Hobelbank: Unterbau-Varianten

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Stefan Wagner
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Hobelbank: Unterbau-Varianten

Beitrag von Stefan Wagner »


Meine Hobelbank soll einen geschlossenen Unterbau mit Schubladen bekommen.
Das "Workbench Book" und eine Recherche bei den "einschlägigen Verdächtigen" ergab zwei Grundformen:

- das "normale" Untergestell wird mit mit einem eingehängtem Kasten ergänzt,

- der Unterschrank selbst trägt die Platte (was eine sehr stabile Rahmenkonstruktion bedingt). Das ist die Bauform der Shaker-Werkbänke.

Für die zweite Konstruktion suche ich weitere Vorbilder, nach Möglichkeit auch aus neuerer Zeit. Ist jemandem so etwas schon irgendwo begegnet?

Danke und Grüße

Stefan


Joachim
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Re: Hobelbank: Unterbau-Varianten

Beitrag von Joachim »


Hallo,

Was wiegt denn so ein Unterbau mit Platte nach dem "Shaker" Prinzip?

Joachim

Stefan Wagner
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Re: Hobelbank: Unterbau-Varianten

Beitrag von Stefan Wagner »


Was wiegt denn so ein Unterbau mit Platte nach dem "Shaker" Prinzip?


Ich schätze, dass er gut das Doppelte bis Dreifache eines einfachen Untergestells wiegt.

Ich beschreibe mal das mir bekannte Exemplar ("Hancock bench"):
Die Platte liegt auf vier Stollen auf, die ähnlich dimensioniert sind, wie beim "einfachen" Gestell. An den Seiten liegt oben und unten zwischen den Stollen ein Querholz, Stollen und Querhölzer bilden so den Rahmen für die Füllung der Seitenwände.
Vorn und hinten sind je ein dicht über dem Boden laufender Längsträger. Zwischen den Längsträgern liegen jeweils dort Querhölzer, wo später Zwischenwände sind.
Die Querhölzern sind breiter als die darauf stehenden Zwischenwände und bilden die Lauffläche für die untersten Schubladen.
Die Füllung der Rückwand besteht aus einer waagerecht liegenden, anscheinend längs verleimten Platte. Den Abschluß nach oben bildet wieder ein Längsträger.
Auf der Vorderseite läuft oberhalb der Schubladen ebenfalls ein Längsträger.
Die Zwischenwände sind ziemlich stark, so dass die Laufleisten der oberen Schubladen in die Zwischenwände eingenutet oder eingegratet werden konnten.

Diese Art Unterbau ist sehr massiv und sehr stabil, ist mir aber etwas zu schwer.

Gruß

Stefan


Stefan Wagner
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Re: Hobelbank: Unterbau-Varianten *MIT BILD*

Beitrag von Stefan Wagner »


So, ich hab mal einen ersten Entwurf gemacht. Was haltet ihr davon?

Zur Verbindungstechnik: Die Querleisten sollen in die Stollen eingezapft werden, die senkrechten Mittelpfosten wollte ich mit einem Schwalbenschwanz einsetzen. Die Füllungen sind als (vorhandenes) 9mm-Buche-Multiplex vorgesehen und liegen in Nuten.

Gruß

Stefan

Friedrich Kollenrott
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Re: Hobelbank: Unterbau-Varianten

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Stefan,

Du brauchst einen Unterbau, der möglichst steif ist bezüglich horizontal an der Platte angreifender Kräfte (Hobeln!), die das Gestell zu einem Parallelogramm verformen wollen. Das heißt: die in Längsrichtung unter der Platte liegenden Hölzer (Wangen? Friese? -egal) müssen steif sein (sonst biegen sie sich unter dieser Beanspruchung zu einem S) und möglichst biegesteif mit den Beinen verbunden sein. (genau wie die unter dem Schrankkasten liegenden auch) Dazu sollten diese Hölzer höher sein als Du es entworfen hast(auch wenn dadurch nutzbare Höhe im Schrankunterbau verloren geht, aber Du kannst natürlich auch das Holz hinten höher machen als vorn oder hinten Diagonalen einziehen). Wenn Du sie nicht mit den Beinen verleimen willst, bietet sich ein Verschrauben mittels einer langen eingelegten Zugstange an, aber da gibt es auch andere Varianten.
Für optimale Steifigkeit in Querrichtung (beim Bestoßen mit der Stoßlade besonders wichtig) gilt das Gleiche für die Schmalseite des Gestells.
Ich selbst habe eine Ulmia Modell 4, die ist trotz großem Aufwand (Gewicht) unter den oben aufgeführten Aspekten keine besonders gute Konstruktion und wirkt auch eher schwammig. Ich will sie noch versteifen.

