Arbeiten mit Fitscheneisen

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
alex64
Beiträge: 6
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Arbeiten mit Fitscheneisen

Beitrag von alex64 »


Hallo zusamen!
Ich habe mir 18 Türrohlinge besorgt und muss nun die Schlosskästen und die Schlitze für die Fitschenbänder (nach einer alten Ö-Norm) einstemmen. Die Schlosskästen sind kein Problem aber für die schmalen 2mm Schlitze der Fitschenbänder bin ich mir noch nicht sicher.
Ein Bekannter hat mir empfohlen, diese Schlitze mit dem Fein Multi anzufertigen, eine andere Methode ist das Einstemmen mit Fitscheneisen, diese werden beim Hausherren angeboten.
Hat jemand von Euch Erfahrung damit? Welche Methode würdet ihr empfehlen. Wie ist der Arbeitsvorgang bei den Fitscheneisen. Da ich je Türe 3 Fitschenbänder (x18!) einzulassen habe, will ich die günstigste Mehtode von euch wissen (und nicht unbedingt bei Null zu experimentieren anfangen). Die Schlitze sind ca. 2mm breit, 40mm tief und 60mm breit.
Bin für jeden Tipp und jeden Erfahrungsbericht dankbar.
Schöne Grüße
Alexandero



Ottmar
Beiträge: 321
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Arbeiten mit Fitscheneisen

Beitrag von Ottmar »


Hallo Alexandero,

ich habe zwar keine Erfahrung mit Fischbaender in der Neukonstruktion, sondern nur in der Restaurierung. Ich habe mir eine Bohrlehre aus Flachstahl gemacht, mit einem Anschlag so dass ich die Bohrlehre genau auf die erforderliche Tiefe gemessen vom Rahmen anklemmen kann. In den Flachstahl habe ich eine Reihe von 2 mm Bohrungen gemacht Abstand so nahe wie moeglich. Nun bohre ich Loch neben Loch und mit einem Stichsaegeblatt welches ich an einem Handgriff befestige raueme ich den Schlitz aus. Vor dem Einschlagen des Bandes, lege ich es auf die Rahmeninnseite, und markiere die Stelle(n) der Loecher fuer die Stifte. Das ganze geht schneller als die Beschreibung.

Ich besitze zwar ein Fischbandeisen, habe jedoch noch niemand gefunden, um es in der Praxis anwendbar mir zu erklaeren.

Vielleicht kann ein Forumsmitglied die Handhabung beschreiben? Danke im Voraus!

mfg

Ottmar



Matthias Fischer
Beiträge: 128
Registriert: Fr 17. Aug 2018, 16:48

Re: Arbeiten mit Fitscheneisen

Beitrag von Matthias Fischer »


Hallo Alexandero,

ich hab das mal vor Jahren in der Tischlerlehre mit dem Fitscheneisen bei einer Innentür gemacht (einmal!). Eigentlich gehts recht schnell, man muss aber vorsichtig stemmen und immerwieder das Eisen rausziehen damit die Späne gut ausgeräumt werden. Wichtig ist, dass das Eisen Senkrecht eingeschlagen wird. Wir haben damals Fitschenbänder benutzt, in denen keine Bohrungen waren. Die wurden erst gemacht, wenn das Fitscheneisen schon an Ort und Stelle war (also im Holz). Es gab aber auch eine Maschine dafür. Ein ca. 20kg Monster, (ich glaube aus der Sowjetunion:-). Die wurde am Türblatt festgespannt und los gings. Aber ob man sowas heute noch bekommen kann???

Grüsse
Matthias


Matthias Fischer
Beiträge: 128
Registriert: Fr 17. Aug 2018, 16:48

Re: Arbeiten mit Fitscheneisen

Beitrag von Matthias Fischer »


... noch was aus dem Net dazu:

http://www.baumarkt.de/lexikon/Fitscheneisen.htm

M.



