3000 Eichen
Re: Holzverbrauch früherer Zeiten
Hallo Christoph, deine Annahme von 120m Länge ist ziemlich optimistisch. Ich hatte gestern in unserer Gemeindebibliothek ein Buch über Segelschiffe in der Hand in dem die größten Schiffe ca 80m lang waren. Auch wenn man sich die Bilder der Batavia-Werft anschaut, sieht man, daß das Schiff höchstens 60m lang ist. Betrachte doch einmal das Bild das Berthold hier eingestellt hat, dann siehst du wieviel Holz für so ein Schiff verbraucht wurde. Wahrscheinlich wurde jeder Spant aus einem Stamm geschnitten wurde. Der Rest wurde wohl größtenteils verheizt, denn die Werften hatten einen enormen Bedarf an Feuermaterial um das Pech für das Abdichten des Rumpfes zu kochen. Insofern erscheint mir der Verbrauch von 3000 Bäumen durchaus realistisch.
In Norddeutschland fielen ja riesige Wälder dem Schiffsbau zum Opfer, die ganze Lüneburger Heide war einmal Eichenwald. Außerdem wurde ja bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts Holz aus dem Schwarzwald nach Holland geflößt um den Holzhunger der Werften zu stillen. Der Schiffsbau in jener Zeit war mit Sicherheit eine materialintensive Angelegenheit.
Sicher könnte man mit den heutigen Methoden das Holz besser ausnutzen, ob die Schiffe dann aber genau so stabil wären wie damals wage ich zu bezweifeln.
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Re: Holzverbrauch früherer Zeiten
Der Meinung von Georg möchte ich mich anschließen.
Wenn man sich wirklich einmal so ein "kleines" Schiff wie die Batavia von innen und außen genau betrachtet hat, dann zweifelt man an diesen Zahlen nicht mehr. Holz wohnin man sieht - wenn man es nicht selber gesehen hat, kann man es kaum glauben.
Fahrt einmal nach Holland und seht euch die Batavia an - es lohnt sich wirklich!
Gruß
Berthold
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Re: " Vom Forst zur Flotte "
[In Antwort auf #101238]
Guten Tag Allerseits,
Ich zitiere :
Der Bau eines Kriegsschiffs aus Holz war ein aufwendiges Unternehmen, in seiner Grössenordnung vergleichbar mit der Errichtung eineer Kathedrale. Es erforderte eine gewaltige Zahl von Arbeitskräften und einen beträchtlichen Kapitalaufwand, denn schliesslich verschlang ein grosses Schiff das Holz eines kleineren Waldes. Bei einem Kriegsschiff aus der Mitte des 18. Jahrhunderts mit 74 Kanonen entsprach die verarbeitete Holzmenge der von rund 3700 ausgewachsenen Bäumen, und um ein 100-Kanonen-Schiff bauen zu können, musste man sogar über dreissig Hektar Eichenwald abholzen.
Zu Engpässen kam es deshalb schon Anfang des 16. Jahrhunderts, und da immer grössere Schiffe gebaut wurden, verschärften sich die Versorgungsschwierigkeiten. ...
Ende Zitat !
Quelle : "Das grosse Buch vom Holz" - ISBN 3-7611-0708-0
Aus dem englischen übersetzt von Jürgen Schwab,
C- 1976 by Mitchell Beazley Publishers Ltd. Londen,
C- Schuler Verlag, Herrsching
Sonderausgabe für Atlantis Verlag Luzern
Originaltitel : "The International Book of Wood"
> - Für mich eines der schönsten und anschaulichsten Bücher zum Thema Holz !
Mit besten Grüssen aus der Schweiz,
Beat
Guten Tag Allerseits,
Ich zitiere :
Der Bau eines Kriegsschiffs aus Holz war ein aufwendiges Unternehmen, in seiner Grössenordnung vergleichbar mit der Errichtung eineer Kathedrale. Es erforderte eine gewaltige Zahl von Arbeitskräften und einen beträchtlichen Kapitalaufwand, denn schliesslich verschlang ein grosses Schiff das Holz eines kleineren Waldes. Bei einem Kriegsschiff aus der Mitte des 18. Jahrhunderts mit 74 Kanonen entsprach die verarbeitete Holzmenge der von rund 3700 ausgewachsenen Bäumen, und um ein 100-Kanonen-Schiff bauen zu können, musste man sogar über dreissig Hektar Eichenwald abholzen.
Zu Engpässen kam es deshalb schon Anfang des 16. Jahrhunderts, und da immer grössere Schiffe gebaut wurden, verschärften sich die Versorgungsschwierigkeiten. ...
Ende Zitat !
Quelle : "Das grosse Buch vom Holz" - ISBN 3-7611-0708-0
Aus dem englischen übersetzt von Jürgen Schwab,
C- 1976 by Mitchell Beazley Publishers Ltd. Londen,
C- Schuler Verlag, Herrsching
Sonderausgabe für Atlantis Verlag Luzern
Originaltitel : "The International Book of Wood"
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Mit besten Grüssen aus der Schweiz,
Beat
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Re: 3000 Eichen für 120 Kanonen!
