Schraubzwinge oder Einhandzwinge ?

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Bernd
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Schraubzwinge oder Einhandzwinge ?

Beitrag von Bernd »


Guten Morgen liebe Leute !

Ich mache gerade meine wohlverdiente Frühstückspause und nutze die Gelegenheit wieder einmal eine Frage zu stellen. Nervt Euch meine Fragerei oder geht das noch in Ordnung ?

Zu meiner Frage.
Gemeine Schraubzwinge oder Einhandzwinge das ist hier die Frage !

Von den „Gemeinen“ Schraubzwingen habe ich mir im laufe der Zeit eine, wie ich meine, stattliche Anzahl (diverse Größen) angeschafft. Ich komme im Prinzip sehr gut damit zurecht. Gut hin und wieder ist es auch mal etwas umständlich. Oder es verrutscht auch mal etwas beim Zusammenleimen. Das lässt sich aber in der Regel, nach einem kurzen Fluch, wieder richten. Da auch ich nicht frei vom Einfluss der Werbung bin, spuckt seit einiger Zeit die „Einhandzwinge“ mit ihren beworbenen Vorzügen ( alles mit einer Hand) in meinem Kopf herum.
Am Sonntag besuche ich in meiner Nähe einen in Punkto Handwerkszeug, ( auch altes) sehr gut sortierten Flohmarkt. Dort gibt es u.a.auch die Einhand-zwingen. Große, Mini, Ratsche, Feder, Kraft....
Die Dinger, nach der Farbe zu urteilen (grün schwarz) sind sie aus dem Hause Wolfcraft, haben natürlich auch ihren Preis und mit einer Einzelnen hätte ich auch nicht viel gewonnen. Ein Paar müsste es dann schon sein. Lohnt sich so eine Anschaffung oder soll ich besser die Finger davon lassen und stattdessen meine Frau zum Essen einladen ?
Gruß
Bernd

Jochen Mundt

Re: Schraubzwinge oder Einhandzwinge ?

Beitrag von Jochen Mundt »


Hallo Bernd,
diesen Einhandzwingen trau ich nicht so recht zu, daß sie ordendlich Druck ausüben
können,andereseits ist das einfachere Handling schon ein Vorteil, so das ich sie eigendlich nur nehme wenn ich etwas fixieren muß, und beim Verleimen nehm ich dann die Schraubzwingen. Das ist jetzt meine Meinung als Heimwerkerneuling und ich bin gespannt was die erfahrenen Kollegen dazu sagen.

Einen schönen Tag
Jochen

reinhold
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Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Schraubzwinge oder Einhandzwinge ?

Beitrag von reinhold »


wieviel Druck braucht der Mensch ???

Zum Schreinern nehm ich die Klemmsia - Zwingen und einige Klemmsia-Nachbauten. Sie lassen sich mit etwas Übung auch einhändig ansetzen.

Der Druck reicht aus, denn wenn zuviel Druck angewandt wird, wird der Leim aus der Fuge gepresst und dann hält's nicht.

Fazit : zum Fixieren und schnellen Einspannen können die modernen Einhandzwingen ganz gut sein. Sind auf jeden Fall einen Versuch wert.

viele Grüsse
reinhold

P.S. die Frau trotzdem zum Essen einladen !

Rolf Schmid
Beiträge: 222
Registriert: Di 22. Dez 2020, 12:08

Bessey

Beitrag von Rolf Schmid »


Ich habe bei Ebay 2 Einhandzwingen ersteigert und bin sehr zufrieden damit, da es eine ganzstahlzwinge ist kann man auch hohe Spannkräfte erreichen. Ideal, wenn die 3. Hand fehlt.
Gruesse
Rolf

Detlef Fallisch
Beiträge: 418
Registriert: Fr 5. Apr 2019, 10:24

Re: Bessey

Beitrag von Detlef Fallisch »


Bernd,

ich nehme mal an, dass Du auf dem Flohmarkt keine Bessey Zwingen finden wirst, aber die Bessey EHZ (Einhandzwinge) wäre eine Ideallösung, denn sie kann geschraubt und trotzdem mit einer Hand bedient werden.

Aber wie bei Bessey (und anderen Qualtitätswerkzeugen) üblich, ist sie sündhaft teuer. Im übrigen kann ich nur den Ausführungen von Reinhold beipflichten: so viel Druck moderne Schraubzwingen aufbringen, benötigt man im Möbelbau nur äußerst selten.

Gruß Detlef

Hutmacher Beat
Beiträge: 425
Registriert: Mo 21. Apr 2014, 18:40

Re: Wieviel Druck ?

Beitrag von Hutmacher Beat »


Guten Tag Detlef und alle Andern,

Das find ich jetzt interessant. Der eine sagt "ordentlich Druck" ein anderer sagt "soviel Druck brauchts gar nicht" !

Wieviel Druck brauchts jetzt wirklich ?

Bitte jetzt nicht den Kopf schütteln, ich frage mich ernsthaft, wann ist zuviel, und wann ist zu wenig Druck ? Üblicherweise versuch ich bei meinen "Schraub-Zwingen", mit beiden Händen anzuziehen was geht. ... Klar, das sind keine Cigarrenkisten, aber bei massiven Sachen ?

Parallel dazu noch eine Frage : Zahnhobeleisen wurden/werden auch benutzt um eine Fläche zum leimen "aufzurauhen", liest man immer wieder, auch hier im Forum. Kürzlich hat dann jemand gesagt, nach neuesten Erkenntnissen hätte eine Leimfläche möglichst glatt zu sein, oder hab ich da was falsch verstanden ?

