3 Eichen Falzhobel

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Michael Formanek
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3 Eichen Falzhobel

Beitrag von Michael Formanek »


Hallo!
Das ist meine erster Beitrag und ich muss gestehen, dass ich nicht das ganze Forum durchsucht hab, ob das Thema schonmal behandelt wurde. Also schonmal sorry falls es eine Wiederholung sein sollte.

Also jetzt zu meiner Frage:

Ich hab einen Falzhobel erstanden, für 1€. Der Vor-Besitzer hat das Teil ziehmlich arg Zweckentfremdet und dürfte damit entweder eine Tapete abgekratz oder eine Nut in eine Wand gehobelt haben. Ist eigentlich auch egal, die Sohle ist auf jeden Fall hinüber und an einer Ecke ausgebrochen. Jetzt hab ich mir überlegt, dem Hobel einfach einen neue Sohle zu spendieren. Die Frage ist nur, ob es ausreicht und hält, diese plan auf die zugerichtete Unterseite des Hobels zu leimen (normal ist die Sohle ja gezackt oder gewellt mit dem Hobelkörper verbunden). Ist das jetzt nur aus optischen Gründen oder für die Haltbarkeit unumgänglich?



Marc Waldbillig
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Re: 3 Eichen Falzhobel

Beitrag von Marc Waldbillig »


Hallo Michael,

Willkommen im Forum! Das ist üblich so eine neue Sohle aufzuleimen. Nimm das härteste Holz, das du kriegen kannst. Die Wölbung der Jahresringe sollte nach unten zeigen. Birnbaum wäre, glaube ich eine gute Wahl, muss aber nicht sein.

Diese wellenförmige oder eckige Fräsung sieht man bei Fabrik hergestellten Hobeln. Die Schreiner früher haben Sohlen auch normal aufgeleimt. Schau dir Andreas' Raubank an, er hat die Sohle auch geleimt.

Gruß und viel Spaß,

Marc

PS: Das Schwierigste wird wohl das Herrichten des Eisens werden.



Ulrich Lanz
Beiträge: 613
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: 3 Eichen Falzhobel

Beitrag von Ulrich Lanz »


Hallo Michael,

willkommen im Forum - schön, dass es immer weitere Kreise zieht. Ich habe leider kaum Ahnung vom Holzhobelbau, aber eines ist mir doch aufgefallen: Die von dir angesprochene wellenförmige Verleimung habe ich bis jetzt nur bei Hobeln mit aufgeleimter Pockholzsohle gesehen. Pockholz ist aber nicht nur ein extrem hartes Holz, sondern es wurde oder wird meines Wissens im Holzhobelbau auch wegen seiner selbstschmierenden Eigenschaften eingesetzt. David Charlesworth, englischer Schreiner und Autor mehrer Bücher und Lehrvideos, verwendet deshalb bei seiner Bandsäge (die keine APA-Drei-Rollen-Führung hat) wegen eben dieser Eigenschaften Führungsklötze aus Pockholz (Lignum vitae) und lobt die außerordentlich. Die Fette oder Öle im Holz, die die selbstschmierende Eigenschaft begründen, dürften aber einer stabilen Verleimung nicht gerade zuträglich sein. Natürlich gibt es auch da Hilfsmittel - z.B. entfetten der zu verleimenden Fläche mit Aceton o.ä. -, aber ich könnte mir vorstellen, dass die wellenförmige Zurichtung der Verleimflächen auch noch zusätzliche Stabilität bringen und die mechanische Belastung der Leimfläche durch Zug- und Scherkräfte reduzieren soll. Bei Hölzern die nicht so einen hohen Fettgehalt aufweisen, sehr ich keinen Sinn für so eine wellenförmige Zurichtung.

Viele Grüße

Uli



Edi Kottmair
Beiträge: 1054
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Re: 3 Eichen Falzhobel

Beitrag von Edi Kottmair »


Hallo Ulrich,

wenn Du mal auf die Ulmia-Seite www.ulmia.de gehst, siehst Du, dass Ulmia die meisten Hobelsohlen wellenförmig verleimt, auch bei Weißbuche. ECE www.ecemmerich.de bevorzugt dagegen eine "eckige" Verleimung. Alles wieder Geschmackssache.

