Walnussöl und Hartwachs

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Ralf E
Beiträge: 261
Registriert: Mi 6. Feb 2013, 18:21

Walnussöl und Hartwachs

Beitrag von Ralf E »


Hallo geschätzte Forumsgemeinde,

ich habe meinen Rollcontainer mit Walnussöl eingelassen, 2 mal bisher. Nun ist das Öl durchgetrocknet und ich dachte, das es nun weniger schmutzempfindlich ist. Aber da habe ich mich wohl getäuscht. An manchen Stellen setzt sich der Schmutz ganz schön an (Trotz 320 er Schliff). Nun dachte ich mir ich könnte Hartwachs drüber streichen? Geht das? Wenn Ja welchen Hartwachs würdet Ihr nehmen? Noch was ist diese KOMBI was für die Küche?

Der Schrank soll danach in der Küche stehen.

Für alle hilfreichen Kommentare in voraus danke.

Gruß

Ralf

Rafael Neumann
Beiträge: 157
Registriert: Mi 2. Okt 2013, 11:07

Re: Walnussöl und Hartwachs

Beitrag von Rafael Neumann »


Hallo Ralf,

hast Du es schon einmal mit Rustin's Danish Oil probiert ?
Das ist ein Produkt aus der Tung-Nuss, lässt sich gut auftragen und härtet im Holz aus; das Ergebnis ist auf jeden Fall ein schimmernder Glanz und es ist lebensmittelecht.

Das Produkt wird oft von Drechslern eingesetzt (somit z.B. zu beziehen über das Drechselzentrum Essen, http://www.drechselwelt.de/assets/s2dmain.html?http://www.drechselwelt.de/index2.html). Bitte aber nicht den Fehler machen - wurde oft fehlerhaft übersetzt und interpretiert - und beim ersten Auftrag gleich eine feine Stahlwolle zu benutzen. Der erste Auftrag erfolgt mit einem Lappen oder Ballen, nach 10 Minuten wird der Überschuss wieder aufgenommen und danach muss das Holz zunächst trocknen.
Dann kann man den zweiten oder dritten Auftrag mit einer feinen Stahlwolle vornehmen, wobei gleich die Holzfasern geglättet werden.

Rafael

Ottmar
Beiträge: 321
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Walnussöl und Hartwachs

Beitrag von Ottmar »


Hallo Forumsfreunde,

Wallnusoel ist zwar ein trocknendes Oel.Doch fuer eine bestaendige schuetzende Oberflaeche ist die Filmbildung durch zu geringe/fehlende Linol- und Linolensäureanteile zu duenn. Andererseits wird der getrocknete Film von Walnussoel von Loesungsmitteln und Waerme angeloest=Klebrig.

Ich verwende Wallnussoel an Kunstobjekten oder Teilen die nicht "gehandhabt" werden, d. H. nicht mit Koerperwaerme in Beruehrung kommen. Das gleiche gilt auch beim Wachsen. Es gibt auch Oel/Wachsmischungen, wurden frueher als Wachsfirnisse bezeichnet, diese geben eine bessere Bestaendigkeit gegen Naesse und Waerme.

Am besten bei den diversen Herstellern dieser Produkte anfragen. Ich habe seit meiner Auswanderung nach California den Kontakt zum deutschen Markt verloren, ausser Livos welches Gott sei Dank jetzt auch hier zu haben ist.

Viel Glueck und Erfolg

mfg

Ottmar


Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Re: Walnussöl und Hartwachs

Beitrag von Christof Hartge »


Hallo Ottmar, danke für deine fachkundigen Informationen und: herzlich willkommen hier im Forum!

Viele Grüße aus sunny Pfieffe-Valley, HE.

reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Walnussöl und Hartwachs

Beitrag von reinhold »

[In Antwort auf #107807]
hallo Ralf,
das Ölen von Holz schafft nur dann einen Oberflächenschutz gegen Verschmutzung, wenn 1. die Poren geschlossen sind und 2. das Öl tatsächlich durchgetrocknet ist.

Schmutz setzt sich in den Poren ab. Sie müssen also mit Porenfüller oder zahlreichen (2x reicht nicht) Öl-Aufträgen geschlossen werden. Beides kann das Erscheinungsbild des Holzes verändern - also Vorsicht.

Das Durchtrocknen von Walnussöl, vor allem in der Salatöl-Qualität, dauert u.U. Monate. Selbst wenn es sich oberflächlich nicht mehr feucht anfühlt, ist es in den Poren immer noch klebrig. Mehrere Schichten Öl können die darunterliegende Schichten vom Sauerstoff absperren und die Trocknungszeit verlängern. Nach Jahren schwitzen geölte Schalen immer noch Öl aus, wenn man sie an die Sonne stellt!

Eigentlich müsste man Walnussöl (wie Leinöl) auch mit Sikkativen versetzen (Trocknungsmitteln), damit es schneller abbindet, und ein Anbieter führt auch bereits aufbereiteten Walnussöl-Firnis im Programm.

Der Vorschlag, nochmals mit Danish Oil darüber zu gehen, ist im Prinzip richtig, entspricht aber wohl nicht Deinen Intentionen. Auch hier werden trotz 2-4 Aufträgen die Poren nicht vollständig gefüllt. Aber es ist nach 14 Tagen wenigstens durchgetrocknet.
Hartwachs füllt die Poren etwas und wenn es abgetrocknet ist und gut auspoliert wird, bildet es auch einen brauchbaren Holzschutz. Aber irgndwie scheint sich Hartwachs zu verflüchtigen und man muss öfters ( 1-2 mal im Jahr)nachwachsen. Ich habe da meine Erfahrungen mit Biedermeier-Kommoden.

