Leder als Polierfläche

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Janny
Beiträge: 7
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Leder als Polierfläche

Beitrag von Janny »


Kleine Frage zum Leder als Polierfläche am Ende des Abziehens, das ja in der Regel von der Mehrzal der Schärfenden verwendet wird. Ich weiß bislang nur von Holzflächen als alternativer Träger für die Poliersubstanz, allerdings frag ich mich, warum härtere Substanzen für diese Aufgabe nicht zur Anwendung kommen können, solange sie planpoliert sind und keine Struktur oder hHärte bieten, die den Stahl angreifen könnte - beispielsweise harter Kunststoff wie Corian?
Mich interessiert in dem Fall einfach ob es besondere Beweggründe dafür gibt, daß gerade Leder hier zur Anwendung kommt die mir bislang nicht zugänglich waren. In der Regel stört mich beim Leder der Nebeneffekt, daß das Leder sich selbst bei leichtem Aufdruck wölbt.
Vielen Dank im Vorraus,
Jan Hasenclever


Jürgen z.H.

Re: Leder als Polierfläche

Beitrag von Jürgen z.H. »


Man kann sehr wohl auf Plexiglas und auch auf Glas polieren. Wenn man das Schneidwerkzeug von Hand führt reicht ein geringes Kippen und man versaut sich die frisch geschärfte Schneide. Uhrmacher schleifen gehärtete Werkstücke auf einer Glasplatte, die mit Schleifpaste bestrichen ist. Wenn die Paste ausgeschliffen ist, wird anschließend mit einer Polierpaste poliert. Das geht so gut, dass man mit einer 10fachen Lupe keine Strukturen mehr erkennen kann. Leder wäre bei den Werkstücken nicht geeignet, weil damit die Flächen abgerundet würden.

Tschüß Jürgen


Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Leder als Polierfläche

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Jan,

Deiner Schilderung entnahme ich, dass Du nach dem Abziehen (auf einem Bankstein?) die Schneide noch polierst.

Meine Frage: Warum polierst Du? Bist Du der Meinung, dass ein Abziehstein keine ausreichende Schneidenqualität liefert? Hast Du beides (Abziehen mit Abziehstein oder Abziehen + Polieren) ausprobiert und verglichen oder willst Du es "so gut wie möglich" machen?

Ich muss dazu sagen, dass ich (ohne das selbst wirklich überprüft zu haben, mein Abziehleder hab ich vor etlichen Jahren weggetan) bisher der Meinung bin, das man mit einem sehr feinen Abziehstein (z.B. einem polierenden 8000er) eine Schneidenqualität erreichen kann, die allen vernünftigen Ansprüchen bei der Holzbearbeitung genügt. Die Frage ist ja, ob es sich wirklich lohnt, noch einen zusätzlichen Arbeitsgang dranzuhängen.

Interessiert mich sehr!

Friedrich



Janny
Beiträge: 7
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Leder als Polierfläche

Beitrag von Janny »


