Warum ? Glaubensbekenntnis zur "leisen Art"
-
- Beiträge: 327
- Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17
Warum ? Glaubensbekenntnis zur "leisen Art"
Liebe Holzwerkerinnen und Holzwerker,
Eigentlich wollte ich ein Benutzerprofil abgeben, schliesslich wurde daraus eine Art Bilanz, Plaedoyer fuer Ueberzeugte? Verschwendung, vielleicht aber auch nicht :
Nun haben wir 38 Werkstattbilder und zahlreiche schoene Einblicke in das Leben vieler in den vergangenen Beitraegen ! Die Leiste um Dieters Maerchenland-Laden, reichert sich mit Wiki, Marktplatz und sonstigem an Foren an, manchmal gibt es 50 Beitraege am Tag und meine Ueberlegung ist ob hier schon alles ausgereizt ist was Dieters und "unsere" Plattfrom zu bieten hat? Ich glaube nicht! Ich glaube wir haben mal eben die Spitze des Eisberges erobert. Ich mag die Spitze, doch warum nicht mehr?
Um es kurz (Spaesschen am Rande) zu machen:
- alle die an suelzigen Grundsatzdiskussionen uebers Weltgeschehen im Hinblick aufs Neanderthalholzwerken nicht das spaerlichste Interesse haben werden hier gewarnt nicht unnoetig ihre Zeit zu vergeuden sondern sich freundlich wieder davonzuklicken.!!!
Dieser Beitrag birgt nicht den geringsten Ansatz von Erfahrungspool, handwerklichen Tricks oder Schlichen.
Spannender als Haarfarbe, Gewicht und ueblen Charakter find ich natuerlich in diesem Gremium etwas von den Mitmenschen zu erfahren die sich hier begegnen (oder verbergen). Und zwar meine ich etwas darueber zu erfahren was jeden von uns letztendlich dazu bringt sich der Bearbeitung von Holz im persoenlichen Rahmen mittels Handwerkzeugen, und weitgehend NUR Handwerkzeugen zu verschreiben. Ich gehoere zu denen die sich frueher unbesorgt Maschinen zur Holzbearbeitung bedient haben, sogar beruflich, und mitunter auch zu unbesorgt, und die mit der Zeit von der "leisen Art" angesteckt wurden. Ich bin nicht in allem immer leise, doch das Geraeusch einer Hobelmaschiene, Fraese oder gar einer Motorsaege ist glaube ich ein fuer alle mal fuer mich ins Reich dessen gewandert was ich in meinem Leben nicht mehr will. Auch nicht mal eben "damit es schnell geht" oder weil "man das so macht". Nein, punktum, basta, ich kam, sah und fand besseres. Viel Besseres.
Japanisches, Englisches, Franzoesisches, Deutsches, Handwerkzeug das oft durch Generationen von Haenden gewandert war, Haenden die es geschaetzt und unterhalten haben, wahrscheinlich stolz darauf gewesen sind.
Das Werkzeug welches nun das meine ist habe ich mir erarbeitet, aufgearbeitet, ich habe mich damit befreundet und gelernt es einzusetzen und in Stand zu halten. Mein Werkzeug ist mir lieber als vieles anderes Gut weil es eine Bruecke ist zur Verwirklichung von Erdachtem, Stoff zum Traeumen und Mittel zum Verwirklichen. Und weil es dauert, ich dazu zurueckkehre und im Mass meiner Moeglichkeiten daran und damit lerne mehr aus meiner Umwelt zu machen.
Ich kann schwierigste Situationen und Spannungen in Minutenschnelle auf ihr gebuehrendes Mass herunterschaukeln, dafuer genuegt es mir ein geliebtes Werkzeug in der Hand zu wiegen, ein Messer zu schaerfen oder eine Saege beissen, einen Hobel pfeifen zu lassen. Schon ist er wieder da der Strom von Bildern, das bildliche "Jucken in den Fingern" von Formen die geboren werden, Ideen die sich austoben wollen.
