Ölen von Holzoberflächen

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Wolfgang Eid

Ölen von Holzoberflächen

Beitrag von Wolfgang Eid »


Hallo Holzwerker und Fachleute,

bin bei der Suche nach Oberflächenbearbeitung von Holz auf Euere Seiten gestoßen.

Ich baue selbst einen Kleiderschrank. Das ganze aus Fichte-Holz-Platten und -Balken.
Ich mochte die Oberfläche des Holzes behandeln. Öl oder Wachs wären mir am liebsten. (So wenig Chemie wie möglich)
Einen Themenaustausch über Walnuss-Öl im woodworking-Forum fand ich sehr interessant. Jedoch möchte ich die Holzoberfläche in meinem Fall dunkler haben als da Holz ist. Der Farbton sollte schon eher in die Richtung "antik" oder "tropenholz" (teak, palisander, etc.) gehen. Und das bei Fichtenholz ohne Anwendung giftiger Lacke, Lasuren oder Vergleichbarem.
Kann man diesen Oberflächeneffekt mit Öl erreichen. Kann man evtl. Farbstoffe dem Öl zusetzen? Oder ist so ein Öl im Handel erhältlich?

Ich wäre dankbar für einen Tipp.

Gruß

Wolfgang

Walter Heil
Beiträge: 1425
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Ölen von Holzoberflächen

Beitrag von Walter Heil »


Hallo,

ich bitte vorweg ein wenig um Entschuldigung, aber ich muss es schon hart sagen, wer "tropenholz-farbige" oder sonstwie "antik-oder-was-weiß-ich-wie-farbige"-Hölzer vortäuschen und sich auch nicht nassmachen möchte, der soll bitte auch die entsprechenden Hölzer benutzen oder sich mit dem zufriedengeben, was einheimische wie z. B. Fichte bieten. Es ist sicher eine Geschmacksfrage, aber die Vortäuschung einer nicht vorhandenen Eigenschaft, und sei es einer Farbe, war noch nie die Manifestation des guten Geschmacks.

Sorry, Walter

Thomas Jacobi
Beiträge: 327
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Ölen von Holzoberflächen

Beitrag von Thomas Jacobi »


Hallo Walter,

Auch mich befremdet es wenn Menschen die Farbe von Hoelzern beeinflussen moechten, ich finde nichts schoener als ihre natuerlichen Eigenschaften. Trotzdem finde ich Dich etwas hart. Vor allem habe ich im Laufe des Lebens meine Notion von "gutem Geschmack" (womit ich den meinen bescheidenermassen immer mit einschloss) so haeufig revidieren muessen dass die Formel mir eigentlich ueberhaupt nichts mehr sagt.

Hallo Wolfgang,

Generell dunkelt mit der Zeit Fichte nach, das weisst Du sicherlich. wenn Du ein Grundieroel und anschliessend Wachs aufbringst kriegst du einen herrlichen Honigton. Also gut Du willst keinen Honigton, Du willst Teak und das ohne Chemie.
Ich weiss nicht ob das geht doch probier mal auf Probestuecken einen konzentrierten Kaffesud als Lasur, evtl in mehreren Auftraegen und schau wie sich das verhaelt wenn Du anschliessend nach dem Trocknen Oel und dann Wachs aufbringst. Ob der Farbton einheitlich genug wird wage ich jedoch zu bezweifeln;
Doch Probieren geht bekanntlich ueber Studieren.
Viel Erfolg,
Thomas Jacobi

Walter Heil
Beiträge: 1425
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Ölen von Holzoberflächen

Beitrag von Walter Heil »


Hallo Thomas,

ich geb's ja zu, der Gaul ist mir ein bissel durchgegangen. Trotzdem: einen Salzhering kann man wässern solange man will, es wird kein Forelle und einem Dackel kann man die Beine so lang ziehen wie man will, es wird kein Windhund draus!

Ich wohne nicht weit weg vom Elsass und da gibt es viele Schreiner, die sehr schöne Massivholzmöbel bauen. Und da ärgert es mich manchmal auf den Tod, wenn die Burschen ihre Möbel "zusoßen", dass kaum mehr erkennbar ist, aus welchem Holz die Möbel sind. Eiche, Nuss, Kirsche, alles die gleiche Soße. Und das machen die nur, weil das Publikum es so will. Bei einem Schreiner war ich mal, der hat mir einen Gewehrschrank gezeigt, den er grade für einen deutschen Kunden in der "Mache" hatte. Dann nahm er eine Feile und stieß Macken mit der Spitze in das Holz. Ich fragte ihn, ob es ihm noch gut gehe: er sagte, ja und sein Kunde sei gestern da gewesen und habe mit dem Schrotgewehr auf den halbfertigen Schrank geschossen. Es gibt auch in der Möbelindustrie solche Sachen, wo neue Möbel auf alt gemacht werden. Es ist und bleibt geschmacklos!

