Qualität des Simshobel Clifton 420
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Qualität des Simshobel Clifton 420
Hallo!
Letztlich wurde im Marktplatz ein Clifton 420 angeboten. Neu und unbenutzt. Wir wurden uns handelseinig, ich hab mir das Werkzeug sozusagen zum Geburtstag geschenkt! Dem Verkäufer nochmals ein herzliches Dankeschön für die gute Abwicklung! Gestern gleich das Eisen abgezogen (zuletzt mit einem 8000er)
Eines möchte ich vorweg erwähnen - alles was ich hier schreibe hat nichts mit dem Verkäufer zu tun!
So, gestern kam also der Hobel, der für mich als Immernochanfänger schon ein "Nobelhobel" ist. Entsprach der Beschreibung - neu und ungebraucht. Die technischen Daten hatte ich von der Simshobelseite des Hausherrn. Wusste also worauf ich mich einlies - oder glaubte das zumindestens!
Dann hab ich mir den Hobel detailliert angeschaut. Ganz offen gesagt, für den handelsüblichen Preis ist er miserabel verarbeitet!
- die Messerklappe hat an allen möglichen und unmöglichen Stellen Lunker. So ein Teil wäre normalerweise Ausschuss. Zugegeben, wahrscheinlich keine Funktionsbeeinträchtigung. Aber bei dem Preis?
- die Fläche, der Klappe, die auf das Eisen drückt ist in beiden Richtungen sehr deutlich ballig.Eine der hinteren Ecken ist durch einen "Ausrutscher" noch weiter weggeschliffen, -die fehlt regelrecht. Echte Handarbeit!
- die beiden Haltenasen der Klappe werden durch einen durchgetriebenen Stift gebildet. Den hat wohl ein Lehrling eingesetzt. Überstand links 3,1 mm, rechts 5,4 mm. Man kann froh sein, dass man die Klappe so einsetzen kann, dass der Stift rechts nicht übersteht.
- der Hobelkasten ist deutlich asymmetrisch bearbeitet. Das wird zwar nicht die Funktion stören, sieht aber aus wie Fertigungstechnik des 19. Jh. Insgesamt scheint die Gussform ihre besten Jahre hinter sich zu haben.
- in den tieferliegenden Teilen des Hobelkastens, die die Beschriftung tragen, hat sich niemand die Mühe gemacht, mal mit einer Drahtbürste die vom Giessen kommenden Schlackerückstände auszubürsten.
Mein Fazit: für den verlangten Preis eine hundsmiserable Fertigungsqualität. Meine 08/15 - Stanley-Hobel sind da weitaus besser! Verlange ich im vorliegenden Fall zuviel? Sehe ich da etwas falsch? Ist ja alles möglich!
Noch etwas zum Eisen. bzw zum Schnittwinkel:
Nach des Hausherren Angaben hat der Hobel einen Schnittwinkel von 43°. Beim Abziehen des Eisens fiel mir auf, dass das Eisen auf 23° vorgeschliffen war. Die Schräge der Bettung beträgt aber nur 18,5°. Auf 43° komme ich nicht. Das ist etwas, was mich im Moment wenig stört.
Auch schon mal gehobelt! Und hier rechne ich mal ein, dass ich noch viel lernen muss. Trotzdem ist auffällig, dass der fehlende Vorschneider wirklich fehlt! Im Winkel des Falzes kann man das deutlich sehen. Hier fällt die Qualität des Schnittes ab, weil das Holz abgerissen und nicht abgeschnitten wird. Auch mit ganz fein eingestelltem Eisen wirds nicht wirklich sauber. Kann aber auch an mir liegen.
Gerne würde ich Kommentare zum Geschriebenen bekommen, denn derzeit bin ich irgendwie hin- und hergerissen.
Gruss
Rolf
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Re: Qualität des Simshobel Clifton 420
Hallo Richard,
mit welchem Stanley hast Du den Clifton 420 verglichen?
Viele Grüße
Dieter
Re: Qualität des Simshobel Clifton 420
Hallo Rolf
Ich weiss nicht, ob Du zuviel erwartest, aber:
Ich habe soeben meinen Veritas Simshobel (medium) nochmals näher angeschaut (immer ein optisches und haptisches Vergnügen) und keine der von Dir kritisierten Punkte kann man dem Kanadier ankreiden. Alles macht einen genauen und professionellen Eindruck. Zwar hat es auch keinen Vorschneider, aber bereits als er neu bei mir ankam und ich meine ersten handgesagten Zapfen trimmte, ergab er zufriedenstellende Resultate ohne seitliche Ausrisse und zwar out of the box, vor dem Honen! Später hat mir ein Schreiner gezeigt, dass er mit dem Anreissmesser einen kleinen Schnitt mache, um seitlich eine saubere Kante zu erhalten.
Übrigens, den Veritas gibt es ja jetzt auch bei Dieter, und er ist erst noch billiger als der Clifton (Masse stimmen nicht ganz überein).