Auf meiner Terasse liegt ein Staemmchen Essigbaum, irgendwo auf einer Baustelle aufgelesen. Oft und oft habe ich einen neuen Loeffelbohrer daran ausprobiert, Loecher verschiedenster Durchmesser durchgebohrt, Aeste ausgehoehlt, ich gucke hier rein, blase dort durch, eines Tages wird es zu etwas geworden sein, Brennholz oder Kunstwerk, vielleicht mal eine ausgefallene Rankhilfe fuer Kapuzinerkresse oder Feurbohnen, bis dahin hat es meine kindliche Spiellust am Leben erhalten.
Viele Zeitgenossen kennen glaube ich dieses Gluecksgefuehl gar nicht und ich kann mir nicht mehr vorstellen wie mein Leben ohne (meine Werkzeuge) aussaehe. Ebenso wie mich bereits nach einem oder zwei Tagen in einem Umfeld wo keine Katze, kein Hund, kein Kind den Lauf des Geplanten unterbricht ein Gefuehl unerklaerlichen Mangels beschleicht.
So wie die Denkart von der Muttersprache beeinflusst wird verhaelt es sich glaube ich beim Holzwerken, und natuerlich in jeder Taetigkeit, dass naemlich die vorhandenen Mittel zum Verarbeiten/Formen des Holzes die schoepferischen Kraefte in anderer Weise ansprechen oder oft ueberhaupt erst wecken wenn es ein Dechsel oder Schweifhobel ist an den man denkt anstatt einer Dickenhobelmaschiene und die Resultate sind sicherlich stark von dieser Wahl abhaengig.
Darf ich Euch bitte dazu einladen, Euch die sich hier vielleicht wiederfinden Eure Erfahrungen zum Thema spontan einzubringen? Abwarten und Hingucken kann doch auf Dauer nicht so lustig sein wie mitreden? Ich weiss ich bin nicht der Einzige.
Wenn ich Beitraege wie den "langsam verstehe ich Euch" lese habe ich den Eindruck alles ist toll, wenn ich ueber 10 Beitraege hinweg die Eigenheiten verschiedener Bleistifte zum Zeichnen verfolge beschleicht mich ein sonderbares Gefuehl. Wo sind die gleichen Kollegen mit ihrer Mitteilungsbereitschaft wenn es um etwas Wichtiges geht?
So jetzt bin ich jemand auf den Schlips getreten, vielleicht gibt es da wenigstens eine Reaktion.
Mit ungeduldigem Gruss, wie immer
-
- Beiträge: 242
- Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16
- Kontaktdaten:
Der Weg ist das Ziel
Ist das bei Dir so?
-
- Beiträge: 838
- Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16
Re: Warum ? Glaubensbekenntnis zur "leisen Art"
Hallo Thomas,
ich verstehe die Intention des Beitags leider nicht ganz. Und zu was sollen wir uns äußern?
Viele Grüße
Christoph
-
- Beiträge: 425
- Registriert: Mo 21. Apr 2014, 18:40
Re: Die Tiefe einer menschlichen Seele
[In Antwort auf #103126]
Liebe Freunde,
Ich habe nicht die Möglichkeit, hiezu viel zu sagen !
Was ich sagen möchte : Danke, Thomas !
Mit besten Grüssen nach Griechenland,
Beat
Liebe Freunde,
Ich habe nicht die Möglichkeit, hiezu viel zu sagen !
Was ich sagen möchte : Danke, Thomas !
Mit besten Grüssen nach Griechenland,
Beat
-
- Beiträge: 1425
- Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17
Re: Warum ? Glaubensbekenntnis zur "leisen Art"
[In Antwort auf #103126]
Hallo Thomas,
ich fühle mich angesprochen, aber nicht auf den Schlips getreten.