Josef Hutter

Re: Arbeiten mit Fitscheneisen

Beitrag von Josef Hutter »

[In Antwort auf #111695]
Hallo Alexandero
Beim arbeiten mit dem Fitscheneisen ist wichtig, dass zu den Fitschenbänder das richtige Fitscheneisen verwendet wird. das Heisst: die Lappenstärke der Fitschenbänder und das Fitscheneisen muss gleich stark sein. Bei den Fitschenbänder gibt es ja verschiedene Ausführungen, solche wo die Lappen von mitte Rolle weggehen und solche die ab Aussenrolle gehen. Wichtig ist auch das die Fitschenbänder sauber angezeichnet werden schön verteilt in der Höhe und von der Flügelkante weg. Bitte unbedingt beachten dass der Flügel ringsum mit der Falzluft verteilt ist. Den Flügel immer etwas höher anreissen, denn schwere Flügel kommen immer nach unten und wenn dann zu wenig Falzluft ist streift der Flügel. Nachdem die Fitschenlappen nun sauber angezeichnet worden sind, wird eine Hartholzzulage ( Achtung genau im Winkel gefügte Leiste mit Schraubzwingen ) genau auf den äusseren Riss aufgespannt. Nun kann mit dem Fitscheneisen und dem Holzhammer der Zulage nach eingeschlagen werden. Es wird immer wieder von links nach rechts und umgekehrt etwas eingeschlagen und dann mit vor - und rückbewegungen und in der Lappenlänge. Ebenso wichtig ist es das Fitscheneisen jeweils zu wenden , das Heisst: Auf einer Seite sieht das Fitscheneisen wie eine Raspel aus, das die Funktion hat, überschüssiges Holz herauszuziehen. Das wenden ist nötig weil das Fitscheneisen auch eine Schneide hat wie ein Stechbeitel, damit man auf beiden Schlitzseiten das Holz schneidet und nicht nur zerdrückt. Mit einem Malerklebband kann man die Schlitztiefe schön auf dem Fitscheneisen markieren. Es ist auch darauf zu achten das man bei dünnen Rahmen immer eine Holzzulage hinten aufspannt, damit beim durchstemmen des Rahmens das Holz nicht ausreist. Es ist Ratsam zuerst ein Musterschlitz anzufertigen und erst nachher am Möbel bzw. Türrrahmen einzustemmem. Nachdem die Schlitze sauber gestemmt sind kann man die Fitschenbänder in die Schlitze einschieben ohne grossen wiederstand, nicht einschlagen wegen dem spalten des Holzes. Bevor die Fitschenstiften gebohrt werden können ist es wichtig den Flügel und Rahmen zusammenzustecken und mit einen PVC - Hammer die Fitschenbänder in die richtige Position zu schieben.
Nun kann der Flügel ganz vorsichtig geöffnet und ausgehängt werden. Achtung Bänder nicht verschieben. Nun können die Fitschenlappen mit einem Eisenbohrer vorsichtig durchbohrt werden und die Stiften eingeschlagen werden. Heute werden öfters Schaftschrauben verwendet hier ist aber darauf zu achten das der Schaft stärker ist als das Holzgewinde ( Echte Holzschrauben ) keine Spanplattenschrauben verwenden. Es ist auch möglich die Fitschenbänder mit einem Kröpfeisen zu korrigieren, aber auch hier ist Vorsicht gegeboten, evt. mit Schraubzwingen und Zulagen die Holzwangen einspannen damit beim kröpfen sich das Holz nicht spaltet. Die Fitschenbänder gibt es ja in verschiedenen Ausführungen Messing ist ein weiches Material und nicht für schwere Flügel geeignet. Stahlbänder können in verschiedenen Oberfächen ausgeführt werden. vergoldet, verchromt, vernickelt, geschwärzt, verzinkt, werden.
Die Zeireichel ( bzw. Köpfe )gibt es in verschiedenen Ausführungen und zu den Stilempochen: Spitzeichel, Rundkopf, Barock, Gotische, Stumpfeichel usw.In der heutigen zeit gibt es Fitscheneisen die in eine Schwingmeisel Maschine eingesetzt werden können und so maschinell die Fitschenschlitz herausgestemmt werden.
Bei fragen schick mir doch eine Email und ich kann Dir sicher noch weitere Tips geben.
Mit Kameradschaftlichem Gruss Euer Bauberater Sepp