Hallo,
danke für die Antworten. Ich muss zunächst sagen, daß ich weder Hobel, Stemm- oder Flacheisen bei der Bearbeitung von Holz benutze, sondern Stichel mit denen ich ins
Hirnholz von Buchsbaum steche. Da die Stichel eine so kleine Fläche beim Schleifen haben, fällt es mir manchmal besonders schwer den Schärfwinkel korrekt einzuhalten. Bei den Steinen funktioniert das mittlerweile sehr gut, beim Polieren auf dem Abziehleder ist es manchmal so schwer sich auf den Schärfwinkel zu konzentrieren und gleichzeitig darauf zu achten sich die Schneide nicht durch eindrücken ins Leder ballig zu machen. Ich weiß, daß einige Messerscherfer es als obligatorisch ansehen, unabhängig von der Körnung des Steins (sei es sogar ein 8000er)mit einem Poliermittel den Schärfvorgang zu beenden. Bei den Graveuren ist es auch gewissermaßen Pflicht, aber die Begründung dafür liegt darin, daß der Schnitt in Metallen dadurch sauberer, glatter und eleganter wird. Mit der Schärfe hat das dort vorrangig nichts zu tun. Was mich angeht habe ich ganz gemischte Erfahrungen gemacht. In einigen Fällen wird der Stichel merkbar schärfer, er beisst dann regelrecht beim Ansetzen. In anderen Fällen habe ich wiederrum das Gefühl, es ist nichts passiert oder schlimmer, der Stichel ist weniger scharf als vorher. Ich bin mir jedenfalls sicher, daß die Poliermittel die Schärfe veredeln können, allerdings ist die Vorraussetzung dafür, daß der Grat auf dem letzten Abziehstein auf ein Minimum reduziert ist (6000-8000). Ich zweifel mittlerweile vielmehr daran, ob das Leder dafür geeignet ist. Rein logisch reicht eine leichte Krümmung auf dem Leder um die Polierfläche so weit nach vorne kippen zu lassen, daß sie die Schneide vorne anstatt auf den zu polierenden Flächen berührt. Und ein Poliermittel, daß Schärfe bringen kann kann sie vermutlich auch nehmen :(.
Die Skepsis an dem Leder ist einfach nur größer, weil man in den Texten nie Erklärungen hört, warum gerade Leder genommen wird. Beim Lappidieren wird doch auch Aluminium genommen und da langt es auch fürs Polieren?.......ich mach mal Versuche mit Corian.....


Edi Kottmair
Beiträge: 1054
Registriert: Sa 5. Jul 2014, 08:30

Re: Leder als Polierfläche

Beitrag von Edi Kottmair »

[In Antwort auf #111070]
Hallo Jürgen,

das hört sich interessant an. Wäre Glas + Schleifpaste / Polierpaste auch eine Möglichkeit, Stechbeitel und Hobeleisen zu schleifen oder geht das nicht?

Viele Grüße von
Edi


Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

jetzt wird es mir klar!

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Jan,

jetzt verstehe ich Dein Problem. Ein Holzschneider! Wenn Du so kleine Stichel hast, dann würde ich allerdings auch davon ausgehen, dass eine weiche Lederfläche nicht gut geeignet ist, die tendiert immer dazu, eine Kantenabsenkung zu erzeugen, und bei sehr kleinen Flächen ist dann gleich die ganze Fläche rund.

Ich denke, Du müßtest nicht Polieren (das ist eigentlich immer mit einer relativ weichen Unterlage verbunden, bis hin zum Schwabbeln, da ist es sie dann ganz weich), sondern Läppen (wahrscheinlich das Verfahren, das Du mit Lappidieren bezeichnest). Läppen arbeitet auch mit feinem, losem Korn (aufgeschwemmt in Wasser / Öl oder in Pastenform) aber auf einer harten, massstabilen Unterlage. Die klassische und in der Technik allgemein übliche Läppunterlage ist eine gußeiserne Platte. Durch Läppen stellt man die allerfeinsten Flächen her (z. B. Endmaße, die nicht nur allerhöchste Maßgenauigkeit und Ebenheit haben, sondern auch eine perfekte Spiegelfläche). Da sollte es doch auch möglich sein, die Schneide eines Stichels zu läppen. Versuch es mal.

Bitte lass von Dir hören, wenn Du irgendwelche neuen Erfahrungen machst. Wir sind hier sehr interessiert.

Friedrich



Janny
Beiträge: 7
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: jetzt wird es mir klar!

Beitrag von Janny »


Ha!
Mir wird grade auch etwas klar.....daß diese Methode von den Profis verwendet wird.......

http://www.grstools.com/toolsharpen.html#powerhone

Ich werde es zum Einstieg mal mit einer eisernen planpolierten Fläche versuchen. Danke für die Ausführungen :)



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