Als "Nicht-hand"-werker habe ich mir eine Weile überlegt, wohin mein Beitrag gehört; als Antwort auf Deinen Beitrag also doch hier:
Als ich Anfang diesen Jahres die Foren von Dieter Schmid entdeckte, sah ich zu meinem Erstaunen (man geht ja immer von sich aus), dass es, in meinen Augen, eine ganze Menge exotische "Holzwürmer" (die Bezeichnung "Holzwerker" mag ich nicht so besonders) gibt. Die freuen sich wie Kinder, die ihr Osternest gefunden haben, wenn sie ihrem Handhobel einen Span entlocken und einen einigermaßen geraden Schnitt mit ihrer Handsäge,der japanischen, hinkriegen. Ich bin sicher, dass etliche natürlich mehr als das können und ich kann die Gefühle, die auch Du so schön beschreibst, durchaus nachvollziehen. Denn wir beide machen was aus Holz, und dieser Werkstoff ist es letztendlich, der uns verbindet. Allein, unser Hobby ist trotzdem sehr unterschiedlich. Während Du und Deine "Kollegen" die unmittelbare Erfahrung der handwerklichen Betätigung und der Gefühle dabei als wichtigstes oder doch sehr wichtiges Element betrachten und auch geniesen, kommt es mir darauf an, ein Möbel zu entwerfen und zu bauen und das in einer Qualität, die heute nicht mehr üblich ist. Ich hätte keine Chance, das, was ich machen will, ohne den Einsatz von Maschinen auch nur ansatzweise zu realisieren. Nur ein Beispiel: im Moment mache ich eine "Regalwand aus Korpussen", die in der Diagonalen aufeinandergestapelt werden. Das sind sechs Korpusse (60x40x40cm), alle in Fingerzapfen aus selbstgemachtem Kirschleimholz ausgeführt. Dazu kommen sechs Rückwände, gestemmte Ausführung, gefälzte Füllung eingenutet. Weiter 12 Türen, gleiche Ausführung wie die Rückwände. Dazu ein Sockel aus vier Leisten und weitere drei Brettflächen mit insgesamt 140x40cm. An Verbindungen sind 312 Fingerzapfen an den Korpussen, 72 Zapfen zu schneiden und 72 Langlöcher zu stemmen. Außerdem 72 Nuten und 144 Fälze hobeln. Ich weiß nicht, ob ich in Handarbeit das in diesem Leben schaffen würde. Aber ich gebe auch gerne zu, dass ich ein, na ja, eher durchschnittlicher Handwerker bin. Ich habe mal vor vielen Jahren einen Handhobel ausprobiert und schnell gemerkt, dass das nicht mein Ding ist. Wenn ich einen Stechbeitel schärfen muss, krieg ich fast Panik, weil es nicht ausgemacht ist, dass der hinterher schärfer ist als vorher, aber mit Sicherheit kürzer. Zudem bin ich ausgemachter Ingenieur, zwar elektrisch, aber Maschinen sind meine heimliche oder unheimliche Faszination. Erst gestern hatte ich Stress mit meiner kombinierten Italienerin, weil sie mir anzeigte, dass sie nicht mehr im Winkel von 90° sägen wollte. Ich hab' mich dann sehr um sie bemüht und gnädigerweise zeigte sie mir dann auch, dass es nur das Gestänge zur Winkelanzeige war, das sie ein bischen besser angeschraubt haben wollte.
Du merkst, wir sind da weit auseinander, aber ich kann Deine Faszination verstehen und hoffe, Du kannst meine Haltung auch verstehen; schließlich begeistert uns beide der Anblick eines schönen Holzes und da sind wir garnicht weit auseinander.
Gruß, Walter
Hallo Thomas,
ich fühle mich angesprochen, aber nicht auf den Schlips getreten.
