Herrichten eines Hobels *LINK* *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Rouven98
Beiträge: 2
Registriert: Sa 10. Feb 2018, 19:18

Herrichten eines Hobels *LINK* *MIT BILD*

Beitrag von Rouven98 »


Hallo,
Ich bin vor kurzem auf dieses Forum gestoßen und erbitte nun euren Rat.
Ich interessiere mich schon seit langem für Holzwerken und das wieder herrichten von altem Werkzeug. Bisher habe Äxte und Beile die ich fand wieder flott gemacht, was mir viel Spaß machte. Aus gegebenem Anlass erstand ich vor kurzer Zeit ein paar alte Werkzeuge, unter anderem einen Hobel, welchen ihr in dem unten stehenden Link sehen könnt.
Ich würde gerne wissen ob es sich um eine Schlicht oder Schrupphobel handelt. Ich weiß zwar, dass dies von dem Winkel des Hobeleisens abhängig ist, aber leider kam ich zu keinem Schluss welcher Kategorie mein Hobel angehört. Könnt ihr mir da helfen?

Zweitens ist das Hobelmaul schon ziemlich groß, wie ihr auf dem Foto sehen könnt. In einem anderen Artikel des Forums fand ich bereits heraus, wie man das Hobelmaul wieder verkleinert:

http://www.woodworking.de/cgi-bin/forum/webbbs_config.pl/md/read/id/50167/sbj/abgebrochener-griff-und-zu-grosses-hobelmaul/

Nun würde ich gerne wissen, welche Hölzer sich für diese Verkleinerung eignen. Kann ich prinzipiell jedes Hartholz nehmen?
Danke für eure Antworten schon mal im Voraus.
MfG Rouven

Wolfgang Kueter
Beiträge: 532
Registriert: Mi 26. Jul 2017, 12:16

Re: Herrichten eines Hobels

Beitrag von Wolfgang Kueter »


Hallo,

Kurzübersicht über klassische Bankhobel aus Holz:

Schrupphobel haben ein deutlich konvexes Eisen, das normalwerweise 33 mm breit ist.
Schlichthobel haben ein gerades Eisen, das normalerweise 48 mm breit ist. Sie haben keinen Spanbrecher, Bettungswinkel normalweise 45 Grad
Doppelhohobel haben ein gerades Eisen, das normalerweise 48 mm breit ist. Sie haben einen Spanbrecher, Bettungswinkel normalweise 45 Grad
Putzhobel haben ein gerades oder ganz gering konvexes Eisen, das normalerweise 48 mm breit ist. Sie haben einen Spanbrecher, Bettungswinkel normalweise 49 Grad

Und ganz ehrlich, der Hobel auf dem Bild taugt nur noch als Dekostück, auf nahezu jedem Flohmarkt findest Du für kleines Geld bessere Hobel.

Grüße
Wolfgang

reinhold
Beiträge: 1793
Registriert: Do 17. Sep 2020, 16:38

Re: Herrichten eines Hobels

Beitrag von reinhold »


hallo Rouven,

Wolfgang hat natürlich recht. Der Hobel taugt bestenfalls als Deko-Stück, auf deutsch: Staubfänger.

Ich möchte dich trotzdem ermutigen, ihn herzurichten. Du kannst da einige Arbeitsschritte üben, es gibt da genug zu tun. Ich vermute. dass es sich um einen Schlichthobel handelt. Also die Schneide ganz wenig bogenförmig schleifen. Das Hobelmaul etwas schliessen. Da gibt es einen einfachen Trick : in die Bettung des Eisens einen oder zwei Streifen Furnier einlegen . Braucht nicht mal verleimt zu werden, ist also reversibel. Ich fixiere so etwas mit einem Klebestift.
Die Ausbrüche hinter dem Eisen deuten darauf hin, dass die Sohle ziemlich rigoros überarbeitet werden muss. Ich nehme an, dass du keinen Schabhobel hast, aber du kannst dich mit einem alten Hobeleisen als Schaber behelfen. Nimm eine polierte Granitfliese oder ein Stück einer Stein-Fensterbank und schmier sie mit schwarzer Schuhcreme ein. Da stellst du den Hobel drauf (Eisen drin lassen, aber etwas zurückziehen) und schiebst ihn einen Zentimeter oder zwei nach vorn. Auf der Hobelsohle sind dann die Hochpunkte deutlich markiert. Abschaben und wiederholen ad infinitum.....

Falls du das Hobelmaul mit einem Einsatzstück verkleinern willst (diese Arbeit lohnt hier nur als Übungsstück) , dann solltest du dies erledigen, bevor du die Sohle abrichtest. Nimm abgelagertes knochentrockenes Holz. Hainbuche (Weissbuche) ist gut. Achte darauf, dass die Maserung in Richtung des Hobelmauls ein wenig ansteigt, dann ist die Haltbarkeit besser.