[In Antwort auf #101246]
Hallo,
Natürlich sind die Planken aus Holz, aber Holz ist nicht gleich Eiche. Und Außenhautplanke ist nicht gleich Decksplanke. Im Unterwasserberieich ist Eiche OK, nur im Bereich von Wind und Wasser und als Decksplanken sollte man Eiche meiden (Lärche, Pitchpine sind dafür sehr gut). Natürlich ist eine Unmenge Holz in die (Kriegs)schiffe geflossen und die Wälder wurden geplündert, aber das machen wir mit unseren Stahlvorkommen genauso (in den letzten 5 Jahren hat sich der Stahlpreis verdoppelt) und wir bauen daraus Autos, die durchschnittlich gerade mal 11,4 Jahre halten bis sie restlos verschrottet werden.
Und die Lebensumstände damals waren generell hart, nicht nur auf See...
Cheerio,
Carsten
Hallo,
Natürlich sind die Planken aus Holz, aber Holz ist nicht gleich Eiche. Und Außenhautplanke ist nicht gleich Decksplanke. Im Unterwasserberieich ist Eiche OK, nur im Bereich von Wind und Wasser und als Decksplanken sollte man Eiche meiden (Lärche, Pitchpine sind dafür sehr gut). Natürlich ist eine Unmenge Holz in die (Kriegs)schiffe geflossen und die Wälder wurden geplündert, aber das machen wir mit unseren Stahlvorkommen genauso (in den letzten 5 Jahren hat sich der Stahlpreis verdoppelt) und wir bauen daraus Autos, die durchschnittlich gerade mal 11,4 Jahre halten bis sie restlos verschrottet werden.
Und die Lebensumstände damals waren generell hart, nicht nur auf See...
Cheerio,
Carsten
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Re: Schiffbau, Ausrüstung, Betrieb & Abenteuer
[In Antwort auf #101238]
Nochmal guten Tag an Alle,
Ich komme nicht umhin, mich noch einmal zum Thema zu äussern.
Weiter oben wurde gesagt, deutsche Literatur zu diesen Themen gäbe es (fast) nicht. Stimmt so nicht. Nach meinen persönlichen Erfahrungen ist es so, dass einige deutsche Verlage, (z.B. Delius Klasing) sehr gute Literatur, zu einem sehr grossen Themenkreis betreffend "Schiff" und was alles damit zusammenhängt, anbieten !
In meinem Bücherregal stehen einige gute Bände zu diesen Themen. (alle in deutsch ! ) Alle Titel, Verlage und Autoren aufzulisten, würde zu weit gehen. Im Internet findet Ihr aber so manches !
Wer also viel Zeit, und übriges Taschengeld hat, kann hier beides sehr gut investieren. Aber Achtung : Schiffsmodellbau z.B. ist ein eigenständiges Hobby, genauso wie Holzwerken. Man kriegt dabei auch graue Haare.
Mit besten Grüssen aus der Schweiz,
Beat
Nochmal guten Tag an Alle,
Ich komme nicht umhin, mich noch einmal zum Thema zu äussern.
Weiter oben wurde gesagt, deutsche Literatur zu diesen Themen gäbe es (fast) nicht. Stimmt so nicht. Nach meinen persönlichen Erfahrungen ist es so, dass einige deutsche Verlage, (z.B. Delius Klasing) sehr gute Literatur, zu einem sehr grossen Themenkreis betreffend "Schiff" und was alles damit zusammenhängt, anbieten !
In meinem Bücherregal stehen einige gute Bände zu diesen Themen. (alle in deutsch ! ) Alle Titel, Verlage und Autoren aufzulisten, würde zu weit gehen. Im Internet findet Ihr aber so manches !
Wer also viel Zeit, und übriges Taschengeld hat, kann hier beides sehr gut investieren. Aber Achtung : Schiffsmodellbau z.B. ist ein eigenständiges Hobby, genauso wie Holzwerken. Man kriegt dabei auch graue Haare.
Mit besten Grüssen aus der Schweiz,
Beat
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Re: " Vom Forst zur Flotte "
[In Antwort auf #101267]
Nochmal Hallo,
Zunächsteinmal ist es nicht ganz richtig, daß ein Spant aus einem Baumstamm besteht. Die Spanten der großen Schiffe sind grundsätzlich Doppelspanten um die Stöße übelappend anordnen zu können. Für so einen Spant braucht man 4 bis 6 gr0ße, möglichst krumme Eichen. Aber die wurden nicht auf allen Seiten gehobelt und wenn da noch ein klein bißchen Rinde dranwar war das OK.
Der Holzhunger der damaligen Zeit war enorm, warum wohl ist das ganze Mittelmeergebiet Karst und nicht Wald?? Da haben schon die Phönizier mit angefangen.