Als "Nicht-hand"-werker habe ich mir eine Weile überlegt, wohin mein Beitrag gehört; als Antwort auf Deinen Beitrag also doch hier:
Als ich Anfang diesen Jahres die Foren von Dieter Schmid entdeckte, sah ich zu meinem Erstaunen (man geht ja immer von sich aus), dass es, in meinen Augen, eine ganze Menge exotische "Holzwürmer" (die Bezeichnung "Holzwerker" mag ich nicht so besonders) gibt. Die freuen sich wie Kinder, die ihr Osternest gefunden haben, wenn sie ihrem Handhobel einen Span entlocken und einen einigermaßen geraden Schnitt mit ihrer Handsäge,der japanischen, hinkriegen. Ich bin sicher, dass etliche natürlich mehr als das können und ich kann die Gefühle, die auch Du so schön beschreibst, durchaus nachvollziehen. Denn wir beide machen was aus Holz, und dieser Werkstoff ist es letztendlich, der uns verbindet. Allein, unser Hobby ist trotzdem sehr unterschiedlich. Während Du und Deine "Kollegen" die unmittelbare Erfahrung der handwerklichen Betätigung und der Gefühle dabei als wichtigstes oder doch sehr wichtiges Element betrachten und auch geniesen, kommt es mir darauf an, ein Möbel zu entwerfen und zu bauen und das in einer Qualität, die heute nicht mehr üblich ist. Ich hätte keine Chance, das, was ich machen will, ohne den Einsatz von Maschinen auch nur ansatzweise zu realisieren. Nur ein Beispiel: im Moment mache ich eine "Regalwand aus Korpussen", die in der Diagonalen aufeinandergestapelt werden. Das sind sechs Korpusse (60x40x40cm), alle in Fingerzapfen aus selbstgemachtem Kirschleimholz ausgeführt. Dazu kommen sechs Rückwände, gestemmte Ausführung, gefälzte Füllung eingenutet. Weiter 12 Türen, gleiche Ausführung wie die Rückwände. Dazu ein Sockel aus vier Leisten und weitere drei Brettflächen mit insgesamt 140x40cm. An Verbindungen sind 312 Fingerzapfen an den Korpussen, 72 Zapfen zu schneiden und 72 Langlöcher zu stemmen. Außerdem 72 Nuten und 144 Fälze hobeln. Ich weiß nicht, ob ich in Handarbeit das in diesem Leben schaffen würde. Aber ich gebe auch gerne zu, dass ich ein, na ja, eher durchschnittlicher Handwerker bin. Ich habe mal vor vielen Jahren einen Handhobel ausprobiert und schnell gemerkt, dass das nicht mein Ding ist. Wenn ich einen Stechbeitel schärfen muss, krieg ich fast Panik, weil es nicht ausgemacht ist, dass der hinterher schärfer ist als vorher, aber mit Sicherheit kürzer. Zudem bin ich ausgemachter Ingenieur, zwar elektrisch, aber Maschinen sind meine heimliche oder unheimliche Faszination. Erst gestern hatte ich Stress mit meiner kombinierten Italienerin, weil sie mir anzeigte, dass sie nicht mehr im Winkel von 90° sägen wollte. Ich hab' mich dann sehr um sie bemüht und gnädigerweise zeigte sie mir dann auch, dass es nur das Gestänge zur Winkelanzeige war, das sie ein bischen besser angeschraubt haben wollte.
Du merkst, wir sind da weit auseinander, aber ich kann Deine Faszination verstehen und hoffe, Du kannst meine Haltung auch verstehen; schließlich begeistert uns beide der Anblick eines schönen Holzes und da sind wir garnicht weit auseinander.
Gruß, Walter
Re: Warum ? Glaubensbekenntnis zur "leisen Art"
Hallo Walter!
Versuch Dich dochmal in der Herstellung von Sachen für die es keine Maschienen gibt,z.B einen Holznagel .
-
- Beiträge: 1425
- Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17
Re: Warum ? Glaubensbekenntnis zur "leisen Art"
Hallo Ingo,
wenn ich einen Holznagel oder mehrere bräuchte, würde ich's tun; aber das ist nicht mein Ziel, sondern das sind Möbel.
Gruß, Walter
-
- Beiträge: 2209
- Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16
Re: Warum ? Glaubensbekenntnis zur "leisen Art"
[In Antwort auf #103126]
Hallo, Thomas,
vielen Dank für diesen eindrucksvollen Beitrag!
Zwar kann ich bloß für mich und nicht für die anderen Teilnehmer dieses Forums sprechen, doch prinzipiell möchte ich festhalten, dass mir nicht selten nach dem Lesen deiner Texte die Worte fehlen. Dies ist einerseits auf deinen gekonnten sprachlichen Ton, andererseits auf die Tatsache, dass du in deiner kompetenten Art meist alle Sachverhalte klärst, zurückzuführen. Zudem, und das ist aus meiner Perspektive möglicherweise der Hauptgrund, weshalb die von dir sichtlich erwartete Reaktion oft ausbleibt, dürftest du zumindest manchen aus der Seele sprechen. So komme ich mir dann ein klein wenig dumm vor, wenn ich nach einem typischen Beitrag von dir, hinzufüge, Danke, Thomas, so sehe ich es auch. Und wenn diese Vorstellung schon nicht dumm ist, so halte/hielt ich derartige Kommentare in den meisten Fällen für überflüssig.