Gruss
Urs
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Re: Qualität des Simshobel Clifton 420
[In Antwort auf #108910]
Hallo Rolf,
es tut mir sehr leid, dass du mit dem Hobel nicht zufrieden bist, den du von mir gekauft hast. Ich gestehe offen, dass ich mir den Hobel vor dem Verkauf nicht so genau angeschaut habe wie du. Ich habe ihn selber etwa vor einem halben Jahr im 1-2-3-Rausch zu einem ähnlichen Preis erstanden, wie der, zu dem du ihn jetzt von mir gekauft hast, obwohl ich eigentlich schon immer den Veritas wollte. Ich hatte aber seither noch keine Einsatzmöglichkeit für den Clifton, und jetzt, wo ich gerade tatsächlich mal einen Simshobel brauchte, habe ich mir dann doch den Veritas gekauft, weil der einige Dinge hat, die dem Clifton fehlen. Einen Vorschneider hat er zwar auch nicht - den gibt es bei keinem Simshobel, aber dafür ein paar andere nützliche Details wie das verstellbare Hobelmaul und die seitliche Fixierung des Hobelmessers, die ein einfaches Einsetzen nach dem Schärfen ohne viel Einjustieren ermöglicht. Deshalb habe ich den Hobel hier auch im besten Glauben an die oft - nicht nur von Dieter sondern beispielsweise auch erst in einem aktuellen Test von FWW - bestätigten guten Eigenschaften des Clifton 420 ohne bedenken hier angeboten. Dich mit deinem Geburtstagsgeschenk so zu enttäuschen, war wahrlich nicht meine Absicht. Melde dich doch noch einmal per Mail bei mir - vielleicht können wir ja eine Lösung finden, die dich auch einigermaßen befriedigt.
Viele Grüße und trotz allem noch alles Gute zum Geburtstag (wenn man schon gratulieren darf)
Uli
Hallo Rolf,
es tut mir sehr leid, dass du mit dem Hobel nicht zufrieden bist, den du von mir gekauft hast. Ich gestehe offen, dass ich mir den Hobel vor dem Verkauf nicht so genau angeschaut habe wie du. Ich habe ihn selber etwa vor einem halben Jahr im 1-2-3-Rausch zu einem ähnlichen Preis erstanden, wie der, zu dem du ihn jetzt von mir gekauft hast, obwohl ich eigentlich schon immer den Veritas wollte. Ich hatte aber seither noch keine Einsatzmöglichkeit für den Clifton, und jetzt, wo ich gerade tatsächlich mal einen Simshobel brauchte, habe ich mir dann doch den Veritas gekauft, weil der einige Dinge hat, die dem Clifton fehlen. Einen Vorschneider hat er zwar auch nicht - den gibt es bei keinem Simshobel, aber dafür ein paar andere nützliche Details wie das verstellbare Hobelmaul und die seitliche Fixierung des Hobelmessers, die ein einfaches Einsetzen nach dem Schärfen ohne viel Einjustieren ermöglicht. Deshalb habe ich den Hobel hier auch im besten Glauben an die oft - nicht nur von Dieter sondern beispielsweise auch erst in einem aktuellen Test von FWW - bestätigten guten Eigenschaften des Clifton 420 ohne bedenken hier angeboten. Dich mit deinem Geburtstagsgeschenk so zu enttäuschen, war wahrlich nicht meine Absicht. Melde dich doch noch einmal per Mail bei mir - vielleicht können wir ja eine Lösung finden, die dich auch einigermaßen befriedigt.
Viele Grüße und trotz allem noch alles Gute zum Geburtstag (wenn man schon gratulieren darf)
Uli
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Re: Qualität des Simshobel Clifton 420
Hallo Dieter, Urs, Ulrich!
So, dann mal der Reihe nach:
Als Stanley-Hobel habe ich zum Vergleich den Putzhobel 12-004 (50 x 245 mm), die Rauhbank 12-006 (60 x 460 mm) und den Stirnholzhobel 12-060. Alle haben keine Fehler in Gussteilen und sehen auch sonst sauber verarbeitet aus. Alle sind wahrscheinlich aus der laufenden Produktion, also keine historischen Werkzeuge.
Dass ich bei einem Simshobel keinen Vorschneider erwarten kann ist mir jetzt(!) auch klar. Habe gestern nochmals etwas mit dem Hobel geübt und das Schnittergebnis wird deutlich besser. Das ist somit kein Punkt der Kritik.
Kritikwürdig finde ich allerdings immer noch die Fertigungsqualität.
