Knochenleim zu Versiegelung schimmelt

[Berthold Cremer]

Nachdem hier schon viel positives von Knochenleim berichtet wurde, habe ich mir bei Dieter ein Kilo bestell.

Zum ersten mal habe ich Knochenleim eingesetzt, um einen frisch aufgeschnittenen Apfelbaum (Roter Eiserapfel) an den Hirnenden zu versiegeln. Knochenleim auf die Hirnenden dick aufgetragen und dann ein Lage Zeitungspapier aufgeklebt. Der Leim ist irgendwie nicht richtig getrocknet – das Holz ist ja auch noch sehr feucht. Es hat eine gummiartige Schicht gegeben, die ich aber eigentlich ganz in Ordnung fand.

Doch nun hat der Leim zu schimmeln begonnen! 1 – 2 cm lang Haare wachseln auf den Hirnenden.
Was mache ich am besten damit? So lassen wie es ist - mit Schimmel, den Leim abkratzen oder gar ein paar cm Holz abschneiden?

Danke für Eure Tipps.

Berthold

[Marc Waldbillig]

Berthold,

Ich hab keine Ahnung von Knochenleim und ich hab auch keine Ahnung von Schimmel. Ich täte also gut daran zu warten, dass jemand kompetent auf deine Frage antwortet. Trotzdem möchte ich einen Versuch starten, denn sollte es sich um eine Art Pilz handeln, dann musst du wohl einige Zentimeter abschneiden. Bei Pilzen verhält es sich wie mit Eisebergen. Der kleine, sichtbare Teil ist nur zu sehen und das dicke Ende liegt im Verborgenen. Der Pilz hat ein ausgedehntes Wurzelnetz unter der Oberfläche. Aus diesem Grund soll man ja auch vom Schimmelpilz befallene Lebensmittel wegwerfen und nicht einfach den sichtbaren Schimmel wegschneiden.

Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Der Wert des Holzes wäre mir zu hoch, um hier das Risiko einzugehen. Ich hab meine vom Nachbarn spendierte Zeder mit einfachem Baumarktleim an den Enden versiegelt. Das hält jetzt schon anderthalb Jahre, es gibt keine Probleme. Ich glaube, es war nicht mal wasserfester Leim.

Gruß,

Marc

Marc

[Armin Dreier]

Hallo Berthold,

entweder war der Leim zu flüssig oder Du hast Ihn überhitzt, so dass er nicht mehr richtig abgebunden hat. Knochenleim wird normalerweise bockelhart.
Also: den verdorbenen Leim entfernen und nochmal von vorne anfangen.

[Martin Krenzer]

[In Antwort auf #103619]
Hallo Berthold,

ist es wirklich der Leim selbst, der schimmelt? Ich habe vor vier Wochen eine Linde für Drechselrohlinge aufgesägt und die Stirnseiten in heißem Paraffin/Stearin versiegelt. An einigen Stirnseiten hatte sich mittlerweile ebenfalls Schimmel gebildet. Diese habe ich abgesägt (ca. 1 cm) und nochmals versiegelt. Als Ursache vermute ich einerseits, dass das Holz "patschnass" war und andererseits, dass ich die mit Kettensäge doch sehr rauen Oberflächen vor dem Versiegeln nicht richtig vom Sägemehl gereinigt habe. Es muss also nicht unbedingt am Leim liegen. Es war übrigens das erste Mal, dass sich Schimmel gebildet hatte.

Gruß
Martin

[Christof]

[In Antwort auf #103619]
Hallo Berthold,
du liegst bestimmt richtig mit deiner Vermutung, daß einfach zuviel Feuchte im Stamm ist. Knochenleim wird zwar splitterhart, wenn er trocken wird, aber wenn er naß wird löst er sich wieder auf, auch wenn das Wasser kalt ist. Und gelöster Knochenleim schimmelt ungeheuer, wie ich auch schon mal feststellen mußte.

Wie wäre es mit einem Kasein-leim, den man für die Wasserfestigkeit glaube ich mit Kalk versetzen kann. Muß ich nochmal nachgucken. Die Zutaten für Kasein-Leim sind sehr billig (Quark aus dem Aldi).

Viele Grüße, Christof.

[Edi Kottmair]

Hallo Christof,

wie machst Du den Kasein-Leim? Hast Du ein Rezept? Und welche Eigenschaften hat er?

Viele Grüße von
Edi

[reinhold]

[In Antwort auf #103619]
hallo Berthold,
der Leim wird nicht hart, weil aus dem Stamm noch viel Feuchtigkeit entweicht.
Was schimmelt ist vermutlich der Leim oder das Zeitungspapier, die Pilze gehen nicht ins Holz , sondern ernähren sich vom Leim.
Bei mir hat so ein Leimanstrich auch schon mal geschimmelt. Ich habe das Holz dann aus der Garage herausgenommen und unter der Balkon regengeschützt im Freien verstaut. Der Schimmel war nach ein paar Tagen eingegangen.
Man kann auch ein Konservierungsmittel in den Leim geben : Vitamin C-Ascorbinsäure geht gut und ist ungefährlich.

viele Grüsse
reinhold

[Christof]

Hallo Edi,
Kalkkasein Leime bin ich das erste Mal bei der Renovierung unserer Kirche begegnet. Weil das mittelalterliche Mauerwerk unserer Kirche bröckelte, wurde es aufwendig mit frischem Mörtel aufgefüllt. Das Füllmittel bestand aus Mager-Quark und Kalk. Die Kirche hält bis heute. Rezepte für Kalkkaseinleime findest du hier - überhaupt eine überaus interessante Homepage auch für uns Holzwerker:

http://www.kremer-pigmente.de/63200r.htm

Viele Grüße, Christof.

[Martin Krenzer]

Guten Abend,
ein klein wenig aufgeschreckt von Bertholds Frage, habe ich mir soeben nochmals meine vor einem Monat zurecht gesägten Rohlinge genauer betrachtet. Diese lagern ebenfalls regengeschützt im Freien mit viel Luft drum herum. Es hat sich auf fast allen Linden-Stücken Schimmel gebildet, und nicht nur bei diesen, sondern auch bei den in gleicher Weise und am gleichen Tag mit Paraffin versiegelten Apfel- und Birnenabschnitten! Die Kirsch- und Zwetschgenstücke weisen hingegen keinerlei Schimmel auf, obwohl gleichermaßen frisch geschlagen und dementsprechend nass. Meine im Beitrag vom 28.11.2004 geäußerte Vermutung, dass vor dem Versiegeln nicht entfernte Sägemehlreste die Ursache sind, kann ich so nicht mehr stehen lassen. Auch deine Aussage, reinhold, dass der Knochenleim als "Nahrungsgrundlage" für die Pilze ursächlich ist, kann hier m.E. nicht zutreffen, verwendete ich doch, wie erwähnt, Paraffin und damit ein absolut unorganisches Mittel.
Was ist die Ursache und wie kann man diese zukünftig verhindern? Ist die Schimmelbildung von der Holzart abhängig?

Danke für eure Unterstützung.

Gruß
Martin

[Alexander]

Eine Boraxlösung aufstreichen, hilft den Schimmelbildung zu vermeiden.