Die maximale Länge für Holzschiffe liegt tatsächlich bei 120m, für noch längere Schiffe ist der E-Modul von Holz einfach zu klein und das Schiff wird zu weich. Die sogenannten "Holz"-Schiffe von heute sind ungleich fester als die alten Schiffe, das liegt aber daran, daß heute soetwas aus HfK (holz-verstärktem-Kunststoff) gebaut wird, sprich nach der WEST-Methode wird eine Unmenge Sondermüll geschaffen. Deswegen verwende ich auch kein Altholz mehr, wer weiß, womit das behandelt wurde...
Viel mehr als 120 Geschütze gab es selten an Bord, es sei denn man zählt die Arkebusen und Reelingsgeschütze mit.
Und das "international book of wood" ist schon eine feine Sache...
Cheerio,
Carsten
Nochmal Hallo,
Zunächsteinmal ist es nicht ganz richtig, daß ein Spant aus einem Baumstamm besteht. Die Spanten der großen Schiffe sind grundsätzlich Doppelspanten um die Stöße übelappend anordnen zu können. Für so einen Spant braucht man 4 bis 6 gr0ße, möglichst krumme Eichen. Aber die wurden nicht auf allen Seiten gehobelt und wenn da noch ein klein bißchen Rinde dranwar war das OK.
Der Holzhunger der damaligen Zeit war enorm, warum wohl ist das ganze Mittelmeergebiet Karst und nicht Wald?? Da haben schon die Phönizier mit angefangen.
Die maximale Länge für Holzschiffe liegt tatsächlich bei 120m, für noch längere Schiffe ist der E-Modul von Holz einfach zu klein und das Schiff wird zu weich. Die sogenannten "Holz"-Schiffe von heute sind ungleich fester als die alten Schiffe, das liegt aber daran, daß heute soetwas aus HfK (holz-verstärktem-Kunststoff) gebaut wird, sprich nach der WEST-Methode wird eine Unmenge Sondermüll geschaffen. Deswegen verwende ich auch kein Altholz mehr, wer weiß, womit das behandelt wurde...
Viel mehr als 120 Geschütze gab es selten an Bord, es sei denn man zählt die Arkebusen und Reelingsgeschütze mit.
Und das "international book of wood" ist schon eine feine Sache...
Cheerio,
Carsten
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- Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50
Re: Holzverbrauch früherer Zeiten
[In Antwort auf #101256]
Hallo Christoph,
das Sachbuch für Kinder führt hier leider keine ausführliche Begründung oder Quellenangabe auf, nachdem das Buch aber bei den Werkzeugen so erkennbar gründlich war, habe ich ich einfach geschlossen, dass die übrigen Angaben auch zuverlässig sein sollten.
Viele Grüße, Christof
Hallo Christoph,
das Sachbuch für Kinder führt hier leider keine ausführliche Begründung oder Quellenangabe auf, nachdem das Buch aber bei den Werkzeugen so erkennbar gründlich war, habe ich ich einfach geschlossen, dass die übrigen Angaben auch zuverlässig sein sollten.
Viele Grüße, Christof
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Re: Schiffbau, Ausrüstung, Betrieb & Abenteuer
[In Antwort auf #101269]
Hallo an alle im Thread,
es war mir eine Freude zusehen, daß das Thema Schiffsbau auch für andere Holzwerker ein interessantes Thema ist, und das es hier Leute gibt, die da sehr kompetent sind. Sxgiffe haben mich immer fasziniert. Vielen Dank Berthold für den tollen Link und an alle anderen für die vielen Literaturhinweise.
Da ein 120 Kanonenschiff außerhalb meiner handwerklichen und logistischen Fähikeiten liegt, kann das Lesen über den Bau solcher Schiffe eine schöne Schmökerei an verregenten Sommertagen werden.
Viele Grüße, Christof.
Hallo an alle im Thread,
es war mir eine Freude zusehen, daß das Thema Schiffsbau auch für andere Holzwerker ein interessantes Thema ist, und das es hier Leute gibt, die da sehr kompetent sind. Sxgiffe haben mich immer fasziniert. Vielen Dank Berthold für den tollen Link und an alle anderen für die vielen Literaturhinweise.
Da ein 120 Kanonenschiff außerhalb meiner handwerklichen und logistischen Fähikeiten liegt, kann das Lesen über den Bau solcher Schiffe eine schöne Schmökerei an verregenten Sommertagen werden.
Viele Grüße, Christof.
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Re: Schiffbau, Ausrüstung, Betrieb & Abenteuer
Och, wenn alle im Forum mithelfen???
:-)
Axel.
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Re: Schiffbau, Ausrüstung, Betrieb & Abenteuer
Genau wir gründen eine Schiffsbau GmbsH (mit sehr beschränkter Haftung) bauen einen hübschen Schoner der auch den Rhein an der Niedrlande vorbei bis in die Schweiz fahren kann. Jeder bekommt an Bord eine hübsche Werkstatt eingerichtet und denne bieten wir unsere Dienste an.
Viele Grüße, Christof.