Altes Hobeleisen

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Gereon Lamers

Altes Hobeleisen

Beitrag von Gereon Lamers »


Sehr geehrtes, liebes Forum!

Schön, daß es so eine Einrichtung auch auf Deutsch und vor allem für Deutschland, bzw. den deutschsprachigen Raum gibt!

Hier eine Frage an die Werkzeughistoriker:

Bei der Durchsicht der mehr als fragwürdigen Hinterlassenschaften, die sich in der neuerworbenen Datsche befanden stieß ich auch auf einen ziemlich hingerichteten Putzhobel; mal sehen, was sich damit noch anfangen läßt.

Darin befand sich nun ein 49mm breites Eisen mit folgender Prägung:

"Prym, (unleserlich, vielleicht 49) eine "1" in einem Dreieck mit stark verrundeten Ecken, und die Ziffern 38/269/4011.
Interesant fand ich, daß es sich um ein laminiertes Eisen handelt!

Kann damit jemand etwas anfangen??

Freue mich auf Reaktionen.

Gereon Lamers

Hutmacher Beat
Beiträge: 425
Registriert: Mo 21. Apr 2014, 18:40

Re: Altes Hobeleisen - deutscher Herkunft ?

Beitrag von Hutmacher Beat »


Guten Tag Gereon,

Vorneweg; Zum Hobeleisen an sich, kann ich nichts sagen.

Nur der Name Prym, ist mir geläufig. Diese Firma ist bei den Leder-Verarbeitenden bekannt als Hersteller z.B von Druckknöpfen, Also sog. Kurzwaren !

Die Firmengeschichte, (seit 1530) lässt aber die Vermutung zu, dass Prym in früheren Zeiten unter anderem auch Hobeleisen gefertigt haben könnte !

Weitere Info's findest Du hier : www.prym.de

Allenfalls könnte man ja bei Prym mal anfragen ?

Hoffe etwas beigetragen zu haben.

Mit besten Grüssen aus der Schweiz,
Beat

Wolfgang Jordan
Beiträge: 1354
Registriert: So 5. Jan 2014, 20:47
Kontaktdaten:

Re: Altes Hobeleisen

Beitrag von Wolfgang Jordan »


Hallo Gereon,

zur Herkunft deines Eisens kann ich nicht wirklich etwas sagen. Aber ich habe zwei Werkzeuge mit ähnlicher Kennzeichnung.

Das eine ist ein Zahnhobel mit 'Prym' und der Ziffer 1 in einem abgerundeten Dreieck:
http://www.holzwerken.de/museum/special/zahn1.phtml
Der Hobel selbst ist vermutlich französischer Herkunft und hat die gleiche Kennzeichnung ('RADIUM', 'SWB') wie dieser Grundhobel von Eckhard:
http://www.altes-handwerkzeug.de/museum/hobel/grund/1855.html

Auf einer Handbohrmaschine der Firma Venusberg
http://www.holzwerken.de/museum/hersteller/venusberg.phtml
ist ebenfalls diese 1 im Dreieck zu finden und die Ziffernfolge '32/370xx005' (nur noch teilweise lesbar).

Wie die '1' im Dreieck mit dem Namen 'Prym' zusammenhängt, weiß ich leider auch nicht. Kannst du auf deinem Hobel noch irgendwelche Kennzeichnungen entdecken?

Gruß, Wolfgang

Heinz
Beiträge: 7
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Altes Hobeleisen *MIT BILD*

Beitrag von Heinz »


Tach zusammen:
Zum Thema 1 kann ich auch was beitragen:
Die "1" wurde für Erzeugnisse verliehen, die "dem Durchschnitt der auf dem Weltmarkt angebotenen gleichartigen oder ähnlichen Erzeugnisse entsprachen". Damit haben wir gewissermaßen den "amtlichen Nachweis", dass es sich um ein DDR-Serienprodukt handelt.

Gruß
HEINz

Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Re: Altes Hobeleisen

Beitrag von Christof Hartge »


Hallo Wolfgang,
endlich mal was näheres zu meiner Tischbohrmaschine "Venusberg", von deren Mechanik ich noch immer fasziniert bin. Auf meiner ist neben dem Namensschild nur die Bezeichnung "HMT 1" auf dem Ausleger zu finden.

Weißt du oder jemand anders, ob solche Bohrmaschinen nur von dieser Firma kamen, oder ob auch andere wie Flott ähnliche Typen hergestellt haben?

Viele Grüße, Christof.

Wolfgang Jordan
Beiträge: 1354
Registriert: So 5. Jan 2014, 20:47
Kontaktdaten:

Re: Altes Hobeleisen

Beitrag von Wolfgang Jordan »


Hallo Christof,

kommt drauf an, was das Besondere an deiner Maschine ist. Tischbohrmaschinen gab es auch von anderen Firmen wie Flott, Metabo, Ixion, Aurowa usw.

