Japanischer Putzhobel

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Thomas Heller
Beiträge: 683
Registriert: Di 29. Aug 2017, 10:26

Japanischer Putzhobel

Beitrag von Thomas Heller »


Hallo zusammen,
ich interessiere mich seit längerer Zeit schon für einen japanischen Putzhobel aus dem Angebot eines Euch allen bekannten Anbieters aus Metten.
Der Typ nennt sich "Jo Shiko", ist aus Roteiche und 288 x 80 x 35 mm groß.
Leider ist dieser Hobel, den ich auch ästhetisch sehr mag, in einer Preiskatekorie, bei der man schon ein bißchen hadert.
Ein früher erworbener japanischer Schlichthobel aus dem gleichen Hause, der auch sehr preisgünstig war, macht mir ungeheuer Freude. Seine "Einrichtung" hat zwar sehr lange gedauert, aber dafür funktioniert er wirklich umwerfend.
Nun suche ich nach einem sehr guten Putzhobel, vorzugsweise einen solchen japanischen, in jedem Falle aber einen aus Holz.

Hat jemand von Euch bereits Erfahrungen mit einem solchen Modell ?
Sind Sie wirklich Ihren Preis wert ?
Wer hat Erfahrungen mit den japanischen Putzhobeln aus Dieters Programm gemacht ? (Sie sind ja deutlich günstiger)

Ich freue mich über jeden Tip !!!

Viele Grüße, Thomas

ronald.maly@freenet.de

Re: Japanischer Putzhobel

Beitrag von ronald.maly@freenet.de »


Hallo Thomas,
hallo zusammen,

vielen Dank für Deinen Beitrag, der mal genau in meine Richtung geht.
Warum ? Nun, ich habe einen jap. Kanna, den ich sehr gerne benutze. Und diejenigen in Forum, die mich jetzt näher kennen, wissen daß ich dem jap. Werkzeug sehr zugetan bin.
Aber Dank Christof, Bertold, Friedrich, Wolfgang und Ihr alle... habe ich den Blick außerhalb des jap. Tellerrandes hinaus, nicht aus den Augen verloren; im Gegenteil.
Nun, zu Deiner Hobelfrage. Es ist so, daß ich seiner Zeit - glaube Ende April im alten Jahr - ein Hobelseminar besuchte, bei dem wir UNSEREN Hobel bauten.
Wir haben da auch Erfahrung machen können mit anderen Hobeln wie Primus, Lie Nielsen und so. Die Kanna waren mit dem wohl meistverbreitetem Hira Kanna vertreten, aber zum Vergleich auch mit der Deluxe-Version Jo-Shiko. Hier wird es nach dem Kauf denke ich so sein, daß der Aufwand der Einrichtezeit geringer ausfallen kann, als beim Hira Kanna, weil bei "Deluxe" natürlich die Handarbeit beim Finish ( vor Versand ) überwogen hat. Aufbereitung der Sohle zum gewünschten Zweck ( Entscheidung: Putzen oder Fügen ), Prüfung des Körpers, abziehen der Klappe und des Eisens - mit Dichtigkeits-Check, bleiben natürlich. Aber sind nicht so aufwendig wie gesagt, weil alles besser paßt.

Ich habe auch einen "Erfahrungsbericht Jap. Kanna" verfaßt, den Du vielleicht noch ergänzend dazu lesen möchtest. Sollte mit der Suchfunktion zu finden sein.