Falls die Aktion schiefgeht - mach dir nichts draus. Du hast was gelernt, das allein zählt.

viel Spass beim Lernen!
reinhold



Rouven98
Beiträge: 2
Registriert: Sa 10. Feb 2018, 19:18

Re: Herrichten eines Hobels

Beitrag von Rouven98 »


Vielen Danke für eure Antworten. Ich habe mir schon so etwas gedacht, dass der Hobel nicht mehr zu viel taugt. Aber ich werde mich mal dran versuchen und gucken ob ich ihm vielleicht noch etwas abgewinnen kann und wenn es nur als Übungsstück ist.
Liebe Grüße Rouven!

Wolfgang Jordan
Beiträge: 1348
Registriert: So 5. Jan 2014, 20:47
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Re: Herrichten eines Hobels

Beitrag von Wolfgang Jordan »

[In Antwort auf #149230]
Hallo Rouven,

herzlich willkommen im Forum!

Der Hobel hat ein Doppeleisen, also ein Hobeleisen mit Spanbrecher. Demnach kann es weder ein Schrupphobel noch ein Schlichthobel sein. Bleibt, bei diesem weiten Hobelmaul, eigentlich nur der Doppelhobel übrig.

Ich würde mir die Aktion mit der Sohle und dem Hobelmaul sparen. Ein enges Hobelmaul wird sowieso überschätzt und ist bei einem Doppelhobel auch nicht sinnvoll. Fang lieber mit dem Eisen an. Die ultimative Schärfanleitung von Friedrich findest du auf dieser Seite:
http://www.woodworking.de/schaerfprojekt/index.html

Viel Erfolg!

Gruß, Wolfgang

Wolfgang Kueter
Beiträge: 532
Registriert: Mi 26. Jul 2017, 12:16

Re: Herrichten eines Hobels

Beitrag von Wolfgang Kueter »


Hallo,

Aber ich werde mich mal dran versuchen und gucken ob ich ihm vielleicht noch etwas abgewinnen kann und wenn es nur als Übungsstück ist.


Na ja, das Eisen ist vielleicht noch brauchbar, um das beurteilen zu können, muss man es aber mal von allen Seiten in ausgebautem Zustand genau angucken. Man kann solche Eisen auch umarbeiten, es bspw. etwas schmaler machen und sich einen hübschen, kleinen Blockhobel um das überarbeitete Eisen bauen. Der Hobelkörper ist bestenfalls Deko, schlechtestenfalls Brennholz.

Grüße
Wolfgang



Horst Entenmann
Beiträge: 1154
Registriert: So 30. Mär 2014, 20:58

Re: Herrichten eines Hobels

Beitrag von Horst Entenmann »


Hallo Rouven,

So schlimm sieht der Hobel für mich jetzt nicht aus. Klar daß das ein einfacher Hobel ist und nie ein teures Luxusmodell war oder wird.

Ich unterstütze was Wolfgang Jordan geschrieben hat ausdrücklich.
Erst einmal würde ich mit einem Stahllineal prüfen ob die Sohle einigermaßen eben ist (Die Enden sind nicht so wichtig).
Gegebenenfalls kann man die Sohle auf einem groben Schleifpapier abrichten, mehr wird es wahrscheinlich nicht brauchen.

Das Hobelmaul muß man nicht unbedingt enger machen bei einem Eisen mit Spanbrecher. Im Gegenteil kann das noch ein Problem werden falls du dir ein dickeres Eisen kaufst.
Falls du es dennoch machen möchtest kannst du Hartholz nehmen für das Einsatzstück oder auch eine Messingplatte zum Beispiel.

Gruß Horst


Ernst Spangenberger
Beiträge: 276
Registriert: Mi 29. Mär 2017, 14:44
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Re: Herrichten eines Hobels

Beitrag von Ernst Spangenberger »


Ich finde auch, dass der Hobel gar nicht so schlimm aussieht. Solange der Wurm da nicht massiv drin ist, kann man den noch benutzen nach Überarbeitung. Es ist halt ein älteres oder einfacheres Modell ohne hintere Handauflage, aber immerhin mit einem Doppeleisen.
Ich würde die Sohle abrichten, eventuell 2-3 Lagen Furnier auf die Messerablage kleben (wie schon gesagt) und v.a. das Messer schärfen.

Wie schon gesagt, ein zu enges Hobelmaul kann bei einem Doppeleisen den Spanfluss behindern.
Ich bin schon seit geraumer Zeit immer mal wieder dabei, meine für wenig Geld in der Bucht erworbenen Hobel sowie die Erbstücke vom Vater wieder flott zu machen. Insbesondere bei den Profilhobeln ergibt sich öfter das Problem, dass die Auslassöffnung für den Span zu klein ist, so dass sich dort die Späne stauen wie eine Ziehharmonika. Deshalb habe ich die Vorderseite des Auslasses über dem Hobelmaul mit dem Stechbeitel etwas gerundet vergrößert, jetzt läuft es mit dem Spanfluss.

Also nicht entmutigen lassen, wenn es nichts wird, kann man den Hobel immer noch der energetischen Verwertung zuführen.

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