Verzogenes Fichten-Leimholz

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Manfred Wörl

Verzogenes Fichten-Leimholz

Beitrag von Manfred Wörl »


Hallo und guten Tag zusammen,
ich bin neu hier in diesen Forum, und auch ein Neuling in der Holzbearbeitung. Jetzt habe ich mir in denn Kopf gesetzt einen Schlafzimmerschrank zu bauen (ganz einfache Ausführung). So nun habe ich mir in der Holzhandlung Fichten-Leimholz in 18mm von Osmo (Hobby-Leimholz) geholt und gleich zurecht sägen lassen. Nun hat’s wie nicht anders zu erwarten war, die Böden in 80x60cm verzogen,. auf die 80cm von außen zur Mitte bis zu 5mm. Nun die eigentliche Frage. Die Böden sollen mit denn Seitenteilen verschraubt werden, darf ich nun die Böden sozusagen gerade drücken und unter somit leichter Spannung verschrauben, oder muss ich sie wirklich so verschrauben wie sie jetzt sind. Danke schon mal für die Antworten. Gruß Manfred.


Christof
Beiträge: 222
Registriert: Mo 29. Apr 2013, 23:37

Re: Verzogenes Fichten-Leimholz

Beitrag von Christof »


Hallo Manfred,

5 mm sind eine ganze Menge. Probier doch mal ie stark das Leimholz federt. ich hätte bedenken, dass da was bricht. Oder es wird später reißen.

Haben sich die Bretter außerdem gewunden? Kleiner test: lege sie auf eine ebene Oberfläche, wippen sie da oder nicht?

Wenn nicht, würde ich die Bretter als Regalböden einbauen wie sie sind, aber so dass die konkave Seite nach oben kommt. Dann kullert nix aus dem Schrank, höchstens in die Mitte. Und sehen wird man es auch kaum.

Viele Grüße, Christof

Christian Aufreiter
Beiträge: 2209
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Verzogenes Fichten-Leimholz

Beitrag von Christian Aufreiter »


Hallo, Manfred,

willkommen im Forum!
Wie Christof bereits erwähnt hat, sind die genannten 5 mm schon ein einigermaßen beträchtlicher Wert.
Wo befindet sich das Holz momentan? - In der Werkstatt (Garage, Keller, ...) oder schon im Schlafzimmer?
Lassen sich die Böden denn überhaupt - mehr oder weniger problemlos - gerade drücken?
Handelt es sich bei den verzogenen Teilen um Fachböden oder um Boden/Deckel des Korpus?
Wie groß soll der Schrank insgesamt werden?

Mit freundlichen Grüßen

Christian


Andreas Meisel
Beiträge: 442
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Verzogenes Fichten-Leimholz

Beitrag von Andreas Meisel »


Hallo Manfred!

Könnte es sein, dass die Leimholzplatten bei dir (zB. Keller) oder im Baumarkt zu feucht bzw. zu trocken gelagert wurden?? Denn verziehen tut sich das Holz nur beim Quellen oder Schwinden und das setzt eine Änderung der Umgebungsluftfeuchtigkeit voraus. Und eben müssen deine Platten ja irgend wann einmal gewesen sein . . .

Wie die Kollegen schon bemerkt haben sind 5 mm wirklich verdammt viel zum 'Ausbiegen'. Aber vielleicht misst du zuerst die Holzfeuchte und setzt die Platten entweder einer geringeren oder höheren Umgebungsfeuchtigkeit aus . . . Mit etwas Geduld könnte das gehen.

Viel Erfolg und schöne Grüße an alle

ANDI

Manfred Wörl

Antworten zu den gestelten Fragen

Beitrag von Manfred Wörl »

[In Antwort auf #102476]
Hallo Christof, hallo Christian, hallo Andreas,
erst mal danke für euer erste Einschätzung.
Zu denn Fragen von Christof:
Die Böden haben sich nicht gewunden, hab sie auf eine Ebene Fläche gelegt mit der Wölbung nach oben, alle vier Ecken liegen sauber auf. Bei dieser Gelegenheit habe ich mal getestet wie viel Kraft nötig ist, um das Brett gerade zu drücken. Mit einer Digitalwaage habe ich 5 kg gemessen was nötig waren, um die Wölbung gerade zu drücken.
Zu denn Fragen von Christian:
Das Holz habe ich wegen der Klimatischen Anpassung gleich nach dem Kauf (vor einer Woche) ins Schlafzimmer gestellt (Die Bretter waren vorher alle gerade). Um die Böden gerade zu biegen sind wie gesagt ca. 5 kg Druck nötig. Bei den Böden handelt es sich um Fachböden sowie um den Boden und Deckel. Die Fachböden sollen aber auch wie der Boden und Deckel mit den Seitenteilen verschraubt werden. Der Schrank wird 320cm in der Breite, und 236cm in der Höhe. Er wird aus vier unabhängigen Segmenten a. 80cm bestehen, die dann miteinander verschraubt werden, es werden keine Türen angebaut.
Zu denn Fragen von Andreas:
Das Holz war im der Holzhandlung einzeln in Folie eingeschweißt, und war auch gerade. Erst nachdem die Folie entfernt war und somit Luft an das Holz ran konnte hat es sich verzogen. Werde mal versuchen ob ich die Feuchtigkeit irgendwo messen lassen kann.

