günstiger Hobel

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Stefan
Beiträge: 178
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

günstiger Hobel

Beitrag von Stefan »


Hallo zusammen,

ich bin Anfänger und hab eine Frage zu Werkzeugen allgemein :

Lohnt es sich als Anfänger, sich direkt teure Werkzeuge zu kaufen, oder sollte man lieber erstmal mit günstigeren Werkzeugen (z.B. Ananthobel) trainieren ?

Wie sieht eine solide Erstaustattung an Handwerkzeugen aus (Ich möchte z.B. klassiche Holzverbindungen im Möbelbau verwenden ) ?

Kann man sich die einzelnen Techniken (z.B. Zinken stemmen, hobeln ) selber beibringen, oder sollte man evtl. einen Kurs besuchen ??

Viele Fragen eines Neugierigen ! Nicht wahr ?

Vielen Dank im voraus für die Antworten

Stefan

Robert
Beiträge: 203
Registriert: Mi 4. Mär 2020, 10:47

Re: günstiger Hobel

Beitrag von Robert »


Hallo Stefan,
Ich bin, wie du, auch noch ein ziemlicher Anfänger auf dem Gebiet. Ich hab mir als ERstausrüstung einen Stanley Nr. 4 und einen Nr. 5 gekauft. Ich hab mir gedacht, als Anfänger kommt man mit Metallhobeln besser zurecht, was bei mir auch zutrifft. Die beiden Stanleys haben aber ein ziemliches Mass an Tuning erforderlich gemacht, bis sie gut funktioniert haben. Bei einer gebrauchten (sehr alten) Rauhbank konnte ich nicht nein sagen. Mittlerweile hab ich auch schon ein paar Holzhobel, die auch ganz gut funktionieren. Bei einem hölzerenen Putzhobel fehlt mir allerdings ein bisschen Gewicht.
Der erste teurere Hobel war ein mittlerer Simshobel von Veritas, wenn du allerdings mal so einen in der Hand gehabt hast, wirst du nix mehr bei Stanley kaufen, schwere Infektionsgefahr!!! Ich denke ein guter Putzhobel eine einigermassen brauchbare Rauhbank und ein Simshobel zum Verbindungen nachputzen reichen erst mal. Wenn du erst mal trainieren möchtest, dann würd ichs vielleicht mal mit gebrauchten WErkzeugen versuchen, die sind meistens auch ganz gut, und wenn mal eines dabei ist, das dir nicht liegt, dann hast du zumindest kein Vermögen ausgegeben. Je länger du dan was machst mit Holz, desto genauer wirst du auch erkennen, was du wirklich brauchst und was nicht.

Ein kleiner Satz (vielleicht 6) Stemmeisen sollten eigentich auch genügend sein. Ich hab die englischen (Footprint, oder so) vom Hausherren, mit denen bin ziemlich zufrieden.
Was man nicht unterschätzen sollte, ist das Schärfen der Werkzeuge, was ich am Anfang als eines der schwierigsten Dinge beim Holzwerken empfunden habe. Mittlerweile hab ich eine zu mir passende Technik gefunden, ist zwar vielleicht nicht das nonplusltra aber ok.
Zu den Techniken: Ich denke den Großteil kann man sich selber beibringen. Wenn du einen Kurs machen möchtest, dann besser einen, bei dems um ein spezielles Thema (z. B. Zinken...) geht als einen zu allgemeinen.

Hoffentlich ist das jetzt nich zuviel gewesen.
Gruß
Robert

P.S.: Das Holz für mein Wiegenbauprojekt ist schon besorgt, von einer persönlich bekannten, lange gelagerten Eiche. Ich hoffe es wird was. Der Termin bis zur Fertigstellung ist ja nicht so leicht zu verlegen...

reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: günstiger Hobel

Beitrag von reinhold »


hallo,
erst mal herzlich willkommen.

Eine Minderheiten-Meinung :

ja, man kann mit Anant-Hobeln anfangen. Wenn Du dabei bleibst, wirst Du früher oder später bessere und teurere Werkzeuge kaufen und das Geld für die Anants ist dann quasi in den Sand gesetzt. Wenn Du nicht dabei bleibst, ist wenigstens der Schaden nicht so gross.

