Schellack wird nicht richtig hart

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Ulrich Leimer
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Schellack wird nicht richtig hart

Beitrag von Ulrich Leimer »


hallo an die runde, ein frohes holziges jahr allen machern und teilnehmern!

ich bin eher neu in der runde und würde gern euren fachkundigen! rat einholen. ich arbeite seit über 20 jahren mit schellack, poliere selbst -mit guten ergebnissen. jetzt zeigt sich bei den letzten arbeiten ein problem: der schellack wird nicht mehr hart, bleibt klebrig, läßt sich an säulen ganz schlecht mit stahlwolle abreiben (macht spuren und wird nicht glatt). beim kräftigen anfassen zeigen sich trotz vorheriger 7 -14 tagen trocknungszeit fingerabdrücke.
weiß jemand rat? der schellack war konfektioniert, allerdings etwas älter schon, wurde von mir geklärt, nochmal verdünnt, nur mit gutem alkohol (entwässert, 99%!) behandelt - ich will die liter nicht wegschütten!
liegt das am wachsanteil? liegt das an den enthaltenen harzen? steht er zu lange in flaschen? vielleicht kommt ja jemand aus der polier-ecke oder restauration und kennt das problem? ich wäre für rat dankbar!
aber schreibt mir nicht: für schubkasteninnenseiten gut verwendbar...(war ein scherz)



Ottmar
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Re: Schellack wird nicht richtig hart

Beitrag von Ottmar »


Hallo Ulrich,

Ich kann dir zwar nicht die genaue Ursache des nichttrocknens sagen, doch machte ich solche Erfahrungen mit fertig gekauftem Schellack.

Ich arbeite seit 50+ Jahren mit Schellack, und setze mir diesen selbst an. Den Schellack bezog ich frueher in D, von der Fa. Deffner & Johann, als Alkohol verwende ich hier wasserfreien Spiritus. Es kommt vor, dass mir der Schellack in der Flasche eindickt, nach verduennen mit Sprit ist dieser wieder verwendbar.

Bei selbst angesetztem Schellack, ohne irgendwelche Zusaetze, ausser natuerlichem im Schellack enthaltenem Wachs, oder wachsfreien Sorten, hatte ich nie ein Trockenproblem.

Egal wie weh es dir tut, entsorge diesen "KLeber", es ist nicht Wert an Symptomen herumzukurieren.

Als Gedankenanstoss.

mfg

Ottmar

PS: Ich schuette alle bei div. Arbeiten uebrig gebliebenen Schellackreste in eine Flasche und benutze diese "Spezialmischung" als Versiegelung und anderen Projekten bei welchen die Mischung keine Rolle spielt. Ich mache eine Probe in dem ich die Klebefestigkeit (Gefuehl) zwischen Daumen und Zeigefinger teste. Ich stelle die Mischung so ein, dass sie noch klebt. Noch nie irgendwelche Schwierigkeiten festgestellt.

In der Literatur wird ueber das "Nichttrocknen" geschrieben, nichts genaues, ich vermute dass der Schreiber selbst nicht viel (wenn ueberhaupt) praktische Erfahrungen hat.



reinhold
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Re: Schellack wird nicht richtig hart

Beitrag von reinhold »


hallo,
vor allem in der englischsprachigen Literatur wird immer wieder darauf hingewiesen, dass angesetzter Schellack in der Flasche altert und dann nicht mehr richtig abbindet.
Verbunden mit dem Hinweis, Schellack nur in kleinen Portionen zu kaufen, anzurühren und schnell zu verbrauchen.
Es ist also ein bekanntes Phänomen, vermutlich eine Art Alterungsprozess. Nach meinen Erfahrungen hält sich trocken und kühl gelagerter Schellack in Blätter- oder Pulverform jahrelang.

Gruss
reinhold



Ulrich Leimer
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Re: Schellack wird nicht richtig hart

Beitrag von Ulrich Leimer »


Danke erstmal für die guten Hinweise!
Und ich war dabei, die restlichen blättervorräte nach und nach anzusetzen und durch den filzhut zu kippen. das werd ich dann wohl jäh stoppen müssen.
ist schon irre, obwohl das zeug kühl, dunkel und trocken (also in alkohol) in der flasche steht . . .mal sehen, wie es sich mit dem ballen wischen lässt. ansonsten mach ich schellackplatten draus ;-)



Edi Kottmair
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Re: Schellack wird nicht richtig hart

Beitrag von Edi Kottmair »


Hallo Ulrich,

filtrierst du wirklich durch einen Filzhut oder ist das ein Scherz? Falls kein Scherz, ist das auch eine mögliche Fehlerquelle. Wird der Hut immer gut ausgewaschen? Wer trägt ihn??? :-) usw.