PS: Was wird eigentlich nach der Oberflächen Behandlung mit Öl oder Wachs (oder beides) passieren, wird das die Sache noch verschlimmern?

Danke und Gruß Manfred


Jörg Lauenstein

Noch mehr Fragen...

Beitrag von Jörg Lauenstein »


Hallo miteinander,

dieser Thread kommt mir gerade recht, ich stehe nämlich vor einer ähnlichen Problematik. Genau wie Manfred bin ich Anfänger und verarbeite hauptsächlich Fichte- und Buche-Leimholz aus dem Baumarkt. Nun ist mein Werkkeller leider etwas feucht, so dass sich das Leimholz auf jeden Fall verwirft, wenn ich es länger im Keller liegen lasse. Zum Göück werden die Bretter wieder gerade, wenn ich sie dann in die Wohnung hole.
Das bringt mich gleich zu meiner ersten Frage: Ich meine zu wissen, dass Leimholz so hergestellt wurde, um die Wirkung des Arbeitens zu minimieren, demnach müsste das Holz wellig werden, sich aber nicht der Breite nach krümmen, was es aber tut.
Zweite Frage: Inwieweit muss man beim Planen von Möbelstücken in geschlossenen Räumen das Arbeiten miteinplanen? Da das Holz in allen Diemnsionen anders arbeitet (glaube ich), wäre eine dreidimensionale, verleimte Konstruktion fast unmöglich, oder? Oder sind die Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsunterschiede in normalen Räumen so gering, dass das Holz kaum noch arbeitet?
Kann man das Verwerfen durch Oberflächenbehandlung minimieren oder verhindern, z.B. durch Wasserundurchlässige Lacke, gerade bei Fussböden- und Tischoberflächen?
Mein nächstes Projekt soll ein Schreibtisch werden, der nur aus einem Rahmen (mit vier Beinen) aus Aluminium und einer schönen Tischplatte aus Buche Leimholz besteht. Ich weiss, mit woodworking hat das fast gar nichts zu tun, aber trotzdem stehe ich vor folgenden Holzverarbeitungsproblemen: Kann ich die Tischplatte mehrfach am Rahmen verschrauben, oder muss ich die Möglichkeit zum Arbeiten lassen. Ich habe eigentlich vor, die Platte zu lackieren, da sie otimal gegen Feuchtigkeit geschützt sein soll. Aber angesichts meiner Buchebretter, die sich im Keller so stark biegen, dass man selbst mit Hobeln nichts mehr kitten kann, mache ich mir so meine Gedanken. Schliesslich soll der Schreibtisch ca. 2500*800 mm gross werden.

Es wäre toll, wenn Ihr mir die eine oder andere Frage beantworten könntet.

Gruß, Jörg

Christian Aufreiter
Beiträge: 2209
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Noch mehr Fragen...

Beitrag von Christian Aufreiter »


Hallo, Jörg,

da ich auch kein Experte bin, sind meine Hinweise mit ein wenig Vorsicht zu genießen.

Meiner Erfahrung nach sollte das Arbeiten des Holzes bei der Konstruktion eines Möbels berücksichtigt werden. Allein aufgrund der unterschiedlichen Bedingungen, die zwischen Heiz- und "Nicht-Heizperiode" entstehen, kann man das Arbeiten nicht ausschließen. Im Haus habe ich einige Blenden, die mittels Acryl an die Wand angepasst wurden. Während im Sommer die Acrylfuge dicht und geschlossen ist, reißt sie im Winter, wenn geheizt wird, tlw. auf.
Ich denke, dass man mithilfe von Oberflächenbehandlungen wenig bewirken kann.
Das Arbeiten der Schreibtischplatte lässt sich z. B. durch das Anbringen von Gratleisten minimieren. Auf jeden Fall würde ich dir raten, die Platte durch Langlöcher zu befestigen, damit sie sich ein wenig bewegen kann und nicht sofort reißt. Alternativ könntest du auch einen anderen Werkstoff verwenden, z. B. Multiplex.

