Japanische Stemmeisen - allgemeine Fragen

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Thomas Heller
Beiträge: 683
Registriert: Di 29. Aug 2017, 10:26

Re: und was ich noch vergass

Beitrag von Thomas Heller »


Meines Wissens nach nicht, Christian!

Japanische Eisen sind etwas anders konzipiert als westliche.
Statt einer Angel (für die Griffaufnahme) haben sie eine tüllenförmige Aufnahme. Auch die Zwinge (der obere Ring) ist deutlich stärker ausgebildet.
So vertragen die "Japaner" den Genno besser als die westlichen Eisen.

Gruß, Thomas

Siegrist Michel
Beiträge: 177
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: und was ich noch vergass

Beitrag von Siegrist Michel »


Hallo zusammen,

also ich besitze folgende japanische Stemmeisen:

Einen Satz Oire Nomi, von Iyoroi direse sind von Dick (gibt es meines Wissens leider nicht bei Dieter) dies sind zwar teurere Eisen, aber meiner Meinung nach kann das Kirschen-Stemmeisen (wovon ich auch einen Satz habe) meinen Iyoroi Eisen bei weitem nicht das Wasser reichen. Die Schnitthaltigkeit finde ich beim Stemmen von Buchenholz oder Ahorn besser als mit den Kirscheneisen, eigentlich komisch, das Friedrich da fast gegenteiliger Meinung ist. Ausserdem lassen sich meine Iyoroieisen besser und schneller schärfen als die Kirschen, die mir ständig die Schleifsteine zusetzten. Auch die Mulde in der spiegelseite beschleunigen das schärfen.

Auch habe ich ein Eisen von Dieter mit weissem Papierstahl, konnte aber in bezug auf die Schneidenqualität zu meinen Iyoroi keine grossen unterschiede erkennen. Jedoch liegt mir das Eisen nicht so gut in den Händen wie das Iyoroi, welches meines Erachtens gut proportioniert ist. Das Eisen von Dieter ist mir fast zu filigran.

Auch kann ich bis jetzt zwei japanische HSS-Eisen mein eigen nennen. Diese Eisen sind sehr schn itthaltig und halten tatsächlich vieles aus, was ich meinen Iyoroi's nicht zumuten würde. Beispielsweise stemme ich damit durch Äste und Leimholzplatten, ohne irgend welche besonderen Vorkommnisse, also ein Eisen fürs "grobe" aber Verputz abspitzen wie dies bei diversen Spezialisten auf dem Bau immer wieder beobachtet werden kann, macht jedes Eisen stumpf und ist wie man mit einem Bentley mit Tempo 150 in einer Kiesgrube Schleuderkuse fährt.

Nachteilig bei den HSS Eisen ist das schärfen, wenn man den Schneidenwinkel ändern will, dauert dies beim Schleifen von Hand recht lange, aber man kann diese auch mit der Maschiene schärfen, was ich jedoch nicht mache und bisher ist noch jedes Eisen in angemessener Zeit wieder scharf geworden.

mfg Michel

Siegrist Michel
Beiträge: 177
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Zum schärfen empfehle ich dir King Stone

Beitrag von Siegrist Michel »

[In Antwort auf #107438]
Hallo Gerhard,

hab ich noch vergessen, zum Schärfen meiner Eisen verwende ich japanische Wassersteine der Marke Kingstone und zum abziehen habe ich einen 6000er Kingstone und 8000er Cerax super Stones.

Zu beginn hatte ich einen Kombinationsstein 1000/6000er, finde aber besser, wenn man zwei seperate Steine hat, deshalb wurde der Kombistein ausgemustert.

So habe ich nun folgende Steine:

- einen harten 80er Siliziumkarbit Stein für die Schneiden Korrektur und tiefe Schnaten.
- einen 800er Kingstone zum schärfen
- einen 1200er Kingstone, da mit der Sprung vom 800er zum 6000er zu goss war
- einen 6000er Kingstone zum abziehen
- einen 800er Cerax zum vollenden der Schärfe (diesen Stein kann man zu beginn der schärf Erfahrung getrost weglassen, da man den unterschied nicht feststellen wird, aber mit zunehmender Erfahrung lohnt sich dieser Stein meiner Meinung nach schon.)

mfg Michel


Gerhard
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Registriert: Di 23. Okt 2018, 09:42

Re: Zum schärfen empfehle ich dir King Stone

Beitrag von Gerhard »


Hallo Michel,

scharf kriege ich sie schon. Das klappt mit Hobeleisen und den Kirchen Beiteln ganz gut, bei Stechbeiteln sogar leidlich freihändig.

