Oberflächentest

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Urs
Beiträge: 493
Registriert: Mi 10. Dez 2014, 10:45

Oberflächentest

Beitrag von Urs »


Hallo an alle

Ich habe einige Versuche gemacht, um einige mir möglichen Oberflächenbehandlungen vergleichen zu können.

Ich habe Halböle hergestellt mit Leinöl(rein, ungekocht), Tungöl, Walnussöl einerseits und Balsamterpentin andererseits, daneben habe ich Leinölfirnis classico der Firma ATW und das Bienenwachsbalsam der gleichen Marke verwendet.
Als Varianten wurden gewisse Plättchen zweimal mit Öl behandelt, andere nur einmal und beim zweiten Mal mit Wachs. Die Öle und das BT stammen von der süddeutschen Konkurrenz, das Baumnussöl konnte ich nach sehr auwändiger Suche in einem Reformhaus auftreiben und die Produkte von ATW werden in einer Schreinerei in der Umgebung vertrieben.

Ausprobiert habe auf Buche(Rot-), Fichte/Rottanne, Esche und Föhre/Kiefer (hier jedoch nicht alle Varanten), allerdings immer nur gekauftes Leimholz.

Resultat: Die Resultate waren auf allen Hölzern ähnlich, mit gewissen Abweichungen bei Kiefer.

Schnelligkeit des Einziehens: Walnusshalböl war eindeutig am schnellsten, Tungöl an zweiter Stelle knapp vor dem Leinöl. Deutlich am langsamsten der Leinölfirnis.

Nachdunkeln/Anfeuern: Walnussöl erkennbar am wenigsten (Reinhold - ich habe selbstverständlich nie an Deiner Aussage geweifelt! Gerade Dein Nachdoppeln mit Ausrufezeichen hat mich bewogen, bei der zunächst erfolglosen Suche nach Baumnussöl - wie es in der Schweiz heisst - nochmals Gas zu geben). Der Unterschied zu Tungöl nur minim und nur bei Tageslicht erkennbar. Auch Leinöl liegt nicht weit zurück. Auch hier Leinölfirnis erkennbar stärker. Wachs ist auch gut, im Bereich von Walnussöl.

Gelbstich: Das war der Punkt, der mich an der bisher verwendeten Leinölfirnis gestört hat: Bei Walnuss- und Tungöl nicht erkennbar, beim reinen Leinöl minim und bei der Firnis doch deutlich, v.a. bei der sonst schon gelblichen Kiefer, hier hat es mich auch stark gestört, es sprang unangenehm in die Augen.

Taktil waren die mit Wachs (1x oder 2x) behandelten Flächen schmeichelnder, was ja nicht überraschend ist.

Somit steht die Behandlung meines Esche-Möbelchens fest: 1-2x Walnusshalböl und dann Wachs.

Ich freue mich darauf.

Gruss

Urs

CONGER - The Irish diaspora in Munich
Beiträge: 458
Registriert: Mo 2. Feb 2015, 16:15

Re: Guter Erfahrungsbericht... aber mehr?

Beitrag von CONGER - The Irish diaspora in Munich »


Guter Erfahrungsbericht... aber wie sieht es aus mit eindringen von 'Glasringe'... Wasser oder Rotwein?

-g-

Christof
Beiträge: 222
Registriert: Mo 29. Apr 2013, 23:37

Re: Oberflächentest

Beitrag von Christof »

[In Antwort auf #103993]
Hallo Urs,
prima dass du dir die Mühe gemacht hast. Was mich interessieren würde: Was macht das Walnussöl, wenn es im Hol drin ist: Trocknet es? Wenn ja, wie lange braucht es dazu. besteht die Gefahr, dass da eines Tages etwas klebt?

Viele Grüße, Christof.

Urs
Beiträge: 493
Registriert: Mi 10. Dez 2014, 10:45

Re: Guter Erfahrungsbericht... aber mehr?

Beitrag von Urs »


Hallo Conger und Christof

Ihr seid mir dann welche! Kaum trau ich mich mit meinen Rudimentärergebnissen in die Forumsrunde, da wollt Ihr schon mehr. Also habe ich mich sofort an die Arbeit gemacht und Wasser sowie Rotwein (Château Saint Christopfe, 1982, der auch gut zu Meeraal (=conger) passt) 1/2 h einwirken lassen (für den Glastest oder gar noch "über Nacht" fehlten Zeit, Platz und die Gläser (die Kiefer habe ich bereits entsorgt, aber auch sonst hätte es noch 27 Gläser gebraucht.)

