Welche Hobel brauche ich?
Welche Hobel brauche ich?
Hallo Holzwerker,
ich brauche euren Rat bezüglich des Kaufs von Hobeln. Ich möchte demnächst einen/einige Lee Valley (Veritas) Handhobel anschaffen.
Bis jetzt habe ich nur einen #4 von Anant, und ich habe ein paar Holzhobel die ich zu Schrupphobeln machen kann.
Ich habe keine Hobelmaschine und werde in absehbarer Zeit auch keine kaufen. Eine gute Bandsäge wird aber hoffentlich bald meine Werkstatt bereichern.
Ich muss also alles mit den Hobeln machen, vom rauhen Brett bis zum fertigen, verleimten Werkstück.
Frage 1; Brauche ich eine Rauhbank, oder kann ich mir auch eine große Stoßlade anfertigen und mit dem Jack Plane arbeiten?
Frage 2; Brauche ich zu dem Jack Plane noch einen Smoother dazu (Bevel-Up Smoother)?
Das Bevel-Up Trio von LV ist attraktiv, u.a. weil alle Eisen untereinander austauschbar sind. Den Einhandhobel (LA) habe ich schon fest eingeplant.
Danke und Gruß,
Timo
Re: Welche Hobel brauche ich?
Hallo Timo, im Faden ueber den 7er Flachwinkel von LV fing' eine Diskussion an, die Deine Frage zumindest mitanschneidet. Mir geht es oft so, dass ich zwischen den Extremen hin und hereier. Mal mach ich auf möglichst einfach und die Herausforderung liegt im bestmöglichen Ausnutzen des (primitiven) Werkzeugs, mal kann es nicht genug Spezialwerkzeug sein und die Motivation kommt vom Ausprobieren und Vergleichen
Wenn Du wirklich vernuenftig sein möchtest, brauchst Du noch eine Rauhbank (Holz oder Nr 7). Mit Jack Plane geht es zur Not auch, dauert aber länger. Zur abschliessenden Behandlung (Finish) geht dann Schleifpapier (mag ich nicht) oder Ziehklinge, manchmal auch Putzhobel (mit steilerem Eisen und engem Maul).
Eine Rechtfertigung (etwas duenne, zugegeben) fuer die ueppigere Hobelsammlung ist, dass man verschieden Hobel fuer bestimmte Anwendungen reserviert, also z.B. mit dem Jack plane vorarbeitet und ein schnell stumpf werdendes Eisen in Kauf nimmt, dann zum 6er oder der Rauhbank uebergeht und jeweils nur ein paar Späne abnimmt, so dass praktisch immer ein völlig scharfes Eisen da ist, wenn's drauf ankommt.
Ansonsten liegst Du mit der Bandsäge ( meiner Meinung nach) völlig richtig, wenn Du mit Massivholz arbeiten möchtest (und nicht Deinen Lebensunterhalt damit bestreiten musst), kanst Du damit und den Handwerkzeugen alles machen, was denn so anfällt. Die Versuchung, Maschinen so wie Hobel zu sammeln, ist natuerlcih auch gross, aber finanzielle Beschränkungen halten da (bei mir zumindest) etwas den Daumen drauf.
Viel Erfolg
Uli
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Re: Welche Hobel brauche ich?
Timo,
Mit dem Jack Plane kommst du schon ganz weit. Er ist vielseitig, ersetzt zwar keine Raubank, ist aber wohl die erste Wahl beim Allroundhobel. Du kannst bestoßen, putzen, Längskanten abrichten (dafür brauchst du keine Stoßlade, geht freihändig mit ein wenig Übung sehr gut), quasi ein ganzes Brett hobeln (außer schruppen). Anzuraten wäre ein 2. Eisen mit größerem Schnittwinkel, wenn du dir nicht gleich einen 2. Hobel anschaffen willst.
Danach würde ich mir eine Raubank zulegen. Beim Abrichten längerer Bretter unentbehrlich.
Du könntest aber auch anders vorgehen. Sagen wir dein Budget lässt 2 Hobel zu, dann kämen ein Jack plane #5 1/2 und eine Raubank #7 in Frage. Du hättest 2 identische untereinander austauschbare Eisen (bei LN wohlgemerkt) und bestoßen würdest du mit dem LA block plane. Ein Eisen würdest du fürs Grobe herrichten und das andere zum Putzen. Ob das auch mit den BU-Pendants jack und jointer geht, weiß ich nicht, wäre aber toll, dann könnte man auch bestoßen und dein Budget wäre nicht so beansprucht (bei LN nicht möglich wegen unterschiedlicher Eisenbreite).
Gruß, Marc
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Re: Welche Hobel brauche ich?
