Trocknen einer Baumscheibe/Glyzerin

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Rudolf Krönung

Trocknen einer Baumscheibe/Glyzerin

Beitrag von Rudolf Krönung »


Zum Thema 'rissfreies Trocknen einer Baumscheibe' hatte ich im Januar 04 angefragt und den Tipp bekommen, die Scheiben in Glyzerin zu legen.
Ich habe es ausprobiert und kann folgendes berichten:
Nachdem die Baumscheiben (Astscheiben) ca. 3 Monate in Glyzerin gelegen hatten, habe ich versucht, sie an der Luft zu trocknen. Das aber ging nicht! Glyzerin ist hochgradig hygroskopisch und verdunstet selbst praktisch nicht. Mit anderen Worten, die Baumscheiben bleiben Glyzerin-durchtränkt und feucht. Sie fühlen sich an, wie ein Stück Seife.
Es ist sehr mühsam, das Glyzerin wieder aus dem Holz herauszubekommen. Seit einem Jahr habe ich die Baumscheiben in Wasser liegen, das ich von Zeit zu Zeit austausche, um so das Glyzerin auszuschwemmen. Es scheint so, dass das Holz immer noch Glyzerin enthält.
Im übrigen hat das Glyzerin die dunkle Farbe des Kernholzes (Pflaume) erheblich ausgewaschen und damit die gesamte Holzfläche eintönig mitteldunkel gefärbt, so dass der Reiz des ursprünglichen Farbspiels weg ist.
Kurzum: Glyzerin ist für mich in diesem Zusammenhang unbrauchbar.
Ich vermute inzwischen, dass das Einlegen von Baumscheiben in purem Wasser wahrscheinlich zur rissfreien Trocknung führt.
Sollte ich Gelegenheit haben, das zu probieren, kann ich darüber berichten.

M.f.G. Rudolf Krönung

Andreas
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Re: Trocknen einer Baumscheibe/Glyzerin

Beitrag von Andreas »


Hallo Rudolf , mit Zwetschge hast du dir einen schwierigen Kandidaten ausgesucht - der Splint schwindet um ca. 12 % , der Kern ca. 5% ....
Ich denke die einzige Möglichkeit ist das "berühmte" PEG , läßt sich im Internet bestimmt viel Information drüber finden .
Grüsse
Andreas

Rudolf Krönung

Re: Trocknen einer Baumscheibe/Glyzerin

Beitrag von Rudolf Krönung »


Hallo Andreas,
danke für Deine Antwort. Die rissfreie Trocknung ist mir ja im Grunde gelungen. Nur die Holzfärbung ist verwischt und das Glyzerin scheinbar noch nicht ganz aus dem Holz. Was ist PEG ?
Gruß, Rudolf

Ralf Fuchs
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Re: Trocknen einer Baumscheibe/Glyzerin

Beitrag von Ralf Fuchs »


PEG ist Polyethylenglykol. Ist einiges in Bruce Hoadleys Buch "Holz als Werkstoff" drüber geschrieben worden. Das Buch ist im Ravensburger Verlag erschienen aber mittlerweile soweit ich weiss nicht meher zu bekommen. Im original heisst es soweit ich weiß "Understanding Wood".

Andreas
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Re: Trocknen einer Baumscheibe/Glyzerin

Beitrag von Andreas »


Hallo Rudolf , das ist ein in Wasser löslicher (flockenförmiger) Alkohol der zur Auswechslung des Wassers genommen wird - speziell auch für Drechslerarbeiten . Ich selbst habe noch keine Erfahrungen mit dem Zeug , es gibt aber viel "Literatur" im Internet - das Hauptproblem ist die Oberflächenbehandlung nach dem Drehen . Archeologische Funde ( Holzboote )werden z.b. auch mit dem Zeug haltbar gemacht .
Grüsse
Andreas

reinhold
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Re: Trocknen einer Baumscheibe/Glyzerin

Beitrag von reinhold »


hallo,
gemeint ist PEG1000, also Polyethylenglykol mit dem Artgewicht 1000 g/ dm³.
Das ist eine weisse, wachsartige Masse. Sie wird in ungefähr gleicher Menge warmem Wasser (ca 50 grad) aufgelöst. Das Holz wird in diese Flüssigkeit versenkt und die Flüssigkeit muss warm gehalten werden.
Je nach Grösse des Stückes dauert die Behandlung länger oder kürzer, aber es ist nicht falsch, von 2 - 3 Monaten auszugehen.
PEG ist stark hygroskopisch, wandert in das Holz und ersetzt dort den Wasseranteil im Holz.
Die Behandlung ist abgeschlossen, wenn aller Zellsaft durch das PEG ersetzt ist. Wie mal R.Raffan geschrieben hat : das Holz besteht dann zur Hälfte aus Plastik.
PEG-behandeltes Holz fühlt sich immer feucht, kalt und schwer an. Die einzige Oberflächenbehandlung, die dann noch möglich ist, ist das Lackieren mit PU-Lack.
Es geht auch nicht schneller als Lufttrocknung - siehe oben.
Der einzige Vorteil dieser Methode ist, dass das Holz nicht reisst und stbilisiert wird. Gehobene Schiffwracks werden so konserviert.

Im Woodworking-Bereich und bei den Drechslern wird die Methode nicht mehr so sehr gelobt wie noch vor 20 Jahren, als man sich altmodisch vorkam, wenn man nicht wenigstens einen PEG-Tank am köcheln hatte..

viele Grüsse
reinhold

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