Angefressene Rinde abschälen ?

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Johannes
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Angefressene Rinde abschälen ?

Beitrag von Johannes »


Hallo,

wir haben vor etwa einem halben Jahr 3 große Kiefern in unserem Garten runtergeholt und aus Unwissenheit einfach zum Ablagern in den Garten gestapelt.
Aber : Toi, toi, toi, die Enden haben sich selbst zugeharzt, und es sind nicht einmal Haarrisse zu sehen. Bei meiner letzten Begutachtung hat sich allerdings herausgestellt, dass sich irgendein Tierchen an der Rinde gütlich tut.
Die Fraßlöcher sind etwa Stecknadelkopf groß. Das Holz selbst ist aber unverletzt. Mir stellt sich jetzt die Frage : Soll ich die Baumstücke schälen, um ein eventuelles Übergreifen auf das Massivholz zu verhindern, oder ist das im Prinzip egal ?

Ich danke euch für eure Tipps.

Johannes

Ingrid
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Re: Angefressene Rinde abschälen ?

Beitrag von Ingrid »


Hallo Johannes,
die Kiefern sollten eigentlich so schnell wie möglich geschnitten und aufgestapelt werden. Solange sie im Garten (ich hoffe liegen und auch keinen Kontakt zum Boden haben, ev. Ziegelsteine unterlegen) sind, bietet die Rinde einen gewissen Schutz gegen das Aufreißen und gegen Insekten, aber nur solange sie intakt ist. Sobald ein Baum gefällt ist, verliert die Rinde nach und nach ihre Schutzfunktion, Du siehst es an den Tierchen. Wenn Du keine Sägemöglichkeit hast, sollten die Stämme mit Spaltkeilen auseinandergetrieben und mit der Axt und Beil vom Splint getrennt werden. Ebenso muß die Rinde mit dem Zieheisen, notfalls Beil, komplett entfernt (gescheppst) werden. Danach werden die Stücke gelagert, eventuell müssen die Stirnseiten verklebt werden. Die Lagerung kann regensicher draußen oder drinnen erfolgen, dabei darf kein krasser Temperatur- oder Feuchtigkeitsübergang stattfinden (Also nicht (sofort) in den warmen Heizungskeller!) Wenn Du die Stammteile draußen lagern möchtest (ev. aus Platzgründen) brauchst Du ein Dach, das größer als die Fläche der Stämme ist. z. B. zusammengenagelte alte Bretter (mit Dachpappe wäre optimal, auch für später) und dann baust Du aus Vierkanthölzern und Leisten ein offenes Häuschen drum herum. Wichtig ist, daß die Luft zirkulieren kann. Die Stammteile dürfen nicht am Boden liegen, am besten aufbocken, auch übereinander. Von dort nimmst Du Dir dann die Teile, die Du zur weiteren Verarbeitung jeweils brauchst.
Viele Grüße,
Ingrid

Walter Heil
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Re: Angefressene Rinde abschälen ?

Beitrag von Walter Heil »


Hallo Ingrid,

"sollten die Stämme mit Spaltkeilen auseinandergetrieben und mit der Axt und Beil vom Splint getrennt werden."

Das verstehe ich nicht. Bitte kläre mich auf.

Gruß, Walter

Ingrid
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Re: Angefressene Rinde abschälen ?

Beitrag von Ingrid »


Hallo Walter,
die "klassische" Methode Holz per Hand zu spalten, also aus dem Stamm Längsteile ohne Gattersäge oder anderer motorischer Hilfe zu machen, besteht darin, Keile in den Stamm mit der Axt zu treiben. Diese Keile sprengen den Stamm dann auf, so daß erst einmal zwei halbe Stämme entstehen. Wichtig ist, daß die Keile ungefähr eine gerade Linie bilden. Die Abstände und die Größe der Keile richten sich nach dem Stamm. Eine Linie deshalb, da die Holzfaser die Spaltwirkung unterstützt, der Stamm bricht im Faserverlauf auseinander. Die Keile werden nach und nach eingetrieben (z. B. vier in einer Reihe), bis sie den Stamm teilen. Die Keile sollten gut geschärft sein. Es gibt sehr viele unterschiedliche Größen und Materialien. Bei Dieter Schmid unter der Rubrik Hauptseite Beile, Äste und dort dann z. B. Äxte von Gränsfors. Dort ist auch ein Spaltkeil und das nötige weitere Werkzeug (Axt). Eine sehr große Auswahl von Keilen gibt es bei www.grube.de . Der Splint muß raus, da dort sich sehr gerne Schädlinge festsetzen und er für die weitere Verarbeitung zu Brettern sowieso entfernt werden muß (weiches und schwaches Holz). Du erkennst ihn daran, daß er heller ist als das übrige Holz (Die "Mittelsäule" des Baumes). Es bietet sich jetzt also die Spaltung in Viertelteile an. Die vorliegende Stammhälfte wird noch einmal durch Keile geteilt und dann wird mit dem Beil der Splint entfernt. Hast Du eine Bandsäge, ist jetzt ihre Zeit gekommen, sonst per Hand.
Viele Grüße,
Ingrid

Walter Heil
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Re: Angefressene Rinde abschälen ?

