Wahl eines Rauhbankes

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Hans Bos
Beiträge: 153
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Wahl eines Rauhbankes

Beitrag von Hans Bos »


Hallo Holzwerker,
Eigentlich hatte ich gedacht mich vorzustellen mit Bilder von der neuen Werkstatt. Das erscheint aber unmöglich denn die Fragen kommen schon eher. Also ist die Bekanntmachung im Benutzerprofil erledigt.

Nun meine Frage: Ich habe de Absicht mir in der nahen Zukunft einen neuen Hobelbank an zu fertigen, ganz abgestimmt auf meinen Umstände und Wünsche. Um das viele Holz das darin verwendet werden soll gut glatt, recht und im Winkel zu bearbeiten möchte ich mir einen neuen Rauhbank kaufen. Das muss dann auch gleich einen guten Eisenhobel sein (keine Anant, Stanley oder Kunz) und da gibt es M.E. nur 2 Marken : Veritas un Lie-Nielsen. Veritas liefert einen 12 grad 560mm Rauhbank, LN einen normalen 45grad Nr.7 und auch einen 12grad (den ich bis heute hier noch nicht gefunden habe). Selber habe ich nur Erfahrung mit 45grad Hobel. Bieten die 12grad Typen Vorteile im praktischen Gebrauch? Ich denke am Benehmen in schwierigem kreutzfaserigem Holz, Bestossen usw. Sicher sind die "low angles" deutlich billiger.
Ich wäre sehr geholfen wenn die Forumsteilnehmer mir vom ihre Erfahrungen erzählen könnten.

Schöne Grüsse aus Holland,
Hans Bos



TorstenKüpper
Beiträge: 687
Registriert: Mo 26. Apr 2021, 20:44

Re: Wahl eines Rauhbankes

Beitrag von TorstenKüpper »


Hallo Hans,

herzlich willkommen und schöne Grüße in die Niederlande.

Ich benutze für fast alle Arbeiten den Veritas Bevel-Up Jointer Plane, also die Flachwinkel-Rauhbank.

Ich persönlich komme mit dem Hobel sehr gut zurecht, es gibt aber hier auch einige , die mit dem Griffwinkel und der Eiseneinstellung nicht so ganz zufrieden sind. Wenn es für Dich möglich ist, probier beide (von LN und LV) mal vorher aus.

Die Handhabung mit dem Bevel-up-System (ohne Klappe) ist schon sehr einfach, beim Schärfen macht sich das bezahlt.

Man kann ja auch noch einen Anschlag an den Hobel schrauben, den besitze ich aber nicht (der Friedrich hat so etwas).

Ich denke, der Griffwinkel und der Preis ist letztendlich entscheidend.

Viele Grüße

Torsten, der in der Nähe von Mönchengladbach wohnt und bei dem Du auch gerne mal Probe hobeln kannst ;-)



Philipp
Beiträge: 891
Registriert: Mi 21. Nov 2012, 14:14

Re: Wahl eines Rauhbankes

Beitrag von Philipp »


Hallo Hans,

der Trend geht eindeutig zur Fünftrauhbank, schau also schon mal genau in Deinem Geldbeutel nach ;-).

Ich benutze sowohl Eisen- als auch Holzhobel, bei den Rauhbänken allerdings nur hölzerne. Ich würde mir an Deiner Stelle einfach mal eine ordentliche gebrauchte besorgen (kann man oft schon für ein paar wenige Euros bei du-weißt-schon-wo schießen), diese, sofern nötig, aufarbeiten und testen, wie gut Du damit klar kommst. Große Investitionen in Eisendinger sind da für meine Begriffe zunächst nicht erforderlich. Ich empfinde es als großen Luxus in der Werkstatt mehrer Rauhbänke griffbereit zu haben, mit unterschiedlich dick eingestellter Spanabnahme, unterschiedlich stark (eher schwach) gerundeten Eisen, ggf. unterschiedlicher Griffgeometrie und und und. Eine solche Sammlung kostet dennoch nur einen Bruchteil einer neuen Veritas- oder Lie Nielsen-Rauhbank.
So gern ich die Hobel von Veritas mag, so doof und unpraktisch finde ich die Verwendung des in meinen Augen rückschrittlichen "Norris"-Einstellmechanismus. Die Fixierung des Hobeleisens mit der Lateral- und der Tiefeneinstellung in einem Bauteil zu kombinieren ist m.E. eine schlechte Konstruktion, die v.a. bei feinsten Spanabnahmen einiges an Fummelei erfordert. Die gute alte Keilklemmung ist da keineswegs unterlegen. Außerdem gleitet Holz auf Holz wesentlich besser.

