Wippdrechseln - 2 Jahre danach *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Friedrich Kollenrott
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Wippdrechseln - 2 Jahre danach *MIT BILD*

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Hallo,
vor knapp zwei Jahren habe ich hier meine Wippdrechselbank gezeigt:

http://www.woodworking.de/cgi-bin/forum/webbbs_config.pl/md/read/id/73158/sbj/wippdrechselbank/

Das ist eine hölzerne Maschine mit Pedalantrieb, bei der das Werkstück mit Zentrierungen zwischen feststehenden Spitzen aufgenommen und von einer Treibschnur direkt angetrieben wird. Es gibt also keine gelagerte Spindel und das Werkstück dreht sich einige (etwa 5 bis10) Umdrehungen in Arbeitsrichtung und dann wieder zurück.

Ein Werkstück (Feilenheft) auf der Maschine, vor dem Schleifen (es ist das kleinste Heft von Bild 4, aus Kirschholz, vor dem Schleifen):


Solche Werkzeughefte und ähnliches wollte ich damit herstellen. Und so ist es denn auch gekommen. Ich habe die Drechselbank ab und zu aufgebaut (derzeit ist sie aufgebaut) und daran beschaulich gewerkelt. Einige Ergebnisse:

Verschiedene Feilenhefte, die schon im Einsatz sind (da habe ich mal probiert, was am besten in der Hand liegt):


Oder andere Formen:


Und die favorisierte Version in verschiedenen Größen und Hölzern. Der schwarze Ring an der dicksten Stelle ist erzeugt, indem ein Draht in eine eingestochene Rille gesetzt (mit ungefähr 180° Umschlingung) und straff gehalten wird, wenn man dann fleißig tritt erwärmt sich der Draht durch die Reibung bis zum Schwarzbrennen des Holzes:


Feilenhefte sind sehr nützliche und gern genommene kleine Geschenke, habe ich festgestellt (ein mit mir sehr nah verwandter Holzwerker nahm sich gleich drei).

Für mich selbst: Das Heft für einen Schnitzbeitel den ich aus einem alten englischen Stecheisen gearbeitet habe:


Und mein Maurerhammer brauchte auch einen neuen Stiel:


Aber ich habe nicht ausschließlich Werkzeughefte und -stiele angefertigt, sondern auch Möbelknöpfe, hier ein Schlüsselbrett aus Erlenholz:


Die notwendige zentrische und sauber axiale Bohrung in ein Feilenheft kann ich auf der Drechselbank natürlich nicht machen. Dafür spanne ich das Heft mit der Zwinge in einer Spannvorrichtung ein, das ist ein Vierkant mit passender Bohrung, lotrecht zu seiner Unterseite, und geschlitzt. Das Heft hängt beim Bohren seitlich neben dem Tisch der Säulenbohrmaschine herunter :


Ich bin bei meiner Meinung geblieben, dass man sich auf Werkstücke beschränken sollte, die mit einer solchen Wippdrechselbank problemlos machbar sind. Ich weiss, es gibt Artisten die darauf sogar Schalen machen, ich halte das für sportlich aber nicht sinnvoll. Und die beliebten Kreisel mit feinen Spitzen, die gehen gar nicht. Ansonsten, es ist ganz eindrucksvoll, was damit möglich ist. An Feilenheften muss der zylindrische Zapfen auf den die Zwinge aufgedrückt wird im Durchmesser eine Toleranz von höchstens +/- 1/10 mm einhalten. Das ist überhaupt kein Problem (ich mache es mit einem Werkzeug, das einen Schneidgrat hat wie eine Ziehklinge).

Wippdrechseln macht Freude.

Friedrich

Friedrich Kollenrott
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Und hier das fehlende Bild: *MIT BILD*

Beitrag von Friedrich Kollenrott »




Pedder
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Re: Wippdrechseln - 2 Jahre danach

Beitrag von Pedder »


Moin Friedrich,

Ser schön, Deine Ergebnisse. Wie scheifst Du die Hefte?

(Dein Einverständnis vorausgesetzt habe ich das Bid in den Beitrag kopiert.
Aber wenn ich den Beitrag, in dem es hochgeladen wurde, löschen würde, wäre es weg.)