Die Grundausstattung an Hobeln umfasst m.E. (es gibt andere Ansichten)
1 Schrupphobel (hölzern)
1 Putz-Hobel No. 4, alternativ den Veritas Flachwinkel Putzhobel
1 Raubank No. 7
1 Einhandhobel Anant No.9 1/2 oder gleich den Veritas Standard Einhandhobel
1 Simshobel (aus Holz)

die Liste ist nach oben offen und kann je nach Arbeitszweck beliebig erweitert werden.
Aber m.E. ist es eine Grundausstattung, mit der man sehr weit kommen kann. Du brauchst auf jeden Fall dazu ein paar gute Banksteine zum Schärfen, ich würde sagen, fang mit dem grossen King-Combi 1000/6000 an (der kleine ist viel zu klein).

Bei allen Handwerkszeugen (ausser den Hobeln) ist der Preisunterschied zwischen Baumarktware und erstklassigem Handwerkszeug nicht so gravierend ( falls man 100 % als nicht gravierend einstufen will), aber die Qualitätsunterschiede sind sehr gross. Deshalb kaufe ich lieber das bessere Handwerkszeug und dafür eventuell etwas weniger. Beim Hausherrn kannst Du unbesehen kaufen, ansonsten ist es nie falsch, bei Fachfirmen für das Handwerk einzukaufen. Wenn irgendwo "Profi" drauf steht, lass es liegen.
Das berühmte Internet-#####shaus bietet für Anfänger keine Schnäppchen. Man braucht viel Erfahrung, um den Schrott vom Tauglichen zu unterscheiden. Und man hat weder ein Rückgabe- noch ein Reklamationsrecht! Und man hat schnell das Falsche zu teuer gekauft.

Zu den Sägen : eine Wissenschaft für sich. Als Anfänger würde ich keine japanische Säge nehmen. Persönlich bevorzuge ich gute deutsche Sägen, die nachschärfbar sind.

Es ist in jedem Fall besser, sich die Techniken zeigen zu lassen, obwohl man auch aus Büchern viel lernen kann. In manchen Städten gibt es dazu Kurse bei den Volkshochschulen. Oder frag mal im Forum, vielleicht wohnt einer der Leute in Deiner Nähe und kann Dir ein bisschen helfen. Meiner Erfahrung nach, haben Profi-Schreiner keine Zeit (und wenig Lust) einem Einsteiger zu helfen. Ich habe einen guten Freund, der Schreiner ist, aber selbst der belächelt meine Anstrengungen als "Neanderthaler" zu arbeiten.

Gruss !
reinhold

Timo
Beiträge: 250
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: günstiger Hobel

Beitrag von Timo »


Hallo,

also ich stand auch vor der Frage.. dann bin ich davor zurückgescheut, 1000 euro für die Veritas BU Hobel auszugeben. Ich habe jetzt eine Anant-Grundausstattung (Rauhbank fehlt noch): #9 1/2 (Einhand), #4, #5, #77. Die Anants erfordern viel arbeit beim ersten schärfen, aber ich finde sie einwandfrei benutzbar.

Ich votiere für Japansägen, habe Kataba quer und längs. Dozuki kommt. Die sägen sind nicht teuer und super scharf. Sie sind nicht nachschärfbar, aber das ist für mich kein nachteil. man muss auch erstmal wissen wie das geht und dafür wieder das richtige werkzeug haben.

Zum Schärfen; ich habe einen Cerax kombistein 1000/6000, dazu brauchst du noch einen gröberen schruppstein. Und die Schleifführung Veritas MK 2. Kostet ne stange, aber für mich wars das wert!

Das Werkzeug ist aber im Handwerk nur die halbe Miete! Wenn du handwerklich begabt und geschickt bist, kannst du es dir auch selber beibringen. Sonst ist ein Kurs vielleicht nicht falsch. Vor allem: VORSICHT mit den scharfen schneiden! Mit dem Stechbeitel abzurutschen kann böse verletzungen verursachen!

