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Alte Stanleys: brauchbar?
Verfasst: Mi 15. Sep 2004, 09:43
von Philipp
Liebe Gemeinde,
nun sind sie also da: meine ersten Eisenhobel. Im Weltnetz konnte ich einen Stanley #4 und einen # 5 1/2 erwerben, hoffentlich zu einem fairen Preis (hab da keine große Ahnung). Beide Hobel sind älteren Semesters, aber noch in einem recht guten Zustand, wie ich als Ahnungsloser finde.
Leider haben sie kein verstellbares Hobelmaul und die Eisen sind ziemlich dünn.
Nun bleibt die Frage, wie ich die beiden guten Stücke wieder aufmöbeln kann. Welche Maßnahmen würdet Ihr ergreifen? Profi-laktisch gleich mal neue Superhobeleisen (Hock & Co.) kaufen, oder erst mal mit den alten herumexperimentieren? Ist ein solcher Eisenhobel ohne Mauleinstellung in unserem Anspruchsdenken überhaupt vernünftig einsetzbar?
Ihr seht, daß ich bislang nur mit Holzhobeln gearbeitet habe und von den ehernen (hach, wie theatralisch!) nur eine geringe Vorstellung habe.
Danke für eure Tips und viele Grüße
Philipp
P.S: Mit im Paket war eine Symbiose aus Kurzrauhbank und Simshobel: Holz, ca. 40 cm lang, breites, schräggestelltes Hobeleisen, das mit einer Kante des Hobels über eine Aussparung direkt abschließt. Dieses Gerät sieht besonders interessant aus und ich freu mich schon aufs Wiederherrichten.
Re: Alte Stanleys: brauchbar?
Verfasst: Mi 15. Sep 2004, 10:54
von Wolfgang Jordan
Hallo Philipp,
erstmal herzlichen Glückwunsch zu deinen neuen alten Hobeln. Wenn du Genaueres über das Alter deiner Hobel wissen willst, dann frag noch mal und/oder gib Details. Hier ist schon mal eine Informationsseite fürs Erste:
http://www.supertool.com/StanleyBG/stan1.htmAber du willst die Hobel vor allem benutzen, nehme ich an.
Zuerst mal lies diese Anleitung, die Oliver mal für meine Seite geschrieben hat:
http://www.holzwerken.de/techniken/eisenhobel.phtmlVon den dünnen Eisen würde ich mich nicht abschrecken lassen. Ich habe eine alte Siegley-Rauhbank mit einem 2,5 mm dünnen Eisen und bin bisher begeistert von dessen Leistung. Aufrüsten kannst du später immer noch, wenn es nötig werden sollte. Ein verstellbares Hobelmaul ist für feine Putzarbeiten sicher gut. Der #5 1/2 braucht es also sowieso nicht, und auch der #4 wird für die meisten Arbeiten ohne auskommen.
Zum Reinigen und Tunen hier noch zwei Links, leider auf Englisch:
http://www.bamboorodmaking.com/Tutorials/Plane_Tuning/plane_tuning.htmlhttp://www.yesterdaystools.com/tuninga1.htmSieht dein Holzhobel vielleicht so aus:
http://members.brandx.net/websites/bbrode/woodwork/tools_gallery/badger.htmlDas ist ein 'badger plane' (Dachshobel). Das Einsatzgebiet ist mir nicht ganz klar, aber entspricht wohl einem Falzhobel. Oder ist es gar eine Plattbank wie diese:
http://www.holzwerken.de/museum/molding/platt2.phtmlViel Spaß beim Restaurieren und Arbeiten!
Gruß, Wolfgang
Re: Alte Stanleys: benutze sie!
Verfasst: Mi 15. Sep 2004, 11:05
von Christof
Hallo Philipp,
weißt du was, nach einer gründlichen Reinigung und Schärfen der Eisen würde ich die Stanleys einfach mal benutzen. Das ist das allererste Kriterium. Sohlenplanheit, Eisenstärke, plane Spiegelseite etc. sind theoretische Werte, solange der Hobel läuft. Wenn das Ergebnis nicht zufriedenstellend ausfällt, dann würde ich weitersuchen. Auch über die Maulweite mach dir nicht so viele Gedanken. Für die allermeisten Arbeiten spielt die Maulweite keine große Rolle. Nur beim Putzen sieht es anders aus. Trotzdem: Ist es nicht so, daß du den Frossh verstellen kannst und so die Maulweite regulieren kannst?
