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Hallo liebe Holzwerker,

nachdem ich schon mehrere Monate stiller Mitleser bin, möchte ich mich kurz vorstellen und auch gleich eine erste Frage stellen:
Ich bin Maschinenbauer, aber seit einiger Zeit fasziniert vom Holzwerken. In Ermangelung einer vernünftigen Werkstatt, schlage ich mich mit einem kleinen Wolfcraft Tisch und ein paar Zwingen herum.
Mittlerweile gehört zu meinem "Maschinenpark" eine Bosch Oberfräse, ein selbstgebauter Frästisch, eine selbstgebaute Zinkenfräsvorrichtung, eine Japansäge, Stechbeitel, Exzenterschleifer und Kleinzeugs.
Ein paar Hobel stehen auf meiner Liste....ohne stabile Werkbank stelle ich mir das Hobeln allerdings schwierig vor..was meint ihr?

So nun zur eigentlichen Frage:
Ich besitze seit ca. 4 Jahren einen günstigen Esstisch aus Palisander (Sheesam??). Er hat nun doch einige Gebrauchsspuren (Kratzer, speckig) und ich überlege, ob ich den Tisch etwas auffrischen kann.
Meine Ideen stehen bei "einfach mit Holzöl drüber" und "komplett abschleifen und ölen mit Hartöl".

Ausserdem hat der Tisch Risse bekommen, ich vermute durch zu nasses Abwischen und/oder eher schlechte Qualität der Verleimung.
An den Leimfugen hat der Tisch auch einige komische optische Ausfransungen. Wisst ihr woher soetwas kommt?

Mich würde vor allem interessieren, ob ich beim Abschleifen den urspünglichen "Look" wieder hinbekomme.
Ich würde gerne auch ein matt-glänzendes Finish mit einem gewissen Tiefeneindruck hinbekommen.
Momentan besitze ich nur Clou Holzöl, welches bisher ganz brauchbar ist, aber lange riecht und stark anfeuert. Noch dunkler möchte ich den Tisch aber nicht.

Über eure Tipps würde ich mich freuen.

Grüße
Eckhard

Hallo Eckhard,

die alte obere Ölschicht und kleine Kratzer bekommst Du am besten mit der Ziehklinge weg. Ich habe
einen Tisch aus Buche, da habe ich einige Jahre lang meine Erfahrungen sammeln können. Schleifen,
wenn der Tisch geölt ist, funktioniert nicht, da sich das Schleifmittel sofort zusetzt.

Also abends einfach mal 20 Minuten Zeit nehmen und die Ziehklinge verwenden. Du solltest Dich natürlich
mit dem Schärfen erst mal auseinandersetzen, das Forum hat da viele gute Artikel oder guck ich Friedrichs
Schärfanleitung.

Wenn Du dann den Tisch soweit hast, kannst Du ihn sofort wieder einölen, wenn die Oberfläche dann
gut genug ist. Ich würde hier Danish Oil nehmen (gibt's bei Dieter im Shop) , der Tisch ist am nächsten Morgen
auch gleich wieder einsatzbereit, stinkt auch nicht so sehr.

Wenn die Oberfläche noch nicht gut genug ist, dann geh mit einem Exzenterschleifer hinterher und öle dann.

Gruß
Dirk

Hallo Eckhart

Dein Tisch gefällt mir sehr gut, er ist es wert, wieder in einen guten Zustand gebracht zu werden, Dirk's Vorschlag, mit Ziehklinge es zu versuchen, würde ich auch unterstützen, allerdings mit Abranet würde es auch gehen, diese Gitter-Schleifmittel setzen sich nicht so leicht zu, ich würde soweit schleifen, bis alle bisherige Behandlungs-Reste entfernt sind, die Risse würde ich an Deiner Stelle säubern, eine nicht einfache Sache die Rissbreite sollte dabei nicht vergrößert werden, den gereinigten Riss mit passender Holzpaste von Clou füllen, Du könntest eventuell Holzpasten mischen, da am Tisch es erhebliche Farbunterschiede gibt, so dass der Riss nicht hervorgehoben wird.
Und dann wieder ölen, wobei Du dann ständig aufpassen musst, wann der Zeitpunkt gekommen ist, die Ölung zu wiederholen, ich denke, bei einem so schönen Tisch wäre es schade, nur um die Oberfläche zu schonen, ihn bei Nutzung mit einem Tischtuch zu schützen, so ist es normal, dass Verschmutzungen mit Reinigungsmittel entfernt werden müssen und da hat halt Öl seine Schwächen, das kann man bei Deinen Bildern erkennen, das Holz ist an etlichen Stellen total "ausgehungert"..

Gruß Franz

Danke für eure Tipps und schön, dass euch der Tisch gefällt. Er war wirklich ziemlich günstig....aber ich mag ihn dennoch (oder gerade deshalb?) sehr.

