Bücher hobeln?
Bücher hobeln?
Hallo,
hier ist nochmal der Grafiker mit Tischlerambitionen mit einer ganz verheerenden Frage:
Ich binde gelegentlich Bücher selber. Das sieht dann ziemlich professionell aus, nur die zugeklappten Seiten sind ohne gewaltige Schneidemaschine, die mal eben 5 cm Buchseiten am Stück beschneidet, nicht ganz gleich lang. Die Kanten sehen also etwas strubbelig aus. Jetzt die Idee, ob man über diese Flächen nicht mit einem geeigneten Hobel drüberziehen kann. Wenn man das Ganze fest eingespannt hat, die Seiten nur noch einen Millimeter offen rausgucken, sieht das aus und fühlt sich an wie weiches Holz mit ganz geradem Faserverlauf.
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Re: Bücher hobeln? - Warum nicht ?
Guten Tag Uwe und alle Andern,
Meine Erfahrungen kommen aus einer andern Materie : Leder !
Unter bestimmten Umständen kann man Leder : Drechseln, Drehen, Hobeln, Raspeln, Feilen, Schleifen ! Warum also nicht auch Papier ? Wenigstens versuchen kann man's !
Beste Grüsse aus der Schweiz,
Beat
Re: Bücher hobeln?
Eine spanende Frage ist, wie diese Aufgabe von den alten Buchbindern gelöst wurde. Teilweise sicher durch das Rundklopfen des Rückens,was schon mal kleinere Ungenauigkeiten etwas weniger auffällig macht. Ich kann mir allerdings gut vorstellen das man einen sehr fein eingestellten Hobel genommen hat.
Guck doch al auf dieser Seite: http://www.toolbazaar.co.uk/gallery/tbgallery.htm
Andrew Stephens zeigt hier einen Teil seiner Sammlung. Ziemlich weit unten findet sich ein 25" jointer, von dem er sagt: "It was specially made in the 1920's for use in a paper mill in Fife for truing up the edges of certain types of paper, obviously not 1 sheet at a time, that would be impossible but bundles of sheets mainly larger sheets for architects use." Das könnte der Beleg sein, oder?
Viele Grüße, Christof.
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Re: Bücher hobeln?
Wenn ich mich nicht täusche, gab es einmal eine Sendung zum Handwerk des Buchbinders aus der Reihe "Der Letzte seines Standes". Ich glaube, mich sehr vage erinnern zu können, dass in der Sendung für die beschriebene Tätigkeit eine Ziehklinge verwendet wurde.
Wie gesagt, keine Gewähr für die Richtigkeit der Angabe.
Herzliche Grüße
Christian
Es geht
[In Antwort auf #103060]
Ich habe es grade mal an einem der üblichen 9x9cm Abreißblöcke probiert.
Und siehe da, es geht. Ich habe einen leicht ziehenden Schnitt verwandt, mit richtig scharfem Eisen geht es bestimmt noch besser.
Gruß,
Alexander
Ergebnis als Bild:
http://ezshare.de/files-en/49363/papierhobeln.jpg.html
P.S.: Ziehklinge geht auch.
Ich habe es grade mal an einem der üblichen 9x9cm Abreißblöcke probiert.
Und siehe da, es geht. Ich habe einen leicht ziehenden Schnitt verwandt, mit richtig scharfem Eisen geht es bestimmt noch besser.
Gruß,
Alexander
Ergebnis als Bild:
http://ezshare.de/files-en/49363/papierhobeln.jpg.html
P.S.: Ziehklinge geht auch.
Re: Bücher hobeln?
[In Antwort auf #103062]
Stimmt, wahrscheinlich hat es da auch Klein-klein-Lösungen gegeben, besonders in der Anfangsphase. Da hab ich im Gutenbergmuseum nicht richtig aufgepaßt - war wohl zu beeindruckt von den Riesen-Schneidemaschinen. Heute sind das hydraulisch getriebene Klingen, die leicht schneidend auf Knopfdruck durch den Papierstapel gehen wie durch Butter. Alte Maschinen sind mit geschwungenen Klingen und Hebelübersetzungen ebenfalls in der Lage nicht nur Späne abzuhobeln, die beschneiden den Papierstapel richtig, daß links und rechts der Klinge ein Buchseiten-Block steht.
das ist natürlich nichts für's Büro.
Ich hab mal von einem Buchbinder gelesen, der hat sich dafür eine Konstruktion gebaut, in der ein einseitig schräg geschliffenes Stemmeisen in einem stabilen Schlitten am Buchblock entlang geführt wird und so immer nur ein paar Seiten tiefer schneidet. Das erschien mir immer zu aufwendig.
Stimmt, wahrscheinlich hat es da auch Klein-klein-Lösungen gegeben, besonders in der Anfangsphase. Da hab ich im Gutenbergmuseum nicht richtig aufgepaßt - war wohl zu beeindruckt von den Riesen-Schneidemaschinen. Heute sind das hydraulisch getriebene Klingen, die leicht schneidend auf Knopfdruck durch den Papierstapel gehen wie durch Butter. Alte Maschinen sind mit geschwungenen Klingen und Hebelübersetzungen ebenfalls in der Lage nicht nur Späne abzuhobeln, die beschneiden den Papierstapel richtig, daß links und rechts der Klinge ein Buchseiten-Block steht.
das ist natürlich nichts für's Büro.
Ich hab mal von einem Buchbinder gelesen, der hat sich dafür eine Konstruktion gebaut, in der ein einseitig schräg geschliffenes Stemmeisen in einem stabilen Schlitten am Buchblock entlang geführt wird und so immer nur ein paar Seiten tiefer schneidet. Das erschien mir immer zu aufwendig.
Re: Es geht *MIT BILD*
Hallo Alexander,
klasse! Dann kann ich meiner Finanzministerin mitteilen, daß die teuren Hobel auf jeden Fall einem guten Zweck dienen werden. Die unkt nämlich ein bischen, daß das doch eh nichts wird, mit der Schreinerei...
Aber über die unebenen Buchkanten beschwert sie sich auch ;-)
Anbei ein Foto von so Büchern.