Als ich mit der Hobelei angefangen habe, habe ich sehr Wert auf alle diese Sachen gelegt. Heute kontrolliere ich meine Holzhobel nur noch sehr selten und verändere sie minimal. Sie laufen halt.
Zu dem Holzhobel, der so recht nach meinem Herzen ist: Das klingt stark nach einem sog. "Badger plane". Der wurde wohl zum Abrichten großer Simse benutzt. Im Verein mit einem Anschlag und einem scharfen Messer sollte der auch als Plattbank gut nutzbar sein. Ich glaube mit dem hast du den besten Fang gemacht.
Viele Grüße, Christof.
Danke Wolfgang!
Verfasst: Mi 15. Sep 2004, 12:09
von Philipp
Hall Wolfgang!
Danke für die Tips und die Links. Mal sehen, in welchen Zustand ich die alten Dinger bekommen werde, wenn ich mir demnächst mal die Zeit zum Aufarbeiten nehmen kann.
Das Holzding ist tatsächlich das, was du in dem Link unter "Badger plane" angegeben hast. Eine interessante Hobelvariante allemal, wie ich finde. Sicherlich als Falzhobel und wegen des schrägen Eisens teilweise als Kurzrauhbank für schwieriges Holz brauchbar.
Wann ist endlich Wochenende?
Viele Grüße
Philipp
Re: Alte Stanleys: benutze sie!
Verfasst: Mi 15. Sep 2004, 16:25
von Philipp
Hallo Christoph,
klar, ich werde sie benutzen. Heute abend, sofern die Zeit erlaubt, werde ich mich mal mit Lumpen, Lösemittel, Ballistol, schöner Musik und 'nem Glas Wein hinsetzen, und die Dinger erst mal putzen. Dann die mackigen Eisen schärfen und die Dinger benutzen und auf die Ergebnisse aufbauend ggf. weitere spezielle Fragen stellen.
Du hast Recht, was den verschiebbaren Frosch angeht, der es erlaubt, das Hobelmaul einzustellen. Wenn ich den Mechanismus richtig verstehe, dann muß ich zum Verschieben des Frosches aber erst das Messer herausnehmen, die beiden Halteschrauben lockern und den Frosch mit der hinteren Einstellschraube lateral bewegen. Die Hobelmaulverstellung geschieht somit auf gut Glück, oder?
Die Idee, den Badger plane als Abplattbank zu nutzen gefällt mir. Werde das mal testen. Sollte dafür dann ein Vorschneider Marke Eigenbau eingesetzt werden, um auch quer zur Faser schneiden zu können. Oder reicht das schräge Eisen aus?
Bin ja so gespannt!
Gruß, Philipp
P.S.: muß mich korrigieren. Der 5 1/2-er ist kein solcher, sondern eine 5 1/4 mit nur 44m breitem Hobeleisen.
Sssssst!
Verfasst: Di 21. Sep 2004, 08:43
von Philipp
[
In Antwort auf #102269]
Hallo Christof und die anderen,
Meine eigene, recht naive Frage hat sich nun teilweise von selbst beantwortet. Die Nr. 5 ¼ habe ich nun gereinigt, poliert und gepflegt, den gebrochenen Griff geklebt und geölt, die fette Scharte im Eisen per Hand herausgeschliffen (ächz!) und das selbige rattenscharf poliert. Ein wenig Schuhwachs auf die Sohle und dann kamen sie raus, hauchdünn, wie von der Ziehklinge, einfach herrlich - ssssst, sssst! Auch auf etwas schwierigerer Maserung (noch) keine Ausrisse, dafür eine superglatte Oberfläche. Ich bin ganz verzückt von diesem alten Teil und hoffe, es begleitet mich noch ein Weilchen. Jetzt wird die Nr. 4 noch aufgemöbelt und vielleicht findet sich auf dem Weltflohmarkt ja irgendwann noch eine billige Nr. 8, wer weiß...
Meine Holzhobel werde ich aber dennoch behalten, sie haben doch auch einen ganz eigenen Flair und liegen mir momentan noch etwas angenehmer in der Hand.
Tunende Grüße
Philipp
Re: Sssssst!
Verfasst: Di 21. Sep 2004, 21:44
von Christof
Hallo Philipp,
herzlichen Glückwunsch, das war's. Alles weitere kommt von selbst.
Viele Grüße, Christof