Mein Tip wäre also, die große Investition zunächst zu überdenken und zunächst den Weg über eine ordentliche hölzerne Rauhbank zu gehen.

Viele Grüße

Philipp

P.S.: das war ja ein Feuerwerk gestern, Respekt!



Friedrich Kollenrott
Beiträge: 3189
Registriert: Fr 19. Mär 2021, 17:09

Re: Wahl eines Rauhbankes

Beitrag von Friedrich Kollenrott »

[In Antwort auf #121056]
Hallo Hans,

willkommen im Forum! Und nach dem gestrigen Tag wollen wir uns alle mit den Holländern gut stellen, das war schon was!

Ich habe Erfahrungen nur mit eisernen Raubänken, ich habe nie mit einer hölzernen gearbeitet.

Für gröbere Arbeiten benutze ich eine Stanley #8, mit einem Eisen das etwas dicker ist als das Original. Für feinere Arbeiten habe ich den Veritas bevel up jointer, also die Flachwinkelraubank. Das ist ein wirklich fantastisches Werkzeug wenn es genau sein soll. Ich habe auch noch nie ein Holz erlebt, das sich damit nicht sauber hobeln liess (dünner Span, feines Maul, und vor allem scharfes Eisen sind Voraussetzung, aber das gilt bei schwierigem Holz für alle Hobel).

Der für den Hobel erhältliche seitliche Anschlag ist etwas unsportlich, funktioniert aber sehr gut wenn man am Werkstück Platz dafür hat.

Die Flachwinkel- Raubank von Lie- Nielsen: Ich hatte eine, die hatte aber noch kein verstellbares Maul. (Maulweite war etwa 2,5mm!) Darum habe ich sie verkauft. Neuerdings haben auch die LN- Flachwinkel- Raubämke ein verstellbares Maul, und ich zweifle nicht daran, dass sie genauso gut funktionieren wie die Veritas. Unterschiede:
- Die Eisenverstellung (das ist Geschmackssache).
- Der steile Griff bein Veritas (der ist m. E. weniger gut als der von LN, aber man gewöhnt sich dran).
-Das Eisen selbst: Das ist bei LN noch dicker als beim Veritas, 1/4 inch (!), das finde ich übertrieben, das Schärfen wird damit wirklich sehr mühsam.

Wenn man diese Flachwinkel- Raubänke mit den 45°- Hobeln vergleicht, sind sie etwas leichter, handlicher (wie tiefergelegt), durch den Entfall des Spanbrechers praktischer und auch noch kostengünstiger. Hobeln tun eigentlich alle gleich gut, und die Flachwinkelraubänke besonders gut wenn es um sehr genaues Arbeiten mit sehr dünnen Spänen geht.

Viel Erfolg!

Friedrich



Rolf Richard
Beiträge: 3390
Registriert: Do 16. Mär 2017, 07:44
Kontaktdaten:

Re: Wahl eines Rauhbankes

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #121056]
Auch von mir ein Herzlich Willkommen!

Für den Bau meiner Hobelbank hatte ich damals einen Stanley No. 6 zur Verfügung. Davon möchte ich abraten, da dieser Hobel ohne Bearbeitung des Froschs sehr zum Rattern neigt und auch sonst eher einen billigen Eindruck hinterlässt.

Wenn es ein Eisenhobel sein sollte, würde meine Wahl derzeit wohl auf den Veritas No. 6 fallen, weil ich den Veritas No. 4 habe, der generell gleichartig konstruiert ist. Das Design der Eiseneinstellung ist überzeugend und leicht zu handhaben.

