Blockhausbau, kurs in gransforsh/schwede

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
helmut hess
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Blockhausbau, kurs in gransforsh/schwede

Beitrag von helmut hess »


hallo holzwuermer,

fuer den grossen appetit an massivholz hier ein erster bericht mit bildern und videos zum
blockhausbaukurs, den Markus Grulke und ich zusammen besucht haben.
kursabeginn war montag, 12.09.05 8:00 uhr. da wir mit komfort reisen wollten, hatten wir
den etwas beschwerlichen landweg mit faehren und wohnwagenbehinderung gewaehlt. um halwege
gemuetlich zu fahren, teilten wir den weg in 3 etappen und starteten bereits am freitag abend.

der kurs fand auf dem gelaende der axtschmiede gransforsh bruks ab in gransfors statt.
kursleiter war einer der erfahrensden blockhausbauer schwedens, Tycko Loo. wenn er die axt
oder die kettensaege schwingt glaubt man ihm nicht, dass er bereits 71 jahre zaehlt.

Tycko
der gewaehlte bauplatz sollte halwegs eben und frei von pflanzenwuchs sein (grasflaechen vorher
maehen).
fuer die gruendung wahlt man eine möglichst breite blockbohle, die in der hoehe halbiert wird
und beide haelften werden mit der saegeflaeche (der halbierung) nach unten gelegt. das ganze
parallel ausrichten, so dass die naechste balkenlage auch rechtwinklig aufgelegt werden kann.
an den eckpunkten (unter den geplanten knoten) am besten holzbohlenabschnitte legen und in der
hoehe ausrichten.
dann geht es los...
Buch
zum anreissen bereit
Buch
die erste unterseite der ecke ist in arbeit...
Buch
danach wird die oberseite angerissen und ausgearbeitet. zuerst gesaegt, dann mit der knutyxa
zwischen den saegeschlitzen laengs zur faserrichtung einschlagen... und wenn man richtig trifft
und sich auch traut, den richtigen schwung zu nehmen, fallen 2 kloetzchen raus. mit der
zimmermannsaxt wird die halsning (schalm) gehackt.
dann kommt die snickaryxa (kleines tischlerbeil) zum einsatz, um den halb hoch stehenden keil
an der wandinnenseite um ein drittel herauszuhacken.

zum schluss wird die mosritze ausgestemmt, die dazu dient die innenseite der verbindung
abzudichten und die ebenfalls benutzt wird, um mit dem kuhfuss den querbalken herauszuheben,
wenn die huette abgebaut wird, um sie zum endgueltigen platz zu verbringen.

Bildhw.roesch.de/Bilder/B248.jpg

sieht komplizierter aus, als es ist (richtiges werkzeug vorausgesetzt).
das komplizierte ist der aufriss, er muss sehr exat sein, damit die bohlen senkrecht in die
hoehe wachsen und die eckverbinder auch dicht werden.

gearbeitet wird mit frischem holz, die schnittflaechen der eckverbinder sind alle konisch
angeordnet und dichten auch nach schwund des holzes beim trocknen gut ab.

mit etwas uebung, so nach dem 5. eckverbinder geht es dann langsam in routine ueber und was da
entdsteht laesst schon ahnen wie es fertig aussehen koennte

Buch
im naechsten bild ist markus dabei, fuer die unterseite den schalm nachzuarbeiten.

Buch
die blockbohlen haben wir am angrenzenden saegeplatz bedarfsgerecht gesaegt und auch gefraest.
am anfang ist es einfacher, wenn mann sich nur auf die eckverbinder konzentrieren muss und ober-
und unterseite schon vorgearbeitet sind.
der keilfoermige zustand der blockbohlen bleibt dabei jedoch erhalten und das endergebnis sieht
urwuechsig aus, nicht wie maschinengearbeitete blockhauser, bei denen jeder stamm die gleichen
abmessungen hat.

ueber die verwendete saege werde ich einen extra beitrag einstellen, es ist eine sehr
preiswerte und effektive loesung, zugeschnitten speziell fuer blockhausbauer.

Buch
werden die bohlen nur gesaegt und es steht keine fraese zur verfuegung, dann heisst es
handarbeit...

Buch
einen eindruck vom lehrgang kann ev. das kleine video vermitteln, das man hier starten kann, sind
aber einige MB...(16)

http://hw.roesch.de/Downloads/Blockhaus_01.avi

hier wird die erste blockbohle verarbeitet, die nicht vorgefraest ist. also alles handarbeit ausser
das besaeumen der bohle.
ab hier wird es dann doch baukunst, denn auch die lange rille, die zwischen 2 bolen zu abdichtung
gearbeitet ist reine handarbeit. wenn sie gut gearbeitet ist, kann man kein blatt papier zwischen
2 bohlen schieben

zum abschluss noch einige bilder vom gesammten Bauplatz.

