Seitlicher Anschliff von Simshobeleisen

[Wolfgang Jordan]

Hallo,

ich mache mit diesem Thema lieber eine neue Diskussion auf, damit es nicht in der Diskussion über Handwerkzeuge vs. Maschinen untergeht.

Ferdinand hat in seinem Beitrag
http://www.woodworking.de/cgi-bin/forum/webbbs_config.pl/read/17335
geschrieben:
Wenn du die Außenkante von Falz-, Simshobeln etc. an der Außenkante in
einem 80°-85°Winkel anschleifst, erhältst du am Werkstück sehr saubere Seitenflächen.

Ich und andere haben diese Bemerkung nicht verstanden, und von Ferdinand gibt es bisher keine Erklärung. Gestern habe ich rein zufällig eine entsprechende Textstelle gefunden, die mir bisher nicht aufgefallen war. Günther Heine schreibt in 'Das Werkzeug des Schreiners und Drechslers', daß die Seitenflächen von Simshobeleisen ebenfalls eine Schneide aufweisen. Der Keilwinkel ist hier aber sehr groß, in dem Bereich wie von Ferdinand angegeben. Der Schnittwinkel ist dann (bei einem Simshobel mit geradem Eisen) genau 90 Grad. Diese zusätzliche Schneide (eigentlich ist es ein Schaben) ergibt dann die erwähnten sauberen Seitenflächen.

Mir war diese Vorgehensweise jedenfalls neu, aber es erscheint mir plausibel. Hat davon schon mal jemand gehört und schleift seine Falz- und Simshobeleisen so?

Gruß, Wolfgang

[Andreas Winkler]

Hallo Wolfgang,

von einem seitlichen Anschliff an Simshobeleisen habe ich noch nichts gehört bzw. gesehen.

Der wäre meines Erachtens auch hinderlich. Meiner Meinung ist der seitliche Anschliff von Anwendern für irgendwelche Sonderfälle im nachhinein angebracht worden.

Simshobel sind ja hauptsächlich zum Nachhobeln von Fäzen da. Will man z.B einen Fensterfalz nachhobeln, hobelt man normalerweise nur eine Falzseite und benutzt die andere als "Führung" für den Hobel. Wenn das Hobeleisen auch an der Seite angeschliffen wäre, müßte man ständig darauf achten, daß damit nicht die andere Falzseite beschädigt wird.

Gruß, Andreas

[Marc Waldbillig]

Hallo Wolfgang,

Im Thread Falzhobel, hab ich ja schon bemerkt, dass Ulmia einen Winkel von etwa 71° anschleift. Da kann man das ja auch nachvollziehen. Der Hobel hat einen Breitenanschlag und kann den Falz nicht ungewünscht verbreitern.

Beim Simshobel fehlt der Anschlag. Den Fall gesetzt, das Eisen steht ein wenig seitlich über, so verbreitert man den Falz ja unnötig, da kein Anschlag die gewünschte Falzbreite einhält. Außerdem ist es üblich, eine Falzseite mit liegendem Simshobel zu putzen. An meinen LNs (rabbet block plane, small shoulder, medium shoulder) konnte ich keinen solchen Anschliff entdecken.

Gruß, Marc

[Wolfgang Jordan]

"Der breite Teil des Eisens war nicht nur an der Schneide scharfgeschliffen, sondern auch an den beiden senkrechten Flanken, dort allerdings mit einem Keilwinkel, der nur wenig kleiner als 90 Grad war." (Günther Heine, Das Werkzeug des Schreiners und Drechslers)

Hallo Andreas und Marc,

ich glaube, man muß zunächst einmal gerade und schräg stehende Eisen unterscheiden. Bei den schrägen Eisen muß der Keilwinkel kleiner als 90 Grad sein, damit die Rückseite des Eisens nicht über die Spiegelseite vorsteht. Diesen Anschliff findet man bei verschiedenen Hobeln (Plattbank, schräger Simshobel, Falzhobel, Grathobel usw.), bei denen das Eisen nicht senkrecht zur Hobelrichtung steht.

Bei geraden Eisen ist der seitliche Anschliff nicht so leicht einzusehen. Ich glaube ihr habt beide recht, daß ein seitliches Erweitern des Falzes nicht erwünscht ist. Ohne es ausprobiert zu haben, denke ich, daß der seitliche Anschliff aufgrund des Keil- und des Schnittwinkels nur zu einer schabenden Wirkung führt, die die von Ferdinand erwähnten sauberen Seitenflächen bewirkt. Der Falz wird dabei nicht oder kaum erweitert.

Ich habe übrigens mal alle meine alten Simshobel nachgesehen und diese seitliche Abschrägung des Eisens bei mehr als der Hälfte von ihnen gefunden. Daß diese Tatsache in keinem Buch erwähnt wird (mit Ausnahme von Heine), liegt vielleicht daran, daß sich der Schreiner nicht mehr darum kümmern mußte. Der Anschliff wurde vom Hersteller des Eisens angebracht und die scharfe Kante ergibt sich automatisch beim Abziehen der Spiegelseite.

Gruß, Wolfgang

[Andreas N.]

Hallo.
Ich hab am Sa. ein Nuthobeleisen gemacht, mit seitlichem Anschliff aber mit bestimmt 70°. Ich hab ein Flacheisen genommen und aus einer Feile ein Stück, vom Angelende her, in passender Breite (mit 2mm Übermaß) mit einer 1mm dicken Trennscheibe ausgeschnitten. Nach 5 sec. Schleifen immer mit nem Löschwedel gekühlt. Also zuerst die Angel ab und dann so ein Rechteck ausgeschnitten, dass eine Längsseite die Außenkannte ohne Hieb bildete. Dann am Bandschleifer beide Teile angeschliffen und verschweißt, so dass das Angelende der Feile bei der Schweißnat liegt. Dann nochmal die Trennscheibe benutzt um aus dem 15mm breiten Eien auf beiden Seiten einen Absatz auszuschneiden da ich ein 5mm Eisen brauche (mit 1,5mm Übermaß). Weiter am Banschleifer alle Flächen geschliffen, nach 3sec. Schleifen im Wasser abgekühlt. Hat insgesammt 4 Stunden gedauert, da das Schleifen viel länger gedauert hat als ich dachte. Hab dann auf Banksteinen weitergeschliffen und festgestellt dass, das sich anfühlt, als würd man sehr harten HSS schleifen. Das Hobeln ergab auch bei einem Ast in Fichte gute, glatte Flanken, ohne Vorschneider oder Anreißen mit Messer.
Also ist das Anschleifen der Seiten ne gute Idee. Warum nur auf 85° oder so, wenn ein weiterer Anschliff das schärfen der Hauptschneide vereinfacht?
Schöne Grüße
Andreas N.
p.s. Mit so einem Harten Eisen kann ich nun wohl auch Metall hobeln. :-))!