Fuchsschwanztest

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Ronald Maly

Fuchsschwanztest

Beitrag von Ronald Maly »


Hallo zusamen,

nachdem sich Sägen betreffend ein neuer Beitrag ergeben hat, will ich mit meinem gleich nachziehen.

Und zwar in der Ausgabe Nr.6, im Juni 2004 bei "selbst ist der Mann", wurden verschiedene Fuchsschwänze getestet. Ja Christof, vielleicht hast Du den Artikel gelesen ? Der könnte Dich sicher interessieren. Obschon ich gerade bei Tests in Zeitschriften vorsichtig bin. Für voll nehme ich da nicht sofort alles. Hier spielen im Hintergrund zu viele Faktoren mit rein, die von dem was wir erfahren wollen etwas wegführen. Aber zur Inspiration und Information sind sie schon nicht schlecht.
Ich denke Wolfgang geht es da ähnlich. Er hat nicht nur die Zeitschrift gelesen, nein er hat auch direkt einen Komentar an die Redaktion verfaßt; zu lesen in der aktuellen Ausgabe Nr.11, im Okt. 2004 bei "selbst ist der Mann".
Es wurde geschrieben, früher hätte man geschränkt und genau senkrecht zum Blatt gefeilt; wohl bis in die 70er Jahre. Heute sei mehr oder weniger alles besser wird suggeriert. Heute wird gehärtet - an den blauen Spitzen erkenntlich - und somit ein schnellerer Schnitt erzielt. Daß aber viel Blech mit Holzgriff und gefärbten Zähnen für `nen Appel und`n Ei vertrieben wird steht natürlich nicht mit dabei. Auch nicht, daß die Schnittleistung ein Ergebnis von mehreren Faktoren ist! Hauptsächlich sicher durch die Zahl der Zähne, aber auch durch den nötigen Schliff und der Schärfe, aber auch von der Qualität des Werkzeuges und der Holzart. Ich denke schon man sollte mit Infos auch Sägen verkaufen können. Die Leser freuten sich sicher dann auch Zusammenhänge ein wenig besser zu verstehen.
Nun, beim Lesen habe ich mich gleich zurückerinnert, daß ich seinerzeit mit meinem Vater über Sägen gesprochen habe. Nun, den Backround und das fundierte Wissen wie Wolfgang haben wir ( mein Vater und ich )ohne Zweifel nicht - aber ich arbeite daran, und ein paar Jahre habe ich ja noch :-)
Allerdings wußte mein Vater sich zu erinnern, daß es auch früher schon gehärtete Sägen gab, nur waren die nicht so populär wie heute und äußerst schwer zu bekommen. Es hatten wohl damals einige Feilen ihre Seele ausgehaucht. Wolfgang, welche Anschliffe gabs bzw. wie sahen diese dann früher aus? An Längs- und Quersägen konnte er sich auch erinnern. Ein alter Schreiner von früher hatte immer schon je nach Arbeitsgang unterschieden. Und nachdem er der Kriegserlebnisgeneration angehörte lag die Zahnunterscheidung in der Tat vor dem Krieg, was Wolfgang recht gibt. Somit ist die Querschnittssäge wohl auch nicht wie in der Zeitung beschrieben "so neu"; ich denke, sie ist halt in jüngerer Zeit mehr in den Vordergrund getreten. Mit der "Heimwerkerbewegung" und der "Japanisierung". Es mußten und müssen ja Märkte geschaffen werden.
Ansonsten war der Bericht nicht schlecht.

Soweit mein kleiner Rückblick. Vielleicht liest es ja der eine oder andere nach, und macht sich sein Urteil. Mich wird es mit den Sägen jedenfalls nicht loslassen. Schließlich bin ich über meine Säge zu Euch gestoßen und fühle mich hier wohl. Und bald bin ich auch zum Schreiner ausgebildet; wenn ich mehr Zeit hätte:-) Danke dafür jedenfalls.

Freundliche Grüße aus Franken.

Ronald


Christof
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Re: Mein Herz geht auf

Beitrag von Christof »


Lieber Ronald,
beruflich ist es nicht immer gut, wenn man nur seine Stckenpferde reitet, aber hier ist es ja nötig und wünschenswert. Wolfgang wird mir da sicher beipflichten können. Also alte Sägen, in Sonderheit "Fuchsschwänze". Hmmja.

"Selbst ist der Mann" lese ich nicht. Ich bekomme glatt Lust selber einen Leserbrief zu schreiben, aber wahrscheinlich hat Wolfgang schon alles nötige aufgeschrieben.

Jedenfalls scheint es ein rechter, verkaufsfördernder Blödsinn zu sein.