Das mit der Ziehklinge hört sich gut an. Ich nehme mal an, das macht nicht soviel Dreck, sodass ich den Tisch nicht in den Keller schleppen muss.

Welche Dicke sollte die Ziehklinge haben? Gibts da Qualitätsunterschiede, oder tuts die aus dem Baumarkt?
Sollte ich den Umgang mit der Ziehklinge an einem Reststück üben, oder geht das eher intuitiv ohne was kaputt zu machen?
Kann ich für das Schärfen eine Standardfeile nehmen? In der Anleitung steht was von speziellem Ziehklingenstahl.....sieht für mich etwas aus wie ein Wetzstahl?!
Ich besitze Feilen, Wassersteine, und Wetzstahl.

Danke euch schon mal!
Ich werde vom Endergebnis berichten!

Hallo,

Ein Wetzstahl ist nicht geeignet. Ich habe zu diesem Zweck den Schaft eines Bohrers in einem Feilengriff gesetzt. Es ist alles geeignet, was rund ist (ich denke um 10mm Durchmesser) und gehärtet. Die Oberfläche sollte glatt sein, damit der Grat möglichst poliert wird. Die rauhe Oberfläche eines Wetzstahls würde schneiden.

Jürgen

Hallo Eckhard

Ziehklingen sind sicherlich ein sehr nützliches Werkzeug, viel hängt aber auch damit zusammen wie man sie herrichtet, ein Link zeigt einige Bilder, wie ich mit dem Werkzeug umgehe.

http://www.woodworking.de/cgi-bin/holzbearbeitungsmaschinen/webbbs_config.pl/md/read/id/102174/sbj/es-wird-herbst-ziehklingen-herrichten/

Franz

[In Antwort auf #80549]
Hallo Ecko,

der Tisch kann in der Küche bleiben, das macht nicht viel Dreck. Zumindest, wenn
Du bei der Ziehklinge bleibst. Ansonsten schau Dir mal Friedrichs Schärfanleitung
an, da steht alles drin.

http://www.woodworking.de/schaerfprojekt/schaerf2/index.html

Bestell Dir Dir einfach einen Ziehklingensatz bei Dieter, dazu noch einen Ziehklingenstahl,
da tut es aber auch ein blankes Ende eines Bohrers o.ä. Dann noch einen japanischen
Wasserstein zum schärfen, ein 1000er geht hier ganz gut. Und dann einfach mal loslegen
und an einem Hartholzbrett üben, es sollen Späne am Ende herauskommen, nicht nur
Staub.

Gruß
Dirk

[In Antwort auf #80542]
Vielen Dank für eure zahlreichen Tipps.
Die Ziehklinge ist bestellt, das Herrichten krieg ich hin. Die Anleitung ist wirklich klasse!
Ich habe mich jetzt mal nach Holzsspachtel umgesehen, so wirklich überzeugt war ich nicht.

Allerdings habe ich eine interessante Info gefunden:
Das Einschleifen des Holzöls mit sehr feinem Nassschleifpapier. Dadurch sollen sich scheinbar Poren und Risse mit einer Mischung aus Schleifstaub und Öl füllen.
Was haltet ihr davon?

Oder verschlechtert das eher eine mit der Ziehklinge bearbeitete Oberfläche?

[In Antwort auf #80542]
Soooo.....wie versprochen, kommt hier meine Rückmeldung.
Ich habe mir eine Ziehklinge + Stahl besorgt. Der Herrichten ging zunächst recht einfach. Dachte ich, bis ich die Ziehklinge ausprobierte.
Schöne Späne kamen dabei raus, jedoch war die Standzeit erschreckend gering. Ich habe im Verlauf des Projekts sicher 5mal neu geschärft. Wahrscheinlich habe ich etwas falsch gemacht.

Einer sprach von 20min.... :-) bei mir hat die Ziehklingenaktion (netto, ohne Schärfen) sicher eine Stunde gedauert.

Zum Ölen habe ich Osmo Top Oil verwendet. Ich dachte, ölen wie immer, Überstand abnehmen, fertig...Von Wegen. Ganz dünn einpolieren mit einem Ballen. Das drei mal, nach je einer Nacht Trocknungszeit.
Ich bin insgesamt dennoch sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Etwas Übung schadet allerdings wirklich nicht.

Und jetzt ein paar Bilder des Ergebnisses




Nach dem Abziehen

Erste Ölung

Nach der dritten Ölen, bei Sonnenschein ;-)

Hallo Ecko,

nö, Ziehlingen sind aus recht weichem Stahl, da mus man häufiger nacharbeiten. Ich habe immer gleicht ein paar im Einsatz.
(Und für grobe Arbeiten fertige ich den Grat mit der Schlagschere.)

Toll ist deine Arbeit geworden!

Liebe Grüße
Pedder