Vorderzange oder Tischlerschraubstock?

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Andreas N.
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Re: Vorderzange oder Tischlerschraubstock?

Beitrag von Andreas N. »


Ohne Meister darf man so viel produzieren wie ein durchschnittlicher Geselle.

Allerdings, ist der Meisterzwang nicht Europa konform,
man kann dagegen klagen, da es in anderen europäischen Ländern den für Holzwerker nicht gibt.

Jörg Bullmann
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Registriert: So 16. Feb 2014, 15:12

Re: Vorderzange oder Tischlerschraubstock?

Beitrag von Jörg Bullmann »

[In Antwort auf #137394]
Hallo zusammen,

Danke fuer die vielen Antworten!

Rolf und Andreas:

Eine Lösung hat Ejler Hjorth-Westh entwickelt. Eine Holzstellschraube auf einer Seite der äusseren Backe, die das Schrägstellen verhindert.


Das Buch von Lon Schleining habe ich auch und habe dort auch schon diese Gegenschraubenmimik gesehen. An sich nicht schlecht bedeutet es allerdings bei jedem Spannen ein extra Nachstellen.

Claus:

Wenn man die angeschraubte Holzplatte nicht so breit macht wie Rolf, sondern seitlich rechts und links nur ca. 2--3 cm überstehen lässt, kann sich nicht allzu viel verkanten. So arg zudrehen braucht man diese Schraubstöcke ja nicht.


So ungefaehr war auch meine Denkungsart.

Dietrich:

warum nicht, wie Du selbst schreibst, "eine echte Hinterzange" rechts hin bauen


Ich habe ein Bankgestell und eine Bankplatte die den relativ einfachen Einbau einer Vorderzange oder eines Tischlerschraubstocks an der Seite erlauben wuerden. Fuer eine echte Hinterzange braeuchte ich fuer meinen Geschmack zu viel Umbau.

Jens:

Ich würde zur Vorderzange hin tendieren. Die ist einfach stabiler. [...] Mir täte es nur in der Seele weh, wenn so etwas an ein paar Euros mehr oder weniger hängen würde


Noe, an ein paar Euros soll es nicht haengen. Allerdings war es mir eben nicht so offensichtlich, dass die Vorderzangenmechanik per se stabiler ist, als ein ueppig dimensionierter Tischlerschraubstock, wie der 53ED.

Nochmal Rolf und Andreas:

Ohne Meister darf man so viel produzieren wie ein durchschnittlicher Geselle


Echt? Ich dachte, man muesse Meister sein, um Lehrlinge auszubilden. Punkt. Wenn Rolf es gut kann und in der Lage waere, im Monat vier Baenke zu fertigen und sie verkauft bekaeme, dann solle er es nicht duerfen? Ist das wirklich so?

Schoene Gruesse
Joerg

Rolf Richard
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Re: Vorderzange oder Tischlerschraubstock?

Beitrag von Rolf Richard »


Ich habe ein Bankgestell und eine Bankplatte die den relativ einfachen Einbau einer Vorderzange oder eines Tischlerschraubstocks an der Seite erlauben wuerden. Fuer eine echte Hinterzange braeuchte ich fuer meinen Geschmack zu viel Umbau.


Verstehe ich sehr gut!
Eine traditionelle Hinterzange hat kaum Vorteile, ist aber aufwendig. Sicher heutzutage keine attraktive Lösung, noch dazu eine, die nicht die gleichen Spannkräfte bietet wie eine Doppelspindellösung.

Gruss

Rolf


Rolf Richard
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Re: Vorderzange oder Tischlerschraubstock?

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #137427]
Ohne Meister darf man so viel produzieren wie ein durchschnittlicher Geselle.

Allerdings, ist der Meisterzwang nicht Europa konform,
man kann dagegen klagen, da es in anderen europäischen Ländern den für Holzwerker nicht gibt.


Ich glaube, ich bleibe mal besser Bastler! ;-) Auch wenn ich es zu schätzen weiss, das mir sowas zugetraut wird.

Ganz offen, Gewinn würde ich dabei eh nicht machen.

Gruss

Rolf


Dietrich
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Re: Vorderzange oder Tischlerschraubstock?

Beitrag von Dietrich »

[In Antwort auf #137430]
Hallo Rolf,

ich zitiere mal: "Eine traditionelle Hinterzange hat kaum Vorteile, ist aber aufwendig. Sicher heutzutage keine attraktive Lösung, noch dazu eine, die nicht die gleichen Spannkräfte bietet wie eine Doppelspindellösung."

Und kommentiere in Kurzform: Eine Meinung, Ansichtssache, das Gegenteil ist der Fall, richtig die traditionelle deutsche Hinterzange leistet bei Bedarf ein Vielfaches an Spannkraft einer Vorderzangengarnitur.

Der Schwachpunkt der Doppelspindeltriebe ist die Kette. Die Spindel der Hinterzange wird bis auf die Zugkraft komplett vom umgebenden Kasten entlastet, das macht die klassische/deutsche Hinterzange nahezu unzerstörbar.

Gruß Dietrich



Bernhard
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Vorteil klassische Hinterzange

Beitrag von Bernhard »


Hallo Dietrich,

völlige Zustimmung und Danke für die Richtigstellung.