Viele Grüße von
Edi



Ulrich Leimer
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Re: Schellack wird nicht richtig hart

Beitrag von Ulrich Leimer »


hallo edi, bitte nicht mutmaßen. generationen von polierern haben ihren schellack durch diesen filzhut geklärt. dabei filtriert man selbst kleinste unreinheiten.
(und ich denke, man würde sich wundern, wieviel selbst bei entwachstem schellack noch an rückständen übrigbleibt!)
der angesetzte, aufgelöste lack wird da reingegossen, mit alk verdünnt und läuft dann in ca. 14 tagen nach unten in ein auffanggefäß/steinzeugtopf. oben bleibt später nur noch ein sud aus rückständen, die ich mit einem löffel abkratze/ abtrage. das ist dann was für die schubkasteninnenseiten oder so. nun kommt die nächste ladung usw. dadurch, daß immer wieder lack und sprit das system passiert, halte ich hier die auswirkungen auf das gemisch für am geringsten. bis jetzt . . .



Edi Kottmair
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Re: Schellack wird nicht richtig hart

Beitrag von Edi Kottmair »


Hallo Ulrich,

immerhin ist die Lösung dann offensichtlich 14 Tage der Luft ausgesetzt. Ich würde mich nicht wundern, wenn da etwas durch Oxidation passiert. Schließlich enthält Schellack reaktive Gruppen. Du wunderst dich über die Rückstände. Prinzipiell können die auch erst während der Filtration entstehen. Ich würde die Filtrationsmethode überdenken. Im Wiki steht etwas von Wollsocken... Vielleicht kennt jemand noch eine schnellere Methode.

Viele Grüße von
Edi



Ottmar
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Schellack wird nicht richtig hart Filtern

Beitrag von Ottmar »


Hallo Ulrich & Forumsfreunde,

ich schliesse mich den Anmerkungen von Edi an. Mir kam die Filtermethode etwas ungewoehnlich vor, doch wenn du damit Erfolg hast warum nicht. Ich vermute, dass diese Art von Filterung aus der Zeit herruehrt, als der Schellack rein handwerklich erzeugt wurde, bei den heute auf dem Markt angebotenen Sorten (Ausnahme button lac hier in den USA)sind die meisten Verunreinigungen im Herstellungs/Aufbereitungsprozess beseitigt worden. Ich filtere meinen Schellack durch ein Messingsieb, welches ich mir vor x Jahren aus Meterware fuer Vergaserfilter fertigte. Ich finde immer wieder einige Kruemel, doch keinen Rest. Die Filtrierzeit liegt bei ca 20 Sekunden von 100gr/l.

Die von Edi eingebrachten Argumente finde ich von meinen eigenen Erfahrungen bestaetigt. Ich verwende in Wasser als auch in Alkohol gesloesten Schellack und hatte mit selbst angesetztem Schellack und meiner Filtermethode nie Trockenschwierigkeiten, bei verschiedenen Schellacksorten in der Menge von ca 50 kg insgesamt in meiner Berufslaufbahn.

Als Gedankenanstoss.

mfg

Ottmar

PS: Hier wird Schellack in Knopfform (Button lac)angeboten, welcher alles enthaelt einschliesslich der Huellen der Laccalaus, es gibt hier Puristen, welche jede ander Form ablehnen und diesen Lack fuer Restaurierungen und neu gefertigte Kopien unbedingt vorschreiben.



Ulrich Leimer
Beiträge: 473
Registriert: Fr 11. Jan 2019, 10:43

Re: Schellack wird nicht richtig hart Filtern

Beitrag von Ulrich Leimer »


hallo an die runde, und danke für die hinweise. man wird eben alt wie ein gaul und lernt immer noch dazu. das mit dem filzhut/steinguttopf möchte ich nicht missen. das machen wohl einige polierer so... aber das mit den oxi...dingsda, kann schon sein. der lack trocknet ja auch weg, wird aber eben an der oberfläche nicht so knochentrocken, dass er sich gut mit stahlwolle abreiben lassen würde, bei den säulen, die ich gerade in der mache habe.
und nix für ungut wegen dem ton...ich werde mich bessern. man ist eben nie schlauer als alle zusammen :-)
p.s. hatte sonst mit dem gemisch auch nie probleme. warscheinlich ist bei dieser mischung die grundsubstanz irgendwie faul. nochmal zu dem: heute eigentlich rückstandsfrei - wenn ich die flaschen schellack von clou ansehe und mal schüttel . . . da graut es einen doch. schellack vor dem polieren sollte doch eigentlich aussehen wie guter alter weinbrand, man kann durchsehen, er ist klar und gleichmäßig gefärbt ohne rückstände - also engmaschiger als mein filzhut geht wohl kaum . . .
beste grüße - auch nach ganz weit weg!



Jürgen zur Horst

Re: Schellack wird nicht richtig hart Filtern

Beitrag von Jürgen zur Horst »


Hallo Ulrich,

wenn Du den Schellack mit reinem Alkohol ansetzt und dann 14 Tage in einem Filzhut stehen lässt, ist der Alkohol doch vollkommen verdunstet. Wenn ich meine Flasche nicht gleich wieder schließe, kann ich fast zusehen wie sich der Alkohol verflüchtigt.

Tschüß Jürgen


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