Beitrag von Walter Heil »


Hallo Ingrid,

ich glaube gerne, dass Du auf diese Methode bei einer kerzengerade gewachsenen und astfreien Buche zwei einigermaßen glatte Halbstämme kriegst, wenn man die Länge nicht übertreibt, also bei 2m, max. 3m Länge Schluß macht. Sonst wirkt sich schon geringer Drehwuchs fatal aus. Unser guter Johannes hat aber Kiefern, die im Garten gewachsen sind und nicht in der Obhut eines dichten Jungbestandes, also Bäume, die von Anfang an ihre Äste für etliche Jahre behalten haben und zum großen Teil noch haben. Die bilden alle 40-50cm einen Dübelverbund, der sich auf Spaltkeile richtig freut. Der schöne und glatte Riss durch den Stamm ist alle 40-50cm hinüber, wechselt seine Richtung und ist überhaupt nicht mehr gerade. Außerdem sind Kiefern, die in Gärten, also im "Halbfreien" wachsen, in aller Regel nicht gerade.

Bisher habe ich keinen Anlass gesehen, bei Kiefer unbedingt den Splint wegzuschneiden, der Härteunteschied ist marginal, Ikea und alle anderen Hersteller "skandinavischer" Möbel wären längst pleite und ich hätte auf den durchaus reizvollen Unterschied in der Farbe beim Entwurf von Möbeln verzichten müssen. Abgesehen von der Viecherei, mit Beil und Axt dem Splint zu Leibe zu rücken, bliebe von so einem Stamm nicht viel übrig. Würden wir von Eiche reden, sähe das anders aus.

Ich fürchte, Johannes hat zum Aufsägen der Stämme und Aufhölzeln keine wirkliche Alternative. Die Schadinsekten lieben die Rinde, weil sie dort ihre Eier so schön verstecken können; macht man die Rinde weg, kriegt der Stamm von außen Risse. Es kommt natürlich sehr darauf an, was Johannes mit dem Holz machen will, aber um es letztlich in den Ofen zu schieben, braucht er kein so aufwändiges Verfahren. Es ist nicht bös gemeint, aber Dein Vorschlag scheint mir doch recht theoretisch.

Gruß, Walter


Ingrid
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Re: Angefressene Rinde abschälen ?

Beitrag von Ingrid »


Hallo Walter,
ich hab drei Jahre lang Holz (sowohl Hart- und Weichholz) so aufgespalten, weil mein Meister der Ansicht war, daß diese Methode die angemessene sei und wir es lernen müßten. Also von Theorie kann ich Dir zwar auch einiges sagen, in der Praxis hat sich das bei uns aber bewährt. Die "Abhandlung" ist so lang geworden, weil ich annahm, daß Du eine Handlunganleitung haben wolltest. Gerade das Folgen des Drehwuchses ist für das spätere Verwerfen wichtig. Der Anfänger sollte aber mit einer "Geraden" anfangen, da die Verletzungsgefahr natürlich wächst. Du siehst beim Aufkeilen relativ schnell, wo der nächste Keil anzusetzten ist und man kann den Drehwuchs zum Teil durch Axtschläge auch überlisten. Ich gebe Dir recht, daß es keine Freude ist, Längen von über drei Metern aufzukeilen und es wirklich eine Viecherei ist. Ob man den Splint mag, sei dahingestellt, für die Haltbarkeit der nächsten 300 Jahre des Möbelstückes und eine eventuelle Restaurierung ist er aber abträglich und ich bezweifle, daß ikea-Stücke o. ä. diese Zeitspanne überleben werden. Ich nehme auch nicht an, daß Johannes das Holz in den Ofen schieben wollte, sonst könnte er nähmlich mit der Axt und der Schrotsäge auskommen.
Viele Grüße,
Ingrid

Walter Heil
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Re: Angefressene Rinde abschälen ?

Beitrag von Walter Heil »


Hallo Ingrid,

Dein Meister in Ehren. der Glückliche muss in einer Gegend leben, wo nur A-Stämme wachsen, die sich bei den ersten 10m aller Äste enthalten haben. Ich mache seit 25 Jahren jährlich 10-12Ster Brennholz und da habe ich oft genug starke Meterstücke aufspalten müssen. Da gibt es Stücke, da setzt man den Keil an, winkt einmal ordentlich mit der Spaltaxt und es liegen zwei Hälften mit glatter und ebener Schnittfläche da. Nur ist das die große Ausnahme. Man braucht Röntgenaugen, um zu ahnen, was im Stamminneren so alles ist. Man merkt es, wenn unerwartete Widerstände auftreten oder gar Drehwuchs sich abzeichnet. Bei Letzterem gebe ich schnell auf und überlass die weitere Behandlung der Säge, weil außer, dass man sich plagt, nix bei rauskommt. Bei Kiefer spalte ich überhaupt nur in der Länge, wenn keine Äste zu sehen sind. Der langen Rede kurzer Sinn: ich rate Johannes dringend ab, Dein Spaltverfahren zu probieren, es sei denn, er will wirklich nur Brennholz machen.