Gruß, Walter



hackewe
Beiträge: 14
Registriert: Fr 26. Okt 2018, 14:59

Re: Ölen von Holzoberflächen

Beitrag von hackewe »


Hallo alle zusammen,

mich befremdet etwas, dass hier auf eine einfache Frage solche antworten gegebn werden. Sicher kann man zur Ausgangsfrage unterschiedlicher Meinung sein, aber ne vernünftige Antwort oder einen guten Rat hat in diesem Forum bisher jeder bekommen!

Zur Fragestellung: Hier musst Du einfachmal probieren was Dir gefällt (Probestücken). Ich hab mal vor einiger Zeit ein Kiefer-Regal mit Schellack (Streichschellack) gestrichen, mit Stahlwolle nachgeschliffen und danach gewachst. Das ergab - für meinen Geschmack (!)- eine sehr schöne, etwas abgedunkelte Oberfläche.

Grüsse und frohes werkeln

Falko Hauck

Christof
Beiträge: 222
Registriert: Mo 29. Apr 2013, 23:37

Re: Ölen von Holzoberflächen

Beitrag von Christof »

[In Antwort auf #102153]
Hallo Wolfgang,
ich würde für den Anfang auf einer der Lasuren vertrauen, die es im Naturfarbenhandel gibt. Wenn du "Gift" vermeiden willst komt es immer darauf an "wie giftig". Willst du vermeiden zu viel Lösungsmitteldämpfe einzuatmen: Nimm Leinölfirnis. Möchtest du du auf dem Holz Lebensmittel verarbeiten, nimm reines Leinöl oder gar keine Oberflächenbehandlung. Wirklich ungiftig ist nichts, nicht mal das Holz.
Zur Farbgestaltung: mach es, wie du willst es gibt einigermaßen ungiftige Lasuren, z. B. von Auro, die riechen nur nach Frischkäse. Tatsache ist aber, daß Hölzer sich nicht einfach umarbeiten lassen. Du kannst es ja erstmal an was kleinem unauffälligem, ausprobieren. Besonders die Nadelhölzer haben ihren ganz eigenen Charakter. Die starken wechsel von Weichholz (hell) zu Hartholz (dunkel) erzeugen changierenden Oberflächenglanz, den Teak oder Mahagoni niemals hätte.

Viele Grüße, Christof.



Wolfgang Eid

Re: Ölen von Holzoberflächen

Beitrag von Wolfgang Eid »


Hallo, mich befremden die Antworten auch ein wenig. Da ist doch nicht die Frage von Geschmack oder Ideale gefragt. Ich hatte - denke ich - eine ganz einfache Frage gestellt.

Ich habe in dem Raum in den der Kleiderschrank soll schon mehrere antike Möbelstücke. Diese haben alle einen dunklen Ton. Meiner Ansicht nach sollte der Schrank sich den anderen Möbelstücken dezent anpassen. Fichte natur oder allgemein Holz natur finde ich auch gut. Aber dies ist meinem Empfinden nach nicht passend. Reine Geschmackssache. Einen dementsprechend alten Schrank zu stellen fällt flach, da Dachschrägen vorhanden sind. Also passe ich einen Schrank selbst ein.

Meine Frage lautete dahingehend wie ich die Oberflächen bearbeiten kann. Ich dachte nicht daran eine Diskussion über Sinn- und Sinnhaftigkeit von Beizen und "Zusossen" europäischer Holzarten auszulösen. Walter und Co. haben sich womöglich hier auch verirrt und suchen einen "Speakers Corner" für Ihre Meinungen. Sei es drum.

Danke für Deinen Tipp Falcko.

Und nochmals für andere interessierte Forumteilnehmer die einen Rat geben möchten und nicht nur nörgeln:
Ich möchte einen Farbton erreichen, der sich an die anderen im Raum befindlichen Möbelstücke einpasst. Dieser Frabton ist halt eher dunkel, antik, ins palisander-farben gehend.

