Sägen: schwierig und anstrengend ? (Mit Bildern)

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Dirk Vogel
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Sägen: schwierig und anstrengend ? (Mit Bildern)

Beitrag von Dirk Vogel »


Hallo allerseits,

wahrscheinlich werden selbst auf dieser stillen Seite des Holzwerkforums die wenigsten Leute Bretter in ihrer Stärke von Hand auftrennen. Beim Bau meiner Werkbank habe ich bereits die (frustrierende) Erfahrung gemacht, meterlange Hainbuche mit stumpfer Säge der Länge nach zu sägen, aber das war nichts gegen die Schwierigkeiten, ein Hartholzbrett von 25 x 39 cm zweimal aufzutrennen. Da ich kaum Vergleichsmöglichkeiten habe und seit gestern verunsichert bin, hätte ich gern von Euch gewußt, ob ich ich mich einfach nur dumm anstelle und das, was mir nicht gut gelang, sehr wohl zu schaffen ist, oder ob zu erwarten war, was Ihr hier anschauen könnt.

Das Stück der Bohle war 5,5 cm stark, und ich wollte es in drei gleich starke Brettchen teilen. Nach dem Anreißen habe ich es zunächst mit einer schön steifen Säge probiert (des Geradeauslaufs wegen):



Dann, als ich hoffte, rundum die Bahnen zur Führung einer rückenlosen Säge geschaffen zu haben, kam die Gestellsäge zur Anwendung:



Und nachdem ich das Gefühl hatte, gar nicht voranzukommen und mehr Kraft aufwenden zu wollen, habe ich es mit dem Fuchsschwanz probiert:



Dazu ist zu sagen, daß ich nicht glaube, in der Lage zu sein, mit einem Fuchsschwanz so ein Brett in einem Aufwasch von oben bis unten gerade durchzusägen. Auf meine umständliche Weise hat die Aktion allerdings bei gutem Zustand meiner Sägen fünf Stunden gedauert (Ausruhzeiten schon herausgerechnet). Und das Ergebnis ist – gelinde gesagt – trotz aller Sorgfalt frustrierend (ich hoffe, man erkennt etwas auf dem Foto):



Stand das zu erwarten ? Wird das bei den nächsten neun Brettern, die ich für meine Notenständer noch aufzutrennen habe, ebenso laufen ? Ist das der Grund, warum viele eben doch noch eine Bandsäge im Keller stehen haben ?

Viele Grüße vom ziemlich ratlosen

Dirk.


reinhold
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Re: Sägen: schwierig und anstrengend ? (Mit Bilder

Beitrag von reinhold »


hallo Dirk,

ich möchte mich nur zur Gestellsäge äussern : falsches Sägeblatt ! Du hast, wenn ich das richtig sehe, ein Universal-Sägeblatt mit sog. japanischer Zahnteilung benutzt. Die sind beim Auftrennen nicht so gut wie die Längsschnitt-Sägeblätter (Schlitzsägeblätter). Da die Kosten für so ein Blatt bei 10 Euro liegen, lohnt sich die Neuanschaffung.
Und man kann sie , im Gegensatz zu den Japanblättern, leicht selbst nachschärfen.

Gruss
reinhold


Klaus Kretschmar
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Registriert: Sa 21. Nov 2020, 23:13

Re: Sägen: schwierig und anstrengend ? (Mit Bilder

Beitrag von Klaus Kretschmar »


Hallo Dirk,

eine Hartholzbohle von Hand aufzusägen, ist eine Herausforderung. Ob ich die Geduld hätte, 5 Stunden hierfür aufzuwenden, glaube ich eher nicht, finde es aber sehr beachtlich, dass du dich da im wahrsten Sinne des Wortes durchgebissen hast.

Weswegen gefällt dir das Ergebnis nicht? Soweit man das auf den Fotos beurteilen kann, sieht es doch gut aus. Jetzt noch die erforderliche Nacharbeit mit dem Hobel (die immer anfällt, auch nach dem Auftrennen mit der Bandsäge) und das Ergebnis passt. Wenn das Brett nicht mehr die benötigte Stärke hat, dann liegt der Fehler nicht im schlechten Sägen, sondern darin, beim Auftrennen nicht genügend Fleisch zum Aushobeln berücksichtigt zu haben.

Grüsse
Klaus



reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Nachtrag

Beitrag von reinhold »

[In Antwort auf #122592]
Nachtrag :
auf Bild 2 und 3 hast Du, so scheint es mir, das Holz falsch herum eingespannt: Du sägst gegen die Maserung. Hättest Du das Holz ca 90 Grad gedreht, dann könntest Du mit der Maserung sägen, was etwas einfacher geht.