[In Antwort auf #108480]
Hallo Timo,
Wenn Du von Sägeware aus arbeiten willst, brauchst Du auf jeden Fall eine Raubank. Ich weiss, dass es Leute gibt, die mit einer langen stoßladenartigen Konstruktion arbeiten. Ich halte das nicht für eine gute Methode. (Eine brauchbare Hobelbank hast Du, oder?)
Mit einer erstklassigen Raubank erhält man auch freihändig Werkstücke, die bereits alle Anforderungen erfüllen. Einen Putzhobel sollte man aber noch fürs Finish haben. Ich halte es für den Anfang für besser, einen nicht zu breiten Putzhobel einzusetzen. Wenn Du bei Veritas angebissen hast: Der "low angle smoother" mit seinen 50 mm Breite ist sicher einfacher zu handhaben als sein breiterer Kollege, außerdem mit dem geschliffenen Seitenflächen auch zum Bestoßen auf der Stoßlade brauchbar. Die gegenseitige Austauschbarkeit der Eisen ist in der Praxis wohl eher von geringer Bedeutung.
Einen Jack braucht man m. E. nicht unbedingt, jedenfalls nicht am Anfang. Raubank + Putzhobel reicht.
Ich benutze 2 Raubänke: Eine alte mäßiger Qualität (Stanley #8) für die Vorbearbeitung und dann eine Flachwinkelraubank für das Exaktere. Das ist auch zu empfehlen. Gesägtes (Hart-) Holz strapaziert das Eisen sehr und eine fein eingestellte Raubank ist dafür eigentlich zu schade.
Bitte bedenke, dass Du Deine Hobel auch schärfen musst. Ohne das geht es gar nicht, ich verweise auf die Ausführungen dazu im Schärfprojekt. Falls Du noch nicht schärfen kannst: Kauf Dir zuerst nicht alle gewünschten Hobel, sondern nur einen höchstens zwei (das wären der Smoother und der Block plane) und mach Dich damit vertraut. Damit kann man schon viel machen.
Ich wünsche Dir viel Spass und Erfolg!
Friedrich
Hallo Timo,
Wenn Du von Sägeware aus arbeiten willst, brauchst Du auf jeden Fall eine Raubank. Ich weiss, dass es Leute gibt, die mit einer langen stoßladenartigen Konstruktion arbeiten. Ich halte das nicht für eine gute Methode. (Eine brauchbare Hobelbank hast Du, oder?)
Mit einer erstklassigen Raubank erhält man auch freihändig Werkstücke, die bereits alle Anforderungen erfüllen. Einen Putzhobel sollte man aber noch fürs Finish haben. Ich halte es für den Anfang für besser, einen nicht zu breiten Putzhobel einzusetzen. Wenn Du bei Veritas angebissen hast: Der "low angle smoother" mit seinen 50 mm Breite ist sicher einfacher zu handhaben als sein breiterer Kollege, außerdem mit dem geschliffenen Seitenflächen auch zum Bestoßen auf der Stoßlade brauchbar. Die gegenseitige Austauschbarkeit der Eisen ist in der Praxis wohl eher von geringer Bedeutung.
Einen Jack braucht man m. E. nicht unbedingt, jedenfalls nicht am Anfang. Raubank + Putzhobel reicht.
Ich benutze 2 Raubänke: Eine alte mäßiger Qualität (Stanley #8) für die Vorbearbeitung und dann eine Flachwinkelraubank für das Exaktere. Das ist auch zu empfehlen. Gesägtes (Hart-) Holz strapaziert das Eisen sehr und eine fein eingestellte Raubank ist dafür eigentlich zu schade.
Bitte bedenke, dass Du Deine Hobel auch schärfen musst. Ohne das geht es gar nicht, ich verweise auf die Ausführungen dazu im Schärfprojekt. Falls Du noch nicht schärfen kannst: Kauf Dir zuerst nicht alle gewünschten Hobel, sondern nur einen höchstens zwei (das wären der Smoother und der Block plane) und mach Dich damit vertraut. Damit kann man schon viel machen.
Ich wünsche Dir viel Spass und Erfolg!
Friedrich
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Re: Welche Hobel brauche ich?
Hallo Timo,
zum dem was Marc bereits geschrieben hat möchte ich noch ergänzen, daß LV einen Bevelup Smoother, einen Low Angel Jack und nun auch eine Raubank hat, alle gleichen Eisenbreite 57 mm.
Du kannst dir meinen WZ Schrank im den Werkstattbildern ansehen.
zum Putzen nehme ich den Low angel Shmoother erhältlich beim Hausherrn mit 50 mm Eisenbreite,
Bei Raubänken habe ich meine eigene vorliebe für Holzraubänke, eine 600 mm Ece und kurzraubank mit 48 mm Eisenbreite - für das grobe abrichten von größeren Brettern und Tischen. Feinarbeit mit der 600 ECE. Bei schwierigen Hölzern mit dem Clifton No. 7. ist angenehemer, weil er stabiler läuft.