Bild

Bild
Bild
Bild
fuer fragen stehe ich gerne zur verfuegung.

ich plane im naechsten jahr 2 eigene lehrgaenge zu diesem thema, einen in meck-pomm und einen
in mariannelund / schweden. werde dazu einen gastdozenten aus schweden einfliegen.

gruss
helmut & markus

Dietrich
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Re: Blockhausbau, kurs in gransforsh/schwede

Beitrag von Dietrich »


Hallo Helmut,

herzlichen Dank für diesen wunderbaren Beitrag mit vielen guten Bildern aus dem schönen Schweden. Die Bilder sprechen von ehrlicher Arbeit und großem Können, beides schafft die Nähe zum menschlichen Urbedürfnis eines trockenen Lagers.

Ein Genuß dies zu sehen!

Gruß Dietrich

Christian Aufreiter
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Re: Blockhausbau, kurs in gransforsh/schwede

Beitrag von Christian Aufreiter »


Hallo, Helmut,

auch ich möchte mich herzlich für diesen eindrucksvollen Beitrag bedanken. Es ist wirklich eine Freude zu sehen, wie dank fachkundiger Handwerker aus rohen Hölzern ein Haus entsteht.
Zwar eigentlich OT, aber ich muss trotzdem fragen: Der Landy Defender ist nicht zufällig deiner?

Herzliche Grüße

Christian


helmut hess
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Re: Blockhausbau, kurs in gransforsh/schwede

Beitrag von helmut hess »


hi christian,
der wagen gehoert nicht mir, sondern einer truppe von einer kanustation, die ebenfalls am lehrgang teilnahmen.

gruss
helmut

Ingrid
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Blockhausbau, kurs in gransforsh/schwede

Beitrag von Ingrid »

[In Antwort auf #108718]
Hallo Helmut,
danke für den informativen Bericht!!! Bitte laß uns wissen, wann und wie die Kurse stattfinden. Mich würde der in MeckPom interssieren...
Viele Grüße,
Ingrid

helmut hess
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Re: Blockhausbau, kurs in gransforsh/schwede

Beitrag von helmut hess »


Hi Ingrid,

interessant, dass sich auch frauen in deutschland fuer blockhausbau interesieren. 2001 auf einem lehrgang bei Tycko Loo in Karlstad / Schweden, traf ich eine frau aus norwegen. sie nahm teil, um sich eine kleine blockhuette zu bauen, mit einem gemauerten backofen.
der kurs in Meck-Pomm soll nach meinen vorstellungen im april-mai stattfinden. ist aber nicht nur von mir abhaengig und noch koennen wir teilnehmerwuensche beruecksichtigen. in der gegenwaertigen phase geht es noch um die sammlung von interessenten.
meine planung sieht vor, in meck-pomm auf einem kanuplatz ein zeltlager fuer die teilnehmer einzurichten, eine blockholzsaege (incl. blockholzfraese)zu installieren und direkt vom rohen baumstamm aus zu arbeiten.

das ganze soll eine woche gehen.

gruss
helmut



Marc Hohnsbehn
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Re: Blockhausbau, kurs in gransforsh/schwede

Beitrag von Marc Hohnsbehn »


Hi,Helmut
Danke für den tollen Bericht !
Man möchte sofort selbst sowas bauen..grins...aber ohne Geld und Grundstück schwierig ..seuffzz
BILD 4:warum macht Derjenige die Verjüngung an der Balkenseitenfläche? um ein abscheren durch das Arbeiten des Holzes zu verhindern !?
gibts ne regel,wie lang das überstehende Teil des Balkens vor der Überblattung sein mußt?
was macht ihr zwischen die Balken zur winddichtigkeit?
Gruß Marc

helmut hess
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Re: Blockhausbau, kurs in gransforsh/schwede

Beitrag von helmut hess »


Hi Marc,

der troll auf bild 4, das bin ich, und was ich da abhacke nennt sich auf deutsch schalm und auf schwedisch halsning. diese spezielle eckverbindung (siljanknut genannt in schweden) ist nach meinem kenntnisstand der beste eckverbinder fuer blockbohlen. durch den schraegen anschnitt (schalm) an der unterseite wird erreicht, dass die bohlen in der auflage (ecke) konisch in einander liegen. die oberseite der eckverbindung wird schraeg (nach unten enger) gesaegt, um diese passform zu erreichen. auch hier wir ein schalm gehackt, der schnitt im unteren teil ist ebenfalls konisch.