Am besten funktionierts mit den drei alten Eisen, die ich von meinem Vater habe. Der 6000´er Stein schmiert ziemlich zu bei Kirchen Eisen, bei den alten Eisen überhaupt nicht. Auch das war mit ausschlaggebend, es mal mit japanischen Eisen aus unlegiertem (O.K. Kohlenstoff ist auch ein Legierungsbestandteil...) Eisen zu probieren.

Die drei alten Eisen die ich habe benutze ich zwar gerne, die sind aber auch ziemlich versaut worden. Vermutlich nicht mehr richtig hart, und die Spiegelseite ist ziemlich verballert.

Vermutlich werde ich es machen, wie Friedrich geschrieben hat: erstmal ein oder zwei günstige Eisen testen.

Viele Grüße,
Gerhard


Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Re: Handeisen und Schlageisen

Beitrag von Christof Hartge »

[In Antwort auf #107428]
Wenn ich mir das alles so anhöre, verstärkt sich bei mir eine Überlegung, die ich schon länger habe, vielleicht sind die verschiedenen Marken gar nicht so wichtig, wichtiger ist es zwischen handgeführten und geschlagenen Eisen streng zu unterscheiden. Mit einem Wort: man sollte einen doppelten Satz haben. Einen mit einem Fasenwinkel von 27° für das genaue Abstechen. und einen zweiten Satz, möglicherweise ohne Längsfasen, mit einem Winkel von 35°. Und da die schlecht für Zinken sind, noch einen dritten Satz festere Eisen mit Fasen. Au weia...

Viele Grüße, Christof.


Siegrist Michel
Beiträge: 177
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Einstiegsmodell

Beitrag von Siegrist Michel »


Hallo Gerhard,

Vermutlich werde ich es machen, wie Friedrich geschrieben hat: erstmal ein oder zwei günstige Eisen testen.

Also ich würde für mittlere bis feine arbeiten einmal ein Iyoroi Oire Nomi kaufen.

Wenn du eher was fürs grobe willst kannst du auch mit einem HSS Eisen beginnen. Diese kannst du auch für mittlere und feinere arbeiten verwenden.

Egal für welches du dich entscheidest, unterziehe das Eisen zuerst einer anständigen Schärfkur!!! Planseite abrichten und Fase anschleifen und beide anschliessend abziehen, aber gibt dich nicht zufrüh mit dem abrichten beider Seiten zufrieden, denn dann wirst du mit der Schneide¨nicht zufrieden sein, auch lässt sich dann später das Eisen innerhalb kürzester Zeit wieder neu schärfen, wenn du nicht frühere Schlampereien ausbügeln musst. Da das herrichten relativ viel Zeit beansprucht (ca 30-45 min. ; normales schärfen ca. 2-5min. daher habe ich mir nicht gleich einen ganen Satz auf einmal gekauft, sondern stafel wiese wieder einmal 2 oder 3 Eisen, ausserdem ist die freude an jedem neu erstandenen Oire Nomi grösser, als wenn man alle auf einmal hat.

mfg Michel



Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Ja. Warum auch nicht? *MIT BILD*

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Christof,

ja, natürlich ist es im Prinzip sinnvoll, mehrere Eisen gleicher Breite zu haben. Im Bild die drei Eisen, die ich in Breite 12 mm wirklich und regelmäßig benutze.

Mitte: Das Standard- Stecheisen (Kirschen, mit Seitenfasen), gedacht zum Draufhauen oder gelegentlich auch zum Stechen mit der Hand. An der Schneide 3mm dick. Fase 25° geschliffen, Mikrofase 30° abgezogen.

Hinten: Das Stecheisen fürs Feine, selbst aus einem Bildhauereisen hergestellt (ich hatte mal drüber berichtet). Ausschließlich zum Stechen von Hand, da darf kein Hammer in die Nähe kommen. Sehr stark angefast (an der Seite fast scharfkantig), insbes. für das Nachstechen des Grundes zwischen Schwalbenschwänzen. An der Schneide 2mm dick. Fase 25° geschliffen, Mikrofase 30° abgezogen.

