Bohrwinde

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Detlef Fallisch
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Re: Bohrwinde - Konusrichtung

Beitrag von Detlef Fallisch »


Ich habe mir vor einiger Zeit auch eine Bohrwinde (über Ibääh) gekauft. Die Winde ist von Flott. Vierbackenfutter und konisches Vierkantloch. Ich habe ca 5-6 dazu passende Bohrer. Kann mir jemand sagen, wo man weitere Bohrer mit konischem Vierkantschaft bekommen kann?

Gruß Detlef

PS: Eine ältere Winde mit Zweibackenfutter liegt immer noch unbenutzt bei mir im Werkzeugschrank. Hat jemand Interesse?

Hutmacher Beat
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Re: Bohrwinde - "Gitüfeler-Austausch"

Beitrag von Hutmacher Beat »


Guten Tag Detlef,

Also, wenn's Dir nichts ausmacht, ich würde es schätzen, von Dir eine Bohrwinde zu übernehmen ! Im Gegenzug hätte ich ein paar Bohrer (überzählige) abzugeben.

Wenn das für Dich ein Vorschlag ist, regeln wir die Detail's per Mail.
(ich zähl schon mal die Bohrer)

Bohrer findet man auf dem Flohmarkt, in der Brockenstube, bei Freunden, und natürlich im "Ibääh". (hier manchmal in kompletten Sätzen, die dann allerdings etwas kosten)

Mit besten Grüssen aus der Schweiz,
Beat

Berthold Cremer
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Re: Bohrwinde - Konusrichtung

Beitrag von Berthold Cremer »


Hallo Detlef!

Bohrer mit konischem Vierkantschaft gibt es hier:
http://www.feinewerkzeuge.de/bohr2.htm

Berthold

Hutmacher Beat
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Re: Bohrwinde - Versuch einer Klärung !

Beitrag von Hutmacher Beat »

[In Antwort auf #102986]
Liebe Freunde !

Ich möchte hier nicht der Besserwisserei anheim fallen, ebenso wenig möchte ich jemanden belehren. Andererseits möchte ich aber doch einige Sachen deutlich machen. (um neuen Missverständnissen vorzubeugen)

Betrachtet man das Bild von Eckhard, mit den verschiedenen Bohrer-Typen, stellt man fest : Alle Bohrer haben eine Sache gemeinsam : Der Konus, egal ob 4-Kant-Flach oder 4-Kant-Symmetrisch, (also gleich breite Seiten) verjüngen sich immer auf das Ende des Konus hin, also in Richtung der Winde, so wie sie eingesteckt werden. Bis heute habe ich noch nichts anderes gesehen.

http://www.altes-handwerkzeug.de/forum/spannb/b_01.jpg

Wenn sich nun das Sackloch im Futter, oder im Kopf, immer zu seinem Grund hin, also in Richtung Schwung verjüngt, dann müssen die oben genannten Bohrer, auch in dieses Loch passen. Das einzige Problem hierbei kann sein, dass das Loch und der 4-Kantschaft, unterschiedlicher Grösse sind, also entweder ist der Schaft zu klein, oder das Loch zu gross, bzw. umgekehrt !

Im weiteren : Es gibt sehr wohl Bohrwinden, in dessen Kopf, wird ein Bohrer im Prinzip, nur von den 2 (Betonung auf 2) Backen gehalten. Und zwar derart, dass zwei sich diagonal gegenüberstehende Kanten des 4-Kantschaftes, in den V-förmigen Nuten, in den zwei Backen liegen. Die zwei Backen wiederum ruhen dann in einem entsprechenden "Schlitz" im Kopf. Durch die darüber geschraubte Hülse wird das ganze zusammengehalten und geführt. Dieses System funktioniert sehr gut, ohne ein entsprechendes Sackloch zu haben ! Ein weiteres Bild von Eckhard, verdeutlicht auch das sehr anschaulich.

http://www.altes-handwerkzeug.de/forum/spannb/b_14.jpg

Die Frage des Sacklochs : Bei der modernen Winde, (oben schon erwähnt) liegt das Problem darin, dass das Sackloch, im Verhältnis zu seinem Ø, zu kurz geraten ist. Somit lassen sich darin nur Bohrer halten, dessen Schaft-Ø, genau dem, des Loches entspricht. Aber heutzutage, sind ja solche Detail's nicht mehr wichtig, wenigstens kriegt man den Eindruck. Ich besitze ein älteres Exemplar, das sowohl dieses Sackloch, als auch zwei Backen aufweist : Funktioniert wunderbar und einwandfrei ! Das Sackloch ist einfach lang genug gehalten, damit sich auch verschiedene 4-kant-Ø spannen lassen. Die Produktion von solchem Werkzeug, geschah lange vor einer DIN-Normung, aber es hat funktioniert !