Viele Grüße von
Edi



Harald Mittermann

Re: 3 Eichen Falzhobel

Beitrag von Harald Mittermann »

[In Antwort auf #109737]
Hallo Michael,
Auch viele der Johann Weiss Sohn Hobel haben diese wellenförmige Verleimung; selbst oder gerade Rauhbänke.
Ich bin beim gelegentlichen Renovieren auch auf das Problem des Aufdoppelns der Hobelsohle gestoßen. Nach meiner Erfahrung ist es bei wirklich stark misshandelten Hobeln am einfachsten, sie mehrmals über die Abrichte zu schieben (am besten ohne Messer!) und vorher eine Marke anzubringen, an der man messen kann, wieviel genau abgenommen wurde und also aufzudoppeln ist. Die paar Verleimungen, die ich gemacht habe (mit wasserfestem PVA) haben klaglos gehalten. Als Material hab ich Weissbuche verwendet; die ist bei mir leicht zu bekommen.
Eher knifflig hab ich gefunden, dann das Maul sauber hinzukriegen.
In manchen Fällen ist es aber gar nicht notwendig, die ganze Sohle zu erneuern. Tischler haben früher oft nur ein Stück vorm Maul neu eingesetzt - eine hübsche Intarsienarbeit!
Am Wichtigsten ist wahrscheinlich, dann die Sohle plan hinzubekommen. Dazu gibt es aber genügent Anleitungen.
Gutes Gelingen
Harald


Michael Formanek
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Re: 3 Eichen Falzhobel

Beitrag von Michael Formanek »

[In Antwort auf #109739]
Danke für die rasche und vor allem sehr hilfreiche Antwort.

Ich hatte mir eigentlich eh auch gedacht, dass die Leimung auch so halten müsste, aber nachfragen ist immer gut. Werd mal schaun was ich so an Holzresten auftreiben kann, aber da wird sich schon was finden.

Der Zustand des Messers ist erstaunlicher Weise nicht so schlimm. Das sollte ich recht flott wieder brauchbar geschliffen haben.



Michael Formanek
Beiträge: 341
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Re: 3 Eichen Falzhobel

Beitrag von Michael Formanek »


Hallo!
Ich hab meine Sohle bereits auf ganzer länge soweit abgehobelt, dass ich wieder eine saubere ausbruchfreie Fläche habe, also wird es nichtsmehr mit der Intarsie (vielleicht das nächste Mal).
Meine Frage wäre jetzt nurnoch welches Holz wohl am besten wäre. Der Hobel ist aus Weißbuche. Birne wurde mir schon als Sohlenholz vorgeschlagen, bekomm ich aber leider nicht so leicht. Mir würde aus rein optischen Gründen ein Holz gefallen, das sich markant von Weißbuche unterscheidet.

Nur eine Frage am Rande: Japanische Hobel sind aus Eiche. Mir ist bis jetzt kein "europäischer" Hobel mit Eichensohle bekannt. Gibt es dafür einen bestimmten Grund?

mfG Michael


Wolfgang Jordan
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Re: 3 Eichen Falzhobel

Beitrag von Wolfgang Jordan »


Hallo Michael,

ich glaube, daß die Hobelbauer immer das bestmögliche und zu vernünftigem Preis am Ort erhältliche Holz benutzt haben. In Deutschland war das früher Weißbuche. Als die immer schwieriger zu bekommen war, ist man auf Rotbuche umgestiegen und hat nur noch die Sohlen aus Weißbuche gemacht. In Frankreich z. B. wurden zum Hobelbau Speierling (cormier) oder Steineiche (chêne-vert) benutzt. Die Firma Esslinger & Abt bot in einem Katalog von 1936 Hobel mit Sohlen aus Steineiche an. Die Eigenschaften sollen ähnlich wie Pockholz sein.

Gruß, Wolfgang



Harald Mittermann

Re: 3 Eichen Falzhobel

Beitrag von Harald Mittermann »


Hallo Michael,
Wenn du die Sohle farblich absetzen möchtest (sieht sicher gut aus), könntest du Eiche nehmen und die eventuell vorher mit Ammoniak räuchern. Das macht Eiche sehr dunkel, fast schwarz. Was Ammoniak mit Weißbuche anrichtet weiß ich nicht; wird aber nicht viel sein, weil Weißbuche wenig Gerbsäure enthält. Also ginge auch nachträglich (d.h. nach dem Planschleifen der Sohle) räuchern.
Andere, eher hochgestochene Möglichkeit: Cocobolo. Sehr hart, wird von den Freaks der oberen Klassen als Hobelsohle verwendet. Wenn du Glück hast findest du ein Abfallstück bei einem Parkettleger. 4 mm Holzstärke sollten ja genügen.
Wie man Cocobolo verleimt hab ich keine Ahnung; ich würde es zur Sicherheit mit Epoxy kleben.
Gutes Gelingen
Harald


Marc Waldbillig
Beiträge: 1247
Registriert: So 6. Okt 2013, 21:41

Re: Eiche räuchern

Beitrag von Marc Waldbillig »


Hallo Harald,

Könntest du mal genauer beschreiben, wie man mit Ammoniak räuchert? Das klingt sehr interessant.

Gruß, Marc


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