Frage zu Lochbeitel
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Re: Frage zu Lochbeitel
Hallo Ulrich,
an Ian Kirby hatte ich auch gedacht, aber die Stelle in dem Artikel nicht mehr gefunden. Ich habe ein schlechtes Gedächtnis, aber ich erinnere mich, mit Toshio Odate über diese Auffassung Kirby gesprochen zu haben (vor ein paar Jahren bei Dick auf der Holzhandwerk). Nur wußte ich nicht mehr, wer welche Richtung vertreten hatte. Und jetzt fällt mir wieder ein, daß Mr. Odate dazu meinte, daß ein Lochbeitel ohne diesen 'Freiwinkel' wie ein Auto ohne Steuerrad wäre.
Gruß, Wolfgang
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Lochbeitel: improvisierte Schleiflehre
Danke für eure Hinweise. Ich hab mich jetzt mal daran gemacht, meine zwei ersteigerten Lochbeitel aufzuarbeiten. Bei dem alten Kirschen ist das kein Problem - der ist in gutem Zustand und muss nur abgezogen werden. Die Trapezform werde ich beibehalten - was hier positiv zum Thema geschrieben wurde, macht für mich sehr viel Sinn.
Problematischer ist der zweite - Fabrik Engelke und ähnlich, wie es Friedrich von seinem Kirschen beschrieben hat, in der Originalform nicht brauchbar: Trapezförmig war er wohl auch mal gedacht, aber die Spiegelseite ist bei der Herstellung so schief und aus dem Winkel geraten, dass die eine Flanke sogar nach außen statt nach innen geneigt war. Die andere Flanke war dagegen zum Rücken hin um fast 1,5 mm nach innen geneigt. Ich habe zunächst freihand versucht, auf Schleifpapier die Spiegelseite so umzuschleifen, dass im Querschnitt dann eine saubere trapezförmige Form entsteht. Weder war aber das Ergebnis befriedigend (deutliche Wölbung in der Spiegelseite) noch hätten meine Finger das allzulange ausgehalten. Zum Glück ist mir dann mein Maschinenschraubstock eingefallen, den ich dann mit einem passenden Klötzchen als Auflage unter dem Griff kurzerhand als Schleiflehre missbraucht habe. Hier mal ein Foto als Anregung für diejenigen, die vor ähnlichen Problemen stehen:

Eine feine Justierung des gewünschten Schleifwinkels ist über minimale Veränderungen der Höhe möglich, in der der Beitel eingespannt wird. Das Gewicht des Maschinenschraubstocks gibt außerdem genügend Druck auf den Beitel, sodass man sich beim Schleifen ganz auf eine gleichmäßige Schleifbewegung konzentrieren kann. Das Ergebnis nach Durchgängen von 60er bis 1200er Schleifpapier hat mich begeistert - eine perfekt plane Spiegelseite, in symmetrischen Winkeln zu den Flanken. Zeit hat's trotzdem einige gekostet, aber damit lässt sich jetzt wenigstens vernünftig arbeiten...
Herzliche Grüße
Uli
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toll!
Hallo Uli,
diese "Schleiflehre" ist schon ein dolles Ding, das werde ich im Bedarfsfall auch so machen. Was ist das Gelbe? Doppelklebeband?
Friedrich
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Scary sharp mit Doppelklebeband
Stimmt: Doppelklebeband - war ein Versuch anstatt von Sprühkleber, den ich zwar als sehr praktisch aber auch ziemlich eklig empfinde. Außerdem lassen mich die diversen Warnhinweise auf der Dose, Sprühkleber guten Gewissens nur im Freien anwenden. Doppelklebeband stinkt nicht und löst sich von der Glasplatte auch ohne Reinigungsmittel fast rückstandsfrei ab.
Viele Grüße
Uli
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Re: Scary sharp mit Doppelklebeband
Und da gibt es keine Probleme mit der Ebenheit? Ich gehe bisher davon aus,dass bereits die Elastizität von Papier und Klebeschicht sich bei "scary sharp" negativ auswirkt (ich jedenfalls habe das so erlebt), und Klebeband ist doch ein recht dickes, elastisches Zeug. Oder beseitigst Du anschließend eine leichte Balligkeit der Flächen (die würde ich erwarten) mit dem Stein?
Friedrich
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Re: Scary sharp mit Doppelklebeband
...hmm...wie eben ist eben? Diese Frage würde mir mein Vater als Mathematiker vielleicht krumm nehmen, aber Scherz beiseite: Ich habe mal ein Bild nach dem Durchgang beim 10er Lochbeitel mit 240er Schleifpapier versucht:

Nach dem Durchgang mit 150er Schleifpapier war unter einem aufgelegten Ulmia-Winkel schon kein Licht mehr zu sehen, unter dem Haarlineal noch ein hauchfeiner Spalt an den beiden Kanten zu erahnen. Nach dem Schliff mit dem 240er Papier ist auch unter dem Haarlineal zumindest mit freiem Auge keine "Luft" mehr zu sehen, auch nicht im Gegenlicht (lässt sich schlecht fotografieren). Mag sein, dass man mit der Lupe noch eine minimale Abweichung sehen könnte, aber die ist wohl kaum mehr praxisrelevant.
Das doppelseitige Klebeband ist zwar dicker als eine Schicht Sprühkleber, aber vielleicht auch fester und vor allem homogener - das könnte der eine Grund sein, warum ich so ein befriedigendes Ergebnis erzielen konnte.
Zum zweiten könnte ich mir vorstellen, dass die Balligkeit mehr durch ein leichtes Hin-und Herschaukeln bzw. eine unterschiedliche Belastung der Kanten beim Freihandschleifen verursacht wird - und sei es nur am "Wendepunkt" der Schleifbewegung. Das verhindert der Maschinenschraubstock als Schleiflehre.
Zum dritten habe ich die letzten Schleifbewegungen nur noch mit ganz wenig Druck - eigentlich nur unter dem konstanten Gewicht des Schraubstocks - und nur in einer Richtung ausgeführt, also nicht in einer Hin- und Herbewegung, die auch wieder zum Schaukeln führen könnte.
Und schließlich könnte ich mir vorstellen, dass es auch einen deutlichen Unterschied macht, ob du eine Spiegelseite oder eine Fase mit der Scary-Sharp-Methode bearbeitest. Bei der Fase ist die Auflagefläche ja viel geringer und damit der punktuelle Druck auf das Schleifpapier größer, der zu dessen Nachgeben - und sei es nur um Bruchteile eines Millimeters - führen könnte.
Wohlgemerkt: Für das normale Schleifen bin ich auch kein Anhänger der Scary-Sharp-Methode, benutze lieber meine Wassersteine. Aber zum einen habe ich noch keinen groben Wasserstein, zum anderen habe ich bei Spiegelseiten (Hobeleisen und Stechbeitel) bis jetzt eigentlich ganz gute (wenn auch begrenzte) Erfahrungen mit Schleifpapier auf einer Glasscheibe gemacht.
Einen schönen Abend noch
Uli
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Danke!
Uli,
soviel Mühe bei der Beantwortung meiner Frage hatte ich gar nicht erwartet. Das Foto ist schon gut- und siehe da, andere haben auch Haarlineale.
Ich habe meine Haarlineale eigentlich eingemottet und bin zufrieden, wenn ein gut plangemachter Abziehstein einigermaßen gleichmäßig angreift. Hast Du das mal versucht? Dann wärs in der Praxis eindeutig plan genug.
Ich wünsche viel Freude mit den Lochbeiteln!
Friedrich