Will keiner mehr Holzspielzeug haben?

[Markus Stipp]

Hallo,

ich weiss zwar nicht, ob das wirklich in dieses Forum gehört aber ich muss mal was loswerden, worüber ich in den letzten Tagen doch recht erschrocken war.

Unsere Tochter (1Jahr) soll zu Weihnachten eine Puppe bekommen incl. einigem "Zubehör". Der Kauf einer Puppe, die nicht mit Schadstoffen belastet ist, ist schon ein Abenteuer für sich. Im Endeffekt kommen nur reine Stoffpuppen in Frage und selbst da steckt noch genügend Mist drin, wenn man sich nicht genau informiert. Zu der Puppe soll sie noch ein kleines Puppenbett bekommen. Da meine Frau gerade in der Stadt war und nicht daran gedacht hat, dass ich sowas vielleicht selber bauen könnte, hat sie dann gleich mal danach geschaut.

Bei uns in der Umgebung gab es mehrere Einrichtungen (Behindertenwerkstätten, Jugendwerkstätten etc.), die (früher zumindest) eine Holzwerkstatt hatten und wo man durchaus sehr schönes und gutes Holzspielzeug kaufen konnte. Der erste Anlauf war Fehlanzeige: "Unsere Holzwerkstatt gibt es leider nicht mehr. Versuchen sie es doch mal bei ...".

So ging das dann weiter. Bei vier solcher Einrichtungen hat meine Frau dann hinterher angerufen und es kam immer die gleiche Antwort: "Unsere Holzwerkstatt wurde aufgelöst, weil es sich nicht mehr gelohnt hat".

Den größten Schock habe ich dann bekommen, als wir mal bei Toys R Us waren. So einen riesen Haufen Plastikmüll habe ich in meinem ganzen Leben ja noch nicht gesehen. Ein Regal war dann mit "Holzspielzeug" beschriftet. Das was da angeboten wurde, hatte mit Holzspielzeug nicht wirklich viel zu tun. Die Grundkörper waren zwar meist aus Holz aber die ganzen Anbauteile bestanden dann wieder aus Plastik.

Will denn keiner mehr seinen Kindern schönes Holzspielzeug schenken, wenn in so großen Spielzeugläden nur noch "Müll" aus Plastik angeboten wird? Die besten Spielzeuge habe ich bisher in einem ca. 60km entfernten Möbelhaus gefunden, die ausschließlich Massivholzmöbel von umliegenden Tischlereien im Programm haben. Das Spielzeug, das die dort haben hat die gleiche super Qualität wie die Möbel.

Das Puppenbett werde ich jetzt natürlich selber bauen aber diese Erfahrung stimmt mich wieder sehr nachdenklich. Wenn das so weitergeht kann man nur sagen: "armes Deutschland", oder besser noch "arme Welt"

Das gute daran ist wohl, dass es in den nächsten Jahren immer wieder Projekte geben wird, mit denen man einen kleinen Menschen hoffentlich glücklich machen kann. Und das eine oder andere gute Werkzeug wird dabei für den "Papa" wohl auch noch rausspringen. :-)

Gruß

Markus

[Gero Meyhoefer]

Hallo Markus,

natürlich ist eine große Serienproduktion in Plastik leichter herzustellen als in Holz. Das schlägt sich natürlich auch im Preis nieder und da viele Menschen zuerst auf den Preis und dann erst auf die Qualität schauen ist dadurch natürlich das Angebot bestimmt.

Bei uns zuhause bekommt Paul (2) auch in erster Linie Holzsspielzeug von uns. Nur die Großeltern kommen immer wieder mal mit batteriebetriebenem Plastikmist an. Da nehme ich meistens gleich die Batterie raus. Wenn der Kram nicht blinkt oder Krach macht, ist er dann recht schnell vergessen und wird weggeräumt.

Zuletzt habe ich an einem Kaufladen gewerkelt, ein Bild gibts unter http://www.woodworking.de/cgi-bin/forum/webbbs_config.pl/read/18319 im Nachbarforum.

