Alte Hobelbank restaurieren
Alte Hobelbank restaurieren
Hallo,
zur Restaurierung einer günstigen gebraucht erworbenen Hobelbank benötige ich Euere Hilfe.
Es handelt sich um eine Hobelbank aus massiver Buche, 50mm dicke Platte, mit Vorder- und Hinterzange. Sie wurde von einem Möbelrestaurator verwendet. Dementsprechend ist die halbe Bank dick überzogen von einem Gemisch aus Wachs, Öl, Beize etc. Diese Schicht habe ich nun mittels Ziehklinge, Stechbeitel, Schrupphobel und Elektrohobel weitgehend entfernt. Für das weitere Vorgehen bin ich etwas ratlos.
1. Problem: Die gesamte Vorderkante um die Löcher für Bankhaken herum ist durchzogen von sehr vielen tiefen Riefen, zum Teil bis 10mm tief. Der Rest der Bankoberfläche hingegen ist jetzt bereits annehmbar eben. Lohnt es nun noch, so viel von der Oberfläche wegzunehmen, bis alles einschließlich der Vorderkante riefenfrei eben ist? Wie gesagt, ich müsste fast einen Zentimeter entfernen.
Allgemeine Anfängerfrage: Was muss bei einer Hobelbank wirklich plan und rechtwinklig sein? (Ich nehme an, Spannbacken und Seitenkante) Sind Riefen an bestimmten Stellen (Nähe Bankhaken) hinnehmbar?
2. Problem: Drei Stellen in der Mitte der Bankplatte sind sehr "Weich", wahrscheinlich leicht angemodert oder so. Vielleicht hat der Vorbesitzer an diesen Stellen Flüssigkeiten verschüttet und längere Zeit stehen lassen. Wie kann man diese Stellen am besten restaurieren? Gibt es Mittel, damit das Holz an diesen Stellen wieder härter Wird? Ausbohren und ersetzen? ODer Bankplatte so tief weghobeln, bis gutes Holz nachkommt?
Kann es sinnvoll sein, einfach eine 10-20mm Leimholz-Platte aus Buche draufzuleimen und damit mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen?
Hat jemand sonst noch allgemeine Tipps? Wie würde ein Profi vorgehen?
Viele Frage, aber vielleicht auch ein generell interessante Forumsthema.
Schon vorweg Danke für Euere Mithilfe!
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- Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50
Re: Alte Hobelbank restaurieren
Hallo Artur,
Radikallösungen sind immer so eine Sache. Meist handelt man sich mehr Probleme ein, als man welche löst.
Nicht verwunderlich ist, dass die Vorderkante am meisten abgekriegt hat. Wenn ich mich mal verstemme, die Säge abrutscht oder meine Kinder, die Lust überkommt, was zu "schnitzen", trifft es meist die Vorderkante. Deswegen würde ich aber nicht 10 mm abnehmen. Mit einem Sims- oder Falzhobel würde ich vielmehr eine schöne Falz längs der Vorderkante hobeln von vielleicht 15x15 mm. Die Falz gut mit dem Simshobel abrichten und einen Hartholzstab einsetzten, verleimen und anschließend plan hobeln.
Die "weichen" Stellen sind merkwürdig. ich würde sie auf alle Fälle entfernen wollen. Mein Tip wäre, die weiche Fläche wegstimmen und durch einen oder mehrer Hartholzflicken zu ersetzen.
Viele Grüße, Christof.
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Re: Alte Hobelbank restaurieren
Hallo Olli,
herzlich willkommen im Forum!
Ich würde Christof zustimmen. Ein ganzflächiges Abtragen bis zum gesunden Holz ist nach Deinen Schilderungen wohl nicht möglich, so, das nur eine Reparatur von den betroffenen Teilbereichen, wie von Christof beschrieben, zu erwägen ist.
Ich kenne Deine Werkzeug-Ausrüstung nicht. Jedoch geht mit einer geführten Oberfräse die Entfernung der schadhaften Stellen am leichtesten.