Mit freundlichen Grüßen

Christian

Christof
Beiträge: 222
Registriert: Mo 29. Apr 2013, 23:37

Re: Weniger Leimholz

Beitrag von Christof »


Hallo ihr beiden,
schön, dass ihr angefangen habt. Das mit dem Leimholz ist so eine Sache. Wenn ihr euch weiter in die Materie vertieft werdet, ihr feststellen, daß Leimholz für die Verbeitung mit Handwerkszeugen Nachteile mit sich bringt. Überdies ist die Baumarktware nicht von der ausgesuchten Qualität die das Holz haben sollte, um als Möbel verabeitet zu werden.

Mein Ratschlag: ersteht Fritz Spannagel: "Der junge Schreiner" im Antiquariat da werden alle grundätzlichen Fragen kompetent besprochen. Kostet nicht viel. Oder nutz die Suchfunktion des Forums, da ist auch eine ganze Menge zum Thema.

Man kann masive Holz nicht am Arbeiten hindern. Niemals bis es in das Verfallstadium eintritt. Es ist aber sehr wohl möglich große, auch sehr große Holzflächen zu verarbeiten. Schaut euch nur mal alte Massiv-Möbeln an: da könnnen schon mal 40-50 cm breite Bretter ohne Fuge verarbeitet sein. Bedingung dafür ist, die Hölzer so zu verbinden, daß das Arbeiten sich nicht auf die Maßhaltigkeit des Möbels auswirkt. Durch sorgfältige Auswahl des Holzes, Zapfen, Zinken oder Graten kann man das erreichen.

Zum Klima: Am allerbesten ist es man lagert das Holz nach dem Kauf einige Wochen in der Werkstatt und verabeitet es dann weiter. Wenn man einen Keller als Werkstatt nutzt, darf er nicht feucht sein, wie meiner. Auf jeden Fall müssen Bretter in einer fertigen Konstruktion sein, bevor man das Möbel irgend woanders hin bringt. Sie können ungesperrt binnen weniger Stunden so arbeiten, daß sie nicht mehr zu verwenden sind.

Viele Grüße, Christof.

Wolfgang Jordan
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Registriert: So 5. Jan 2014, 20:47
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Re: Noch mehr Fragen...

Beitrag von Wolfgang Jordan »

[In Antwort auf #102513]
Hallo Jörg,

du hast natürlich recht, so sollte Leimholz verarbeitet sein. Aber das ist die Theorie, an die sich der gewissenhafte Holzwerker hält, aber nicht die Zulieferer für Baumärkte.
Das Arbeiten des Holzes mußt du immer einplanen, solange du Massivholz nimmst. Unabhängig vom Aufstellungsort arbeitet das Holz mit den jahreszeitlich bedingten Feuchtigkeitsschwankungen. Das läßt sich nicht mit Gewalt verhindern und nicht durch Oberflächenbehandlung. Man kann aber Möbel durch bestimmte Konstruktionen wie z. B. die von Christian erwähnte Gratverbindung an diese Gegebenheiten anpassen. Auch die Aufteilung von großen Flächen in Rahmen und Füllung gehört dazu.

Gruß, Wolfgang

Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3208
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Noch mehr Fragen...

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #102513]
Hallo Jörg,

ja, das Leimholz... Im Prinzip hast Du recht: In Leimholzplatten sollen die einzelnen verleimten "Stäbe" so orientiert sein, dass die Platte beim Quellen und Schrumpfen zwar kleine Wellen kriegt, aber insgesamt gerade bleibt. Das setzt eine sorfältig überlegte Auswahl und Anordnung voraus, und die ist bei üblichem Baumarktleimholz nicht gegeben. Gelegentlich hat man außerdem geradezu den Eindruck, dass minderwertige Hölzer über die Leimholzproduktion entsorgt werden.

Zu den konstruktiven Massnahmen, um trotz des in alle Richtungen unterschiedlichen Arbeitens Möbel zu bauen, die auch begrenzte Feuchtigkeitsschwankungen überstehen: Ich empfehle ebenfalls den Spannagel als Literatur.

Zu Deinem Projekt, Riesentischplatte auf Alu-Gestell: Die Platte wird erheblich arbeiten (und muss das auch dürfen), vor allem quer zur Faserrichtung. Die Befestigung muss diese Bewegung zulassen. Jede sachgerecht auf einem Rahmen befestigte Tischplatte kann arbeiten. Dar Rahmen ist dazu da, die Durchbiegung der Platte zu verhindern.

Eine Lackierung oder ähnliche Behandlung der Platte verhindert das Arbeiten nicht, allerfalls reagiert eine solche Platte weniger auf kurzfristige Schwankungen der Luftfeuchtigkeit.

Friedrich

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