Birnbaum durch Ablaugen versaut (ich war's nicht) *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Walter Heil
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Re: Birnbaum durch Ablaugen versaut (ich war's nic

Beitrag von Walter Heil »

[In Antwort auf #102226]
Hallo Andreas,

"daß der Schreiner Bretter von minderwertiger Qualität zusammengeleimt hat, ohne auf die Maserung zu achten. Trotzdem verständlich, weil ja die Absicht dahinter steckte, es zu schwärzen."

Meine Erfahrung stimmt mit Deiner Beobachtung leider vollständig überein. Alles, was abgelaugt wurde (es sei denn, dass es ursprünglich NICHT getüncht war), ist holzmäßig von minderer Qualität. Auf einer Messe hat schon mal einer versucht, mir einen Schrank als Originalzustand anzudrehen, der hatte ovale Holzwurmlöcher. Und nicht nur das, auch angehobelte Gänge waren zu sehen. Die Möbel können trotzdem einen Reiz haben, aber man sollte wissen, auf was man sich einlässt. Trotzdem oder gerade deswegen wünsche ich Dir Freude mit Deinem Schränkchen.

Gruß, Walter

Andreas
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Re: Birnbaum durch Ablaugen versaut (ich war's nic *MIT BILD*

Beitrag von Andreas »


Hallo,

ja, ich wohne hier auf einem Hotel in einer gemieteten Eigentumswohnung, im Hotel stehen nur gefälschte Antiquitäten, schauderhaft schlecht gemacht.

Alte Möbel mag ich lieber als neue. Die haben eine tolle Ausstrahlung, beim Renovieren stelle ich mir vor, was die wohl alles erlebt haben. Die meist gehaßte Situation ist die, wenn ich Wurmgänge freigeschliffen habe. Ich versuche immer, so wenig wie möglich zu schleifen, um das zu vermeiden und wähle eine Holzpaste, die nicht augenblicklich farblich 100%ig paßt, sondern wenn das Holz wieder etwas nachgedunkelt ist, sonst hat man nachher weiße Flecken, das habe ich schon oft auf Antikmärkten gesehen und das stört mich. Allerdings habe ich noch nie so viele Nägel in einem Möbelstück gesehen, wie in diesem Vertiko. Die meisten sind jetzt entweder versenkt oder ganz raus, alles neu mit Knochenleim verleimt.

Der schlimmste Fall war eine Biedermeierkommode aus Weichholz, die ich im strömenden Regen in Magdeburg abgeholt habe. Ich hielt den Verkäufer für nett, weil der mir die Kommode sofort in den Pluriel gestellt hat. Pustekuchen, ich sollte nicht sehen, wie verwurmt die war. Beide Seitenteile waren vollkommen zerfressen und morsch, die Schubladen mochten sie wohl nicht, die Platte hatte einen Sprung. Das hat aber meinen Ehrgeiz gereizt, ich habe ihn auf 5 Euro runtergehandelt und die Kommode restauriert, ein feines Stück, sogar die ursprünglichen Beschläge konnte ich auftreiben. Diese Kommoden bieten sehr viel Stauraum und sind sehr stabil. Ich glaube nicht, daß ein IKEA-Möbel ein solches Alter erreicht :)

Was ich noch vor mir habe, kann man auf dem Bild unten sehen, da hinein soll meine Anlage und alle CDs, ich mag nicht, wenn das alles offen herumsteht. Sieht schlimm aus, oder? Wird aber ebenso viel Spaß machen und dabei werde ich wohl Schwalbenschwanzverbindungen üben müssen, die Schublade ist hin und auch hier war der Holzwurm zu Gast, glücklicherweise ist die Bierfarbe hier sehr dünn. Schaut Euch mal an, wie die die Türen befestigt haben, das ist Pappe an den Seiten :) Innen ist der Schrank wie neu, unglaublich.

Hier in Berlin gibt es einen Laden, der ist auf Restaurierungsbedarf von Antikmöbeln spezialisiert, man bekommt dort wirklich alles, auch fachkundigen Rat. Die Baumärkte sind in solchen Fällen leider ungeeignet. Bei den Scharmieren müssen die schon passen.

Beim Vertiko mußte die untere Buchenleiste raus und eine neue eingesetzt werden mit einer Nut für die unteren Scharniere. Ich habe zwar eine Oberfräse aber ich wollte das mit Beitel machen, das erste Mal und es hat auf Anhieb geklappt und das sehr ordentlich und akkurat. Papa ist Möbelschreiner, anscheinend hat das Kind in der Werkstatt nicht nur herumgespielt sondern auch mal etwas mitbekommen, ich kann mich nur dunkel daran erinnern, daß ich da immer Dreimaster bauen wollte.

Solche Erfolgserlebnisse habe ich bei meiner Computerarbeit selten, leider eher trockene Materie, die mit Ärzten, Apotheken und Pharma zutun hat.

Gruß aus Berlin
Andreas

Andreas
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Re: Birnbaum durch Ablaugen versaut (ich war's nic

Beitrag von Andreas »

[In Antwort auf #102206]
Hallo,

danke erst mal für die Antworten. Ich habe folgendes gemacht:

1. Holzaufheller ungefähr 20 mal aufgetragen und wieder abgewaschen
2. Eine Lauge aus Essig-Essenz und Wasser gemacht, damit den Schrank gründlich ausgewaschen und kühl gestellt, damit er nicht zu schnell trocknet.

Der Schrank ist kaum wiederzuerkennen, das Holz ist hell mit leicht rötlichem Ton, die Maserung ist ohne die grauen Flecken. Den ausgefranzten Rand habe ich heute abgefräst, es sieht soweit sehr gut aus, vielleicht nicht jedermann's Sache aber mir gefällt er so, wahrscheinlich noch besser, wenn ich ihn wachsen kann.

Jetzt kommt die Türe dran, die Gravuren müssen vertieft werden, sonst gehen ein paar Linien beim Feinschliff verloren. Zu welchem Werkzeug würdet Ihr da raten? Den Dremel oder einbrennen mit einem nicht zu heißen Lötkolben?

Gruß aus Berlin
Andreas

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