Noch was : vielleicht hilft es auch, das bisschen Schmutz einfach als Bestandteil des Lebens zu nehmen, dem wir nicht entgehen können. Das Altern des Holzes mit Vergilben, Verfärben, Verschmutzen, Reissen, Wurmlöchern etc ist ein integrierter Bestandteil der Natur. Nennen wir es Patina. Wollen wir das nicht, müssen wir auf Resopal ausweichen.

Gruss
reinhold

Urs
Beiträge: 493
Registriert: Mi 10. Dez 2014, 10:45

Re: Walnussöl und Hartwachs

Beitrag von Urs »


Hallo Reinhold und alle andern

Deine Bemerkung, dass das Austrocknen von Walnussöl u.U. Monate dauert, muss man ernst nehmen. Ich habe auf Tipps von Dir und andern im Forum dieses Öl für mein Eschemöbelchen verwendet. Ausschlaggebend war noch, dass es am wenigsten Gelbstich verursacht oder "anfeuert". Auf meine Frage wie man feststelle, ob das Öl überhaupt trockne, hast Du im Winter geantwortet: Auf einer Glasplatte. Das habe ich dann auch gemacht. Drei Flächen: 1. ein Tropfen Walnussöl, 2. eine Fläche mit Walnussöl verrieben und 3. verrieben mit Holzstaub. ca. 3 Monate später brauchte ich die Glasplatte wieder zu andern Zwecken. Nix war getrocknet, keine "Haut" auf den Tropfen, die Fläche noch glitschig, nicht mal stark klebrig und das Holzstaub/Öl-Gemisch fühlte sich praktisch wie zu Beginn an. Das ganze war der Luft und Tageslicht ausgesetzt. Zunächst dachte ich, man habe mir ein falsches Öl angedreht (Reformhaus, Abteilung Salatöl) und nahm mir vor, zuerst einen richtigen Test mit allen Ölen zu machen (Tung, Walnuss, Leinöl, alle jeweils mit Balsamterpentin zu "Halb"ölen gemischt), bevor ich ich mich im Forum melde. Die Zeit hat bisher allerdings gefehlt, wobei ich in meinen Befürchtungen bestätigt worden bin durch eine Bemerkung in einem der letzten Fine Woodworking Hefte, wo das Nussöl auch als seeehr langsam-trocknend bezeichnet worden ist. Ich werde in Zukunft eher zu Tungöl greifen.

Gruss

Urs

Ralf E
Beiträge: 261
Registriert: Mi 6. Feb 2013, 18:21

Re: Walnussöl und Hartwachs

Beitrag von Ralf E »

[In Antwort auf #107807]
Hallo zusammen,

erstmal möchte ich hier Ottmar begrüßen, (Sei gegrüßt aus Germany).
Allen anderen für die hilfreichen Kommentare, danke. Nun habe ich aber das Problem, daß das Öl ja schon auf bzw im Holz ist. Ich brauche aber eine härtere Oberfläche.

Ich suche mal nach Danish OIL. Vertragen Sich denn die beiden Öle, sprich sieht man später einen unterschied?

Noch eine frage: Ich habe die Schubladenfronten sowie die Schubladen an sich noch nicht eingeölt, sollte ich dies lieber lassen? Und wenn ja wie behandelt man diese (5 Stück) nun? Ich denke das Sie stark beansprucht werden (Konservendosen , Tetrapak und andere Vorratsbehälter lagern).

Für jede Anregungen bin ich aufgeschloßen. :-)

Gruß

Ralf


reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Walnussöl und Hartwachs

Beitrag von reinhold »


hallo Ralf,
nachdem Du schon mit Ölen angefangen hast, kannst Du nur noch mit Danish Oil weitermachen (Wachs ist zu empfindlich).

DO und eine mit Walnussöl behandelte Fläche sollten sich gut vertragen.

DO feuert das Holz etwas an, wenn Du also Deine rohen Schubladenfronten gleich mit DO behandelst, werden sie sich anders verfärben als der bereits behandelte Teil. Mache eventuell einen Test mit einem Abfallstück.

Trag DO satt auf (aus dem Kanister in eine Glasschale kippen und von da aus auftragen. Niemals Reste zurück in den Kanister geben oder mit dem Lappen aus dem Kanister aufnehmen - der Inhalt wird verunreinigt und geliert innerhalb von wenigen Tagen). Nach 10 minuten mit einem festen Lappen abwischen. Die Prozedur 3 - 4 mal im Abstand von jeweils einem Tag wiederholen. Das letzte Mal das DO mit sehr feiner Stahlwolle 000 oder 0000 auftragen. Immer abwischen !
Achtung : die Lappen und die Stahlwolle können sich selbst entzünden, also am besten gleich nach der Arbeit in den Ofen stecken oder im Freien kontrolliert anzünden.

Gruss
reinhold

Horst Hohoff
Beiträge: 56
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Walnussöl und Hartwachs

Beitrag von Horst Hohoff »


Hallo!
Ich bin ein großer Fan von OSMO Hartwachsöl. Es basiert im Gegensatz zu Danish Oil nicht auf Tung Öl sondern auf anderen pflanzlichen Ölen. Es wurde für Fußböden entwickelt und ergibt daher eine äußerst widerstandsfähige Oberfläche.
Im getrockneten Zustand ist es lebensmittelecht. Seine besten Eigenschaften entwickelt es bei Anwendung auf rohem Holz. Wie es sich verhält, wenn man es über Walnußöl oder ähnliches streicht, kann ich nicht sagen. Das müßte man mal auf einem Probestück testen.
Gruß
Horst Hohoff

Ralf E
Beiträge: 261
Registriert: Mi 6. Feb 2013, 18:21

Re: Walnussöl und Hartwachs

Beitrag von Ralf E »


Danke Reinhold!!!

Gruß

Ralf

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