Vorn: Das Lochbeitel. Kennst Du auch, hat aber vielleicht noch nicht jeder in voller Größe gesehen. Zum Kindererschrecken oder (besser) zum Zapfenlochstemmen. Keine Seitenfasen. An der Schneide 13 mm dick. Fase 25° vorgeschruppt, 30° geschliffen, Mikrofase 35° abgezogen.

Nicht dabei: Das japanische 12er (weil kaum in Gebrauch) und das 13er Schrägstecheisen. Das ist besonders schön, aber eben speziell undvgehört da nicht hin.

Friedrich



Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

nein, nein!

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #107441]
Michel,

ich behaupte hinsichtlich der Schnitthaltigkeit nicht das Gegenteil des allgemeinen Glaubenssatzes, japanische Eisen seine den Europäern deutlich überlegen. Mein Eindruck ist aber: Wenn da ein Unterschied ist, dann ist er wohl doch nicht so krass wie manchmal behauptet. Wie gesagt: Ein Eindruck, mehr nicht.

Um da eine abgesicherte Aussage zu machen, müsste man ganz gezielt die gleiche Arbeit im gleichen Holz mit zwei Eisen unterschiedlicher Bauart machen, und dann den Zustand der Schneiden sorgfältig bewerten. Den Nerv dazu habe ich nicht.

Friedrich

Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Re: Ja. Warum auch nicht?

Beitrag von Christof Hartge »


Hallo Friedrich,
richtig, das hattest du ja schon längst mal ausgeführt. Projektabhängig werde ich mich wohl auch auf diesen Weg machen. Aber jetzt mal angenommen, ich wollte zinken.
Das hergerichtete Schnitzeisen für's feine Abstechen, klar.
Aber womit stemme ich grob aus? Lochbeitel geht nicht und der Kirschenbeitel scheint mir fast noch ein wenig zart zu sein. Wäre da nicht ein Zimmermannsbeitel mit Fasen besser?

Viele Grüße, Christof.

Rafael Neumann
Beiträge: 157
Registriert: Mi 2. Okt 2013, 11:07

Re: Japanische Stemmeisen - allgemeine Fragen

Beitrag von Rafael Neumann »

[In Antwort auf #107420]
Hallo Gerhard,

es wurde ja schon einiges zu diesem Thema geschrieben, so dass ich mich "kurzfassen" kann:

Ich arbeite jetzt seit einigen Jahren mit den jap. Eisen únd kann - wie andere auch - feststellen, dass diese wesentlich schnitthaltiger sind als europ. Eisen. Sie lassen sich - bei Vorhandensein entsprechender Steine - hervorragend schärfen und halten diese Schärfe auch recht lange; was dann aber abhängig ist vom Eisen und dem holz, was bearbeitet wird.

Ich habe jetzt fast mein ganzes Sortiment umgestellt auf Iyoroi-Eisen, was ich bisher nicht bereut habe (aus dieser Umstellung stammt auch meine Anzeige im Marktplatz). Sehr gut sind aber auch die Koshimitsu-Eisen aus Dieter's Sortiment, die meine ersten "hochwertigeren" Eisen waren.

Warum Iyoroi, ist schwierig zu beantworten, da auch der persönliche Geschmack eine Rolle spielt:
1.
Mir liegen diese Eisen mit den gelben Buchsbaumgriffen gut in der Hand - bei den kleineren Eisen habe ich die Griffe ausgetauscht, da diese auch mit kleineren Griffen geliefert werden.
2.
Sie lassen sich hervorragend schärfen
3.
Ich kann mit diesen Eisen - gerade bei Holzverbindungen - äußerst präzise arbeiten.

Um nur die Arbeit mit einem jap. Eisen auszuprobieren, wäre vielleicht die Anschaffung eines sehr hochwertigen Eisens übertrieben; vielleicht geht man ja auch nicht richtig damit um und gibt dann einfach dem Eisen die Schuld dafür.
Ich würde mir ein Eisen einer mittleren Preisklasse suchen, und die Größe sollte dem Eisen entsprechen, dass ich ansonsten als Lieblingseisen in der Hand habe.

Denk' aber daran, dass die Eisen im Normalfall nicht geschärft geliefert werden. Sonst gibt es beim Arbeiten bereits dort die erste Enttäuschung.
Also wäre vielleicht ein gebrauchtes, geschärftes Eisen nicht schlecht :-)

Lieber Gruß
Rafael

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