Hier Bilder:
Abgenutzte Gussform:
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/18/4030218/1280_6561666136336535.jpg
Klappenfuss, Ecke weggeschliffen:
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/18/4030218/1280_3438623263333936.jpg
Klappenbolzen, Lunker:
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/18/4030218/1280_6535343635303366.jpg
Lunker:
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/18/4030218/1280_3465366465626534.jpg
Lunker im Klappenfuss:
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/18/4030218/1280_6561363161373931.jpg
überstehender Klappenbolzen:
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/18/4030218/1280_3439643964353135.jpg
schiefer Klappenfuss (Bolzen steht jetzt nicht über):
http://foto.arcor-online.net/palb/alben/18/4030218/1280_3864613835323034.jpg
Bleibt die Frage, ob ich zu pingelig bin?
Nach meiner Auffassung ist das für die Preisklasse primitiv verarbeitetes Material (ich möchte nicht "Schrott" sagen!)
Gibt es 2.te Wahl oder sogar Fälschungen, die über 1-2-3...... vertickt werden?
Gruss
Rolf
PS Wie bekommt man die Bilder zur direkten Anzeige im Beitrag?
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Ein bißchen viel auf einmal!
Hallo Rolf,
jeder einzige dieser Fehler könnte für sich toleriert werden, denke ich- Ich hab auch schon mal ein schiefes Hobelmaul an einem veritas nachgefeilt, sowas kommt auch dort vor. Alles zusammen ist angesichts der Preisklasse aber unglaublich. Es scheint, als würde da ein Name verramscht- noch die letzten Teile raus für gutes Geld.
Friedrich
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Re: Ein bißchen viel auf einmal!
Hallo Friedrich,
so sehe ich das auch.
Mich würde mal ein Vergleich mit einem zweiten Hobelgehäuse interessieren. Das mir vorliegende Teil hat eine markante Beschädigung der Form an einer der Vertiefungen (davon müsste ich erst noch ein Bild machen), die eindeutig bei dem Hobel, den der Hausherr abgebildet hat, fehlt.
Doch zweite Wahl oder Markenpiraterie?
Gruss
Rolf
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Re: Ein bißchen viel auf einmal!
Hallo.
Ich bin mir nicht sicher, aber würde die Fehler im Guß, als Ergebnis von zutrockenem Formsand sehen, der beim Guß in den Holraum gebröselt ist. Also nicht unbedingt eine schlechte Form. Das der Stift nicht richtig sitzt kann unachtsamkeit bei der Herstellung oder auch noch beim Zusammenbau sein ;sollte aber mit nem Hammer und einer Holzunterlage in der ein Loch für den Stift vorhanden ist leicht rüber zu klopfen sein.
Für den Preis wirklich zu schlecht, aber vielleicht denken die auch, das man den Leuten sowas andrehen kann. Die Funktion wird gegeben sein aber die Bruchfestigkeit wird gering ausfallen. Ich würd dem Hersteller schreiben und abwarten was die dazu sagen.
Schöne Grüße
Andreas N.
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Re: Ein bißchen viel auf einmal!
Hallo Andreas,
die Gussfehler können nur durch eine ausgebrochene Form entstanden sein, da zu viel und nicht zu wenig Material gegossen wurde. bei eingefallenenem Sand müsste etwas fehlen.
Der Klappenstift ist scheinbar nicht nur eingesteckt. Jedenfalls werde ich mich bei dem mit Lunkern durchsetzten Material hüten, mit Schlag daran zu arbeiten. Ein Bruch wäre vorhersehbar.
Gestern abend musste ich auch noch feststellen, dass anscheinend durch den total verschliffenen Klappenfuss nicht genug Druck auf das vordere Eisen ausgeübt wird, so dass es etwas seitwärts wegwandern kann. Die Klappe löst sich auch immer nach einiger Zeit, egal wie fest man sie anzuziehen versucht.
Meines Erachtens nach ist der ganze Hobel Ausschuss - das Eisen ausgenommen.
Gruss
Rolf
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Re: Qualität des Simshobel Clifton 420
[In Antwort auf #108915]
Hallo Ulrich!
Herzlichen Dank für die Geburtstagswünsche. Es ist in der Tat noch ein bischen zu früh! :-)
Nochmal zum Hobel: die gewünschte Mail ist zwischenzeitlich raus. Es ist bedauerlich, dass ich nicht wusste, dass der Hobel auf dem von Dir genannten Weg erworben wurde. Ich hatte geglaubt, er stamme aus einer der beiden üblichen Quellen in Deutschland. Hätte ich die Herkunft gekannt - ich hätte ihn nie und nimmer erworben.
Gruss
Rolf
Hallo Ulrich!
Herzlichen Dank für die Geburtstagswünsche. Es ist in der Tat noch ein bischen zu früh! :-)
Nochmal zum Hobel: die gewünschte Mail ist zwischenzeitlich raus. Es ist bedauerlich, dass ich nicht wusste, dass der Hobel auf dem von Dir genannten Weg erworben wurde. Ich hatte geglaubt, er stamme aus einer der beiden üblichen Quellen in Deutschland. Hätte ich die Herkunft gekannt - ich hätte ihn nie und nimmer erworben.
Gruss
Rolf