Liebe Grüße
Pedder

Friedrich Kollenrott
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Schleifen

Beitrag von Friedrich Kollenrott »


Moin Pedder,
vielen Dank für das Einfügen des Bildes.
Zum Schleifen: Ich schleife erst mit 120er, dann mit 240er Papier, an das rotierende Werkstück gehalten. Man muss darauf achten, dass die Papierkante, falls sie das Werkstück berührt, schräg zur Schleifrichtung liegt, sonst gibt es eine Stufe. Im Bereich der Hohlkehle mit einem ganz schmalen Papierstreifen, um die Fingerkuppe gelegt.
Am hinteren Ende des Heftes soll die Zentrierung vollständig verschwinden (Vorbild: Ei). Da drechsle ich bis auf einen ganz dünnen Rest von etwa 2 bis 3 mm Durchmesser. Der stehengebliebene Zapfen mit der Zentrierung wird dann mit einem Beitel sauber entfernt. Zuletzt wird geschliffen, mit einem Stück 240er in der weichen Handfläche. Es wird wie ein Ei.

Grüße, Friedrich

Wolfgang J
Beiträge: 353
Registriert: Fr 26. Apr 2019, 21:49

Re: Schleifen

Beitrag von Wolfgang J »


Hallo Friedrich,
Die Feilhefte gefallen mir sehr gut. Erstaunlich mit welch einfachen Mitteln hergestellt.
Der Trick mit dem Einspannen zum Bohren hab ich mir gleich abgespeichert. Bisher hatte ich immer kleinere Probleme mit dem geraden bohren der Angellöcher.

Gruß Wolfgang

Bernd Grunwald
Beiträge: 472
Registriert: Mi 5. Sep 2018, 14:21

Re: Wippdrechseln - 2 Jahre danach *MIT BILD*

Beitrag von Bernd Grunwald »

[In Antwort auf #150554]
Hallo Friedrich,

das sind sehr schöne Feilenhefte. Wie und aus welchem Material hast du die Zwingen gemacht? Die sehen auch richtig edel aus.

Bei mir sind die Zwingen aus Kupfer, weil ich von einer Heizkörperinstallation noch einige kurze Abfallstücke von einem 18mm Kupferrohr hatte. Die konnte ich jetzt für meine ersten, selbst gedrechselten Feilenhefte gut gebrauchen.

Für das Schleifen des hinteren Endes (und für das Lackieren des gesamten Heftes) habe ich eine Kombi-Schraube (mit je einem Holzgewinde und einem 6 mm metrischen Gewinde) in das Angelloch gedreht (siehe Foto). Damit kann man das Feilenheft in den Akkuschrauber einspannen und kann die abgesägte Stelle mit einem Stück Schleifpapier in der hohlen Hand perfekt rund schleifen. Die Schraube bietet zudem noch ein lackfreies Packende beim anschließenden Lackieren (wenn man statt Holzöl lieber Lack auf dem Feilenheft haben möchte).

Gruß
Bernd




Franz Kessler
Beiträge: 2298
Registriert: Mi 27. Nov 2019, 21:09

Re: Wippdrechseln - 2 Jahre danach

Beitrag von Franz Kessler »


Hallo Friedrich

Alle Achtung, zum einen sehen die Griffe richtig gekonnt aus, dass sie nun mit einer Wippdrechselbank gefertigt wurden,
macht die Sache noch wesentlich interessanter, (Du denkst an ein Ei, ich eher an schöne Frauenbeine wenn ich mal solche Teile drehe).

Gruß Franz

Heinz Kremers
Beiträge: 2764
Registriert: Mi 12. Aug 2015, 19:10

Re: Wippdrechseln - 2 Jahre danach

Beitrag von Heinz Kremers »


nee,nee, Franz,

Du alter Gigolo....

schönen Abend
Heinz

Friedrich Kollenrott
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Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Zwingen

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #150560]
Hallo Bernd,

Stockschrauben einzusetzen für die Endbearbeitung ist pfiffig. Ich würde aber nie lackieren, ich öle nur.

Die Zwingen mache ich aus V2A- Rohr (rostfreier Stahl). Die größeren (Durchmesser 16 bis 20) aus geschweissten Rohren, wie sie zum Geländerbau und für ähnliche Zwecke üblich sin d. Die kommen sauber geschliffen aber meist ziemlich unrund. Kleinere Durchmesser aus gezogenem Präzisionsrohr oder "Prezi- Rohr", das gibt es dünnwandiger (da bleibt der Holzzapfen etwas dicker, das hilft auch beim Drechseln) und das Rohr ist sehr maßgenau.
Beide Rohrsorten gibt es in der Bucht im Zuschnitt. Eigentlich hatte ich mir einmal Messingrohr vorgestellt, das ist aber viel teurer. Und inzwischen glaube ich: Rostfreier Stahl sieht auch besser aus.

Grüße, Friedrich

Gerd Fritsche
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Registriert: Do 30. Aug 2018, 08:37
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Re: Wippdrechseln - 2 Jahre danach

Beitrag von Gerd Fritsche »

[In Antwort auf #150554]
Hallo Friedrich,
das sind wirklich tolle Ergebnisse.
Viele Grüsse
Gerd.

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