In welcher Beziehung zueinander steht nun die Leimfläche, glatt oder rauh, gegenüber dem notwendigen Druck beim leimen ? Bisher hab ich immer versucht, nicht zuviel Leim anzugeben, und beim pressen darauf geachtet, dass der Leim möglichst überall etwas aus der Leimfuge hervorquoll. So war ich sicher, überall "genügend Druck" zu haben.

Bin Euch dankbar, wenn Ihr mir die "doofe Frage" trotzdem beantwortet.

Mit besten Grüssen aus der Schweiz,
Beat

Thomas Jacobi
Beiträge: 327
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Wieviel Druck ?

Beitrag von Thomas Jacobi »


Hallo Beat,

Deine Frage ist natuerlich alles andere als dumm. Auch ich habe deutliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Schulen festgestellt und mir Fragen gestellt. Ich glaube die unterschiedlichen Auffassungen erklaeren sich geschichtlich so dass der Heissleim (Knochen-, Haut, etc) keinen so grossen Druck benoetigt da er sich in sich zusammenzieht und grosse Adhaesionskraft aufbaut.
Beim modernen Weissleim (kalt) habe ich gelernt dass die Klebkraft am besten ist wenn die Oberflaeche glatt ist, nicht uebermaessig viel Leim aufgetragen wird und ordentlich Druck draufgegeben wird, auch habe ich immer gemeint wenn der Leim rausquillt ist das in Ordnung. Habe auch kaum je schlechte Erfahrungen mit Leimfugen gemacht sofern ich nicht mit der Abbindezeit geschlampert habe oder allzu extreme Temeraturen herrschten.

Was sagen also die "alten Hasen" mit Quadratkilometerlanger Leimfugeerfahrung?

Gruesse,
Thomas Jacobi

Dietrich
Beiträge: 4730
Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: Wieviel Druck ?

Beitrag von Dietrich »


Hallo Druckbegeisterte Forumsteilnehmer,

ich gehöre leider nicht zu denen, die alle Vorbereitungen mit Handwerkzeugen erledigen, jedoch ab dem Leimen, ists sowieso gleich. Deshalb möchte ich hier im Forum Handwerkzeuge auch meine Erkenntnisse berichten:
Bei der normalen Breitenverbindung (Leimholzplatte) versuche ich rechnerisch auf mindestens 2 Kg/cm2 Druck zu kommen. Das hört sich nicht viel an, ist es aber. Beispiel, 2m lange Platte, Stärke 5 cm (Kuchenarbeitsplatte oder Werkbank), 200x5 = 1000cm2x2= 2000kg.
Bei guten Schraubzwingen (Bessey oder engl. Selbstbauzwingen) rechne ich mit 200 kg pro Zwinge, habe ich irgendwo mal gelesen. Es werden also 10 gute Zwingen benötigt, d.h. alle 20cm eine Zwinge. Auf die mit Kronenzahn versehenen Leimfläche, gebe ich in engen Wellen gespritzten Leim (z.B. Ponal-Profileimer), der sich beim Pressen auf der gesamten Länge teilweise herausdrückt. Den Leim später wieder zu entfernen, ist eine andere Sache:-)

Gruß Dietrich

Hutmacher Beat
Beiträge: 425
Registriert: Mo 21. Apr 2014, 18:40

Re: Wieviel Druck ?

Beitrag von Hutmacher Beat »


Guten Abend Thomas, Dietrich und alle Andern,

War halt schon gut, die "doofe Frage" zu stellen. Dann lernt man was dazu !

Darf ich noch nachfragen :

> - Die Abbindezeit für modernen Weissleim, wie von Thomas beschrieben, kann man allgemein, bei normaler Temperatur und Luftfeuchtigkeit sagen, wie lange das "Geleimte" unter Druck stehen, also gepresst bleiben sollte. Oder variert das je nach Hersteller ?

> - Beim Heissleim, ist dann wohl je nach Art (Knochen, Haut, etc.) wieder alles ganz anders ? (dieser Heissleim fängt sowieso an, mich zu interessieren, werde mich wohl mit diesem noch auseinander setzen müssen)

> - Die Formel von Dietrich, sehr interessant, lässt sich auch auf etwas weniger massive, als Bessey-Zwingen, angepasst, anwenden.

> - Noch eine doofe Frage : Was bedeutet "mit Kronenzahn versehene Leimfläche" ? Darf ich das irgendwie in die Richtung von "Zahnhobel" bzw. seiner Wirkung, bringen ?

Besten Dank, für die promten und ausführlichen Antworten !

Mit besten Grüssen aus der Schweiz,
Beat

Dietrich
Beiträge: 4730
Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: Wieviel Druck ?

Beitrag von Dietrich »


Hallo Beat,

ich rechne zwar mit 200 kg, dennoch gehe ich davon aus, das eine Bessey etwas mehr bringt, vom Gefühl her, sind die engl. Selbstbauzwingen, wegen der geringen Ausladung noch druckstärker.

Ob man bei den im Baumarkt angebotenen osteuropäischen Importzwingen, mit 50 oder 150, oder gar nur 20 kg rechnen muß, weiß ich nicht.

Das Kronenzahnprofil, oder Verleimprofil, fräse ich mit der TF!
Dieses Profil vergrößert die Leimfläche, und verhindert das seitliche Ausbrechen von einzelnen Leisten, bei der Verleimung.

Gruß Dietrich



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