Aber zur Zeit muss keine Rauhbank ins Haus, da zwischenzeitlich eine hölzerne ECE Primus 701 in der Werkstatt gelandet ist. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, den Einstellmechanismus zu verstehen lässt sich der Hobel nun sehr gut und schnell einstellen. Er gleitet leicht übers Holz, das Arbeiten damit ist sehr angenehm.

Für den Bau einer Hobelbank würde ich generell zu einer No. 7 tendieren, wenn nicht sogar zu einer No. 8 In Eisen gibts so etwas bei Anant und Lie Nielsen (andere?)

Die oben genannte ECE-Rauhbank liegt irgendwie zwischen einer No. 7 und einer No. 8. Die Länge entspricht mit 600 mm nahezu der No. 8 (607 - 610 mm), die Eisenbreite von 60 mm aber der No. 7.

Gruss

Rolf



Thomas Sauer
Beiträge: 158
Registriert: Mi 27. Mär 2013, 14:43

Re: Wahl eines Rauhbankes

Beitrag von Thomas Sauer »

[In Antwort auf #121056]
Hallo Hans,

Willkommen im Forum, auch ich habe mittlerweile 4 Raubänke, eien 600 m ECE mit Pockholzsohle, eine Kurzraubank von ECE mit 550 mm und 48 mm Eisen, einen Clifton Nr. 7 und eine Veritas BU Jointer.

Wenn ich wählen müßte, welche ich behalte, dann eine Kurzraubank von ECE mit 550 mm und 48 mm Eisen und den Veritas BU Jointer.

Warum.

Kurzraubank von ECE mit 550 mm und 48 mm Eisen - sicher mien am meisten eingesetzte Raubank!

Diesen Hobel schätze ich wenn es gilt ein grösseres Spanvolumen bei éinsprechender Geradheit der Fläche zu gewährleisten.
Der Hobel ist nicht zu schwer und gleitet leicht über die Holzfläche.
Spanabnahmen mit 0,3 mm bei leicht gerundetem Eisen und nicht zu schierigem Holz sind ein wahrer Genuß. Die Kosten liegen ebenfalls nicht so hoch. Das 48 mm ist angenehme, da es nicht so hohe Schnittkräfte erfordert.

Ich empfinde, daß für ein gefühlvolles Hobeln mit 0,1 mm Spandicke bei einem 60 mm Eisen, das Maximum erreicht ist.

(die meisten kollegen würden hier einen No. 5 verwenden, aber der ist schon wieder scghwerer und gleitet nicht so gut.

Veritas BU Jointer

Der Problemlöser für das Feine - Unterschiedliche Geometrien am Eisen ermöglichen wirklich gute Ergebnisse, das schnell verämnderliche Hobelmaul ist ein Vorteil. Aber dazu haben die anderen schon einiges geschrieben. Für gröbere Spanabnahmen sind die BU nicht so geeinget, hier ziehe ich die normalen, No, 4 No. 5 vor.

600 m ECE mit Pockholzsohle, schätze ich weil er relativ leicht läuft und auch kaum Aufrisse produziert, aber für mich nicht wirklich notwendig.
Den einen Clifton Nr. 7 würde ich auch ungern hergeben, da er mit seinen 4,3 kg sich durch keinen Ast aus der Ruhe bringen läßt und eine feinste Spanabnahme gewährleistet, er kommt aber nicht ganz an der Veritas BU Jointer heran. (Hier reden wir dann schoon im 2- 3 /100 mm Bereich)

Letztendlich würde ich mich von keiner meiner Raubänke trennen, es ist ein komfort die Raubänke mit verschiedenen Einstellungen zu nützen.

Dies Auswahl ist eine Frage des Geschmacks und der Arbeitsweise.

Holz oder Metall, ich verwende beide " Systeme", Holz für allg. Arbeiten, Metallhobel f. die feineren Sachen.

Schwierig, aber es macht spaß seine "Sammlung zusammenzustellen.

Viel Spaß und ich hoffe dir ein paar Anregungen gegeben zu haben.