Gruss
r.


Friedrich Kollenrott
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Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Puh!

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #122592]
Dirk,

ich bewundere Deine Ausdauer. Sowas von Hand aufzusägen ist schon bemerkenswert.

Grundsätzlich aber: Alle von Dir eingesetzten Sägen sind viel zu fein. Wenn die Säge einen so langen Weg durch das Holz hat, dann müssen die Zahnlücken geräumig genug sein, die auf diesem Weg erzeugten Sägespäne aufzunehmen, sonst verstopft die Säge und Du sägst Dir einen Wolf, kommst aber nicht voran. (Auch eine Bandsäge für derartige Schnitte muss übrigens eine relativ große Zahnteilung haben)

Nochmal: Hut ab. Du bist wirklich der Härteste hier.

Friedrich



Philipp
Beiträge: 891
Registriert: Mi 21. Nov 2012, 14:14

Re: Puh!

Beitrag von Philipp »


Hallo Dirk,

ich sach nur: Rahmensäge!

http://www.woodworking.de/cgi-bin/forum/webbbs_config.pl/noframes/read/22931

Und dazu ein grobes Schlitzsägeblatt.
Eine solche Arbeit wird aber immer eine Plackerei bleiben, bei den lächerlichen 60 Watt, die unsereins so ungefähr aufbringt.

Gruß, Philipp



Dirk Vogel
Beiträge: 510
Registriert: Do 6. Okt 2016, 18:01

Wenn ich Euch recht verstanden habe ...

Beitrag von Dirk Vogel »

[In Antwort auf #122592]
... dann war meine Vorgehensweise mit Anreißen, Rundumsägen mit Rückensäge, Weitersägen mit Fuchsschwanz und Kopfschütteln über das Ergebnis aber schon nicht völlig verkehrt ? Alles klar. Die vorgeschlagenen Feinheiten (von wegen mit der Maserung zu sägen bzw. vor allem eine gröbere Säge zu benutzen) werde ich bei den nächsten Brettern beherzigen. Bei dem vorgestellten Brett hoffte ich, mit dünnen Sägeblättern möglichst wenig Holzmehl zu produzieren, weil der Spielraum zum Hobeln bei der gewünschten Stärke sehr knapp war. Deshalb habe ich übrigens auch in die Gestellsäge das dünnne Japanblatt eingezogen und kein grobes, das viel dicker gewesen wäre und außerdem in den Schlitz der Vorgängersäge gar nicht hineinpaßte.

Wie viele Millimeter sollte man denn realistischerweise bei diesem Vorgehen pro Schnitt und anschließendem Hobeln abziehen ?

Grüße von Dirk


Carsten Rödiger
Beiträge: 139
Registriert: Fr 26. Okt 2018, 16:39

Re: Wenn ich Euch recht verstanden habe ...

Beitrag von Carsten Rödiger »


...aber ein bißchen aufwendig.
Anreißen ist unbedingt wichtig, aber das Vorsägen würde ich weglassen, den Schnitt mußt Du so oder so kontrolieren.
Die Gestellsäge ist gut, nur mit viiiiiiiel zu feinem Blatt. Die hier vorgestellte Rahmensäge finde ich noch besser, nur hätte ich sie aus Fichte und Esche gebaut, wegen des Gewichtes.
Ich benutze zum Aufsägen eine große Nokogiri, Blattlänge ~50cm. Die ist leider noch original-angeschliffen, also für Weichholz, und das ist für Ahorn und Esche viel zu aggresiv.
Schnittbreite ist etwa 3mm, fürs Hobeln gehen noch mal 2-3mm drauf (bei trockenem Holz). Es gibt aber auch für die Gestellsäge japanische Längsschnittblätter (600mm), die nur 1,2mm Schnittbreite haben und mit Übung beim Sägen (ich habe leider noch nicht so viel) kannst Du das Hobeln sicher auf 1-2mm reduzieren.
Ich hatte mir damals eine Nokogiri gekauft, da der Stamm (eher eine Stammgabel mit 45cm Durchmesser auf der einen und 2x 30cm auf der anderen Seite), den ich in bretter gesägt habe, eben eine Schnitthöhe von 60cm hatte, für die keine Gestellsäge mehr geht.
Ich hatte damals schon daran gedacht, mir aus einem Stück Auftrennbandsägeblatt (120-150cm lang) eine Rahmensäge zu bauen, habe das aber (leider) nicht getan.
Wenn meine Bandsäge endlich fertig ist, werde ich die Nokogiri nicht mehr viel brauchen...

