Stumpfe Natur-Schärfsteine

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Rupert Rudolph
Beiträge: 24
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Stumpfe Natur-Schärfsteine

Beitrag von Rupert Rudolph »


Hallo!

Kennt jemand diese Problem, das ich bei zwei japanischen Natur-Schärfsteinen, dem groben Ohmura (Schruppstein) und dem etwas feineren Amakusa (sieht wunderschön aus) von Dick habe/hatte: Sie sind neu wunderbar griffig, in kürzester Zeit gibt es graue Schlämme und der Grat ist schnell da. Dann richtet man sie einmal ab (in meinem Fall mit einem dafür gelobten Keramik-Abrichtblock oder auch Naßschleifpapier) und danach zieht er irgendwie nichts mehr. Ist mir anfangs gar nicht aufgefallen; erst im Laufe der Monate, nachdem dann alle Seiten mal abgerichtet waren, merkte ich, dass kaum noch Schlämme entsteht und ein Grat sehr auf sich warten läßt. Auch grobes Schleifpapier veränderte nichts, es scheint, als ob die neu freigelegten Schleifkörner durchs Abrichten sofort abgestumpft würden. Nur eines hat Abhilfe geschaffen: Ich ließ beim Steinmetz ein paar Milimeter absägen und wer hätte das gedacht: Griffig wie am ersten Tag. Leider eine sehr gewölbte Oberfläche. Ich versuchte diesmal besonders vorsichtig den Stein mit einem Restbrocken des gleichen Typs (es fiel einmal einer runter...)abzurichten; Ergebnis: Sofort wieder stumpf.
Ich gehe jetzt momentan so vor, dass ich die nassen Steine erst einmal mit dem typgleichen Brocken einschlämme und dann die Messer schärfe. Funktioniert sehr gut bis die Schlämme verbraucht ist.
Ich kenne dieses Problem von meinem synthetischen Abziehstein überhaupt nicht, den kann ich abrichten soviel ich will, er stört sich gar nicht daran, im Gegenteil. Der Dick-Schärfdienst war nach Zusendung meines stumpfen Amakusa ratlos. Sie kamen beim Versuch, damit zu schärfen auch nicht zu Potte und bekamen ihn auch nicht griffig. Sie haben mir aber freundlicherweise einen neuen zugesendet. Dies war aber schon bevor ich die Problematik halbwegs erfasst hatte; er war extrem verwölbt; also richtete ich ihn auch ab. Danach ging nichts mehr und ich hatte kapiert, was die Steine stumpf macht.
Bin mal gespannt, ob jemand etwas weiß

Grüße von der schneeversumpften schwäbischen Alb

Rupert



Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Stumpfe Natur-Schärfsteine

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Rupert,
hört sich an, als ob der Stein zu hart ist (Bindung zu hart, die lässt die stumpfgewordenen Körner nicht los). Dafür spricht auch, dass Du erst nach Monaten alle Seiten mal abgerichtet hattest.
Da kannst Du gar nichts machen, so ein Stein ist einfach nicht brauchbar. Wenn die Leute bei Dick ratlos davorstanden, dann könnte das heißen, dass kaum jemand ernsthaft mit den Dingern schärft, vielleicht liegen sie nur bei den Fans in den Vitrinen, wunderbar anzusehen halt....

Freidrich


Ferdinand Bozem
Beiträge: 101
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Stumpfe Natur-Schärfsteine

Beitrag von Ferdinand Bozem »


Hallo,

ich habe auch den Ohmura und bei mir wird er nicht so schnell stumpf. Das heißt, wenn ich meine alten zweischichtigen Eisen schleife, dann ist er wunderbar griffig. Aber bei dem Ersatzeisen von Kirschen, dass ich für meinen Reformputzhobel gekauft habe (45mm, gibts nur noch von Kirschen), da rutscht das Eisen nach einiger Zeit nur noch drüber. Wenn ich jedoch meinen Abrichtstein (Stück Fensterbank, Sandstein) ein paar mal drüberziehe, dann geht es wieder wunderbar.
Und noch eine dumme Frage: Nimmst du zum spülen deiner Steine Wasser oder Öl?
Für mich trifft Ersteres zu.
Viele Grüße,
Ferdinand Bozem



Rupert Rudolph
Beiträge: 24
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Stumpfe Natur-Schärfsteine

Beitrag von Rupert Rudolph »


An Friedrich;

Das mit der Bindung ist sicher richtig, es scheinen sich schlecht Körner zu lösen, ohne dass die neuen sofort stumpf werden

An Ferdinand;
Ich benütze die Steine mit Wasser. Das mit dem Fensterbank-Sandstein ist ne interessante Idee.
Inzwischen habe ich wieder einen neuen Ohmura (den ersten hatte ich damals ratlos und entnervt entsorgt) weil er mir vor der Abrichterei schon sehr sympathisch war. Der funkioniert ausgezeichnet. Wenn's dann mal nötig ist, kann ich mich ja mal nach Fensterbänken o.ä. beim Steinmetz umschauen...