In allen Varianten bildeten sich klar definierte Tropfen, die nicht zerflossen während der ganzen Testzeit. Beim Wasser hatte ich das erwartet, beim Wein eher nicht. Am "rundesten" waren die Tropfen bei den gewachsten Flächen.

Beim Abtupfen nach einer halben Stunde (länger wurde ich von der Guetzli backenden Familie im weiteren Umfeld der Küche nicht geduldet und die Werkstatt ist mit Schleifen und Leimen vollgestellt. Das Möbelchen muss ja noch fertig werden) waren Rotweinflecken deutlich bei Walnussöl, Tungöl, etwas weniger beim Leinöl erkennbar. Nochmals klar weniger bei der Leinölfirnis und bei den 2x gewachsten Flächen. Die Flecken waren bei Fichte und Buche stärker als bei Esche.

Dann habe ich geschruppt mit Spülmittel und dem Haushaltschwamm (das mach ich jeweils mit unserem Kirschbaumesstisch auch, wenn blosses Abwischnen mit einem nassen Lappen nichts nützt). Alle Weinflecken konnten spurenlos beseitigt werden. Auch jetzt nach dem Trocknen sieht man nix.

Wasser verhielt sich anders. Hier schnitten die geölten Flächen alle besser ab, keine Flecken. Bei den gewachsten Plättchen waren weisse flächige Flecken erkennbar. Die konnten beim Schruppen auch entfernt werden.

Und noch was: Bezüglich Nachdunkeln und Gelbstich ist die Differenz zwischen Wachs, Walnuss und Tungöl (geringfügig dunkel als die andern beiden) als eine Gruppe und Leinöl (fast so dunkel wir Firnis aber etwas weniger gelblich) und Leinölfirnis als andere Gruppe nach dem Reinigen mit Spülmittel stärker hervorgetreten.

Also habe ich den Schluss gezogen, ich öle 3x und dann 2x Wachs.

@Christof: Reinhold hat im Wiki geschrieben, Walnussöl trockne. Also habe ich ihm geglaubt, wie ich Euch allen im Forum, die mir einen kompetenten Eindruck machen, vorbehaltlos vertraue. Und zudem weiss ich auch gar nicht, wie ich das hätte überprüfen können. Bei Leinöl, das ja anerkanntermassen aushärtet, bleibt ein nicht weggewischter Überstand klebrig. Ich liess natürlich nichts auf der Oberfläche, bloss gab es bei Walnussöl nichts und bei Tungöl fast nichts abzunehmen nach ca. 20 Minuten. Das Öl hatte ich mit dem Pinsel quer zur Faserrichtung aufgetragen und dann wiederholt mit der Faser verteilt und zum Schluss als flüssige Fläche stehen bzw. einziehen lassen.

Übrigens Conger, mit Wisky habe ich es nicht probiert, einerseits ist mir mein Glengoyne 21years zu schade und zudem brauche ich noch was, um den Schellack aufzulösen ;-)

Gruss

Urs


reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Guter Erfahrungsbericht... aber mehr?

Beitrag von reinhold »


hallo Urs,
guter Bericht !
kannst Du den irgendwie ins wiki basteln ?

Zum Feststellen des Trockenverhaltens : ein paar Tropfen des Öls oder des Firnisses werden auf eine Glasplatte gestrichen und dann sich selbst überlassen.

schöne Weihnachten wünscht
reinhold

CONGER - The Irish diaspora in Munich
Beiträge: 458
Registriert: Mo 2. Feb 2015, 16:15

Re: Guter Erfahrungsbericht... aber mehr?

Beitrag von CONGER - The Irish diaspora in Munich »


Gut so Urs... für Whisky habe ich keine Interesse... nur Whiskey.

Vielen Dank für dein Bericht.. ein Bekannter hat dies Rotweintest gemacht... und kam zu den Ergebnis das nur KUNOS-Objektöl von LIVOS Schütz gegen Rotwein bietet.

Zeitdem verwende ich fast nur Kunos.

-g-

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