Gruß
Timo

joh. t.
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Re: günstiger Hobel

Beitrag von joh. t. »


hallo, ich möchte auch wenn man mich steinigt eine andere meinung vertreten.um hobeln auszuprobieren und man hat keine ahnung von allem. kein werkzeug kaufen das dann hinterher im schrank verschwindet. kauf dir einenraliputzhobel.das ding ist aus plastik und hat einwegklingen. erstmal kein problem mit schärfen. man kann direkt am holz mit einem hobel ausprobieren. und wenn man sich später einen veritas und ich weiß nicht alles kaufen muß ( ich hab stanley , ulmia und record, aber ich bin eigentlich maschinenfraktion) hat man das geld für den rali nicht aus dem fenster geschmissen. der läßt sich als montageputzhobel und fürs grobe immer noch verwenden. ich möchte hier keinem auf die zehen treten aber man kann auch mit einfachem , gut gepflegten werkzeug erstklassige stücke bauen. meine kirschen sind nicht das tollste aber es klappt. erst einfach und gut , nicht billig. lieber klein anfangen als tausend euro verschwenden und nach einem jahr allles wieder verkaufen, weil man es sich anders vorgestellt hat. wie wäre es als erstes stück einen holzklüpfel selber zu bauen.

Stefan
Beiträge: 178
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: günstiger Hobel

Beitrag von Stefan »

[In Antwort auf #109174]
Hallo zusammen,

vielen Dank für die zahlreichen Antworten !!

Ich möchte doch gleich den Vorschlag von Reinhold aufgreifen, und mal fragen, wer mir ein paar Sachen zeigen kann im Raum Köln/Düsseldorf ???

Z.B. Schärfen von Werkzeug und halt Holzverbindungen herstellen ???

Bis dann

Stefan

helmut hess
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Kontaktdaten:

wuermer in der naehe

Beitrag von helmut hess »


hi Stefan,

bin aus der neandrtaler fraktion und ein maschinenmuffel. z.zt. in viersen, habe aber meine werkstatt 1100 km weiter und nur das allernotwendigste werkzeug im koffer. kann sicher bei speziellen fragen einige antworen geben, mit dem zeigen ist das sicher auch ein zeitproblem.

zum problem hobel:
kannst du den schon ein werkstueck irgendwie einspannen? mit einer hand das brett und mit der anderen den hobel... das wird dann wohl ehr nix.
ich habe immer nur mit alten hobeln gearbeitet, hauptsache die sohle ist gerade.
der beste hobel (auch wenn er 1000 euro kostet) nuetzt dir nichts, wenn dein werkstueck nicht fest ist. auch hier ist die schaebigste hobelbank (hauptsache schwer) besser als ein super-tischchen aus dem baumarkt, dass du mitsamt werkstueck durch den raum schiebst, wenn der hobel hakt.

zum schleifstein wurde schon gesagt, 1000/6000 doppelstein, halte ich auch fuer unbedingt notwendig, 7 cm x 20 cm sollte er minimal haben, damit du auch das messer einer rauhbank noch gut drauf bekommst. schaerfhilfen sind sicher fuer den anfaenger ein vorteil, aber hatte ich auch nie. aber dein erstes scharfes hobel- oder stemmeisen wirst du immer in erinnerung behalten (auch den weg dahin).

was du auf jeden fall brauchen wirst, ist ein anreisswerkzeug (streichmass) mit nadel oder klinge, ein bleistift ist beim hobeln auf dicke nicht ausreichend.

eine kreissaege hatte ich nie, meine laengsschnitte habe ich immer mit der gestellsaege an der hobelbank gemacht (fausten). bin mit 3 gestellsaegen immer gut ausgekommen, benutze aber heute gerne meine japaner. mit diesen saegen habe ich aber etwas zeit gebraucht, um die ruhe aufzubringen, die sie erfordern. auch hier ist eine schwere hobelbank ein unuebersehbarer vorteil.

bei den stemmeisen ist auch nicht die marke entscheidend, sondern der schliff.
sicher halten qualitaetseisen laenger, aber was stoert es den anfaenger wenn er mal oefters nachschleifen muss, er aber nur wenig geld bezahlt hat. es soll leute geben, die haben sich japanische stemmeisen aus handgeschmiedetem damast gekauft, nutzen sie aber nicht, weil die ja so teuer waren.

deine ersten billigstemmeisen kannst du spaeter immer noch fuer grobe abrissarbeiten einsetzen, oder als leimkratzer.

gruss
helmut



Edi Kottmair
Beiträge: 1054
Registriert: Sa 5. Jul 2014, 08:30

Re: günstiger Hobel

Beitrag von Edi Kottmair »