Eine klassische Hinterzange ist, besonders bei traditionellen Holzarbeiten, wie Zinken oder Sägen, durch nichts zu ersetzen. Arbeitsbeispiele, die die Vorteile einer klassischen Hinterzange beschreiben, habe ich des öfteren beschrieben und mit Fotos veranschaulicht. Auf (versprochene) Vorteile der "anderen" Zangen warte ich noch heute. Mit Beschreibungen, wie modern oder attraktiv (attraktiv ist meine Frau!) kann ich nichts anfangen.
Allerdings ist die klassische Hinterzange nicht ganz einfach herzustellen und benötigt schon einiges an Erfahrung. Die ist natürlich am Anfang eines Hobbies noch nicht so vorhanden. Da sehe ich auch den Erfolg der Twin-Vise und ähnlicher Modelle. Selbst Rob Cosman, der sicher nicht das Maß der Dinge ist, hat vor einiger Zeit die in Guidos Roubo-Modell vorgestellte Hinterzange mit dem Hinweis, die ist einfacher zu konstruieren, verbaut. Die Bank hat er allerdings verschenkt, er benutzt weiter seine Bank mit der klassischen Hinterzange.
Der einfachste Tipp, den ich gerne wiederhole: Schaut Euch an, womit die Profis ,also die, die ihr Geld mit dem Bau und Verkauf von Möbeln verdienen und nicht mit dem Schreiben darüber, arbeiten und wie sie arbeiten. Die, die bevorzugt handarbeiten, haben die klassische Hinterzange.

Natürlich gibt es auch andere Arbeitsweisen oder Notwendigkeiten, die andere Lösungen zulassen. Mir ist durchaus bewusst, dass der Bau einer Hobelbank eine hochemotionale Sache ist, die leicht ins unsachliche abdriftet. Deshalb bin ich hier draussen.

Grüße
Bernhard

PS.: Wenn es gewünscht wird, stelle ich gerne einige Beispiele, auch mit Fotos, zusammen und stelle die Vorteile der klassischen Hinterzange ein.



Pedder
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Re: Vorderzange oder Tischlerschraubstock?

Beitrag von Pedder »

[In Antwort auf #137394]
Hallo Jörg,

ich würde einen Record Nachbau nehmen. Die sind in England und den Kolonien für diese Zweck lang erprobt.

Was die Beine angeht: ich bin gar nicht so sicher, ob die mit der Schürze planen Beine soviele Vorteile bieten.
Ich kann mir gut vorstellen, dass man sich ein paarmal die Knieanhaut, bevor man sich drauf eingestellt hat.

Liebe Grüße
Pedder

Andreas N.
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Re: Vorderzange oder Tischlerschraubstock?

Beitrag von Andreas N. »

[In Antwort auf #137428]
Bei meiner Bank ist die, ich nenne sie mal Entlastungsschraube, nicht aus Holz.
Es ist eine Lange Gewindestange mit angeschmiedeter Spitze die durch eingehauene Kerben fest in einem konischen Loch in der Vorderbacke der Vorderzange steckt.
Die Stange geht in die Bank hinein und besitzt eine große gerändelte (das sind 1,2cm Zacken) gusseiserne Mutter.
Diese Mutter passt in eine zylindrische Senkung (Das Rad steht etwas an der Seite der Bank über um es immer bewegen zu können) in der Bankschürze und läuft durch das Eigengewicht, einmal angestoßen, bestimmt 5 Komplette Umdrehungen.

Nach den Deutschen Vorschriften brauchst du den Meister oder Ing. um Auszubilden
(bezihungsweise nur den Teil der Meisterprüfunge, der mit der Ausbildereignungsprüfung abgeschlossen wird)
aber du darfst ein Geschäft mit dem Jahreserlös des Einkommens eines Gesellen ohne solchen Titel betreiben.

Rolf Richard
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Re: Vorderzange oder Tischlerschraubstock?

Beitrag von Rolf Richard »


Nach den Deutschen Vorschriften brauchst du den Meister oder Ing. um Auszubilden
(bezihungsweise nur den Teil der Meisterprüfunge, der mit der Ausbildereignungsprüfung abgeschlossen wird)
aber du darfst ein Geschäft mit dem Jahreserlös des Einkommens eines Gesellen ohne solchen Titel betreiben.


Danke für den Hinweis!

Der Ing-Titel wäre ja da, aber vom falschen Fach. Elektrische/Elektronische Hobelbänke sind ja eher selten. :-)

Erlös in Höhe des Geselleneinkommens? Naja, da könnte man schon ein paar Bänke zusammenbauen.

Gruss

Rolf

Rolf Richard
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Re: Vorderzange oder Tischlerschraubstock?

Beitrag von Rolf Richard »

[In Antwort auf #137433]

Der Schwachpunkt der Doppelspindeltriebe ist die Kette.


Wie kommt man zu solch einer Aussage?

Die Kette muss bei sachgemässer Anwendung nur geringe Kräfte übertragen. Keiner, der mal mit einem Twin Vise ernsthaft gearbeitet hat, wird, nachdem die Zange geschlossen ist und das Werkstück festhält, grössere Spannkräfte nur durch das Betätigen eines Zangenschlüssels aufbringen. Dafür hat der Vise schliesslich zwei. Ok, man kann durch falsche Anwendung jedes Produkt beschädigen.

Ansonsten hat die Bauform wenig mit der erzielbaren Spannkraft zu tun. Die hängt im Endeffekt lediglich von der Kraft des Benutzers, der Länge des Zangenschlüssels und der Gewindesteigung der Spindel ab. (Bis zum Versagen einer Komponente.) Und wenn der Benutzer mit zwei Armen an zwei Spindeln angreift.....

Gruss

Rolf



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