Passende Reparaturstücke bzw. Leisten einleimen und später plan hobeln.
Von einer ganzflächig aufgeleimten Deckplatte rate auch ich ab!
Viele Grüße, Thomas
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Re: Alte Hobelbank restaurieren *MIT BILD*
Hallo Artur,
das Einleimen einer Leiste ist auch aus meiner Erfahrung das Bestmögliche.
Meine jetzige Bank habe ich genau so restauriert. Bei ihr waren Bankvorderkante und Vorderzange genauso "verunstaltet". Auf dem Bild kann man beides sehen, wobei die Reparatur der Vorderzange neuer ist und die Füllstücke daher noch mehr farblich abstechen.
Um eine Platte aufzuleimen bräuchtest du einen erheblichen Anpressdruck, der nicht mit Hausmitteln zu erreichen ist. Such mal hier oder im Maschinenforum, ich hab das mal ausgerechnet. Man sieht übrigens schon an der an der Innenseite der Vorderzange aufgesetzten Platte, dass bereits 15cm Breite einen ziemlichen Pressdruck benötigen, die Fuge ist am Rand nicht ganz "dicht".
Für die Falze habe ich ebenfalls die Oberfräse eingesetzt. Das Angleichen der eingeleimten Füllstücke geht aber am schönsten mit den Handhobeln.
Viel Erfolg!
Stefan

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- Registriert: Di 29. Aug 2017, 10:26
Nachtrag
Habe versehentlich die Namen verwechselt. Ich meine natürlich Artur!
Entschuldigung!
Re: Alte Hobelbank restaurieren
[In Antwort auf #107240]
Hallo Artur,
an sich ist das Herrichten einer alten Bank eine feine Sache, weil man sich nachher umso mehr freut, was aus dem häßlichen Entlein geworden ist. Zu Deinem ersten Problem, es ist wahrscheinlich wirklich am besten, eine Leiste einzunuten (siehe die vorigen Beiträge). Zu deinem zweiten Problem: Du müßtest erst einmal klären, wie tief die weichen Stellen sind. Z. B. in dem Du mit einem Stemmeisen quer zur Faser hebelst. Nicht erschrecken, manchmal ist es weit mehr, als man nur mit dem Auge oberflächlich annimmt. Bis zu 8 mm würde ich abhobeln, dann hättest Du einen Kompromiß zu Deinen Riefen und der Stabilität der Platte würde das nicht viel schaden. Ich mußte bei meiner rd. 12 mm wegnehmen (weiches Holz, bedingt durch Wurmfraß und Fäule). Meine Platte war aber etwas stärker als Deine. Sollten dann immer noch weiche Stellen sein, müsstest Du sie ausflicken, allerdings wäre das dann jetzt (für einen Anfänger) einfacher, da die Stellen natürlich kleiner sind, vor allem, wenn Du keine Oberfräse besitzt. Sonst nimm einen Grundhobel.
Viele Grüsse,
Ingrid
Ach ja, nimm Abstand von der Leimholzplatte. Zum einem das Problem der Planheit, dann des Anpreßdruckes, der meist schlechten Qualität von Baumarkt-Leimholzplatten und dann das ästhetische. Irgendwann tut es Dir weh und Du willst sie wieder entfernen...
Hallo Artur,
an sich ist das Herrichten einer alten Bank eine feine Sache, weil man sich nachher umso mehr freut, was aus dem häßlichen Entlein geworden ist. Zu Deinem ersten Problem, es ist wahrscheinlich wirklich am besten, eine Leiste einzunuten (siehe die vorigen Beiträge). Zu deinem zweiten Problem: Du müßtest erst einmal klären, wie tief die weichen Stellen sind. Z. B. in dem Du mit einem Stemmeisen quer zur Faser hebelst. Nicht erschrecken, manchmal ist es weit mehr, als man nur mit dem Auge oberflächlich annimmt. Bis zu 8 mm würde ich abhobeln, dann hättest Du einen Kompromiß zu Deinen Riefen und der Stabilität der Platte würde das nicht viel schaden. Ich mußte bei meiner rd. 12 mm wegnehmen (weiches Holz, bedingt durch Wurmfraß und Fäule). Meine Platte war aber etwas stärker als Deine. Sollten dann immer noch weiche Stellen sein, müsstest Du sie ausflicken, allerdings wäre das dann jetzt (für einen Anfänger) einfacher, da die Stellen natürlich kleiner sind, vor allem, wenn Du keine Oberfräse besitzt. Sonst nimm einen Grundhobel.