Wenn ich gerade geschrieben habe, dass du mir gelegentlich aus der Seele sprichst, so muss ich dem gewisse Einschränkungen beifügen. Wir beide wissen schließlich, dass ich deine völlige Abstinenz von E-Werkzeugen und Maschinen nicht teilen kann bzw. will. Anderen mag es absurd, pervers oder krankhaft erscheinen, aber ich kann aufrichtig behaupten, dass ich mich der Faszination von hochtechnischen Maschinen, seien sie noch so laut oder stinkend, nicht entziehen kann. Ja, ich würde sogar einen Schritt weiter gehen, die tiefe, innere Zufriedenheit und jenes beschriebene Hochgefühl, die bei dir, Thomas, sichtlich an einfache, teilweise geradezu primitive, ohne das abwertend zu meinen, Handwerkzeuge gebunden sind, stellen sich bei mir auch im Zusammenhang mit gewissen E-Werkzeugen und Maschinen ein.
Damit will ich aber auf keineswegs behaupten, dass mir die Begeisterung für Handwerkzeuge völlig fremd ist. Auch ich kann mich daran erlaben, wenn ich mit meinem Kanna neben einer glatten Oberfläche auch ein pfeifendes Geräusch und einen schönen Span erzeuge. Ich bin fest davon überzeugt, dass jene Momente und Erlebnisse für einige ein wesentliches Element ihrer Präferenz für Handwerkzeuge sind. Zumindest geht es mir so. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob das bearbeitete Holz später einer - objektiv betrachtet - sinnvollen Verwendung zugeführt werden kann, oder ob das Hobeln als solches Teil eines umfangreicheren Arbeitsprozesses ist und in diesem Zusammenhang mit einem spezifischen Ziel verbunden ist. Nein, dieses "producing shavings" oder "Hobeln um des Hobelns Willen" beschreibt nichts anderes, als dass die Benutzung eines Werkzeugs für manche nicht das Mittel zum Zweck, sondern der Zweck selbst ist.
Herzliche Grüße
Christian
Hallo, Thomas,
vielen Dank für diesen eindrucksvollen Beitrag!
Zwar kann ich bloß für mich und nicht für die anderen Teilnehmer dieses Forums sprechen, doch prinzipiell möchte ich festhalten, dass mir nicht selten nach dem Lesen deiner Texte die Worte fehlen. Dies ist einerseits auf deinen gekonnten sprachlichen Ton, andererseits auf die Tatsache, dass du in deiner kompetenten Art meist alle Sachverhalte klärst, zurückzuführen. Zudem, und das ist aus meiner Perspektive möglicherweise der Hauptgrund, weshalb die von dir sichtlich erwartete Reaktion oft ausbleibt, dürftest du zumindest manchen aus der Seele sprechen. So komme ich mir dann ein klein wenig dumm vor, wenn ich nach einem typischen Beitrag von dir, hinzufüge, Danke, Thomas, so sehe ich es auch. Und wenn diese Vorstellung schon nicht dumm ist, so halte/hielt ich derartige Kommentare in den meisten Fällen für überflüssig.
Wenn ich gerade geschrieben habe, dass du mir gelegentlich aus der Seele sprichst, so muss ich dem gewisse Einschränkungen beifügen. Wir beide wissen schließlich, dass ich deine völlige Abstinenz von E-Werkzeugen und Maschinen nicht teilen kann bzw. will. Anderen mag es absurd, pervers oder krankhaft erscheinen, aber ich kann aufrichtig behaupten, dass ich mich der Faszination von hochtechnischen Maschinen, seien sie noch so laut oder stinkend, nicht entziehen kann. Ja, ich würde sogar einen Schritt weiter gehen, die tiefe, innere Zufriedenheit und jenes beschriebene Hochgefühl, die bei dir, Thomas, sichtlich an einfache, teilweise geradezu primitive, ohne das abwertend zu meinen, Handwerkzeuge gebunden sind, stellen sich bei mir auch im Zusammenhang mit gewissen E-Werkzeugen und Maschinen ein.