Danke schon mal für weitere Tipps

Wolfgang

Ulrich Lanz
Beiträge: 613
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Ölen von Holzoberflächen

Beitrag von Ulrich Lanz »


Hallo,

ich verfolge dieses Forum seit etwa einem halben Jahr und war bis jetzt sehr positiv erstaunt über den angenehmen Umgangston unter den Forumsteilnehmern, der sich von manch anderem Forum sehr wohltuend unterscheidet. Ich würde es schön finden, wenn das nicht nur ein vorübergehender Eindruck wäre... "Über Geschmack kann man streiten, sagte der Affe und biss in die Seife." Ich meine, das Wort "Geschmack" beinhaltet von vorneherein 100 % Subjektivität und Aussagen nach dem Motto "wie kann man bloss" finde ich in solchen Dingen absolut fehl am Platz. Persönliche Meinungen soll jeder haben dürfen und ein guter Rat ist viel wert, aber für missionarischen Eifer, mit dem andere nach der eigenen Facon selig gemacht werden soll habe ich weder in der Politik noch in unserem Hobby Verständnis!

Zum eigentlichen Thema: Ich arbeit seit einiger Zeit gerne mit Danish Oil von der Firma Rustins. Gibt's bei Magma und auch bei meinem lokalen Händler. Unter www.rustins.co.uk gibt's nähere Informationen dazu, unter anderem auch den Hinweis darauf, dass sich das Öl mit Beizen einfärben lässt. Das müsste eigentlich auch mit jedem anderen handelsüblichen Öl funktionieren. Ich würd's einfach mal auf einem Abfallstück ausprobieren, bis ich den gewünschten Farbton erreicht habe.

Viel Erfolg, Wolfgang!

Uli

Wolfgang Eid

Re: Ölen von Holzoberflächen

Beitrag von Wolfgang Eid »


Hallo Uli,

besten Dank für den Tipp.
Wenn Du schon Erfahrung mit "Ölen" von Holz hast, kannst Du mir sicherlich auch Auskunft geben, ob das Öl vollständig eintrocknet oder ob "Abfärbungen" vorkommen können (Kleidungsstücke).
Da hab ich noch etwas Zweifel wenn die Oberfläche nicht durch Lack versiegelt ist.

Wolfgang

Christof
Beiträge: 222
Registriert: Mo 29. Apr 2013, 23:37

Re: Ölen von Holzoberflächen

Beitrag von Christof »

[In Antwort auf #102170]
Hallo Wolfgang,
ich hatte schon einen Beitrag zum Thema gepostet, der aber nicht erscheinen konnte wegen des Spam-filters. Sei's drum.
Ja Geschmacksfragen sind eine Sache, du wirst dir da nicht reinreden lassen wollen, also bitte.

Es stellt sich aber ein fachliches Problem, auf das ich dich wenigstens aufmerksam machen möchte. Die dunklen Harthölzer, wie Teak und Mahagoni sind sehr gleichmäßig dicht. sie haben deshalb auch diese schönen ebenmäßigen Oberflächen. Genau das hat sie prädestiniert für repräsentative Möbel. Die Nadelhölzer können vom Löschpapier bis zur Glasähnlichkeit so ziemlich jede Dichte in ein und demselben Brett aufweisen. Auch das ist attraktiv, wenn auch nicht repräsentativ.
Aber es macht die Nadelhölzer ausgesprochen ungeeignet für das starke Umfärben. Es kann leicht fleckig und irgendwie merkwürdig wirken. Es gab einmal eine Zeiten, da hat man sich demselben Problem gestellt wie du und ist auf die Lösung der Bierfarben verfallen. Das sind deckende Anstriche die eine Hartholzmaserung kunstvoll imitieren. Auch das kann sehr gut aussehen.

Auf jeden Fall kannst du dein Verfahren auf einer Rückseite mal ausprobieren.

Zum Thema "giftig und ungiftig". Ungiftig ist nichs, nicht einmal das Holz. Nach allem was ich bisher gelesen habe entscheidet sich diese Frage sinnvollerweise an dem was man damit machen will. Für normale Möbel: Leinölfirnis, Schellack, Lasuren z. B. von Auro. Kommen die Oberflächen mit Lebensmiteln in Kontakt, reines Leinöl, Walnussöl, gar keine Oberflächenbehandlung.

Viele Grüße, Christof

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