Viele Grüsse,
Ingrid
Ach ja, nimm Abstand von der Leimholzplatte. Zum einem das Problem der Planheit, dann des Anpreßdruckes, der meist schlechten Qualität von Baumarkt-Leimholzplatten und dann das ästhetische. Irgendwann tut es Dir weh und Du willst sie wieder entfernen...
Re: Alte Hobelbank restaurieren
Hallo,
vielen Dank für die aufmunternden und guten Hinweise. Ich glaube, so werde ich das machen.
Die Riefen an der Vorderkante reichen bei mir bis zu bzw. hinter die Bankhaken-Löcher. Soll ich den Flicken-Streifen so breit machen, dass ich diese Löcher mit erneuere, sozusagen? Oder lieber darauf verzichten. Bei Dir, Stefan Wagner, reicht der Streifen ja bis zu den Löchern, aber schließt diese nicht mit ein.
Eine andere Frage zur Vogehensweise:
Soll ich zuerst die Bank so plan wie möglich, so exakt wie möglich herrichten und dann einen exakt passenden Streifen einleimen,
ODER
soll ich die Bank nur grob herrichten, einen Streifen einleimen, und dann die Bank samt Streifen (sozusgane an einem Stück) fein hobeln?
Ohje, hoffentlich wisst Ihr, was gemeint ist.
Auch nochmal die Frage: Was muss denn dan der Hobelbank möglichst exakt sein? Wahrscheinlich Spannbacke und Vorderkante. Sollte man die vielleicht zusätzlich auch flicken?
Danke
Grüsse aus Bayerisch-Schwaben
Re: Alte Hobelbank restaurieren
Hallo Artur,
die Frage ist, wieviele Riefen sozusagen nebeneinander liegen, meint also, wenn Du einen Bankhaken einsetzt, sitzt er dann fest, oder hast Du im oberen Bereich (dort wo die Riefen sind) größeren Spielraum? An sich wird der Haken ja durch die 50 mm starke Platte gehalten. Wenn Du aber mit dem Daumen aus Deinen Bankhakenlöchern Holz ausbrechen kannst (bröselig), dann solltest Du einen neuen Streifen komplett darüber leimen und das weiche Holz entfernen (Bei dem Streifen Löcher vorbohren und nach dem Leimen auf Maß stemmen). Zur Vorgehensweise: ich würde sie erst nur grob herrichten, denn wenn Du beim Stemmen versehentlich ausrutscht, den Grund zu tief hobelst, Leimflecken oder ähnliches fabrizierst, mußt Du noch mal über die ganze Fläche... Was exakt sein muß, hängt von Deinem persöhnlichen Anspruch und Deinen zukünftigen Arbeiten ab. Die Ebene der Platte sollte plan sein, damit größere Wertstücke plan und im rechten Winkel aufgebaut/verleimt werden können. Wenn Du viel mit der Vorderzange arbeitest, sollte sie ebenfalls mit der Platte bündig abschließen. Was meinst Du mit Flicken? Ich kann mich an ein Problem bei Deiner Vorderzange nicht erinnern. Vielleicht kannst Du sie auch nachstellen? Könntest Du eventuell ein Foto einstellen? Dann ließe sich genauer klären, was tatsächlich gemacht werden müßte.
Grüße von der Ostseeküste,
Ingrid