die kunst besteht nun darin, dass jede bohle ein anderes hoehenmass hat und damit die schraegen der saegeschnitte individuell zu ermitteln sind. d.h. jeder anriss einer ecke ist irgendwie anders, aber das grundprinzip ist immer gleich.
einmal richtig verstanden und es funktioniert immer problemlos. nach meinen erfahrungen lernt das jeder, der ein gewisses handwerklichs geschick und raeumliche vorstellungskraft mitbringt, innerhalb von 2-3 tagen. der rest ist uebung... und die macht dann den meister.

der schrumpfprozess beim trocknen fuehrt normalerweise zu problemen, da in laengs und in querrichtung zur holzfaser verschieden starke schrumpfungen auftreten.
die blockbohlen koennen dann in diesem konus nachsacken und bleiben trotzdem dicht. gegen das eindringen von spritzwasser bleibt im unteren bereich ein klack (auf deusch klotz oder keil) stehen (ueber dem keil bleibt noch platz zum senken). die einzige durchgehende fuge in den innenraum wird dann in dem ausgestemmten dreieck (mittig an der innenseite) mit moos oder anderem dichtungsmaterial abgedichtet. die laengsfuge zwischen den bohlen ist bei guter arbeit so eng, dass sie dichtet wie eine lippendichtung. aber auch hier wird moos, wolle oder hanf (oft als bandmaterial) eingebracht.

all diese besonderheiten erlauben es mit frisch geschlagenem holz zu arbeiten, man hat dann den vorteil, dass dieses holz leicher zu bearbeiten ist... aber man schleppt auch jede menge wasser im holz ueber den bauplatz.

die haeuser werden normalerweise an einem belibigen bauplatz errichtet, trocknen dann ueber den winter und im naechsten jahr wird an den endgueltigen ort umgesetzt. erst bei diesem umsetzen werden dann alle erforderlichen dichtungen (in laengs und querfugen) eingebracht.

an den aussenseiten laesst man die ueberstaende (belibig lang, je nach rohholz) erst einmal stehen. sie werden nach dem umsetzen am endgueltigen ort auf laenge geschnitten. erfahrungsgemaess reisst hier das holz zuerst (hirnholz) und wenn die trocknung gut vorangeschritten ist, kann man auf eine einheitliche laenge verkuerzen und hat einen grossteil der haesslichen risse mit abgesaegt.

die laenge einer blockbohle zum knoten (eckverbinder) ist belibig und richtet sich nach dem grundriss (oeffnungen fuer fenster und tueren). jede lage wird in abhaengigkeit von der bohlenlaenge mit mehreren duebeln (35 x 35 mm²) ueber 2 lagen verbunden. bohlen, die an fenster oder tuer enden, werden entsprechend haefiger und dicht an dem ausschnitt verduebelt. ausserdem wird an den stirnseiten von fesnster und tuer eine leiste eingearbeitet, 35 x 70 mm², die in die untere bohle eingearbeitet wird und die durch die darueber liegende (sturz) bohle gesichert wird. dabei muss die obere bohle ein sackloch haben, dass den schwund in der wandhoehe beruecksichtigt. die senkrechte leiste schwindet kaum, so dass sie bei schrumpfung der wand auf biegung bis zum bruch beansprucht wuerde, wenn mann nicht genuegend luft in der oberen bohle einplant.

bei laengeren waenden, die zum seitlichen durchbiegen neigen koennen, kann man auch pfeiler einbauen, aehnlich wie bei gartenmauern. das ist aber meist nicht noetig, da zwischenwaende ebenso eingebaut werden wie normale eckverbinder.

hoffe deine fragen sind zur zufriedenheit beantwortet.

es gibt auch ein sehr gutes buch zu diesem thema, von einem schweden, ist nun auch auf deutsch zu haben, gibt es auch beim hausherren denke ich.
autor ist sven-gunnar håkansson (den deutschen titel habe ich nicht im kopf, ich nutze das schwedische).
kann ich sehr empfehlen, ist eine sehr gute uebersetzung.

gruss
helmut

Ingrid
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Blockhausbau, kurs in gransforsh/schwede

Beitrag von Ingrid »


Hallo Helmut,
das wird ja immer spannender...! Danke für die vielen Informationen und den Buchtipp. Ich war letztes Jahr in den Karpaten und von den dortigen Blockhäusern beeindruckt, konnte aber leider keines von innen anschauen. Bitte halte mich im Zusammenhang des Kurses auf dem Laufenden. Was kostet die Teilnahme ungefähr und wie läuft das ab (bauen alle ein Haus gemeinsam, um daran das Prinzip zu lernen)?
Grüße,
Ingrid

Ulrich Lanz
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Blockhausbau, kurs in gransforsh/schwede

Beitrag von Ulrich Lanz »


Hallo Helmut,

ich wäre auch an dem Kurs in McPomm interessiert. Wenn sich die Sache konkretisiert, würde ich mich über ein paar Infos freuen.

Viele Grüße

Uli

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