Vorderzange oder Tischlerschraubstock?

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
MarkusB
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Registriert: Mo 15. Mär 2021, 07:21

Re: Vorteil klassische Hinterzange

Beitrag von MarkusB »

[In Antwort auf #137436]
Hallo Bernhard


PS.: Wenn es gewünscht wird, stelle ich gerne einige Beispiele, auch mit Fotos, zusammen und stelle die Vorteile der klassischen Hinterzange ein.


Wäre toll

Beste Grüße

Markus


Christoph Meyer
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Kleingewerbe?

Beitrag von Christoph Meyer »

[In Antwort auf #137438]
aber du darfst ein Geschäft mit dem Jahreserlös des Einkommens eines Gesellen ohne solchen Titel betreiben.


Verstehe ich das richtig? Ich dürfte ohne handwerkliche Ausbildung Hobelbänke, Tische oder Schränke in einer Art Kleingewerbe verkaufen? Nicht das ich dazu irgendwie Zeit finden würde, und Themen wie Gewährleistung und fachliche korrekte Ausführung mal außen vor, interessant klingt das schon. Vielleicht ist das ja ein Anreiz für den ein oder anderen sein Hobby auszuweiten. Einige sollen ja sogar tolle Sägen bauen, warum nicht auch exklusive Möbelstücke?

So richtig glauben kann ich das aber noch nicht, wenn ich da an Meisterzwang, Behörden und Handwerkskammern denke.

Gibt es Quellen in denen man das nachlesen kann?

Grüße
Christoph

Johannes M
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Einspruch

Beitrag von Johannes M »

[In Antwort auf #137436]
Hallo Bernhard,

Du schreibst:
"Der einfachste Tipp, den ich gerne wiederhole: Schaut Euch an, womit die Profis ,also die, die ihr Geld mit dem Bau und Verkauf von Möbeln verdienen und nicht mit dem Schreiben darüber, arbeiten und wie sie arbeiten. Die, die bevorzugt handarbeiten, haben die klassische Hinterzange."

Die Beobachtung mag richtig sein, aber Deine Schlußfolgerung halte ich für unzulässig, auch wenn sie wiederholt wird. Meiner Meinung nach haben die "Profis" zu 99,5% gekaufte oder geerbte Hobelbanke, und das sind in Deutschland nun mal die klassischen Ulmia, Epple, und so weiter.
In den meisten Werkstätten die ich kenne, wird die Hobelbank oft als Werkzeugablage benutzt und zum Arbeiten werden die Arbeitsböcke mit dem Türblatt benutzt.

Es grüßt Johannes

Pedder
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Re: Einspruch

Beitrag von Pedder »


Hallo Johannes,

ich glaube Du hast eine Einschränkung in Bernhards Argument überlesen:

Die, die bevorzugt handarbeiten, haben die klassische Hinterzange."


In deutschen Zeitschriften habe ich das noch gar nicht gesehen.

Eine deutsche professionelle Werkstatt, in der hauptsächlich mit Handwerk-
zeugen gearbeitet wird, habe ich auf Bildern gesehen.
Die hat keine klassiche Hinterzange und eine Twin Vise als Vorderzange.

Ich glaube nicht, dass das eine Bedeutung für meine Arbeit haben muss.
Weil es viele Wege zum Ziel gibt. Ich möchte die offene Hinterzange nicht missen.

Liebe Grüße
Pedder

Andreas N.
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Re: Kleingewerbe?

Beitrag von Andreas N. »

[In Antwort auf #137454]
Siehe Handwerksordnung, gibt es bei den Handwerkskammern.
Da gibt es auch die Listen mit Zulassungspflichtigen und Zulassungsfreihen Berufen.
Die Anmeldung die du suchst fällt dann unter das Minderhandwerk (wenn ich die Bezeichnung noch richtig erinner).
Das muss (in Deutschland) auch in die Handwerksrolle eingetragen werden.
Also noch zu der Gewerbeanmeldung und der eventuellen Anmeldung bei der Handelskammer und beim Finanzamt.
Mit überprüfung ist dann im Betrieb zu rechen, da die Handwerkskammern wohl darauf achten,
dass Handwerker ohne Meister nicht zu viel machen.
Ich hatte mich damit schon beschäftigt aber das Bauaufsichtsamt,
das die Nutzung von Räumen als Werkstatt erlauben muss, hatte da immer irgendwelche Einwände
(ich wollte aber auch Metallbearbeiten machen= andere Vorschriften).

Johannes M
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Pedder

Beitrag von Johannes M »


Hallo Pedder,

nein, das habe ich nicht überlesen. Aber eine Hobelbank ist halt kein Verbrauchsartikel, den man sich alle 5 oder 10 Jahre neu kaufen muß. Die meisten profesionellen Werkstätten werden mit gebrauchten, traditionellen Hobelbänken ausgestattet und die bleiben meist solange sie funktionieren (also meist 2-3 Handwerkerleben). Diese modernen "Spielereien" wie Twin wice sind einfach nicht so grandios, das sie Mehrausgaben von 1000 Euro oder mehr rechtfertigen. ( Eine ordentliche Gebrauchte kann ich für 300 -600 Euro kaufen, 1 Hobelbank mit Twin wice oder ähnliches, muß ich für 1500 - 3000 Euro neu kaufen, und selbstbauen ist bei üblichen Stundensätzen nicht billiger). Wirtschaftlich Sinn macht so eine Hobelbank nur, wenn ich eine Schauwerkstatt errichte um mich von den Mitbewerbern abzusetzen.