Da abricht von Brettkanten erledige ich lieber mit dem No. 7, weil er einen teiferen Scherpunkt hat und bei ästen nicht gleich vibriert. (Eine Frage der Referenzen)
Der No. 7 läßt sich auch von Ästen nicht beieindrucken.
Beim Aufbau deiner Hobelwerkzweuge achte auch den Systemgedanken - heute wäre Clifton oder LV meine Wahl. Wobei Low Angel Hobel sicher vorteile hins. Phasenwinkel haben.
Viel Spaß bein Gustieren und auswählen.
Gruß
Thomas
Re: Welche Hobel brauche ich?
Hallo und Danke an alle die schon geantwortet haben.
Friedrich, ich habe meinen Anant #4 geschärft und damit für mich schon erstaunliche resultate erzielt. "out of the box" war er unbenutzbar. Ich habe das schärfprojekt schon x mal gelesen :) und ich denke das ich hier auf einem gangbaren weg bin.
dann wäre es wohl gut, wenn ich zusätzlich zur Veritas Raubank noch eine Anant fürs grobe nehme?
Eine Hobelbank muss ich mir noch kaufen oder bauen, da ist die entscheidung noch nicht gefallen. Meine bisherigen "werktische" und work-mates sind zum handhobeln eigentlich zu leicht.
Übrigens ist laut Derek Cohen mit dem BU Smoother leichter zu arbeiten als mit dem LA. Siehe Link zum Review.
Gruss,
Timo
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- Beiträge: 3208
- Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09
interessanter link!
Hallo Timo,
das muss ich erst mal lesen. Zur Frage mit dem Anant: Ja, das würde ich für eine durchaus vernünftige Sache halten
Friedrich
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- Beiträge: 1268
- Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16
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Re: interessanter link!
Timo und Friedrich,
diesen Vergleich finde ich ebenfalls sehr interessant.
Wenn ich ihn richtig interpretiere gelingt es mit dem
BUS auch schwierige Hölzer ausrissfrei zu putzen.
Meine Erfahrungen auf diesem Gebiet sind nur gering,
aber mit einem Universalhobel schaffe ich es jedenfalls
nicht, mein Lieblingsholz Esche großflächig aussrissfrei
zu hobeln. Wenn das mit dem BUS eurer Meinung nach geht
ist er schon bestellt :-)
Gibt es das Teil beim Hausherrn?
Viele Grüße
Heinz
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- Beiträge: 1247
- Registriert: So 6. Okt 2013, 21:41
Re: Welche Hobel brauche ich?
[In Antwort auf #108485]
Timo,
Überleg dir, ob die Raubank fürs Grobe nicht auch eine in Holz sein kann. Ich schätze die qualitativ hoch ein, das Tuning wesentlich geringer. Es beschränkt sich wahrscheinlich auf das Schleifen des Eisens. Der Preisunterschied liegt bei 50 , das find ich korrekt und es ist nicht schlecht den einen oder anderen Holzhobel zu besitzen.
Außerdem ist es am Anfang doch recht beschwerlich mit "preiswertem" Werkzeug zu arbeiten. Man weiß nicht, wie man wohin kommen will, das kann frustrierend sein.
Gruß, Marc
Timo,
Überleg dir, ob die Raubank fürs Grobe nicht auch eine in Holz sein kann. Ich schätze die qualitativ hoch ein, das Tuning wesentlich geringer. Es beschränkt sich wahrscheinlich auf das Schleifen des Eisens. Der Preisunterschied liegt bei 50 , das find ich korrekt und es ist nicht schlecht den einen oder anderen Holzhobel zu besitzen.
Außerdem ist es am Anfang doch recht beschwerlich mit "preiswertem" Werkzeug zu arbeiten. Man weiß nicht, wie man wohin kommen will, das kann frustrierend sein.
Gruß, Marc
Re: interessanter link!
Liebe Hobler, das klingt ja richtig märchenhaft, aber ob's denn auch wirklich so toll ist? Ich meine, wurden denn die Flachwinkelhoble nicht urspruenglich als Hirnholzhobel entwickelt, wo Ausriss keinesfalls ein Problem ist? Ich hab' auch einen (Flachwinkelhobel,nicht Ausriss), einen Jack-LV, und der hobelt Hirnholz einfach traumhaft, aber auf Langholz kann der ein schauderhaftes Massaker anstellen, an das kein konventioneller Hobel herankommt; zugegeben, der hätte natuerlich anders eingestellt werden mussen, engeres Maul und steilere Fase etc., aber trotzdem, sind wir nicht gerade dabei, eine der wichtigsten Erfindungen der letzten 200 Jahre Hobelentwicklung, ich meine den Doppelhobel mit Klappe, einfach so in die Wueste (Abstellkammer) zu schicken?
Uli