Und zumindest in diesen beiden Foren wirst Du noch viele Anregungen für Kinderspielzeug finden. Für Werkzeuge auch ;-)

Beste Grüße

Gero

[MarkusS]

Holzspielzeug scheint leider "out" zu sein. Wenn es nicht blinkt oder Krach macht oder über sonstige "Special Effekts" verfügt scheint Spielzeug heute unverkäuflich zu sein.

Wenn man denn mal Holzspielzeug findet kostet es ein Schweinegeld - ein industriell gefertigtes Holz-Laufrad ist kaum unter EUR 60,-- zu kriegen, ein Metall-Laufrad mit batteriebetriebener Hupe und LED-Blinklicht kostet EUR 40,-- (letzte Woche im hiesigen WalMart gesehen).

Eine gewisse Auswahl an Holzspielzeug findet man oft noch in "Ökoläden", die Preise treiben einem dann erst recht die Tränen in die Augen.

Gruss
Markus

[Edi Kottmair]

Hallo Markus,

grundsätzlich hast Du recht. Du müsstest erst einmal in USA in einen Spielwarenladen gehen. Das ist der reinste Schock. Aber es gibt hier doch noch einige gute Hersteller wie Geuther oder Selecta, die Massivholz-Spielsachen bauen, die man auch bezahlen kann. Zumindest sind sie vergleichsweise auch nicht teurer als die Plastikwaren von Zapf. Geuther baut z.B. sehr gute Schaukelpferde aus massiver Buche, die nicht zu teuer sind. Beim Obletter in München gibt es noch einige Spielwaren aus Massivholz.
Ansonsten einfach selber bauen: http://www.kurswerkstatt.de/heimwerken-ratgeber/werkzeug-artikel_73.htm .

Viele Grüße von
Edi

[Marc]

[In Antwort auf #18677]
Hallo,Markus
ich hatte als Kind ne Holzeisenbahn(die gibst noch)-wahr sehr glücklich damit.
meine,CNC bietet doch neue Möglichkeiten,kreativeres,innovationäres zu bieten-zudem günstiger.
die Zeit des Holzspielzeugs kommt wieder,wenn die "geiz ist geil" Epoche abflaut bzw. die oil-kapazität nur noch für die elementarsten bedürfnisse der menschheit
zulässt-nämlich treibstoff fürs militär(traurig,aber wahr)
mal ne andere Frage:du schreibt ,ein Möbelhändler bietet massivholzmöbel aus verschiedenen Tischlereien an in deiner Gegend.kannst du zu den Möbelstücken was sagen? ala Dänemark?oder wirklich handsolides(Franz Karg,Tage Frid,..)

[Markus Stipp]

Hallo Marc,

ich sehe gerade, dass das sogar eine recht große Möbelhauskette ist. Siehe unter rs-moebel.de. Einige Möbel kommen aber garantiert aus einer Tischlerei ganz in unserer nähe. Die hatten nämlich früher mal einen Werksverkauf bei dem wir unser Schlafzimmer gekauft haben. Von der Qualität war ich echt begeistert. Den Werksverkauf gibt es leider nicht mehr und auf Anfrage, wo man denn diese Möbel sonst kaufen könnte haben sie uns halt RS-Möbel genannt.

Die Bilder auf der Webseite sind allerdings nicht so sehr gelungen. Im Katalog und in Natura sieht es viel besser aus.

Markus

[Frank]

[In Antwort auf #18677]
Hallo Markus,

bei mir um die Ecke gibt es eine Schreinerei, die auch ein kleines, hübsch dekoriertes Schaufenster besitzt.
Neben Massivholz-Möbel wird viel Holzspielzeug angeboten, ausschließlich aus heimischen Holzarten.

Wenn wir Kinder-Spielzeug kaufen oder verschenken wollen, haben wir es uns angewohnt, zuerst beim Schreiner vorbeizuschauen (ebenso unsere Freunde).

Aber wir wohnen in einer kleinen Gemeinde...
Die Spielzeug-Welt da draußen wird aber, dank TV-Werbung und Eltern, die ihre Kinder bequemerweise vor dem Fernseher "abstellen", von wenigen Großkonzernen beherrscht.
Man kann weder diesen Spielzeug-Herstellern noch den Fastfood-Ketten einen Vorwurf machen, solange es noch Leute gibt, die dem Kinder-Frieden zuliebe solche Dinge kaufen.