Noch etwas ist mir wichtig : Ich habe nicht gesagt, dass Stiefel und Sandaletten als ein paar Schuhe verkauft werden, ich habe gesagt, ich hoffe nicht , das dies getan wird !

Für Eckhard : Hab Dank für Deine Ergänzungen, Eckhard, ich nehme an, diese werden in Kürze auch über deine Website zu erreichen sein ?

Immerhin erstaunlich, welche Fragen ein so simples Ding, wie eine Bohrwinde, aufwerfen kann. Wenigstens für mich.

Mit besten Grüssen aus der Schweiz,
Beat

Hutmacher Beat
Beiträge: 425
Registriert: Mo 21. Apr 2014, 18:40

Re: Bohrwinde - Konusrichtung

Beitrag von Hutmacher Beat »


Danke Berthold,

Ich hab gar nicht dran gedacht, ich hatte wiedermal nur die alten im Kopf !

Beste Grüsse,
Beat

Bernd
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16
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Re: Bohrwinde - Versuch einer Klärung !

Beitrag von Bernd »


Hallo Beat !

Da müssen wir das gleiche Modell einer Bohrwinde haben. Meine habe ich vor Jahren mal bei einem Altwarenhändler aus dem Container für Schmelzgut gefischt.
Ich habe sie schön aufgearbeitet und setze sie mit Erfolg ein. Sie spannt alles einwandfrei fest.
Grüße in die Schweiz
Bernd.

Jörg Ed. Hartge
Beiträge: 270
Registriert: Do 14. Aug 2014, 06:02

Hochzeit der Bohrwinde vor 100 Jahren?

Beitrag von Jörg Ed. Hartge »

[In Antwort auf #102914]
Lieber Reinhold,

Du schreibst, dass die Hochzeit der Bohrwinden vor ca. 100 Jahren gewesen sei.
Ich vermute, dass dies vielleicht für die gleichzeitig existierende Typenvielfalt gilt, bei der Häufigkeit in der Anwendung bin ich mir da weniger sicher. Elektrische Handbohrmaschinen sind in ernstzunehmender Stückzahl erst ab den späten 50-er Jahren aufgetaucht.

Ich selbst stamme aus einer Mühle. Mühlentechnik war bis Anfang der 60-er Jahre edelster Holz-Maschinenbau. Der Mühlenbaumeister (noch so ein Beruf, der verschwunden ist), der regelmäßig zu uns kam (ein absoluter Könner seines Fachs) machte alle Löcher (und das sind im Mühlenbau viele) mit der Brustleier.

Mein Vater hatte Ende der 50er Jahre eine elektrische Handbohrmaschine angeschafft, die damals die erste in unserer Kleinstadt war. Der örtliche Elektroinstallateur (mit rund 20 Angestellten) kam anfangs regelmäßig zu meinem Vater um sich diese auszuleihen. In den fünf ortsansässigen Schreinereien und dem Stellmacherbetrieb gab es in dieser Zeit noch keine einzige elektrische Handbohrmaschine. Das änderte sich dann erst in den sechzigern sehr rasant (erst nahm die Zahl der Bohrmaschinen zu, dann verschwanden die Betriebe).

Gruß!
Jörg

reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Hochzeit der Bohrwinde vor 100 Jahren?

Beitrag von reinhold »


hallo Jörg,
elektrische und pressluftgetriebene Hand-Bohrmaschinen kamen in der Zeit um den 1.Weltkrieg auf, hab ich in München im Deutschen Museum gelernt. Es gab aber schon vorher in Industriebetrieben welche. Und es gab stationäre Bohrmaschinen schon lange vorher.
Natürlich wurden noch lange Bohrwinden benutzt, weil sie kabelunabhängig waren.
Mein Grossvater, der ein erzkonservativer Handwerker war, kaufte bereits eine elktrische Bohrmaschine (AEG), die heute noch läuft !!!. Und da mein Grossvater 1956 starb, dürfte das vorher gewesen sein.

Die Hochzeit der Bohrwinden war meiner Meinung nach um 1900. Ich bin kein Historiker, deshalb ist es für mich nicht so wichtig, ob es 10 Jahre vorher oder nachher waren. Ich habe immer noch 3 Bohrwinden, aber auch zwei elektrische Bohrmaschinen. Ich schliesse daraus nicht, dass heutzutage mehr Bohrwinden als Bohrmaschinen im Einsatz sind.

Zum Thema Mühlenbau : es gibt hier am Ort einen Mühlenbauer und das ist der raffinierteste, universellste Handwerker, den ich je getroffen habe. Der Mann ist ein Künstler! Das Problem, das er nicht löst, gibt es nicht.

mit freundlichem Gruss
reinhold

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