Ich wünsche viel Erfolg!

Friedrich.


Stefan Wagner
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Re: Hobelbank: Unterbau-Varianten *MIT BILD*

Beitrag von Stefan Wagner »


Hallo Friedrich,

völlig klar. Die "aussteifende Rolle" hatte ich den Füllungen zugedacht, die, da abgesperrt, auch recht stramm in den Nuten sitzen dürfen.
Da die Vorderseite offen ist, kommt den beiden Längsträgern dieser Seite natürlich mehr Bedeutung zu. Dem unteren könnte ich an den Enden noch eine Verbreiterung spendieren - so, erledigt. Nutzbare Höhe im Knoten jetzt 13cm.

Was die Zeichnung verschweigt, ist die Abdeckung des Kastens. Eine Aussteifung in dieser Ebene erfolgt zwar schon in gewissem Maße durch die Platte, aber trotzdem.

Wie wolltest du das Gestell der Ulmia-Bank aussteifen? Ich würde ja fast zu Diagonalstreben tendieren, die man z.B. mit einem Schwalbenschwanz in die Pfosten einklinken könnte.

Gruß

Stefan

Friedrich Kollenrott
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Re: Hobelbank: Unterbau-Varianten

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo Stefan,
ja, natürlich kann man mit Füllungen aussteifen, das ist eine sehr gute Methode. Setzt aber voraus, dass die Füllungen wirklich starr befestigt (z. B. eingeleimt!) werden, nicht nur eingelegt. Schon eine minimale Beweglichkeit würde die gewünschte Steifigkeit krass verringern. Sperrholz oder Multiplex wäre sicher ein geeignetes Material, aber möglichst nicht zu dünn (nicht wegen der Festigkeit, sondern wegen der Lautstärke). Wenn du Füllungen einleimst, ist eine starre Eckverbindung im Gestell nicht mehr erforderlich, Du kannst also die Zusatzklötzchen unten weglassen.
Ich will meine Ulmia mit Diagonalen aussteifen, aber nicht fest eingeleimt, sondern geschraubt. Das Untergestell ist zerlegbar und soll es bleiben.

Friedrich

Dominic Stuermer
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Re: Hobelbank: Unterbau-Varianten

Beitrag von Dominic Stuermer »


Nur mal so als Anregung:
Ich hab mir grad die Maße der Hobelbank von meinem Vater angeschaut, die hat im Untergestell eine obere Wange von 12 cm breite und unten, 10 cm vom Boden weg noch eine mit 7 cm. Die beiden Wangen sind mit starken Schrauben an den Pfosten befestigt.
Diese Bauweise macht das Gestell unheimlich steif. Selbst bei üblen Stemm- und Hobelaktionen steht die Bank wie eine eins.
Deswegen wäre es sinnvoll, wenn du bei deinem Plan der oberen Wange noch zwei oder drei Zentimeter spendierst, auch wenn du dadurch Stauraum verlierst.

Stefan Wagner
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Re: Hobelbank: Unterbau-Varianten

Beitrag von Stefan Wagner »


Hallo Dominic,

beim "offenen Unterbau" ist das vollkommen richtig. Je höher der Querriegel im Anschluß zum Pfosten ist, desto schubsteifer der Unterbau. Noch effizienter sind Diagonalstreben.

Beim geschlossenen Kasten hast du "automatisch" maximale Aussteifung. (Wichtig: Füllung muß fest eingeleimt oder genagelt/geschraubt sein!)

Gruß

Stefan

Thomas Sauer
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Registriert: Mi 27. Mär 2013, 14:43

Re: Hobelbank: Unterbau-Varianten

Beitrag von Thomas Sauer »


Hallo,
ich habe bei einer kleinen, transportablen "Hobelbank" ca. 40kg Plattengewicht zwischen den Ständern mit einer 400mm * 19mm Fichtenleimholzplatte ausgesteift, die mit den STändern einfach verschraubt wird, alleine diese MAßnahme hat die kleine Hobelbank wirklich Standfest gemacht. Ich war von der STabilität einfach überrascht.

Gruß

Thomas

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