Tja, Erziehung war und ist eben nicht immer einfach,
gerade vor Weihnachten :-)

Mit vorweihnachtlichem Gruß

Frank

[Dietrich]

Hallo,

Samstags morgens um 10 Uhr beginnt die Verblödung der Kinder mit immer noch "besseren" Action Spielen, die, die bekannten Hersteller über den bekannten Laden, der nicht mal weiß wie rum ein "r" geschrieben wird, vertreiben. Übrigens, der Parkplatz vorm falschen "r" ist um diese Zeit so voll, das es zurück bis auf die Autobahn staut.
"Märklin" beliefert das falsche "r" nicht, Hut ab!

Nehmt Euch ein paar Holzreste, baut daraus einige offene Kästen, mit schrägen Deckeln zum runternehmen. Schneidet auf der Bandsäge oder Feinsäge ein paar Tiere aus, auf einer Sperrholzplatte lassen sich mit Dübelhölzern schöne Weidezäune bauen.......
So ein Bauernhof kostet im Laden ein Vermögen, es sei denn er ist aus Plastik.
Und jedes Jahr gibts was zum Bauernhof, einen Traktor mit Hänger, einen Langholztransport mit Pferden, später eine Dampfmaschine mit angetriebener Bandsäge, Kreissäge, Bohrmaschine.........

[Rolf Hertenstein]

Da Ganze ist nicht unproblematisch. Wir Holzwürmer müssen bei unseren Kindern schon sehr aufpassen, dass wir sie mit unserer Holzvorliebe nicht überforden und in eine Abwehrhaltung bringen.

Sie für schöne Holzspielsachen zu prägen, ist sicher richtig. Aber Achtung, dass der Schuss nicht nach hinter losgeht und die Kids sich genervt verdrücken, wenn man schon wieder mit einer Holzfigur ankommt und der Nachbarsjunge doch so coole Playmobils hat.

Alle meine Vorredner in diesm Thrad haben recht - aber wie es ein Siebenjähriger wirklich sieht, weiß keiner von uns.

Das Eine nicht verteufeln und das Andere fördern, scheint mir sinnvoller als eine einseitige Einflußnahme. Und das bedeutet für und, auch andere Materialien zu akzeptieren. Mögen muss man sie ja nicht.

Rolf
- mit inzwischen 12jährigen Zwillingen gesegnet-

[Heinz Kremers]

Hallo Dietrich,

wußte gar nicht, daß Du rheinische Wurzeln hast - oder sind die nur angewachsen? Trotzdem, schön wenn auch etwas landschaftliches in der Sprache erhalten bleibt, auch wenn es aus einem Heinz-Rühmann-Film stammt.

Möchte Rolf beipflichten. Man kann das nicht alles verteufeln. Auf die richtige Mischung kommt es an. Mit 21 und 19 sind meine beiden aus dem passenden Alter für Holzspielzeug heraus, aber ich denke, Holz ist für sie ein Begriff geblieben trotz LEGO und etwas playmobil und einiges an wirklichem Plastikschrott, den beide dann aber auch bald in solchen reif für die Tonne verwandelt haben. Mein 19-jähriger interessiert sich im Moment zwar mehr dafür, wie ich meine Bäuerle-Geräte aufgemöbele, aber bald kommt auch die Zeit, wo ich ihn bitte, mal mit anzupacken und wie ich ihn kenne, wird dann auch die Erkenntnis kommen, daß Holz ein sehr vielseitiger Werkstoff ist, den er als Kind schon gern in der Hand hatte.

Die Öko-Kinder, die wegen der vielen Körner ihre Eltern morgens schon mit Kikeriki begrüßen wandeln sich auch manchmal (aus Protest) in fleischfressende Ungeheuer. Für mich war die Devise: viel mit natürlichen Sachen spielen lassen und beim Plastik etwas auf Qualität achten. Und - einen Computer aus Holz hab ich noch nicht gesehen.

mit vorweihnachtlichem Gruß

Heinz