Ottmar
Beiträge: 321
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Fitscheneisen mustergueltige Beschreibung

Beitrag von Ottmar »

[In Antwort auf #111695]
Hallo Josef,

vielen Dank fuer Deinen ausfuehrlichen Bericht ueber die Anwendung von Fitschenbaendern und der Technik diese mittels Fitscheneisens einzusetzen.

Bei mir haben sich im Laufe der Zeit einige Fischbandeisen angesammelt, welche mangels Wissen ueber deren Anwendung nutzlos herumlagen.

Deine sehr gut nachvollziehbare Beschreibung, ermoeglicht mir eine erfolgversprechende Anwendung. Mein Bedarf in der Verwendung ist zwar nur auf Reparaturen beschraenkt, doch es kann nicht Schaden, ein vorhandenes Werkzeug nutzen zu koennen.

Ich finde es besonders wertvoll indem Du in der Beschreibung auf Fehlermoeglichkeiten hinweist.

Ein mustergueltiger Beitrag Danke!

mfg

Ottmar



Frank Paulick

Re: Arbeiten mit Fitscheneisen

Beitrag von Frank Paulick »


Hallo ich bin auch nTischler und habe früher mit diesen Kröpfeisen viel arbeiten müssen und war super aber wo bekomme ich heute noch so ein Eisen ? Habe schon überall geguckt auch bei E- Bay aber meist gar nicht bekannt. Gruß Frank

daniel s
Beiträge: 279
Registriert: Mi 13. Aug 2014, 13:39

Re: Arbeiten mit Fitscheneisen

Beitrag von daniel s »


Hallo Frank,

Ich habe schon ab und zu so Fitscheneisen beim Trödel gesehen, manchmal auch in Werkzeugzusammenstellungen bei Auktionen.

Ich kann mir aber auch gut vorstellen, dass es gar nicht so schwer ist so ein Fitscheneisen aus einem Stück ungehärteten Stück Werkzeugstahl heraus selbst herzustellen. Ein bischen Arbeit steckt da natürlich auch drin, aber ein Fitscheneisen hat meiner unprofessionellen Meinung nach sicher nicht so große Ansprüche an Planheit und (rasiermesser)Schärfe. Probieren könnte man ja auch ein Hobeleisen, das würde beim Bearbeiten vielleicht etwas an Härte verlieren, aber vielleicht reichts ja immernoch dazu.

Hoffe du findest was daran.

Schönen Gruß
Daniel

Pedder
Beiträge: 5797
Registriert: So 8. Dez 2019, 14:41
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zum Verständnis

Beitrag von Pedder »


Hallo,

ich habe Franck

habe früher mit diesen Kröpfeisen viel arbeiten müssen


so verstanden, dass er Kröpfeisen sucht und die nicht findet,

Fitscheisen sind sehr oft anzutreffen, aber bei den Kröpfeisen
wüsste ich nicht einmal, wie es aussieht.

Liebe Grüße
Pedder

Ralf Scholz
Beiträge: 37
Registriert: Mo 20. Aug 2012, 14:57

Re: Arbeiten mit Fitscheneisen

Beitrag von Ralf Scholz »

[In Antwort auf #138459]
Hallo Frank,
solche Fitscheneisen oder Fitschenbeitel bekommst du bei diversen Anbietern von antiken Beschlägen. Meist mit einer Stemmdicke von 1, 1,5 oder 2mm.

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