Andreas Meisels Rauhbank

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Christof
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Andreas Meisels Rauhbank

Beitrag von Christof »


Folgenden beitrag poste ich im Auftrag von Andreas Meisel:

Bau einer Rauhbank:

Bei einem etwas längerem Plausch mit einem gut befreundeten, schon etwas
älteren Hobby- Holzwerker sind wir zufällig auf das Thema hölzerne Hobel
gekommen. Ich habe ihm erzählt, dass ich bisher nur einen sehr guten
Doppelhobel besitze (geschenkt bekommen!), und das Hobeln mit einer Rauhbank
noch nie probiert habe, und hauptsächlich aus Kostengründen davor
zurückschrecke mir eine zu kaufen. Außerdem befürchtete ich, ein
‚Prestige’-Objekt zu erwerben, das ich möglicherweise nie verwenden würde.
So hat mir mein Spezl vorgeschlagen, doch selbst eine solche Rauhbank zu
bauen, und quasi als Sicherstellung, dass ich das auch wirklich mache, hat
er mir das Holz auch gleich mitgegeben und seine eigene alte Rauhbank zur
Ansicht. Soweit so gut, ich hab’s dann einfach mal versucht . . .



Den Hobelkörper habe ich aus den geschenkten Stück Kirsch und Birn verleimt.



Der rohe Hobelkörper samt historischem Vorbild.



Den Griff habe ich aus Ahorn hergestellt, hier noch roh herausgeschnitten
und ....



. . . und dann mit Schleifdorn (Tischfräse) und Oberfräse weiterbearbeitet.



Beim Spanloch wurde es schließlich spannend. Ein paar ‚Führungs’- Bohrungen
habe ich zuvor mit der Tischbohrmaschine hergestellt. Dann zuerst mal grob
ausstemmen.



Nachdem ich dieses ordentlich ‚geputzt’ habe, wurde das Hobeleisen (aus
einem alten, bei ebay ersteigerten Hobel) eingepasst.


Und so sieht das Ganze dann fertig ausgestemmt aus.



Der fertige Hobel beim ersten Hobelversuch an einem Lärchen- Brett. Sehr
schön Oberfläche, leider noch nicht wirklich eben . . . (aber das liegt
leider nicht am Hobel)



Der Keil besteht aus sibirischer Lärche, sprich zäh und elastisch. Ich habe
ihn nach den gemessenen Naturmaßen auf der Bandsäge geschnitten und dann
zurechtgeschliffen, bis er auf ganzer Länge am Wangenwiderlager auflag und
das Hobeleisen tüchtig niederhielt!



Das Hobelmaul. Wählt man das Hobeleisenbett etwas breiter als das Eisen
selbst, lassen sich Ungenauigkeiten des Schliffes bzw. des Eisenbettes
leicht ausgleichen.

Resümee: Mit durchschnittlichem Geschick und etwas Zeit und
Fingerspitzengefühl ohne weiteres schaffbar !
Allerdings: Es besteht akute Wiederholungstätergefahr;-))

Schöne Grüße

ANDI
PS.: Großen Dank schuld ich Christof H., da er mir diese Veröffentlichung
erst möglich gemacht hat!


Christian Aufreiter
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Andreas Meisels Rauhbank

Beitrag von Christian Aufreiter »


Hallo, Andi, hallo, Christof,

vielen Dank für den hochinteressanten Beitrag.
Die Raubank finde ich ausgesprochen schön, es würde mich nicht wundern, wenn du bald ein paar Aufträge bekommst solltest!

Was ich noch gerne wissen würde, ist, von welchem Hersteller das alte Hobeleisen ist. Auch ich habe eine alte Raubank, deren Eisen mit der Klappe durch die - für meine Begriffe ungewöhnliche - Konstruktion, wie sie auf den Bildern zu sehen ist, verbunden ist.

Herzliche Grüße

Christian



Wolfgang Jordan
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Re: Andreas Meisels Rauhbank

Beitrag von Wolfgang Jordan »


Hallo Andraas,

das ist ja ein sehr schöner Hobel. Du wirst dich sicher bald fragen, wie du bisher ohne Rauhbank ausgekommen bist.
Wie ist denn der (gut gelungene) Griff befestigt? Ich habe nämlich schon einige gelöste Griffe gesehen. Das (anscheinend traditionelle) Einleimen in eine rechteckige Nut scheint mir nicht die beste Lösung zu sein. Am sichersten wäre wohl eine Gratnut.
Hast du das Spanloch wirklich nur ausgestemmt oder besitzt du sogenannte 'floats' (den deutschen Namen kenne ich nicht)?
Aus was ist der Schlagknopf und wie ist er befestigt?

Zu Christians Frage: Das Eisen scheint von der österreichischen Firma Hermann zu sein, von dem Joh. Weiss seine Eisen bis 1911 bezogen hat. Große Hersteller von Hobeleisen wie die Firma Jacob Busch in Remscheid ('Spannsäge') haben Eisen mit unterschiedlich geformten Löchern in den Hobeleisen gefertigt. Die Klappenschraube von Andreas' Eisen ist, wenn ich mich richtig erinnere, die österreichische Variante.

