Dozuki längs

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
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Dozuki längs

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


ich habe beim Holzwerkertreffen in der Heide (ich erwähnte es schon) einen besonderen Leckerbissen geschenkt bekommen: Eine Dozuki mit Längsschnittzahnung (also im Prinzip eine einfache Dreieckszahnung).

Ich wollte mit einem Bericht dazu warten, bis ich wirklich Zinken zu sägen habe. Das wird aber noch dauern, darum habe ich einfach mal ein paar Probeschnitte gemacht.

Es ist unglaublich!

Ich habe bisher meine Schwalbenschwänze mit einer 240er (Blattlänge) Dozuki mit "Universalzahnung" und Wechselblättern gemacht, das ich ja nichts Schlechtes.

Die neue Säge- es ist die bei Dieter angebotene mit 180mm Blattlänge, keine Wechselblätter- sägt schneller (trotz feinerer Zähne) und genauer. Erheblich schneller und erheblich genauer. Ich habe in Faserrichtung und schräg dazu (wie bei Schwalbenschwänzen) gesägt, in beiden Fällen ergibt sich die angeführte Überlegenheit. Ein ganz unglaubliches Sägechen, sie ist ja wirklich ziemlich klein.

Was mich nachdenklich macht- sie ist ja nicht gerade billig, eher ein Luxusartikel. Sie ist nicht spitzengehärtet, könnte also nachgeschärft werden, aber in der Praxis ist das wohl kaum möglich, es sei denn beim Uhrmacher.. Wie lange hält sowas?

Das wäre meine Frage an Dieter: Kann man irgendetwas zur Standzeit einer solchen Säege sagen? Oder: Gibt es sowas auch mit Wechselblättern?

Ansonsten, nochmal: Toll!

Friedrich



Dietrich
Beiträge: 4730
Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: Dozuki längs

Beitrag von Dietrich »


Hallo Friedrich,

wie könnte es anders sein, kaum hast Du ein wunderbares Werkzeug in der Hand, denkst Du ans Schärfen:-)

Viel Freude mit der Säge wünsch ich Dir!

Gruß Dietrich

PS: entschuldige bitte das ich zum eigentlichen Problem nichts sagen konnte.

Dieter Schmid
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Registriert: Di 25. Sep 2018, 21:10
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Re: Dozuki längs

Beitrag von Dieter Schmid »


Hallo Friedrich,

es ist erstaunlich, daß sich in einem so hochtechnisierten Land wie Japan verschiedene historische Stufen von Produktionsweisen erhalten konnten:

1. die rein Handwerkliche: jedes Stück wird einzeln und zur Gänze von einem Handwerker hergestellt.

2. die Manufakturielle: Es gibt Arbeitsteilung, aber die einzelnen Arbeitsschritte sind rein handwerklich geblieben.

3. die Industrielle: automatisierte Arbeitsweisen, die letztendlich zu einer starken Veränderung des Produktes führen.

In Deutschland durchgesetzt haben sich japanische Sägen, die in Massen industriell hergestellt werden, sie sind preisgünstig und gut, nebenbei das Brot des Händlers, davon verkauft er am meisten, die Ersatzblätter sind ein nettes Zusatzgeschäft. Im Grunde ist es einfacher Bandstahl, die Rolle zu 200 kg, läuft etwa 10 Tage ununterbrochen durch die vollautomatische Anlage incl. Laserhärtung, bevor die nächste Rolle aufgelegt wird.

Davon haben wir uns zu Recht beeindrucken lassen, diese Sägen sind sehr gut.

Anders die manufakturmäßige Produktion. Laserhärtung steht nicht zu Verfügung. Das heißt das Ausgangsmaterial muß besser, sprich härter sein. Keine Rede von Bandstahl! Jedes Stück wird traditionell im Ofen gehärtet, von Hand mit dem Hammer auf dem Amboß nachgerichtet (alles was gehärtet wird, verbiegt sich) später auf Dicke geschliffen, danach werden die Zähne eingeschliffen (das immerhin teilautomatisch) in ein Material ca. 58 - 59 HRC hart. Anschließend Ungenauigkeiten noch mit der Sägefeile von Hand korrigiert!

Das ist um ein Vielfaches teurer und arbeitsaufwendiger als die industrielle Methode, aber im Verkauf wird kaum mehr als das Doppelte verlangt.

Solche Sägen sind immer schärfer als industriell hergestellte und machen feinere Schnitte. Billiges Bandstahlmaterial bekommt man nie so scharf wie gehärteten Stahl! Aber bevor wir die industriell hergestellten japanischen Sägen kennenlernten, waren wir gestanztes Blech gewohnt - HRC 49 - 52. Wir waren nie verwöhnt. Nun staunen wir, daß es noch besseres gibt.

Zum Schärfen: Sagen wir mal, es ist der gleiche Lernaufwand erforderlich wie für das Schärfen eines Hobeleisens, würden wir das akzeptieren? Es ist nicht mehr! Wirklich!

Zurück zu Deiner Frage: Ein Modell mit Wechselblättern zu propagieren verbietet sich, es wäre nicht der gleich Herstellungsprozeß. Du kannst es schärfen ohne zum Uhrmacher gehen zu müssen. Eine Sägefeile plus Konzentration: die gleiche Bewegung exakt über die ganze Zahnreihe wiederholen. Zur Standzeit: Wissenschaftlich definiert ist sie nicht, aber es geht ordentlich lange.

Viele Grüße
Dieter

Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Re: Einige Vermutungen

Beitrag von Christof Hartge »


Hallo Friedrich,
da es sich um ein Längsblatt handelt wird das Schärfen nun auch wieder nicht so schwierig. Du brauchst halt eine dieser messerförmigen Feilen und mußt Brust und Rücken getrennt feilen. Das bedeutet erheblich mehr Aufwand als bei einer westlichen Säge, aber es sollte zu machen sein.
Zur Standzeit: Meine alten westlichen Sägen haben eine mutmaßliche Härte von 52 HRC. Für das Gartenhaus habe ich die Disston D8 längs einmal und die Quersäge zweimal nachgeschärft. Mit so einem Zinkensägelchen mit einer Härte von 58 HRC solltest du unter Hobby-Bedingungen also mehr als ein halbes Jahr sägen können.

Viele Grüße, Christof.

Marc Waldbillig
Beiträge: 1247
Registriert: So 6. Okt 2013, 21:41

Re: Eine Bestätigung

Beitrag von Marc Waldbillig »


Hallo,

Reden wir hier über die Dozuki mit einer Blattstärke von 0,2 mm? Ich hab mir solch eine vor einiger Zeit zugelegt und zwar zum Zinken-Sägen. Die Schnittfläche ist schön eben und der Schnitt exakt am Riss, allerdings frag ich mich jetzt auch, wie das mit dem Schärfen gehen soll. Die Zähnchen sind so fein, dass man sein Äuglein ganz nah ranbringen muss. Die Feinmotorik zum Feilen wird wohl stark herausgefordert werden.

Ich denke mal, die Säge hält über ein Jahr ihre Schärfe. Man sägt ja nicht jeden Tag Zinken oder Sch.-Schwänze, und die paar Zentimeter tun der Säge auch nicht weh.

Obschon ich mehr als zufrieden bin, weiß ich nicht, ob nicht auch ein Modell mit Wechselblatt den Weg in meine Werkstatt finden wird.

Gruß, Marc

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