Es grüßt Johannes

Pedder
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Re: Pedder

Beitrag von Pedder »


Hallo Johannes,

wir reden immer noch aneinander vorbei. Wo gibt es denn die von Bernhard für sein Argument
zu Grunde gelegten Tischler/Schreiner, die ihr Geld mit hauptsächlich Handarbeit verdienen?
Wenn man Werbung macht, bekommen andere das mit - heutzutage im Netz. Ich finde diese Tischlereien
nicht und schließe daraus, dass es sie nicht in großer Zahl gibt. Die andern Tischlereien, die also nicht
bevorzugt mit Handwerkzeug arbeiten, muss ich mir nicht ansehen, wenn ich wissen will, wozu man eine Hobelbank braucht.

Ja, wirtschaftlich macht der Bau einer Bank keinen Sinn. Einer der Gründe, weshalb ich eine Ulmi in der Werkstatt habe.

Liebe Grüße
Pedder

Tom B.
Beiträge: 413
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Re: Vorteil klassische Hinterzange

Beitrag von Tom B. »

[In Antwort auf #137436]
Hallo Bernhard,

volle Zustimmung von mir zur deutschen Hinterzange. Danke für Deine Ausführungen.

Ja, sie ist recht aufwändig herzustellen (Bilder vom Prozess habe ich bei mir im Blog beim Bau der Hobelbank). Wenn ich mir aber anschaue, was Guido da bei der modernen Roubo Bank alles gefräst hat, ist das - noch - aufwändiger. Kraft hat man mit ihr nahezu unbegrenzt - ohne, Angst haben zu müssen, dass irgendwas kaputt geht. Bei Ihr wirkt die Spannkraft im 90 Grad Winkel zu den Halteschrauben. Bei einer am Kopfende montierten Doppelspindelvorderzange wirkt die Kraft senkrecht auf die Halteschrauben - das übt massiv Kraft / Belastung auf die Hobelbankplatte aus und die Halteschrauben werden mit der Zeit aus dem Holz gezogen. Sichert man sie von unten / hinten geht die ganze Kraft in "Kopfholz", was auch nicht sonderlich gut hält.
Bei einer "quasi" Hinterzange in Form einer kettengeführten Doppelspindel an der Seite der Hobelbank sehe ich keinen Mehrwert. Auch die ist nicht "ganz ohne" einzubauen. Seitliche Verwindungskräfte treten - zwangsläufig - auf, wenn an der Vorderkante (Höhe Banklöcher) gespannt wird. Daran ändert dann auch eine Kette nichts, die letztendlich nur die Spannkraft auf beide Spindeln gleichmäßig verteilen kann. Im Ergebnis denke ich - muß - eine "vergewaltigte" Doppelspindel-Vorderzange, die "richtig" als Hinterzange genutzt wird (= einseitige Belastung auf Höhe der Bankhaken (nur) vorne) auf Dauer durch die einseitige Belastung "leiden" - bis hin zu kaputt gehen. Weshalb man das nun unbedingt so machen "muß" erschließt sich mich - auch - nicht. Wo liegt der - echte - Mehrwert gegenüber einer Hinterzange; bis auf "ich will was anderes"?

Eine Vorderzange mit Kettenantrieb finde ich perfekt. Ich habe bei mir eine verbaut und bin sehr zufrieden mit ihr. Eine Kleinigkeit ist bei meiner noch nicht perfekt, das liegt aber an mir und meiner Fertigungstoleranz, nicht an der Vorderzange und ihrem Konstruktionsprinzip bedingt. Der Riesenvorteil des Kettenantriebes ist in meinen Augen, die parallele Spannbacke. Kräfte kriegt man "bärig" drauf. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Spannbacke recht lang ausgeführt werden kann. Das hat beim Fügen von langen Brettern durchaus Vorteile (ein aktuelles Beispiel hierfür ist auch in meinem Blog / 13. Frontbrett).
Als ein modernes Beispiel für einen Schreiner, der sehr viel mit Handwerkszeug arbeitet und eine Doppelspindelvorderzange hat (übrigens in der "richtigen" Position / vorne an der Platte) ist http://www.doucetteandwolfefurniture.com/Home_Page.html - meist nicht mein Geschmack, aber von der Technik und den Fertigkeiten, die die in den Videos zeigen, ist das schon sehr beeindruckend.

Herzliche Grüße

Tom

Jörg Bullmann
Beiträge: 228
Registriert: So 16. Feb 2014, 15:12

Re: Vorderzange oder Tischlerschraubstock?

Beitrag von Jörg Bullmann »

[In Antwort auf #137437]
Hi Pedder,

ich würde einen Record Nachbau nehmen. Die sind in England und den Kolonien für diese Zweck lang erprobt.


Dazu tendiere ich im Moment auch. Mit etwas Glueck werde ich die Tage Gelegenheit haben, mir den 53ED mal in Natura ansehen zu koennen.

Was die Beine angeht: ich bin gar nicht so sicher, ob die mit der Schürze planen Beine soviele Vorteile bieten.


Ich selbst weiss es auch nicht aus eigener Erfahrung, bin aber gespannt. Habe vor, 3/4-Zoll Loch-Reihen in die Beine zu bohren, um laengere Bretter (auch variabler Breite) von vorn an der Bank festspannen zu koennen.

Ich kann mir gut vorstellen, dass man sich ein paarmal die Knieanhaut, bevor man sich drauf eingestellt hat.


Das Risiko gehe ich ein! :-) Plattenkante buendig mit Bankgestell vorne ist schon seit Laengerem fest eingeplant.

Tschoe
Joerg


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