Gruß

Thomas


Hans Bos
Beiträge: 153
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Wahl eines Rauhbankes

Beitrag von Hans Bos »


Hallo alle zusammen,

Die herzliche Wilkommen haben mich sehr erfreut. Anscheinend ist die mehr oder weniger gesamtliche Meinung dass für die feinere Arbeiten der Veritas BU Jointer das richtige Werkzeug ist. Gerne möchte ich aber Torstens freundliche Einladung zum Probehobeln annehmen. Vielen Dank, ich werde bald einen e-mail schicken.
Ein Holzzhobel ist noch nicht in meinen Gedanken. Philipp hat mich aber in die Werkstatt gejagd. Ich habe nämlich einen uralten Buchenrauhbank von meinem Vater geerbt, der ihn selber wieder von einem Uronkel (oder so was) der Zimmerman war, geerbt hat. Seit dezennia nicht mehr gebraucht, nicht mehr geschliffen. Das Eisen ist aber so weit ich sehen kann nicht mit einem Scheifbock vermörkst worden. Die Spuren weisen mehr auf einem handgedrehten Sandstein. Also versucht das Relikwie auszubessern (Eisen schärfen mit Tormek/Japanische Steine usw, Sohle richten) und es hobelt sogar. Die Ergebnisse sind noch nicht toll (>=0,16mm Spandicke), aber wenn ich die Vorgänge noch mal wiederhole kann es vielleicht noch was werden.

Dann gibt es folgender Auswahl (ADH gibt es bei mir nicht):
1: Handgeführter E-hobel zum ersten Abrichten/Dicke hobeln
2: Stanley Bailey no 5 um die richtige Form hinzukriegen (bei mir ist der E-hobel immer sehr ungenau)
3: Vielleicht flach hobeln mit Holzrauhbank wenn ich den gut hinkriege.
4: Genau, flach und glatt nacharbeiten mit BU Jointer.

Vielen Dank für die ausgezeichnete Hinweise.

Schöne Grüsse aus Holland.

Hans Bos



TorstenKüpper
Beiträge: 687
Registriert: Mo 26. Apr 2021, 20:44

Re: Wahl eines Rauhbankes

Beitrag von TorstenKüpper »


Hallo Hans,

gerne, sag nur früh genug Bescheid, denn ich muss vorher noch die Werkstatt aufräumen ;-)

Grüße
Torsten



Gerhard
Beiträge: 2465
Registriert: Di 23. Okt 2018, 09:42

Re: Wahl eines Rauhbankes

Beitrag von Gerhard »

[In Antwort auf #121066]
Hallo Friedrich,

evtl. solltest Du bei der Erwähnung deines Stanleys den Zusatz "alt" oder "Vorkriegsmodell" oder "US-Stanley" verwenden. Nach den letzten Stanley Threads erscheint mir diese Differenzierung immer wichtiger.

Wenn´s ein gebrauchsfertiger Eisenhobel sein soll ist meiner Meinung nach die Flachwinkel-Rauhbank von Veritas das beste Angebot.

Viele Grüße,
Gerhard



Hans Bos
Beiträge: 153
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Wahl eines Rauhbankes

Beitrag von Hans Bos »


Hallo Gerhard,
Wie in dem "Stanley thread" erwähnt hat Friedrich noch die gute Vorkriegsmodelle. Mein Bailey no.5 ist ungefähr 30 Jahre alt und Englisch. Der Frosch ist lange nicht so spitzig wie an Friedrichs Hobel aber nicht so stumpf wie heutzutage hergestellt. Auch die handgriffe sind noch aus Holz. Die Ergebnisse sind auch dazwischen. Nach sorgfaltigem herrichten hobelt das Teil gut, aber in Kreuzfaserigem Holz wie Ahorn neigt der Hobel stellenweis zum rattern und ausreissen. Mit einster Einstellung und minimalem Maul (LN Eisen drin) ist der dünnste Span 0,02mm. Zum Kontrast: das Holzrelikwie das ich (von Philipp angeregt)jetzt versuche zu reaktivieren, rattert nie, macht nur minimale Ausrisse, aber die Späne bleiben immer noch dicker (jetzt um 0,1mm).

Schöne Grüsse aus Holland

Hans Bos


Antworten