Cheerio,

Carsten



Pedder
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schweißtreibend

Beitrag von Pedder »

[In Antwort auf #122592]
Hallo Dirk,

Ich hatte angefangen zu schreiben, aber vergessen, den Beitrag abzuschicken. Entschuldige daher die Wiederholungen zu anderen Beiträgen.

Ich trenne relativ regelmäßig Drechselklötze der Länge nach auf. Die Fläche der
Schnitte ist dann zwischen 15*15cm und 25*25cm groß. Die Flächen sehen so
ähnlich aus wie Deine. Da bist Du sicher nicht verkehrt davor. Wenn Du ein
besseres Ergebnis haben willst, solltest Du Dir den Bau eine Rahmensäge mit sehr
breitem Blatt überlegen. Aber so schlimm ist es doch nicht, ein wenig schruppen
und schlichten und schon ist Deine Oberfläche in Ordnung.

Was mich wundert, ist Deine Zeit. 5 Stunden kommt mir doch sehr lang vor. Für
meine Stücke schätze ich die Zeit je nach Sägbarkeit des Holzes auf 20 bis 30
Minuten inklusive Verschnaufen. Die Sägbarkeit kann man übrigens nicht mir der Härte gleichsetzen. Eher
mit Zähigkeit.

Folgende Faktoren kommen mir in den Sinn:

Zu feine Bezahnung:
Sowohl die Spannsäge als auch der Fuchsschwanz könnten gröber. Für solche
Schnitte könnte man wirklich eine Säge mit 3 tpi brauchen.

Richtige Schränkung:
Dass der Fuchsschwanz in die gleicher Kerbe passt, wie die Rückensäge wundert
mich ehrlich gesagt. Dann hat er sehr wenig Schränkung oder die Adria sehr viel.
Normalerweise kommen die Pax doch mit einer Schränkung, die viel zu grob ist?

Falsche Bezahnung?
Ist Dein Spannsägeblatt ein Universalblatt? Versuch mal ein Blatt für
Längsschnitte.

Die Richtung der Zähne zur Faser:
Die Zähne der Säge sollen die Fasern abtrennen wie ein Stechbeitel. Im Bild mit
der Spannsäge stehen sie dafür falsch herum. Wenn Du auf Zug sägst, muss da
Brett zu dir geneigt sein, sonst richten sich die Fasern gegen den Zahn auf.

Mit dem Fuchsschwanz kann ich in der Hobelbank nicht gut sägen. Ich muss ihn zu
sehr drücken. Zum Sägen auf der Bank ist eine Säge mit Eigengewicht, Spann- oder
Rückensäge, besser. Der Fuchsschwanz schreit geradezu nach einem Sägebock - such
mal nach saw bench.

Für so einen Schnitt würde ich mit mindestens 3mm Verlust rechnen.

Aber ja, es ist viel Arbeit und ich ziehe inzwischen das Hemd aus, bevor
ich anfange zu sägen. :o)

Liebe Grüße
Pedder



Philipp
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Registriert: Mi 21. Nov 2012, 14:14

Re: Wenn ich Euch recht verstanden habe ...

Beitrag von Philipp »

[In Antwort auf #122599]
Hallo Dirk,

mir tut der hohe Sägeverlust auch immer leid, aber ich glaube, er ist unvermeidlich, da jede Säge ein wenig verläuft und dadurch die Fläche eben nicht mehr eben bleibt.

Der Gedanke, den Schlitz durch Verwendung eines dünneren Sägeblattes schmaler halten zu können, liegt natürlich nahe. Andererseits wird dadaurch das Sägeblatt weniger belastbar. Entgegen dem "Sägersatz" "Nicht drücken, laß die Säge die Arbeit machen", arbeite ich beim Auftrennen mit Rahmensäge oder grobem Fuchsschwanz immer mit viel Kraft und drücke dabei auch stark auf, denn ansonsten käme ich nicht weiter. Und vor diesem Hintergrund könnte ein zu dünnes Sägeblatt, sofern es geschoben wird (beim Ziehen fehlt mir einfach die Kraft), dann doch kein geeigneter Weg sein.

Was mir nicht ganz einleuchtet: Du scheinst eine tolle Werkstatt zu haben, Handwerkzeug vom Feinsten, viel Blockware ist zu sehen und das kostbarste von allem: Platz. Ist das Auftrennen von Hand da nicht etwas schlecht investierte Zeit? Hätte ich den Platz, den ich auf den Bildern glaube zu sehen, dann stünde da eine Bandsäge (und eine Hobelmaschine). Vita brevis!

Grüße
Philipp


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