Damit will ich aber auf keineswegs behaupten, dass mir die Begeisterung für Handwerkzeuge völlig fremd ist. Auch ich kann mich daran erlaben, wenn ich mit meinem Kanna neben einer glatten Oberfläche auch ein pfeifendes Geräusch und einen schönen Span erzeuge. Ich bin fest davon überzeugt, dass jene Momente und Erlebnisse für einige ein wesentliches Element ihrer Präferenz für Handwerkzeuge sind. Zumindest geht es mir so. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob das bearbeitete Holz später einer - objektiv betrachtet - sinnvollen Verwendung zugeführt werden kann, oder ob das Hobeln als solches Teil eines umfangreicheren Arbeitsprozesses ist und in diesem Zusammenhang mit einem spezifischen Ziel verbunden ist. Nein, dieses "producing shavings" oder "Hobeln um des Hobelns Willen" beschreibt nichts anderes, als dass die Benutzung eines Werkzeugs für manche nicht das Mittel zum Zweck, sondern der Zweck selbst ist.
Herzliche Grüße
Christian
-
- Beiträge: 726
- Registriert: Mo 28. Mär 2016, 13:19
- Kontaktdaten:
Meinst du das?
[In Antwort auf #103126]
Hallo Thomas!
Vor etwa 18 Jahren habe ich mir eine neue Ulmia Rauhbank mit Weißbuchensohle gekauft. Damit habe ich viel nein sehr viel gearbeitet.
Vor ein paar Monaten sah ich dann bei e**y eine neue Ulmia Rauhbank mit Pockholzsohle zu einem annehmbaren Preis Sofortkaufen. Ich konnte nicht widerstehen. Nun kam die neue Rauhbank toll aber die alte wollte ich nicht außer Dienst stellen. Ein Rauhbank fürs Grobe hatte ich schon genauer zwei. Also habe ich die neue erst einmal zur Seite gestellt sozusagen aus Pietät. Ich habe schon so viel mit der alten gearbeitet die kann ich doch nicht einfach austauschen das bringe ich nicht übers Herz. Andererseits mag ich Pockholz so sehr. Nachdem ich einige Monate gewartet hatte, habe ich sie dann heute doch erstmals in Betrieb genommen. Das erste Hobeln: grausam totale Verstopfung! Also Klappe nachgefeilt und dann ein tolles Hobeln!
Nun habe ich also zwei tolle Rauhbänke, ich werde sie beide benutzen.
Ist vielleicht ein wenig sentimental, aber vielleicht meintest du so etwas, was man vielleicht als Pietät bezeichnen kann?
Gruß
Berthold
aus dem leicht verschneiten Mittelhessen.
Hallo Thomas!
Vor etwa 18 Jahren habe ich mir eine neue Ulmia Rauhbank mit Weißbuchensohle gekauft. Damit habe ich viel nein sehr viel gearbeitet.
Vor ein paar Monaten sah ich dann bei e**y eine neue Ulmia Rauhbank mit Pockholzsohle zu einem annehmbaren Preis Sofortkaufen. Ich konnte nicht widerstehen. Nun kam die neue Rauhbank toll aber die alte wollte ich nicht außer Dienst stellen. Ein Rauhbank fürs Grobe hatte ich schon genauer zwei. Also habe ich die neue erst einmal zur Seite gestellt sozusagen aus Pietät. Ich habe schon so viel mit der alten gearbeitet die kann ich doch nicht einfach austauschen das bringe ich nicht übers Herz. Andererseits mag ich Pockholz so sehr. Nachdem ich einige Monate gewartet hatte, habe ich sie dann heute doch erstmals in Betrieb genommen. Das erste Hobeln: grausam totale Verstopfung! Also Klappe nachgefeilt und dann ein tolles Hobeln!
Nun habe ich also zwei tolle Rauhbänke, ich werde sie beide benutzen.
Ist vielleicht ein wenig sentimental, aber vielleicht meintest du so etwas, was man vielleicht als Pietät bezeichnen kann?
Gruß
Berthold
aus dem leicht verschneiten Mittelhessen.