Zunächst einmal: Sägeblätter waren alle gehärtet, auch früher. Ansonsten kannst du nach 10 Schnitten Eichenholz nichts härteres als eine Banane sägen. Das Härten war eine der großen Künste des Sägenmachens. Denn ein dünner Sägenstahl muß flexibler sein als ein Hobeleisen und muß noch mit der Feile nachschärfbar sein.
Das war so schwierig, daß die Sägen des 18. Jahrhunderts derart teuer waren, daß man sie genutzt hat, bis wirklich nichts mehr dran war. Erst im 19. Jahrhundert gelang es, Sägen preiswert in Serie zu fertigen. Aus dieser Zeit bis 1945 sind die qualitativ hochwertigsten Fuchsschwänze überliefert. Sie haben eine Härte von 52 HRC. Das reicht um den lieben langen Arbeitstag zu sägen. Dann kann man sie schärfen und muß nichts wegschmeißen. Auf die Arbeitszeit in einer Hobbywerkstatt heißt das: Circa Alle sechs Monate muß man nachschärfen. Im übrigen bedeuten gehärtete Spitzen auch, daß man die Schränkung nicht den persönlichen erfordernissen anpassen kann. Man wird dann damit lenen müssen eine zu großeSchränkung zu benutzen, die für alles geht. Disston gelang es im Übrigen sogar Sägen ohne Schränkung herzustellen ("ACME-saws"), die nur für feine Arbeiten in trockenem Hartholz gedacht waren.

Die alten Sägen wurden konisch ("taper ground") geschmiedet, so wie es auch bei den japanischen Sägen der Oberklasse der Fall ist um die Reibung zu minimieren und eine minimale Schränkung zu ermöglichen. Moderne Sägen kennen das nicht mehr entsprechend weit müssen sie geschränkt werden, entsprechend grob und langsam wird der Schnitt.

Früher wurden die Blätter unter Spannung gesetzt. Durch kunstvolles Schmieden wurde die die Zahnspitzenreihe unter Spannung ("tension") gesetzt, um ein verlauffreien ruhigen Schnitt zu erzeugen. Frag doch mal moderne Handsägenhersteller, ob sie sich mit sowas auskennen.

Zur Unterscheidung von Quer- und Längsverzahnung hast du ja schon das nötige gesagt

Letztens die Positionierung und Ergonmie des Griffes: Eine gute Säge 'hängt' in der Hand, daß ein Vergnügen ist, mit ihr zu sägen. Der Griff führt die Finger so, daß sich die Körperbewegung leicht mit der Säge und den Augen koordinieren ist. Die Säge scheint magisch an der Rißlinie zu kleben. Ich habe noch keine modernen Fuchsschwanz in der Hand gehalten, der dem ergonomischen Standard des 19. Jahrhunderts auch nur nahe käme.

Fazit, wenn die mir von "Selbst ist der Mann" einen modernen Fuchsschwanz zeigen der auch so sauber und schnell sägt, wie die alten kaufe ich ihn.

Viele Grüße, Christof.

Wolfgang Jordan
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Re: Fuchsschwanztest

Beitrag von Wolfgang Jordan »


Hallo Ronald,

interessant zu hören, daß SidM meinen Leserbrief veröffentlicht hat. Ich lese das Heft sonst nur am Zeitschriftenstand, da muß ich doch heute mal nachschauen.

Der Fuchsschwanz-Test ist im Sommer erschienen, als ich mich gerade intensiver mit dem Schärfen von Sägen beschäftigt hatte. Zur Dokumentation der historischen Entwicklung hatte ich aus Literaturzitaten diese Zusammenfassung geschrieben:
http://www.holzwerken.de/techniken/saege_zahnform.phtml
Man kann den Test übrigens (gegen Bezahlung von 1,99 Eur) auch runterladen:
http://www.selbst.de/3service/test_download/fuchsschwanz.php4
Aus meinem damaligen Leserbrief dazu und der Antwort darauf habe ich schnell mal eine Seite zusammengebaut:
http://www.holzwerken.de/sonstiges/sidm_leserbrief.phtml

Aus der Sicht der Redaktion und der meisten Heimwerker durchaus verständlich, hat mich die Antwort doch etwas enttäuscht. Andererseits würde mich an einem Testbericht über Geschirrspülmaschinen auch nur das Spülergebnis interessieren und nicht, ob die beigefügten Funktionsdiagramme technisch korrekt sind. Sie sollten es aber trotzdem sein, denn es gibt immer ein paar 'Verrückte' (galoots), die nicht nur die sauberen Teller, sondern auch der Weg dahin interessiert.