Hallo Stefan,

erwartungsgemäß erhältst Du von jedem einen anderen Rat, das ist hier auch nicht anders als bei Ärzten.
Meine Vorgehensweise am Anfang war folgende: Ich besuchte einen Holzbearbeitungskurs in der Kurswerkstatt zum Thema Handwerkzeuge und klassische Holzverbindungen. Bei diesem Kurs wurden uns die Unterschiede der einzelnen Hobel, wie man sie einstellt, wie man damit arbeitet usw. erklärt. Alle anderen Werkzeuge wie Stechbeitel, Sägen usw. wurden ebenfalls vorgestellt. Dann wurden Schwalbenschwanzzinkungen, Eingratungen usw. an einem kleinen Möbelstück geübt. Dabei kann man natürlich am besten testen, welche Werkzeuge einem liegen und zusagen. Selbstverständlich kann man sich das auch alles selbst oder mit Büchern beibringen, aber ich bin sehr froh, dass mir in den Kursen verschiedene Tricks gezeigt wurden, die in keinem Buch stehen. Wie Du hier im Forum siehst, gibt es sehr viele Metallhobelliebhaber, aber ich glaube, die Holzhobelfraktion ist nicht mit weniger Leute vertreten, sondern es melden sich nur weniger zu Wort. Ich gehöre zur Holzhobelfraktion. Zum Vergleich habe ich auch zwei Veritas, die aber im Endeffekt auch nicht besser hobeln als meine Ulmia und ECE-Hobel. Es wird im Forum auch immer wieder geschrieben, dass Flachwinkelhobel den anderen vorzuziehen seien. Erst kürzlich habe ich einen direkten Vergleich (Veritas Flachwinkelhobel, 37°, gegen Ulmia Reformputzhobel, 49°) mit astiger Fichte gemacht, die ich so zurecht gesägt habe, dass ich stark gegen die Faser hobeln kann. Der Unterschied war vernachlässigbar, sofern überhaupt feststellbar. Aber es gibt auch spezielle Steilwinkelhobel; deshalb ist es in meinen Augen nur Geschmacksache und persönliche Vorliebe für das eine oder andere Produkt. Trotz meiner zwei Veritas bleibe ich bei den Holzhobeln von Ulmia und ECE. Übrigens gibt es einen hervorragenden Hobel von ECE mit Pockholzsohle, Eisenfeineinstellung und Wendeplattenmesser, die man nicht schleifen muss, falls Du Dich noch nicht mit schleifen beschäftigen willst. Also, wenn Dir der Rali genau so wenig gefällt wie mir, dann empfehle ich den ECE.
Beim Hobelkauf muss man auch die Ergonomie berücksichtigen. Z. B. hatte ich einen Record Einhandhobel 60 1/2, denn ich bald wieder verkaufte, weil er nicht in meine Hand passte. Er ist viel zu groß für eine normale Hand. Aber der ECE Einhandhobel ist so perfekt, dass ich mittlerweile zwei davon habe.
Im Endeffekt ist mein Tipp, einen Kurs zu besuchen und die Werkzeuge zu testen, bevor Du dafür Geld ausgibst.
In der Nähe von Köln gibt es 3 Kurswerkstätten ( www.kurswerkstatt.de ): eine in Köln-Bonn, die von Guido Henn (sehr empfehlenswert) in Houverath und eine in Aachen.

Viele Grüße von
Edi

Gerhard
Beiträge: 2465
Registriert: Di 23. Okt 2018, 09:42

Stimmt, Einspannmöglichkei ist unglaublich wichtig

Beitrag von Gerhard »


Hallo,

Helmut spricht da einen wichtigen Punkt an. Gute Hobel ohne Einspannmöglichkeit sind rausgeschmissenes Geld. Im Idealfall ist das eine schwere Hobelbank, im nicht so idealen Fall eine Platte Tischlerschraubstock und Bankhakenlöschern hinter dem Schraubstock. Aber alles was Du hobeln willst muß erstmal stillhalten.

Viele Grüße,
Gerhard

Stefan
Beiträge: 178
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Stimmt, Einspannmöglichkei ist unglaublich wic

Beitrag von Stefan »


Hallo zusammen,

eine 50 Jahre alte Ulmia Hobelbank besitze ich seid ca. 1 Monat ;-)

Bis dann

Stefan

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