Gruß, Wolfgang

Christof
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Re: Andreas Meisels Rauhbank

Beitrag von Christof »


Hallo Wolfgang,
ja eine Gratnut, oder zwei Holznägel quer durch den Korpus.

Viele Grüße, Christof.

Roy Latsch
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Re: Andreas Meisels Rauhbank

Beitrag von Roy Latsch »

[In Antwort auf #102522]
Hallo Andreas,

also, mir bleibt die Spucke weg! Das ist ja eine richtige Schönheit geworden. Meinen Respekt, herzlichen Glückwunsch zu Deiner Rauhbank und viel Spaß beim Hobeln...

Gruß Roy

Andreas Meisel
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Re: Andreas Meisels Rauhbank

Beitrag von Andreas Meisel »

[In Antwort auf #102525]
Hallo Christian!, Hallo Wolfgang! Hallo Christof!

Schön, dass euch mein Hobel gefällt! Das Eisen ist, da bin ich selbst kein Profi, von Joh. Weiss, wie Wolfgang schon richtig erkannt hat.

Den Griff habe ich übrigens durch eine gefräste Rechtecknut plus 3STK Buchholzdübel Durchmesser 12 mm, ca. 70 mm lang, befestigt. Die Dübel sind allerdings nicht quer zum Griff angeordnet, sondern stehen senkrecht in ihn hinein (somit unsichtbar). Beim Zusammenleimen hab ich den Griff mit einem Lärchenrundstab als Zwischenlage zusammengeklopft. Das ging so schwer, dass der Rundstab nachher kaputt, sprich zerhauen war. Aber so hält es jetzt sicher bombenfest . . .

Zur Frage von Wolfgang: Das Spanloch habe ich gestemmt, mit ein paar Bohrungen durch des spätere Hobelmaul als Führung. Dabei bin ich so vorgegangen, dass ich zuerst alles geomtrierichtig grob ausgestemmt habe, und dann mit einem anfürsich zu flach angeschliffenen Stemmeisen (ca. 18°) und der Kraft der Hände die letzten Späne abgehoben habe. Am schwierigsten war dabei das Stemmen (oder soll ich schnitzen sagen?) des Wangenwiderlagers. Wenn man da nicht höllisch aufpasst, hast du da sofort jede Menge Ausrisse . . . im Birnenholz ging es übrigens viel leichter, weil feinporiger und nicht so hart und spröd wie Kirsch.

ach, ja, was sind eigentlich diese floats???

Der Schlagknopf ist aus Eiche, 24 mm handgedrechselter Rundstab, etwa 30 mm tief eingeleimt. Ihr seht schon, durch die Verwendung von Holz, das halt gerade zur Verfügung stand, kommt ein ziemlicher Holzmix zusammen: Schlagknopf aus Eiche, Griff aus Ahorn, Keil aus sib. Lärche, Hobelkörper aus Birn und Kirsch.

Dann nochmals Dankeschön an Christof Hartge!

Schöne Grüße an alle

ANDI


Wolfgang Jordan
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Re: Andreas Meisels Rauhbank

Beitrag von Wolfgang Jordan »


Hallo Andreas,

"floats" sind spezielle Raspeln für z. B. den Hobelbau. Auf der Startseite von Clarks & Williams ( http://www.planemaker.com/ ) sind welche abgebildet. Leider habe ich kein besseres Bild. Im Grunde ist es eine Kreuzung zwischen Raspel und Säge, und es gibt sie in verschiedenen Breiten. Man kann auch an einen Stechbeitel eine Schneide von 90 Grad anschleifen (also die Fase komplett entfernen) und das als Schaber benutzen.

Gruß, Wolfgang

Christian Aufreiter
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Re: Andreas Meisels Rauhbank

Beitrag von Christian Aufreiter »

[In Antwort auf #102525]
Hallo, Wolfgang,

danke für deine Hinweise.
Verfügst du über weitere Informationen zu dieser Klappenbefestigung? Was bringt diese Konstruktion?

Herzliche Grüße

Christian

Wolfgang Jordan
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Re: Andreas Meisels Rauhbank

Beitrag von Wolfgang Jordan »


Hallo Christian,

eigentlich weiß ich nicht mehr darüber, als daß ich sie schon einige Male gesehen habe, in natura und in Katalogen. Vielleicht steht bei Heine mehr dazu, werde ich mal nachsehen. Ansonsten wäre das eine Idee für eine Erweiterung meines Museums, mal einige Seiten zu basteln mit Informationen und Beispielen von Klappenbefestigungen, Keilformen, Keilbefestigungen usw.

Ein Vorteil dieser Klappenbefestigung ist wohl, daß die Klappe immer parallel zum Eisen bleibt und sich der Abstand zur Schneide leicht verstellen läßt.

Gruß, Wolfgang

Christian Aufreiter
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Re: Andreas Meisels Rauhbank

Beitrag von Christian Aufreiter »


Hallo, Wolfgang,

vielen Dank für die Hinweise und deine Bemühungen!

Schönes Wochenende!

Christian

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