ist nicht so effektiv.

Gruß, Marc



Marc Waldbillig
Beiträge: 1247
Registriert: So 6. Okt 2013, 21:41

'Tschuldigung, eine Wiedehopfhacke

Beitrag von Marc Waldbillig »


Hier noch ein Link um sicherzugehen:

http://www.steiwa-werkzeuge.de/product_info.php/products_id/133

Gruß, Marc



Stefan Hintzen
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Was ist und wie verwendet man eine Kreuzaxt?

Beitrag von Stefan Hintzen »

[In Antwort auf #111926]
Hallo Kreuzaxt-Raetsel-Loeser,

gemeint ist sicherlich die Kreuzaxt aus dem Werkzeugkatalog von der Firma D**K, hat die Nummer 706071 und kostet "nur" 158€ und stammt aus der Graubuendener Hammerschmiede Fitzi.

Was man wirklich damit anstellt, ist mir noch nicht so ganz klar.

@ Friedrich: Das o.a. Ding ist definitiv fuer die Holzbearbeitung gedacht, laut Katalog.

Gruß

Steff



Jakob Sonntag
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Was ist und wie verwendet man eine Kreuzaxt?

Beitrag von Jakob Sonntag »

[In Antwort auf #111923]
Hallo Christof und alle anderen,
die Kreuzaxt ist ein altes Zimmermannswerkzeug. Ich zitiere mal aus dem Buch "Das Werkzeug des Zimmermanns" von Schadwinkel, Heine und Gerner:
"Mit der Kreuzaxt konnte der Zimmermann ein Zapfenloch ausarbeiten, ohne das er ein Werkzeug aus der Hand legen und ein anderes ergreifen mußte. Mit der Breitseite schlug er Schnitte quer zur Holzfaser und spaltete nach dem Wenden der Kreuzaxt mit der Axtschneide Späne längs zur Faser ab. Eine Kreuzaxt war beim Gebrauch nicht ungefährlich und bei unvorsichtigem Ausholen verursachte die dem Zimmermann zugewandte Seite oft genug Kopfverletzungen." Zitatende
Aus der Kreuzaxt hat sich übrigens die Stoßaxt entwickelt.
Unter Zimmerleuten waren die Kreuzäxte auch als "Seltentreffer" bekannt. Ausserdem war sie ein Werkzeug das ausschliesslich von Zimmermännern benutzt wurde. Ich denke wenn man genug Übung hat, kann man damit Zapfenlöcher schnell und ausreichend genau herstellen.
Ich hoffe ich konnte etwas helfen.

Grüße, Jakob Sonntag



christof hartge

Re: Was ist und wie verwendet man eine Kreuzaxt?

Beitrag von christof hartge »


Lieber Stefan, Lieber Jakob, ihr habt es getroffen. Dankeschön.

Ich vermute, dass es bei hinreichender Übung tatsächlich eine schnelle und gute Lösung für Zimmermänner ist. Eng schließende Wangen eines Zapfenloches sind in der Schreinerei wichtig in der Zimmerei, wie ich feststellen mußte, eher hinderlich. Ein bißchen Spiel zwischen Zapfen und Loch, dass durch unpräzise Schläge entsteht, ist also gar nicht so schlimm.

Noch einmal zur Stoßaxt. Wie wird die geführt. hauen kann man ja mit dem Ding nicht, oder?

Viele Grüße, Christof.


Thomas Jacobi
Beiträge: 327
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Kreuzaxt/bisaigue-Stossaxt/demi bisaigue

Beitrag von Thomas Jacobi »


Hallo Christof

Wenn Du hauen im Sinne einer normalen Axt meinst, nein. Die Stossaxt wird mit einer Hand (beim Rechtshaender der rechten) am Teil voll umgriffen das von alters her noch (von der Kreuzaxt)das Auge fuer den Stiel hat. Die andere Hand umgreift das Blatt etwa auf halber Laenge, (da wo es nicht scharfkantig ist) und gibt ihr Kontrolle und Fuehrung. Nun wird mit dem Teil gestossen und gestochen, weshalb die Namen Stoss- oder Stichaxt. Beispielsweise willst Du einen Zapfen ebnen (wofuer manche Leute Hobel verwenden(nicht jedoch Zimmerer), Du tust das in der (schaelenden)Art wie mit einem "paring slick", der angelsaechsischen Entsprechung. Die Japaner haben zwei Werkzeuge (und wahrscheinlich sogar deutlich mehr)die sie fuer aehnliche Arbeiten verwenden: zum einen ihre Stossaxt (Mokume sashi), ein traumhaft schoenes unbezahlbares elegantes Teil mit langem Griff, wie eine geschoente schmaelere amerikanische slick-version oder den Zweihand Yari-Kanna (siehe bei Dieter), auch kein Billig-Teil, doch hier ist es wie mit hochwertigen Buechern in geringer Auflage: es gibts unter Umstaenden in Taschenbuchausgabe (Einhand-Yari-Kanna), ist nicht schlecht, doch nicht das gleiche.