Meine beiden Handbohrmaschinen von den Venusbergern sind im Unterschied zu anderen schaltbar. D. h. man kann den Gang auf Knopfdruck wechseln ohne erst irgendwelche Griffe umschrauben zu müssen. Das ist ein tolles Patent, was sich aber anscheinend unverständlicherweise nicht durchgesetzt hat. Wenn man dieser Anzeige im 'Wer liefert was?' von 1950 glauben kann, gab es diesen Mechanismus auch für Tischbohrmaschinen:
http://www.holzwerken.de/museum/hersteller/bohrmaschinen_wlw1950.phtml

Gruß, Wolfgang

Gereon Lamers

Re: Altes Hobeleisen

Beitrag von Gereon Lamers »

[In Antwort auf #101248]
Hallo, alle miteinander und vorab vielen Dank!

Ist das nicht toll? Man wirft einen Stein ins Wasser und wenige Stunden später weiß man schon erheblich mehr!

Also der Reihe nach:
Ja, Beat, daß Prym heute Kurzwaren herstellt wußte ich
irgendwie, aber es war mir nicht mehr recht bewußt. Die sitzen aber im äußersten Westen Deutschlands, Stolberg bei Aachen, und das wohl auch schon seit dem 16. Jh! Die müssen per mail befragt werden über ihre Firmengeschichte ("ostdeutsche" Vorkriegstochter, oder sowas).

Dann, Wolfgang, ja, so wie auf Deinem Zahnhobeleisen sieht das bei mir auch aus, nur nicht erhaben, sondern eingeprägt. Weitere Kennzeichnungen gibt es nicht, aber die Syntax der Ziffernfolge ähnelt doch sehr dem, was Du auf Deiner Handbohrmaschine aus dem Erzgebirge gefunden hast! Ich denke, da muß es eine Art einehitlichen Werkzeugcode in der DDR gegeben haben (die waren gut mit sowas...), so in der Art: Hersteller/Typ/Seriennnummer, vielleicht? Wenn Du Kontakte zu Leuten hast, die hier in Fünfneuland früher Werkzeige hergestellt haben, sollte man das doch rausbringen, oder? Ich werd mal schauen, ob mir auch jemand zum fragen einfällt.

Denn schließlich, Heinz, genau, DDR Produkt! So sieht "meine" 1 auch aus.
Naja, die Datsche (Gartenhaus) steht halt auch in Erfurt, was zwar nicht "Ost-" sondern Mitteldeutschland ist, aber jedenfalls früher zur DDR gehörte.

Grüße

Gereon

Wolfgang Jordan
Beiträge: 1354
Registriert: So 5. Jan 2014, 20:47
Kontaktdaten:

Re: Altes Hobeleisen

Beitrag von Wolfgang Jordan »


Hallo Gereon,

ich habe hier auch was gelernt, nämlich die Bedeutung der 1 in dem abgerundeten Dreieck. Etwas googeln hat noch gebracht, daß das ein Gütezeichen des 'Deutschen Amtes für Meßwesen und Warenprüfung' der DDR gewesen ist. Damit ist dein Eisen als Nachkriegsprodukt identifiziert. Von meiner Bohrmaschine wußte ich das schon, weil 'Venusberg' erst 1945 gegründet wurde.

Die Prägung auf meinem Eisen ist übrigens nicht erhaben, das ist eine optische Täuschung. Und für 'uns' ist die DDR Ostdeutschland gewesen, auch wenn das geographisch oder politisch nicht ganz korrekt war.

Gruß, Wolfgang

Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Re: Altes Hobeleisen

Beitrag von Christof Hartge »

[In Antwort auf #101254]
Ja also ich habe die Venusberger Tischbohrmaschine und die ist genauso schaltbar, wie du das schreibst.

Beeindruckend ist auch der Mechanismus mit dem Vortrieb und Drehbewegung und das Einschalten der Schwungscheibe bewirkt wird. Für mich immer noch ein Rätsel. Sobald ich Zeit habe werde ich mal Bilder einstellen.

Viele Grüße, Christof.

Wolfgang Jordan
Beiträge: 1354
Registriert: So 5. Jan 2014, 20:47
Kontaktdaten:

Re: Altes Hobeleisen

Beitrag von Wolfgang Jordan »


Hallo Christof,

wie gesagt, diese 'Gangschaltung' hat es anscheinend nur bei 'Venusberg' gegeben. Die Steuerung des Vortriebs über eine Rutschkupplung war wohl schon wesentlich früher allgemein üblich. Ich habe die Funktion mal in einem früheren Beitrag versucht zu beschreiben:
http://www.woodworking.de/cgi-bin/forum/webbbs_config.pl/read/1728

Die Bilder deiner Maschine würden mich interessieren. Ich werde auch mal welche von meinen Bohrmaschinen machen. Der genaue Mechanismus ist bei beiden verschieden, aber immer genial.

Gruß, Wolfgang

Antworten