Fichte Leimholz- Au weia!
-
- Beiträge: 3208
- Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09
Fichte Leimholz- Au weia!
Ich habe eigentlich meine Leimholz- Phase (die Zeit, als ich vor allem mit fertigem Leimholz aus dem Bamarkt arbeitete und damit zufrieden war) längst hinter mir. Jetzt holte sie mich wieder ein. Ich hatte als letztes Leimholzmöbel vor drei Jahren meiner Tochter ein Bücherregal aus Fichten- Leimholz gebaut. Fichte, weil das Kind (wohl infolge langjähriger IKEA- Schädigung in der Jugend) auf keinen Fall Kiefer wollte, und es sollte auch nicht aufwendig sein, also Leimholz, Verbindungen gedübelt, war ein ganz hübsches Teil geworden.
Jetzt wurde eine dazu passende Ergänzung gewünscht, nochn Regal. Also hab ich wieder Fichte- Leimholz gekauft. Sah auf den ersten Blick ganz ordentlich aus. Unterschied aber zu damals: Das erste Regal hab ich noch mit Schleifpapier (mit dem Klotz) geschliffen. Diesmal ist das unter meiner Würde. Es soll nur noch gehobelt werden. Ich Schaf!
Christof Hartge hat neulich in anderem Zusammenhang Fichtenäste als gerade noch hobelbar bezeichnet. Ich habe jetzt den Verdacht, er wollte damit angeben, ich würde schon sagen: Eigentlich gar nicht hobelbar. Liegt aber vielleicht auch daran, dass ich nicht einfaches ehrliches Fichtenholz mit einigen Ästen habe. Nein, besch.... Fichtenholz mit Ästen, die (wohl auch infolge forscher Maschinenhobeleinstellung bei der Leimholzherstellung) überwiegend vielfach gesplittert sind. Diese Splitter stellen sich beim Hobeln (wenns in der falschen Richtung kommt) auf und lassen das Eisen richtig gegen eine Wand laufen. Rabumm! Ich habe in ein dünnes, laminiertes Eisen in meiner #7- Stanley Raubank eine richtige Beule gefahren, sowas hatte ich noch nicht gesehen.
Es hilft, die gesplitterten Äste mit Leim einzupinseln, nach Erhärten geht es dann, wenn der Hobel scharf und der Span fein ist. Trotzdem kann man bei der #7 mit dünnem Eisen an der gehobelten Oberfläche sehen, dass das ganze Eisen dabei einen Satz macht. Schrecklich. Übrigens ist die #8 mit einem dickeren Hock- Eisen hier schon deutlich besser
Nun werdet ihr sagen: Warum nimmt er dann nicht gleich den geeigneteren Hobel? Weil kein anderes Eisen so schnell geschärft ist wie ein dünnes laminiertes, und unter normalen Umständen sind diese Eisen für Weichholz hervorragend geeignet.
Es zeigte sich schliesslich, dass (wie es auch zu erwarten ist) Flachwinkelhobel mit ihrer überlegenen Abstützung des dicken Eisens und eng gestelltem Maul sich hier besser verhalten. Die Flachwinkelraubank und der neue gleichartige Putzhobel laufen ziemlich stoisch auch über die Äste. Es gelingt mit dem Veritas- Flachwinkel- Putzhobel tatsächlich, Fichten- Leimholz mieser Qualität zu einer seidenglatten Oberfläche zu hobeln. Sehr mühsam bleibt es, und schärfen muss man oft und lange.
Es ist mein letztes Fichtenleimholz, ich schwöre es.
Friedrich
Re: Fichte Leimholz- Au weia!
Hee Friedrich, nix Angabe,
dein Artikel belegt es doch: astiges Fichtenholz ist gerade noch hobelbar, grenzwertig eben. (Es geht übrigens auch mit einer hölzernen 50° Rauhbank, kleine Bemerkung am Rande). Ansonsten ein schöner Erfahrungsbericht, den ich mit Vergnügen gelesen habe. Die Sache mit dem Härten werde ich mir merken.
Und mann kann, wenn denn eine Stelle gar nicht gelingen will, die Sache mal anders sehen: Ausbruchstellen oder zumindest rauhe Stellen machen eine Nadelholzfläche durchaus interessant. Auch wenn es jetzt nach fauler Ausrede klingt: Es gibt Hölzer und Möbelstücke, die können solche Blickpunkte durchaus vertragen.
Viele Grüße, Christof.