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- Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16
Re: Buchhobel *MIT BILD*
[In Antwort auf #103060]
Hallo,
das ist ein Buchhobel.
Keine Ahnung wie man damit arbeitet.
Gruß, Eckhard

Hallo,
das ist ein Buchhobel.
Keine Ahnung wie man damit arbeitet.
Gruß, Eckhard

Re: Bücher hobeln?
[In Antwort auf #103060]
Hallo Uwe und Eckhard und die anderen in diesem Thread,
Leider mit großer Verspätung, aber hoffentlich doch noch von Interesse, eine Ergänzung zum Buchbinderhobel.
Vor der Erfindung der Schneidmaschine, mit der man Buchblöcke für gewöhnlich auf drei Seiten glattschneidet, wurden Buchblöcke tatsächlich gehobelt. Nicht zuletzt deshalb, um die außen liegenden Fälze aufzumachen. (Nicht geöffnete kennt man aus französicher Broschur, die man erst mit dem Papiermesser aufschneiden muss.)
Dazu wird der Buchblock zwischen zwei Beilagen (Holzplatten, manchmal mit Stahlkanten) eingespannt, so dass er ein wenig übersteht. Der Hobel läuft - auf die korrekte Breite (=Stärke des Blocks plus die Beilagen) mit Hilfe der Spindel eingestellt - wie ein Schlitten auf den Beilagen.
Genaugenommen wird dabei nicht gehobelt (also flächig ein Span abgenommen), sondern geschnitten. Bei jeder Schlittenbewegung wird das Messer nachgestellt.
Da Buchbinden als alte Kunst (wie die Tischlerei) auch heute noch von Neanderthalern als Handwerk betrieben wird (wie die Tischlerei), gibt es auch die Werkzeuge noch. Aus Holz gefertigte Pressen und Hobel bekommt man z.B. bei Timothy Moore in Michigan um teures Geld. Aber man kann sie auch selber bauen. Nur Vorsicht: ebenso wie in der Tischlerei braucht es neben gutem Werkzeug auch jahrelange Erfahrung.
Viel Spass und Erfolg beim Buchbinden!
Harald (Bibliothekar, Amateurholzwerker und ganz lausiger Buchbinder)
Hallo Uwe und Eckhard und die anderen in diesem Thread,
Leider mit großer Verspätung, aber hoffentlich doch noch von Interesse, eine Ergänzung zum Buchbinderhobel.
Vor der Erfindung der Schneidmaschine, mit der man Buchblöcke für gewöhnlich auf drei Seiten glattschneidet, wurden Buchblöcke tatsächlich gehobelt. Nicht zuletzt deshalb, um die außen liegenden Fälze aufzumachen. (Nicht geöffnete kennt man aus französicher Broschur, die man erst mit dem Papiermesser aufschneiden muss.)
Dazu wird der Buchblock zwischen zwei Beilagen (Holzplatten, manchmal mit Stahlkanten) eingespannt, so dass er ein wenig übersteht. Der Hobel läuft - auf die korrekte Breite (=Stärke des Blocks plus die Beilagen) mit Hilfe der Spindel eingestellt - wie ein Schlitten auf den Beilagen.
Genaugenommen wird dabei nicht gehobelt (also flächig ein Span abgenommen), sondern geschnitten. Bei jeder Schlittenbewegung wird das Messer nachgestellt.
Da Buchbinden als alte Kunst (wie die Tischlerei) auch heute noch von Neanderthalern als Handwerk betrieben wird (wie die Tischlerei), gibt es auch die Werkzeuge noch. Aus Holz gefertigte Pressen und Hobel bekommt man z.B. bei Timothy Moore in Michigan um teures Geld. Aber man kann sie auch selber bauen. Nur Vorsicht: ebenso wie in der Tischlerei braucht es neben gutem Werkzeug auch jahrelange Erfahrung.
Viel Spass und Erfolg beim Buchbinden!
Harald (Bibliothekar, Amateurholzwerker und ganz lausiger Buchbinder)
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- Registriert: So 5. Jan 2014, 20:47
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Re: Bücher hobeln? (Der Letzte seines Standes)
[In Antwort auf #103064]
Hallo,
der Beitrag 'Der Buchbinder' aus der Reihe 'Der Letzte seines Standes?' kommt demnächst wieder im WDR. Termin ist der 11. Dezember um 08:00 Uhr.
Gruß, Wolfgang
Hallo,
der Beitrag 'Der Buchbinder' aus der Reihe 'Der Letzte seines Standes?' kommt demnächst wieder im WDR. Termin ist der 11. Dezember um 08:00 Uhr.
Gruß, Wolfgang