Und weiter Grüße

Rupert



Andreas N.
Beiträge: 652
Registriert: Do 20. Feb 2014, 19:13

Re: Stumpfe Natur-Schärfsteine

Beitrag von Andreas N. »


Die Probleme mit glatten Steinen hatte ich auch schon. Es ist eben so, dass zu jeder Stahlsorte und Härtegrad ein anderer Stein passt. Die "stumpfen" Steinoberflächen beim schleifen von modernen Monostahlklingen hatte ich auch schon. Ich stelle mir das so vor, dass der weiche Stahl an den laminierten Klingen als Reiniger fungiert in dem die Stumpfen Schleifkörner im Weichen stahl etwas mehr einsinken und sich dort so festkrallen, dass sie aus der Oberfläche des Stein herausgerissen werden. Man kann Schleifsteine (rotierende Natursteine) auch mit Baustahl leichter, als mit ner alten Feile abrichten, ist wohl der selbe Effekt(HSS geht aber auch gansgut)). Zum abrichten der Banksteine binn ich nun glüklicherweise an Wolframkarbit "Klinker"( eben die Normgröße+halbe Fugendicke) gekommen, die für Hochofenausmauerungen gedacht sind (2Stück und auch einen aus Korund!).
Andreas N.



florian witt

Hochofenklinker?

Beitrag von florian witt »


hallo andreas,

drei fragen, die die restliche forumsgemeinde sicher so brennend interessieren wie mich:
1. woher hast du die hochofenklinker inklusive einem korundklinker bekommen?
2. was hat das gekostet?
3. hast du sie schon plan abgerichtet, und wenn ja, wie viele jahre hat es gedauert?

ich habe mir schon mit dem abrichten von pflasterklinkern nachmittage um die ohren geschlagen ...

freu mich auf deine antwort,

florian



Andreas N.
Beiträge: 652
Registriert: Do 20. Feb 2014, 19:13

Re: Hochofenklinker?

Beitrag von Andreas N. »


1.Aus dem Mine. Institut der Uni, waren Muster von der Firma Koppers oder Knoppers?/Düsseldorf; gibts wohl nicht mehr, muß mal wegen des Nahmens nachsehen) die untersucht werden sollten (aber nur von einigen Anderen Hochhofensteinen, Tomasbirnen, Glühofensteinen waren kleine Scheibchen abgesägt).
2. nen krummen Rücken beim wegtragen (waren bestimmt 15 verschiedene Steine und SiC und Chromerz, Silimanit... ist zimlich schwer :-)).
3. Sind ungewöhnlich eben, hab sie aneinander gerieben- und nach 5 mal hin und her mit aller Kraft hat sich doch tatsächlich, bei zimlicher Lärmentwicklung, der erste Abrieb gezeigt:-/. Da ich dabei gesehen hab das die zimlich eben sind (nur kleinere Als 1²cm Vertiefungen) hab ich mit dem Abrichten meiner schon zimlich krummen (bis 1mm! beidseitig) und 150x50mm großen SiC Banksteinen begonnen (die sind nach zwei Tagen, aber nicht mehr als je 3 Stunden) in der Mitte immernoch nen bischen hohl und ich werde die fertig machen wenn ich endlich den Windbeweger fertig hab.
Schöne Grüße
Andreas N.



hoffmann

Re: Stumpfe Natur-Schärfsteine

Beitrag von hoffmann »

[In Antwort auf #111187]
Gerade bei handgeschmiedeten japanischen Stecheisen muss oft noch erheblich Material an der Schneide weggenommen werden um ersteinmal die stumfe Kante wegzuschleifen.
Deshalb nehme für die japanischen Natursteine zum freimachen des Gefüges, angefangen beim ganz groben bis zum ganz feinen Stein, immer
einen Natur Nagurastein. Bei den künstlichen Steinen nehme ich auch schon beim gröbsten 240er bis zum feinen 6000er den künstlichen Nagurastein von Dieter Schmid. Die Steine greifen dann allesamt wunderbar und die stumpfe Kante, selbst bei einem breiten Eisen, ist in 20-30 Minuten weg.


Rupert Rudolph
Beiträge: 24
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Stumpfe Natur-Schärfsteine

Beitrag von Rupert Rudolph »


Hallo Herr Hoffmann!

Kennen Sie konkret den braun-beige-gelb-weißen Amakusa? Wenn ja, wie funktioniert er bei Ihnen? Mein jetziger grober grauer Ohmura arbeitet einwandfrei, auch nach dem Abrichten, ebenso wie gesagt der synth. Abziehstein, nur der erstgenannte ist erst zu gebrauchen, wenn ich ihn mit einem Rest-Brocken eingeschlämmt habe.

Einen Gruß aus tiefem Schnee

Rupert



Ralf-Peter Hoffmann

Re: Stumpfe Natur-Schärfsteine

Beitrag von Ralf-Peter Hoffmann »


Hallo Rupert,
Ja ich habe den Amakusa als auch den groben Ohmura von Dick.
Beide Steine liegen ständig in einem verschlossenen Plastikbehälter sind also für den Gebrauch immer gewässert. Anfangs hatte ich mit den beiden Steinen auch meine Schwierigkeiten, ich hatte zwar Materialabtrag aber es dauerte eine Ewigkeit bis ich so eine kleine abgebrochene Ecke von zwei-drei Zehntel Millimeter herausgeschliffen hatte. Wenn ich jetzt ein paar mal mit dem Nagurastein über die Steine gehe, komme ich wesentlich schneller voran.
In anderen Internet-Foren, beispielsweise über das Schärfen von Rasiermessern, ist vom Nagurastein zu lesen das man eine Schleifpaste damit herstellt. Das aber die Partikel, die so ein Nagurastein auf dem anderen Stein hinterlässt, den Stein öffnen ist wohl weniger bekannt. Und wie schon in meinem anderem Beitrag gesagt, benutze ich auch für die synthetischen Steine den künstlichen Nagura. Ich komme jetzt bestens mit diesen Steinen klar.
So, und nun ist genug auf dem Nagurastein herumgeritten.

Mit freundlichem Gruß

Ralf-Peter Hoffmann


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