Tatsächlich wäre es mal interessant, den Testsieger von SidM gegen eine von Christofs alten und selbst geschärften Disstons antreten zu lassen.

Gruß, Wolfgang

Martin Krenzer
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Re: Fuchsschwanztest: nur mal so...

Beitrag von Martin Krenzer »


als Anregung: wie wäre es, wenn ihr der Redaktion von "selbst" mal einen solchen Vergleichstest anbieten würdet? Ich weiß natürlich nicht, ob sie darauf eingehen, da die Redaktion sich dann auf ein Gebiet begeben würde, was vermutlich dem Großteil der Zielgruppe der Zeitschrift nicht mehr entspricht.
Aber allein die Tatsache, dass der Leserbrief von Wolfgang Jordan veröffentlicht wurde, stimmt optimistisch. Und wenn ich mir so das Forum von "selbst" ansehe, scheint mir die Redaktion durchaus offen und bodenständig zu sein.

Gruß

Martin

Christof
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Registriert: Mo 29. Apr 2013, 23:37

Re: einen Versuch wäre es Wert

Beitrag von Christof »


Hallo Wolfgang,
könntest du nicht noch mal antworten, auf unsere Diskussion verweisen und Martins Vorschlag lancieren?

Viele Grüße, Ihr Christof Hartge.

Wolfgang Jordan
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Re: einen Versuch wäre es Wert

Beitrag von Wolfgang Jordan »


Hallo Christof,

ich fühle mich für so einen Test, ehrlich gesagt, nicht kompetent genug. Ich hatte eher an einen forumsinternen Test gedacht und natürlich, daß du das machst;-) Zumindest sollten wir schon mal sicher sein, wer den Wettlauf gewinnt.
Davon abgesehen kann ich mir nicht vorstellen, daß 'Selbst ist der Mann' daran interessiert sein könnte. Deren Leser wollen eine Säge, die gut sägt wie gekauft, das auch ohne Wartung lange tut und die billig ist. Ein Disston-Fuchsschwanz kann das nicht und den gibt's auch nicht im Baumarkt. Und Werbeeinnahmen sind mit altem Werkzeug auch nicht zu holen.
Hier im Forum würde eine solche Gegenüberstellung Sinn machen. Es würde zeigen, daß es sich lohnt, sein Werkzeug zu kennen, zu wissen, wie es funktioniert und wie man es für bestimmte Aufgaben optimal nutzt.

Gruß, Wolfgang

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: einen Versuch wäre es Wert

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Wolfgang, Christof,

ich find es schon eine tolle Vorstellung, wenn man eine solche Zeitung mal als Forum für unsere Anliegen nutzen könnte. Vielleicht wäre man dort bereit, über einen von uns durchgeführten "alternativen Test" zu berichten, und wenn es nur mit einem kleinen Schmunzeln ist. Ich bin ja nicht der Fachmann für Sägen (gerade dabei, das Thema für mich zu entdecken). Ich würde aber, wenn es irgendwo sinnvoll erscheint, gerne helfen. Etwa so: Wir treffen uns bei Christof, die Zähne (der Sägen ) blitzen frisch geschärft, der Kuchen steht auf dem Tisch... Und dann geht es los, wir machen Fotos und schreiben dann was zusammen.

Wolfgang, vielleicht solltest Du es versuchen. Wenn wir was liefern können, müsste man bei der Zeitung Interesse haben, sowas nehmen die eigentlich immer gern. Und, wie gesagt, ich würde gern helfen.

Friedrich

Christof
Beiträge: 222
Registriert: Mo 29. Apr 2013, 23:37

Re: Jau!

Beitrag von Christof »


Friedrich, das ist eine Idee! Vor allem das mit dem Kuchen. Ich gehe zwar auf eine arbeitsintensive Arbeitszeit zu, aber dafür wird es schon noch langen. Also ich bin bereit.
Viele Grüße, Christof.

Christian Bode
Beiträge: 11
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: einen Versuch wäre es Wert

Beitrag von Christian Bode »


Moin Moin

Gibt das nicht ne riesen Sauerei, wenn ihr versucht den Kuchen mit den Sägen
zu bearbeiten ??? ;-) ;-) ;-)

Konnte diesem Kommentar irgendwie nicht widerstehen ;-)

Gruß

Christian

Christof
Beiträge: 222
Registriert: Mo 29. Apr 2013, 23:37

Re: einen Versuch wäre es Wert

Beitrag von Christof »


Luftgetrocknete Lebkuchen vom letzten Jahr müßten ganz gut gehen.

Viele Grüße, Christof.

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