Holzhobel restaurieren

[Klaus]

Hallo zusammen.
Ich habe 4 gebrauchte Ulmia Hobel, die nicht sehr gepflegt wurden, geschenkt bekommen.
(1 Sims-, 1 Reformputz- und 2 Schlichthobel)
Da ich noch nie Hobel restauriert habe, habe ich ein paar Fragen:

Ich möchte die gesamte Oberfläche der Hobel abschleifen und neu "einlassen"
Soll ich die Oberfläche mit Leinölfirnis, Klarlack oder ??? behandeln?

Bei zwei Hobeln ist die Hobelnase locker - wie fachgerecht befestigen?

Beim Reformputzhobel ist vorne (zwischen Hobelnase und Hobelende) ein Stück Holz ausgebrochen.
Tut der Funktion keinen Abbruch aber verschandelt die ganze Optik. Wie kann ich das vernünftig ausbessern?

Danke im Voraus.
Liebe Grüsse
Klaus

[Marc Waldbillig]

Hallo Klaus,

Ohne die Hobel gesehen zu haben, ist es natürlich schwierig, dir einen Rat zu geben.

Alte Hobel haben in meinen Augen eine Geschichte und ich würde es nicht wagen sie abzuschleifen. Ich beschränk mich darauf sie zu putzen (White Spirit, Terpentinersatz) und anschließend zu ölen (Kamelienöl). Die Eisen behandele ich wie neue Eisen: Spiegelseite abrichten und schärfen. Ihr Alter können sie mir ruhig verraten. Sieh doch im Schärfprojekt von Dietrich nach, da findest du alles übers Schärfen.

Was meinst du mit Hobelnase? Der Griff, die einstellbare Sohle vor der Maulöffnung?

Das ausgebrochene Stück könnte man anschiften. D.h. du hobelst die Ausbruchstelle schön glatt mit möglichst wenig Holzverlust. Daran leimst du ein Stück Holz, das in Maserung und Schnitt zu deinem Hobel passt (kannst evtl. einen alten,unrettbaren Hobel dazu missbrauchen). Tu dies in Übergröße, die du dann später abhobelst.

Gruß, Marc

[Thomas Heller]

Hallo Klaus,

ich habe schon einmal einen alten Putzhobel von Ulmia restauriert.

Dabei habe ich die Oberflächen mit der Ziehklinge abgezogen und mit Leinölfirnis mehrmals behandelt.
Obwohl ich irgendwo einmal gelesen habe, das man Werkzeuge aus Buchenholz nicht mit Leinölfirnis behandeln soll.
Angeblich soll dies ein unangenehmes Brennen in den Handflächen verursachen.
Das kann ich aber nicht bestätigen.

Ich empfinde die Arbeit mit diesem Hobel, gerade wegen seiner Griffigkeit und Wärme, als ganz besonders angenehm.

Gruß, Thomas.

[Klaus]

Hallo Marc,
danke für die Tips.
Mit Hobelnase meine ich den Griff der wie ein Horn aussieht mit dem der Hobel festgehalten und geschoben/gezogen wird.
Den Griff, der am lockersten war habe ich nach oben durch wackeln rausziehen können.
Ich glaube ich werde einfach mit Holzleim den Griff wieder mit dem Hobelkörper verleimen.

Die hobel sind nicht so alt daß sie eine Geschichte haben und wenn dann
wahrscheinlich eine sehr traurige ;-) denn sie waren hauptsächlich im Bau bei
Montagen im Einsatz und haben sicher noch nie eine schöne Hobbywerkstatt von
innen gesehen.
Ich werd sie abschleifen und wie mir Thomas Heller rät mit Leinölfirnis behandeln.

Gruß, Klaus

[Christof Hartgel]

Hallo Klaus,
ich würde die Hobel nicht weiter behandeln. Wozu auch? Die alten Holzhobel waren unbehandelt soweit ich sehen kann und entwicklen auch eine sehr schöne Patina. Es könnte sogar sein, dass sich im Falle eines Hobels der Firnis eher nachteilig auswirkt. Ist nämlich gar nichts im Holz ist die Feuchtigkeit schnell drin und ebenso schnell wieder draußen, d.h. der Hobel stabilisiert sich schnell bei Wechsel der Luftfeuchte (meine persönliche Spekulation und ich übernehme keine Garantie dafür).
Viele Grüße, Christof.

[Rolf Burmeister]

Hallo Klaus!
Mit Hobelnase meinst du sicherlich den Griff oder Hörnchen. Dieses und der Handschutz, falls vorhanden, lockern sich oft im Laufe der Zeit.
Das Hörnchen ist eingegratet, d.h. Du spannst den Hobel ein und versuchst durch Hinundherrackeln dies vorsichtig nach oben herauszuziehen. Dann alte Leimreste entfernen und neu verleimen. Verleimen deswegen, da diese Gratverbindungen nie so stramm sitzen, daß man ohne Leim auskommen kann.
Die Oberfläche kannst Du abziehen und abschleifen und neu behandeln: Ölen oder Lackieren.
Wenn die Hobel allerdings ein gewisses Alter haben und schon eine richtig schöne dunkle Patina angesetzt haben, wäre es eine Sünde, sie abzuschleifen, aber diese gebrauchten Ulmia Hobel sehen oftmals unansehnlich aus, so daß sie ruhig mal eine Auffrischung gebrauchen können.
Teilweise lackiere ich sie, teilweise behandele ich sie, wie meine antiken Hobel, mit Schellack.
Habe mir ein paar verschiedenfarbige Schellackansätze gemixt und setze mich immer mal wieder an die Hobelbank und gehe mit einem Baumwolllappen über die Hobel, die es nötig haben.