Interessant bei diesen Ueberlegungen der Evolution eines Werkzeuges ist zum Beispiel zum Nachbarn jenseits der Grenze zu schielen. In Frankreich gibt es die "bisaigue", eine Kreuzhacke maechtiger Ausmasse. Auch hier ist ein Teil wie ein grader Dechsel ausgefuehrt, das andere wie ein Lochbeitel jedoch jedes der beiden bis 50 cm lang! das heisst die "bisaigue" hat nicht selten eine Ausladung von 1m. Nicht eben ein sehr handliches Werkzeug will man es auf dem Ruecken tragen, etwa bei den Lehrjahren des Wandergesellen (compagnon). Wohl ein Grund fuer sein praktisch-Aussterben. Jeder franzoesische Zimmermann kennt sie vom Hoerensagen doch keiner verwendet sie mehr.
Weniger bekannt ist dafuer in Frankreich die "demi-bisaigue" (halbe bisaigue) welche unserer Stossaxt entspricht.
Generell ist letztere wohl deshalb auch heute noch im Gebrauch weil ihre hoehere Masse und gute Fuehrbarkeit (kein Bedarf zwei Werkzeuge in die Hand zu nehmen) beispielsweise um Kanten von Zapfen zu verputzen, fasen, jemandem der diese Arbeit oft und viel tut hilfreich Zeit zu sparen und Verletzung zu vermeiden.
Insgesamt ein Werkzeug das hilfreich und erfreulich ist hat man oefter mit dem Abbund groesserer Holzverbindungen zu tun.
Fuer unsereins ist ein langes breites und schweres Stecheisen mit einem langen Griff durchaus eine Alternative, wichtig dabei ist das der Griff so ausgelegt ist dass man mit den Fingerknoecheln nicht zu nahe an die Arbeitsflaeche kommt, also etwas abgeknickt.
Thomas



Harry Mayer

Stimmt! Sie ist zum Zapflochschneiden

Beitrag von Harry Mayer »

[In Antwort auf #111952]
Ergänzung:
Im süddeutschen Raum heißt das Teil "Nimmertreff", den Namen Kreuzaxt habe ich erst kürzlich gelernt.
Entstanden ist es mit dem aufkommen des Zunftwesens im Mittelalter. Zu dieser Zeit hat sich das Handwerk sprezialisiert. Während es zuvor nur den "Timberman" (Timber = Baumstamm) gab, eine Art universeller Holzbearbeiter, trennte sich das Berufsbild nun in Schreiner und Zimmermänner. Bei letzteren spezialisierten sich im Gesellenwesen sogar einzelne Tätigkeiten, so gab es unter anderem Gesellen, die nur Zapfen schnitten und andere die nur Zapflöcher aushuben. Diese hantierten mit dem Nimmertreff.

Ich habe das Arbeiten mit der Kreuzaxt von einem sehr alten Zimmermann beigebracht bekommen (Ehrenobermeister in Biberach). Es braucht furchtbar viel übung bis man überhaupt ein Loch hinbekommt und noch viel mehr bis man genau arbeiten kann.
Das grundsätzliche Vorgehen:
Man steht auf dem zu bearbeitenden Balken, die Schultern quer zur Faser. Man haut zunächst zwei parallele Spalten ins Holz (mit der seite die parallel zum Stil steht), dann dreht man die Axt und haut dann den Bereich dazwischen als Zapfloch heraus.
Nach meiner Erfahrung ist das gefährliche daran, daß man sich die Axt in den Fuß oder ins Schienbein haut. Das Arbeiten mit dem Stemmeisen ist anstrengender und langsamer aber viel leichter zu erlernen und weniger gefährlich. Deshalb hat es die Kreuzaxt wohl verdrängt.

Gruß
Harry



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