Deine Abneigung gegen Splintholz kann ich nicht so ganz teilen; es kommt schon sehr auf die Holzart an. Ich stelle mir vor, Du willst aus europäischem Nussbaum was machen und gehst in den Holzhandel. Ich möchte wetten, dass Deine Abneigung gegen Splintholz sich schnell legt. Wenn Möbel in der Scheune gelagert werden, halten sie nicht sehr lange, auch Kernholz schützt da nicht; in "normalen" Wohnungen hält Splint und Kern gleich lang. Ikea-Stücke werden aus ganz anderen Gründen nicht so alt.

Gruß, Walter

Thomas Paulke
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Re: Angefressene Rinde abschälen ?

Beitrag von Thomas Paulke »

[In Antwort auf #108210]
Hallo All und Ingrid,

ich habe mich auch schon einige Male am Spalten versucht und habe da auch schon gute Ergebnisse erreicht.
Den gränfors Keil habe ich auch, der ist rasiermesserscharf.

Ich nehme den gar nicht so gern, viel lieber eigentlich die "Baummarktkeile" weil die länger sind und langsam am Länge gehen. Man kann da auch aus zwei einen dickeren "machen".

Ansonsten einfach einen aus Buche oder Robinie, was gerade so rumsteht.

Zum Schluß braucht es meist noch mehr "Weite".

Scharf müssen die nicht unbedingt sein. Ein gutes Auge und viel Geduld ist beim Spalten wichtig, sonst stecken alle Keile im Baum und nicht's geht mehr ;).

Bis jetzt habe ich noch jeden besiegt, oder ich habe rechtzeitig aufgegeben. ( war eher selten ).

Viele Grüße von Thomas !

Ingrid
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Re: Angefressene Rinde abschälen ?

Beitrag von Ingrid »


Hallo,
Walter, genau das war je der Zweck meines Meisters, daß wir diese Röntgenaugen entwickeln und auch unterscheiden lernen, was Brennholz ist und was sich für Bildhauerarbeiten eignet. Wir hatten in den seltesten Fällen A-Holz und bekamen aus der ganzen Gegend die Stämme angeliefert, die im Weg rumstanden und zwar zu jeder Jahreszeit. Literweise ist zum Teil das Wasser ausgelaufen... Wie auch immer: Wenn es für Johannes keine Möglichkeit gibt, die Stämme auftrennen zu lassen, ist das Spaltverfahren die einzige Möglichkeit, sie zu nutzen. Natürlich wünschte ich ihm, da er sich diese Knochenarbeit spaart, auf der anderen Seite ist sie recht lehrreich. Ich denke nicht, daß wir uns bei der Beurteilung von Splintholz einigen werden... außerdem bin ich überhaupt nicht Deiner Ansicht, daß Splint- und Kernholz gleich lang halten! Es gibt eine Studie zu Türen, bei der festgestellt wurde, daß die Türen bis ca. 1850 viel besser erhalten und überliefert sind als danach. Das hängt sehr stark von dem verwendeten Holz (mit Splint) und der Verbindungsweise zusammen, die nicht mehr holzgerecht war. Splintholz ist aufgrund seiner Zellenstruktur viel anfälliger, sowohl für Schädlinge als auch für Fäulnis und beides tritt immer wieder in "normalen" Wohnungen auf (erinnert sei an Stuhlbeine, die durch das feuchte (Boden-)Wischen betroffen sind).
Thomas kann ich nur beipflichten. Auch ich benutze unterschiedliche Keile und hatte auch deshalb die Seite von gruber angegeben, um sich einen Überblich verschaffen zu können. Die großen schweren Keile können leicht zu stark hebeln, so daß ein vorsichtige Vorgehen und Lenkung des Rißes schwierig wird.
Viele Grüße,
Ingrid


Thomas Paulke
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Re: Angefressene Rinde abschälen ?

Beitrag von Thomas Paulke »


Hallo Ingrid,

entschuldige eine persönliche Frage, mir klappt ja fast der Unterkiefer runter.
Wie muß Man(n) sich eine Frau vorstellen, die drei Meterstämme spaltet ?

Hut ab.

bestimmt nicht so, wie Man(n) sie sich vorstellt ;).

Meine Oma konnte auch alle, also Karnikelställe bauen usw., sie wußte, wie man Nägel so über einem Nageleisen ins Holz schlägt.

Ich habe ganz gern Eichentämme gespalten. Dieses Jahr bin ich fast verzweifelt.
Es ging nicht, vielleicht noch zu nass, das Holz.

Ich bin da Deiner meinung, wenn man einmal den Bogen raus hat, gibt es keine schnellere Methode und das Holz spaltet da, wo es sowieso reißen würde ?

Viele Grüße von Thomas



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