Fazit: Mir würde bislang die Entscheidung leicht fallen, und wieder zugunsten eines Hira Kannas ausfallen denke ich. Denn, A und O ist die Schneide; und die ist bei beiden aus Shirogami zweilagig feuerverschweißt. Ob nun mit "normalem" Stahl oder dem seltenen Rentetsu-Ankerkettenstahl... Nun, ist eine Frage des pers. Geschmacks. Zudem, in den Gefilden hoble ich bis dahin noch nicht. Aber vielleicht in paar Jahren, mal sehen;-) Obschon ich mir vorstellen könnte, daß der Jo- Shiko ein Klasse Hobel ist. Keine Frage.
Bleibt allenfalls die Überlegung oder Motivation, wie viel man in das Herrichten des Hobels "investieren" will.
Und vielleicht die eigene Einstellung. Man sagt, solch hochwertige Werkzeuge standen früher nur den Meistern zu, und wurden ggf. konvisziert. Denn es ist neben der großen Ehre ob des Besitzes, auch die Erhaltung des Wertes eines solch hochwertigen Hobels ein wesentlicher Punkt in der Philosophie eines jap. shokunins. Diese Denkweise zu teilen obliegt jedem selbst. Mich spricht es halt an, weil mir als Werkzeugmacher schon immer der Respekt vor Material und Werkzeug eingebläut wurde. Aber keine Angst, ich meditiere nicht mit meinem Hobel, oder bedanke mich mit Reiskuchen und Mandarine für die Super Arbeit meiner Werkzeuge, wie das in Japan Tradition ist. Ein wenig Philosophie darf doch sein am Sonntag vor dem Mittagessen, zu dem mich meine Frau gerade ruft;-)

Ich denke, ich konnte in viele Richtung Denkansätze liefern und vielleicht eine Hilfe geben. In jedem Fall beglückwünsche ich Dich zu Deiner Entscheidung, egal in welche Richtung.
Vielleicht teilst Du sie uns mit einem Beitag mal mit.

Freundliche Grüße

Ronald

Ich hoffe


Thomas Heller
Beiträge: 683
Registriert: Di 29. Aug 2017, 10:26

Re: Japanischer Putzhobel

Beitrag von Thomas Heller »


Lieber Ronald,

für Deine Antwort danke ich Dir sehr herzlich !!!

Deinen Erfahrungsbericht habe ich gefunden und gelesen.
Dieser Kurs hätte mich auch interessiert. Es gibt ihn ja immer noch und vieleicht finde ich mal die Zeit dafür.

Der preiswerte Kanna, den ich bereits besitze, ist übrigens ein Hira Kanna
für etwa 60 Euro. Er arbeitet trotz größerem Hobelmaul verblüffend fein und sauber. Auch seine Form, obwohl sie optisch das Gegenteil vermuten läßt, liegt ungemein gut in der Hand und erfreut mich gerade durch den Purismus.

Die von Dir angedeutete Darstellung, daß man sich einen Jo Shiko erst "verdienen" muß (so die Japaner selbst es sagen) ist mir sogar bekannt.
Wir haben wohl beide das gleiche Buch gelesen, hm ?
Und um es kurz zu machen, ein Meister, ja nicht einmal ein gelernter Tischler bin ich l e i d e r nicht !
Ich habe einmal eine Tischler-Lehre begonnen, aber nicht beendet. Ich bin vom Ausbildungsstand her Kaufmann, aber mit Fachrichtung "Holz" und arbeite eigentlich schon mein ganzes Leben lang gerne damit.

Ich schätze Handwerksarbeit sehr und natürlich auch sehr gute Werkzeuge,
weshalb ich mir auch einbilde, einen Jo Shiko entsprechend zu würdigen.
Nur weiss ich noch nicht, ob ich ihn mir letzlich auch kaufen werde.
Es ist für meine Verhältnisse schon ein kleines Vermögen, andererseits ...

Ich bin eben noch unentschlossen. Aber ich brauche einen guten Putzhobel.
Darum mache ich mir auch soviele Gedanken darüber.

Vieleicht hat ja noch jemand Erfahrungen mit den Kannas aus Dieters Programm gemacht, speziell mit dem Modell, mit dem engen Hobelmaul ???

Dir lieber Ronald danke ich jedenfalls für Deinen Beitrag, teile mit Dir die Begeisterung für japanische Werkzeuge und wünsche Dir noch viele schöne Stunden damit.
Ich glaube übrigens, das wir beide den gleichen Stecheisensatz besitzen.
Habe in einer Deiner alten Beiträge einen Hauch einer Beschreibung aufgeschnappt !

Gruß auch an alle anderen, Thomas


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